Nahverkehr

Buslinie 167: Endstation Treptow

Vieles neu - Weniges besser. Unter dieser Überschrift würdigte die IGEB in SIGNAL 2/92 die zum 2.1.92 wirksam gewordenen Veränderungen im Busnetz-Ost. Trotz unserer insgesamt negativen Bewertung dieser zahlreichen Änderungen gab es mit der "neuen" Buslinie 167 allerdings eine wichtige Verbesserung. Mit ihrer jetzigen Wegführung vom U-Bf. Boddinstraße bis zum Köpenicker Müggelschlößchenweg stellt sie zuvor nicht angebotene, umsteigefreie Verbindungen von Köpenick nach Treptow und weiter zum wichtigen Neuköllner Einkaufszentrum Karl-Marx-Straße her. Wie der beachtliche Zuspruch zeigt, entspricht die jetzige Wegführung der Buslinie 167 den Fahrgastbedürfnissen. Deutlich wird dies auch an der großen Zahl von Fahrgästen, die aus Neukölln kommend über Treptower Park hinaus in Richtung Schöneweide durchfahren. Dementsprechend muß vom Neuköllner Zentrum nach Schöneweide eine durchgehende Buslinie dauerhaft erhalten bleiben.

Dazu im Widerspruch stehen die Planungen der BVG: Die BVG beabsichtigt, zum nächsten regulären Fahrplanwechsel am 31. Mai, den 167er aus Neukölln zurückzuziehen und nur noch vom Müggelschlößchenweg bis zur Karl-Kunger-Straße in Treptow zu führen. Als Ersatz für den entfallenden Abschnitt der Buslinie 167 soll die Buslinie 104 ab Wildenbruchstraße über Karl-Kunger-Straße, Elsenstraße, Am Treptower Park, Bulgarische Straße, Alt-Treptow und Puschkinallee zur Elsenstraße geführt werden. Den von der Linie 104 dann nicht mehr bedienten Abschnitt bis Teupitzer Straße soll künftig die Linie 141 übernehmen, indem sie einen Schwenk über Wildenbruch-, Harzer und Treptower Straße fährt.

Mit der Verkürzung der Linie 167 würde die gerade erst eingeführte Direktverbindung von Neukölln über Schöneweide nach Köpenick nach nur 5-monatiger Betriebsdauer wieder entfallen. Die Verlängerung der Buslinie 104 ist kein gleichwertiger Ersatz und nützt den Fahrgästen mit Fahrzielen südlich der Bulgarischen Straße nichts. Aufgrund der Umsteigesituation am S-Bf. Treptower Park mit Umsteigewegen von bis zu 500 m zwischen den Bussen und den vier S-Bahn-Linien (was mit den diversen Fahrbahnquerungen bis zu 10 min Fußweg bedeutet), kann von einer Verknüpfung zwischen Bus- und S-Bahn-Netz nicht gesprochen werden. Mit der geplanten Verkürzung der Linie 167 werden Schöneweide und Treptow vom Neuköllner Zentrum schlicht "abgehängt", auch die geplanten neuen Verbindungen über Späthbrücke und Massantebrücke ändern daran nichts.

Die IGEB hält es für dringend geboten, zum einen die katastrophale Umsteigesituation zwischen den Bussen und der S-Bahn am Treptower Park zu verbessern und zum anderen auf einer geänderten Linienführung auch weiterhin eine direkte Verbindung von Neukölln nach Köpenick anzubieten. Vorgeschlagen werden im einzelnen folgende Maßnahmen:

  1. Am S-Bf. Treptower Park sollten die nach Süden fahrenden Buslinien 164,165 und 167 statt über Elsenstraße nun über Karl-Kunger-Straße, Bouchestraße, Puschkinallee geführt werden. Unmittelbar vor der Elsenstraße wäre eine gemeinsame Haltestelle sämtlicher nach Süden fahrenden Busse (auch 265) einzurichten. Die Weiterfahrt Richtung Schöneweide ist möglich über Elsenstraße und Am Treptower Park. Dieser Haltestellenstandort ermöglicht neben einer verbesserten Umsteigesituation zur S-Bahn auch ein Umsteigen mit kurzen Wegen zwischen den einzelnen Buslinien und bringt darüber hinaus Vorteile durch bessere Übersichtlichkeit und dichtere Taktfolge, da alle Buslinien in einer Fahrtrichtung von derselben Haltestelle abfahren.
  2. In nördlicher Fahrtrichtung können die Busse ebenfalls die Fahrtroute Puschkinallee - Bouchèstraße benutzen, wobei die Haltestelle möglichst noch vor der Elsenstraße (direkt am S-Bf. Treptower Park) eingerichtet werden sollte. Ggf. muß eine Busschleuse installiert werden.
  3. Die Buslinie 167 sollte ebenso dem beschriebenen Streckenverlauf folgen und ab Bouchèstraße weiter über Harzer Straße, Treptower Straße, Sonnenallee, Erkstraße und Karl-Marx-Straße zum Hermannplatz geführt werden. Damit würden - auf einer etwas modifizierten Wegführung - wie bisher von Köpenick über Schöneweide nach Neukölln Busse durchfahren. Die Parallelführung mit der Linie 104 würde zum Teil entfallen, und der Hermannplatz wäre als neues Fahrziel direkt erreichbar. Die bisher geplante Umwegfahrt der Buslinie 141 könnte ersatzlos entfallen.
  4. Der kostenträchtige geplante Streckenabschnitt der Buslinie 104 zur Bulgarischen Straße wäre dann überflüssig, da die Relation Neuköllner Zentrum - Rathaus Treptow weiterhin von der Linie 167 abgedeckt würde. Die Linie 104 kann in einer Schleifenfahrt über Elsenstraße, Puschkinallee (Haltestelle direkt hinter der Kreuzung) und Eichenstraße zur neuen Endhaltestelle in der Hoffmannstraße fahren. Die Einbahnstraßenregelung in der Hoffmannstraße müßte umgedreht werden, so daß die Abfahrtshaltestelle der Linie 104 Richtung Neukölln direkt am Ausgang des Fußgängertunnels des S-Bfs. Treptower Park liegen würde.
  5. Mittelfristig sollte eine Verlängerung der Buslinie 104 über Markgrafendamm bis zum S-Bf. Ostkreuz angestrebt werden, um die dort verkehrenden weiteren vier S-Bahn-Linien aus Neukölln direkt erreichen zu können. Voraussetzung dafür sind die Installation einer Lichtsignalanlage an der Kreuzung Elsenstraße/Stralauer Allee und die Einrichtung einer Endstelle am Ostkreuz, z.B. auf dem Gelände der S-Bahn-Schaltwarte Markgrafendamm.

IGEB

aus SIGNAL 3/1992 (Mai 1992), Seite 27-28

 

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