Unzureichende Infrastruktur, Engpässe durch langwierige Bauarbeiten
und, nach IGEB-Einschätzung, das Ausbleiben möglicher Sofortmaßnahmen
verhindern ein optimales Zugangebot für die Reisenden von und nach
Berlin - beim Regionalverkehr noch mehr als beim Fernverkehr. Dennoch
konnte Dipl.-Ing. Holger Prestin, er ist bei der Reichsbahndirektion Berlin
der für den Regionalverkehr zuständige Abteilungsleiter, am 16. September
einige Verbesserungen ankündigen, ebenso wie zuvor für den Fernverkehr
sein Kollege DipL-Ing Karl-Heinz Friedrich (s. SIGNAL 8/93 ).
Neben dem "Spitzenprodukt" RegionalExpreß zählen dazu die neue R21
von Flughafen Schönefeld über Zossen nach Jüterbog und verdichtete
Taktfolgen auf bestehenden Linien.
Einleitend wies Herr Prestin auf den vermehrten
Einsatz neuer oder modernisierter Fahrzeuge hin.
Ende Mai werden zumindest im Berliner Raum
voraussichtlich sämtliche sogenannten Reko-Wagen
(Bauart Bghw) abgestellt. Möglichst
rasch sollen zudem die alten vier- und fünfteiligen
grünen Doppel Stockzüge den Dienst quittieren.
Allerdings werde versucht, einige Garnituren
noch über den nächsten Sommer zu retten,
um Engpässe zu vermeiden. Wenn die Bahn aber
konsequent ihre neuen "Markenartikel" anbiete,
müßten sämtliche älteren Wagen verschwunden
sein. Nahverkehrszüge wandeln sich dann zur
RegionalBahn (RB), Eilzüge zum Stadt- oder
RegionalExpreß (SE und RE).
RegionalExpreß nach Frankfurt,
Cottbus, Angermünde
RE1 und 2.
Während der StadtExpreß (quasi ein Ballungsraum-Sprinter
in Ergänzung zur S-Bahn) auf hiesigen
Gleisen noch auf sich warten läßt, macht
der RegionalExpreß schon im kommenden Jahresfahrplan
Furore. Exakt jede Stunde verbindet
die Linie RE 1 Berlin Hbf mit Frankfurt (Oder),
mit Halten in Berlin-Karlshorst und Fürstenwalde
(hinzu kommen östlich von Erkner die Züge
der R13). Zum Einsatz gelangen ausschließlich
modernisierte Doppelstockwagen, die auch die 1.
Klasse bieten. Ebenfalls zum RegionalExpreß
avancieren die jetzt in die Linien R16 und R18
integrierten Eilzüge der Relation Cottbus - Berlin-
Lichtenberg - Angermünde (RE 2). Letzteres
war zum Zeitpunkt des Vortrags zwar noch nicht
sicher, wurde aber inzwischen auf Nachfrage der
SIGNAL-Redaktion bestätigt. Auf der RE 2 gilt
der 2-Stunden-Takt nach Möglichkeit sollen die
Züge bis Schwedt durchfahren.
Häufiger bis Zossen, Beelitz und Müncheberg
R2, R21 (neu), R 6 und 15.
Durch die Bündelung dreier Relationen ergibt
sich zwischen Flughafen Schönefeld und Zossen
tagsüber ein Zugabstand von ca. 20 bzw. 40
Minuten. Zum bereits angebotenen Stundentakt
auf der R2 Schöneweide - Wünsdorf kommen
generell alle zwei Stunden zusätzliche Züge von
und nach Elsterwerda (ohne eigene Liniennummer),
alternierend mit der neuen R21 Flughafen
Schönefeld - Zossen - Jüterbog. Der 20/40-Minuten-Rhythmus
erlaubt im übrigen optimale
Anschlüsse an die S-Bahn in Blankenfelde.
