Nahverkehr

U-Bahn-Linie 8

Wohl kaum eine U-Bahn-Verlängerung war jemals so umstritten wie die U8-Nord. Daß sie derzeit zwischen Paracelsusbad und Wittenau (Nordbahn) im Bau ist, haben die Reinickendorfer nur der Tatsache zu verdanken, daß sich der Berliner CDU/F.D.P,-Senat 1984 über die fachlich begründete Ablehnung des Bundesverkehrsministeriums hinwegsetzte. Der Preis dafür war hoch: die Wiederinbetriebnahme stillgelegter S-Bahn-Linien blieb ebenso auf der Strecke wie die Verlängerung sehr viel wichtigerer U-Bahn-Linien. Und das Verhältnis zwischen Bonner Ministerium und Berliner Senat war nachhaltig belastet, zum Schaden Berlins.

Auch die Verlängerung über Wittenau (Nordbahn) hinaus in das Märkische Viertel hinein schien kaum zu verhindern zu sein. Zwar hatte die IGEB immer wieder deutlich gemacht, daß die Mehrzahl der Bewohner des MV von der U-Bahn-Verlängerung nur wenig oder gar nicht profitieren würden, eine Argumentation, die sowohl vom Planungschef der BVG, Hartmut Schmidt, als auch von den verkehrspolitischen Sprechern der CDU, SPD und AL geteilt wurde (s. u.a. SIGNAL 10/89 ), aber alle Bemühungen schienen nutzlos zu sein. Selbst die Grenzöffnung und Wiedervereinigung schien für die “Betonfraktion“ unter den Politikern aller Parteien kein Argument zu sein, die U8-Verlängerung in Frage zu stellen und über fahrgastfreundlichere und preiswerte Alternativen nachzudenken.

Nun aber scheint es doch noch Tageslicht am Ende des U-Bahn-Tunnels zu geben. Zwar wendet sich der Senat noch immer gegen eine attraktive und schnell zu realisierende Erschließung des Märkischen Viertels per Straßenbahn (s. Notiz unten rechts ), aber auf die U-Bahn-Verlängerung will er offensichtlich nun doch verzichten. Als Verkehrssenator Herwig Haase am 14. Juni seine S- und U-Bahn-Pläne für die nächsten 10 Jahre vorstellte, war die U8-Nord ins MV erstmals nicht mehr dabei. Bleibt zu hoffen, daß die Verkehrsverwaltung diese Position gegen den Widerstand der Berliner U-Bahn-Lobby in der Wirtschaft und in Teilen der Bauverwaltung aufrecht erhalten kann.

IGEB

aus SIGNAL 6/1991 (August 1991), Seite 8

 

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