Genau jede Stunde fährt die schon jetzt von den
Kunden erfreulich gut angenommene R6 "Hoher
Fläming" zwischen Wannsee und Beelitz-Heilstätten.
Weiter bis Dessau geht es nur alle zwei
Stunden, im Abschnitt bis Beizig während der
Spitzenzeiten allerdings verdichtet.
Deutlich attraktiver gestaltet die Bahn auch ihr
Angebot auf der R15 zwischen Strausberg und
Müncheberg: Die heute noch klaffenden Taktlücken
werden geschlossen, "jede Stunde" heißt die
Devise auch hier. Dagegen läßt sich die stündliche
Bedienung zwischen Lichtenberg und Strausberg
1994 wahrscheinlich noch nicht realisieren.
Die Potsdamer Linien
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Etwas versteckt hinter den Blättern: der Referent Holger Prestin. Nicht zu verstecken braucht sich die DR mit ihren für 1994 geplanten Verbesserungen im Regionalverkehr von Berlin und Brandenburg, die Herr Prestin auf den Schienenverkehrs-Wochen vorstellte. Neben ihm der Moderator des Abends, Wolfgang Stahnke von PRO BAHN. Foto: Georg Radke |
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R1, 3, 4 und 14.
Die R1 fährt ab Ende Mai durch bis Werder, das
zwischenzeitliche, durch Baumaßnahmen bedingte
Umsteigen in Potsdam Pirschheide entfällt.
Die dann mit den vertrauten "Doppeldeckern"
der 80er Jahre gebildeten Garnituren verkehren
im Abschnitt Werder - Flughafen Schönefeld
stündlich und jeweils alle zwei Stunden auf
den Ästen nach Königs Wusterhausen und (wieder!)
Karlshorst. In Königs Wusterhausen besteht
Anschluß an die RE 2 nach Cottbus.
Weiterhin nicht exakt im Takt liegen die Züge der
R3 zwischen Potsdam Stadt und Brandenburg.
Hier bleibt es beim nur ungefähren 2-Stunden-Abstand,
in der Hauptverkehrszeit aber verstärkt.
Herr Prestin bezeichnete die R3 als Sorgenkind.
Bauarbeiten verhindern den "lupenreinen" Takt,
und die einmal ins Auge gefaßte innerstädtische
Verlängerung bis Steglitz scheitert unter anderem
an den Betriebsverhältnissen im Bahnhof Berlin-Wannsee.
Dort fehlt eine Weichenstraße zwischen
der nördlichen Fernbahnsteigkante und
dem Streckengleis Richtung Steglitz. Ganz vom
Tisch sei diese "Durchbindung" aber noch nicht,
doch müsse - so Prestins Antwort auf eine entsprechende
Frage aus dem Publikum - auch bedacht
werden, daß ab 1995 zwischen Wannsee
und Brandenburg der Fahrdraht hänge. Ebenso
wie für die R6 komme deshalb dann der Endpunkt
Charlottenburg in Betracht.
Die R4 Potsdam Stadt - Nauen verkehrt weiterhin
alle zwei Stunden und bietet Anschlüsse an
die InterRegios von und nach Schwerin/Lübeck.
Die Nauener Züge bedienen künftig auch die
Stationen Priort und Marquardt, dafür entfallen
die jetzigen Leistungen zwischen Potsdam
Pirschheide und Falkenhagen. In dieser Relation
verbleibt nur die R14 Oranienburg - Ludwigsfelde.
Westkreuz statt Jungfernheide
R5.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Der Regionalbahnhof
Westkreuz kommt! Parallel zur Ring-S-Bahn entsteht
dort ein Behelfsbahnsteig, an
dem ab Ende Mai einmal pro Stunde die Züge
der R5 wenden. Nach wie vor nehmen sie abwechselnd
die Route über Bredow und Brieselang.
Die Bredower Züge haben in Wustermark
Anschluß Richtung Rathenow. Die am Westkreuz
gegebene Umsteigemöglichkeit zu den S-Bahn-Linien
der Stadt- und Ringbahn wiegt den
Nachteil der verlustig gehenden U7-Anbindung
in Jungfernheide wohl mehr als auf.
Umsteigeknoten Ludwigsfelde
Verlängerte R 12 sowie R 14 und 22.
Als Musterbeispiel optimaler Linienverknüpfung
hob Holger Prestin den Bahnhof Ludwigsfelde
hervor. So bieten die R14 aus Oranienburg und
Potsdam Pirschheide sowie die R22 aus Teltow
Anschluß an die Rl2 sowohl nach Schöneweide
als auch nach Jüterbog. Im übrigen fährt die R12
alle zwei Stunden neu weiter bis Falkenberg und
Elsterwerda-Biehla Die Anschlüsse sind auch in
umgekehrter Richtung gewährleistet.
Ergänzend zum Vortrag während der Schienenverkehrswochen
präzisierte Herr Detlef Woiwode
von der Abteilung Regionalverkehr inzwischen
gegenüber SIGNAL einige Übergangszeiten:
von der R14 auf die R12 Richtung Süden betragen
sie beispielsweise nur noch fünf statt heute
meist 15 Minuten, von der R22 zehn statt jetzt
21 Minuten. Im übrigen kommt die Verlängerung
der R12 auch Ausflüglern und Urlaubern mit Ziel
Bad Liebenwerda zugute.
Übrige Regionalbahnlinien
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Foto: Christfried Tschepe |
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R13 von Fürstenwalde nach Erkner (rechts) im Sommer 1992. Diese Strecke gehört zu den am besten genutzten Regionalstrecken. Zum Jahresfahrplan 93/94 wurde das Angebot deshalb noch verbessert Allerdings gab es in den letzten Monaten auf dies er bisher sehr zuverlässigen Strecke eine Vielzahl von Unregelmäßigkeiten. Doch man kann hoffen, daß die Ursachen dafür bis 1994 behoben sind, denn ab dem Sommer soll zwischen Berlin Hbf über Fürstenwalde nach Frankfurt (Oder) stündlich (!) der neue RegionalExpreß fahren. Bedauerlich ist aber, daß die Züge dieser als RE1 bezeichneten Linie nicht am S-Bahn-Endbahnhof Erkner halten. Die Einrichtung eines solchen Zwischenhaltes (nach entsprechenden Umbauten in Erkner) wäre die Krönung dieses "Vorzeige-Projektes" der DR. Foto: Christfried Tschepe |
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Was Herr Prestin nur als wahrscheinlich ankündigen
konnte, bestätigte Herr Woiwode Ende November:
Die R7 beginnt und endet generell in
Lichtenberg, nicht mehr wie bisher teils in Ahrensfelde.
Die Züge verkehren stündlich im Abschnitt
bis Tiefensee und zweistündlich darüber
hinaus über Wriezen nach und von Bad Freienwalde.
Unverändert mager bleibt das Angebot auf der
R10: einzelne Berufsverkehrszüge zwischen
Lichtenberg und Nauen bzw. Falkensee. Oranienburg
ist hier weiterhin mittels Eilzügen angebunden
(siehe unten). Die R13 fährt im Stundentakt
zwischen Erkner und Fürstenwalde, auf dem
Teilstück bis Frankfurt (Oder) alle zwei Stunden,
voraussichtlich gibt es auch Durchläufe bis Guben
und Cottbus.
Wenig spektakuläres ist von den Linien R8 (Karow
- Liebenwalde/Groß Schönebeck), R11
(Hennigsdorf - Neuruppin) und R14 im Nordwesten
(Oranienburg - Nauen) zu vermelden. Immerhin
sind für die R11 kürzere Aufenthaltszeiten
in Kremmen vorgesehen. Auf der R16 Schöneweide
- Lübbenau sollen in den 80er Jahren
gebaute Doppelstockwagen laufen.
Ergänzende Eilzüge
Viermal täglich wird die Strecke von Berlin-Lichtenberg
nach Neubrandenburg bedient, dreimal
täglich die Relation nach Kostrzyn (Küstrin-Neustadt),
freitags bis sonntags wie gehabt weiter bis
Gorzow (Landsberg). Erhalten bleiben die originellen
"Eil-Ferkeltaxen" auf der Strecke nach
Neuruppin bzw. Rheinsberg. Geplant
sind ferner einzelne Züge zwischen
Lichtenberg und Stendal über Potsdam
Pirschheide. Wegen mangelnder Nachfrage
entfallen aber die Züge zwischen
Ludwigsfelde und Templin bzw. Prenzlau.
Abschließend gab Holger Prestin einen
Ausbick auf das spezielle Ausflugsangebot
(jeweils ab Lichtenberg): Täglich
verkehrt im Sommer wiederum der
"Usedom-Expreß" nach Wolgast Hafen,
dazu gibt es die bewährten Wochenendzüge
nach Ueckermünde und Rheinsberg.
- Und der beliebte "Gurkenzug"
nach Lübbenau? Über die gesperrte
Stadtbahn kann er jedenfalls nicht mehr
dampfen. Hier sucht die Bahn eine Alternative.
Aber ob noch einmal
Volldampf gemacht wird, hängt nicht
zuletzt von den unerbittlich ablaufenden
Lokomotivfristen ab.
Und zu guter Letzt ein Nachtrag: Erst im
November wurde bekannt, daß drei Eilzugpaare
zwischen Dessau und Berlin-Charlottenburg
geplant sind. Davon fahren
zwei von/nach Aschersleben, eines
von/nach Leipzig. Die Ankunftszeiten in Berlin
liegen in den Vormittagsstunden, zurück geht es
zwischen ca 15 und 20 Uhr. Gehalten wird in
Wannsee und - auch dies eine kleine Sensation -
in Potsdam-Rehbrücke, mit Straßenbahnanschluß
ins Zentrum der brandenburgischen Landeshauptstadt!
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[IGEB] Es ist erstaunlich, welch erfreuliches Angebot
im Regionalverkehr von und nach Berlin
1994 auf die Schienen gebracht wird, trotz des
so zögerlichen Streckenausbaus. Einige Kritikpunkte
schmälern die Leistung im ganzen besehen
kaum. So kann man nur hoffen, daß dieses
angebotsorientierte Regionalzug-Programm, z.B.
der 20/40-Minuten-Takt von Zossen über Blankenfelde
(Anschluß an S2) nach Flughafen Schönefeld
(S46, S9), auch rege genutzt wird. Ärgerlieh
ist, daß die Verlängerung der R3 über Zehlendort
nach Steglitz (Anschluß an U9, Einkaufszentrum)
angeblich allein wegen einer fehlenden
Fahrstraße nicht realisiert werden kann. Die DR
hätte auf dieser attraktiven Relation, übrigens
einem Abschnitt der ehemaligen Bankierszüge,
schnelle Fahrzeiten bieten können, die mit dem
Auto nicht erreichbar wären. Und in Lichterfelde
West wäre mit geringen Gleisplanänderungen ein
Halt am Bahnsteig der amerikanischen Alliierten
möglich. In Steglitz gab es ja sogar schon einen
provisorischen Bahnsteig am Fernbahngleis, und
zwar in äußerst stabiler Betonausführung. Er
wurde von der Senatsbauverwaltung 1991, zwei
Jahre nach dem Fall der Mauer, abgerissen.
Welch ein Weitblick! Es wäre zu schön gewesen,
wenn die Senatsplaner nach dem Fall der Mauer
ihre Kräfte und Mittel nicht auf schnellen Straßenbau,
sondern auf improvisierte Schienenverbindungen
konzentriert hätten. IGEB
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