Berlin

RB 25 - bei der DB ohne Zukunft?

Bereits seit dem Fahrplanwechsel am 28. Mai 2000 fielen zahlreiche Züge der Regionalbahn 25 Abschnitt zwischen Ahrensfelde und Lichtenberg aus (siehe SIGNAL 7/00, Seite 13).

Wie bereits in SIGNAL 9-10/00 gemeldet, fahren die Züge auf dieser Linie seit dem 8. Januar 2001 erstmals (!) nach dem gültigen Jahresfahrplan.

Als offizielle Begründung für die Zugausfälle gab die Deutsche Bahn AG, Regionalbereich Berlin/Brandenburg an, daß die Neubautriebwagen (Baureihe 646), die auf der RE 6 (Berlin - Neuruppin/Rheinsberg) zum Einsatz gelangen sollten, noch nicht zur Verfügung stünden. Seit Mai 2000 sollten diese Fahrzeuge ausgeliefert sein, aber aufgrund technischer Probleme bekamen sie noch keine Zulassung.

Bahnstrecke
Endlich seit dem 8. Januar 2001 fahren die Züge wieder planmäßig von und nach Lichtenberg, anstatt größtenteils bereits in Ahrensfelde zu enden. Die Linie kann, nachdem wieder ausreichend Fahrzeuge der Baureihe 628 (im Foto ein Zug auf der Fahrt nach Lichtenberg am S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost) zur Verfügung stehen, ausnahmslos mit diesen Fahrzeuge bedient werden. Foto: Alexander Frenzel, Februar 2001

Damit entstand ein Fahrzeugmangel und die Triebwagen der Baureihe 628, die nun noch auf der RE 6 gebraucht wurden, standen nicht für den Einsatz auf der RB 25 bereit. Die Fahrzeit auf der RB 25 sei im Hinblick auf den geplanten Einsatz der schnelleren Triebwagen gekürzt worden und deshalb mit den dort zur Zeit eingesetzten Zügen (jeweils zwei Dieselloks der Baureihe 202 mit zwei Wagen als Wende zugeinheit) nicht mehr zu halten, weshalb es zu den abschnittsweisen Zugausfällen gekommen sei.

Verkürzte Fahrzeiten?

Ein Vergleich des Jahresfahrplans von 1999 mit dem des Jahres 2000 ergibt, daß die RB 25 nach einem fast unveränderten Fahrplan bedient wird; eine nennenswerte Fahrzeitverkürzung fand nicht statt! Wie im Jahresfahrplan 1999/2000 beträgt auch im gültigen Fahrplan 2000/2001 die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit der RB 25 von Tiefensee nach Lichtenberg 45 km/h.

Ungeeignete Fahrzeuge?

Interessant ist ein Blick in das „La-Heft” („Vorübergehende Langsamfahrstellen, Stellen mit besonderer Betriebsregelung und anderen Besonderheiten") der Deutschen Bahn AG. Eine Langsamfahrstelle mit rund 2,3 Kilometern Länge zwischen den Bahnhöfen Marzahn und Ahrensfelde darf statt mit 100 km/h nur mit 70 km/h befahren werden. Diese Einschränkung (die eine Fahrzeitverlängerung von ca. zwei Minuten zur Folge hat) gilt ausdrücklich nur für Züge, die mit der Baureihe 202 bespannt sind. Diese Langsamfahrstelle gilt aber bereits seit dem 13.Juni 1996.

Kurze Wendezeiten?

Die offizielle Begründung für die Zugausfälle halten wir deshalb für zweifelhaft, weil vom Ausfall alle Züge betroffen gewesen wären (und das war nicht der Fall!). Laut gültigem Fahrplan sollen die Züge den Bahnhof Lichtenberg zur Minute 52 erreichen und zur Minute 13 wieder verlassen. Dazwischen liegen 21 Minuten, die für einen eventuell erforderlichen Verspätungsausgleich und ggf. Umsetzen einer Lokomotive ausreichen sollten.

Ein Monopolist macht, was er will!

Im Jahresfahrplan 2000/2001 hat der Regionalbereich Berlin/Brandenburg die mit dem VBB vertraglich vereinbarten Zugleistungen monatelang nicht vollständig erbracht Trotz des Vertrages zwischen VBB und DB Regio AG (geht man davon aus, daß der ursprünglich veröffentlichte Fahrplan tatsächlich den Vereinbarungen zwischen beiden Vertragspartnern entspricht - denn die Verträge sind öffentlich nicht zugänglich!) unternahm der VBB gegen diesen offensichtlichen Vertragsbruch nichts.

Auch eine aktuelle und angemessene Fahrgastinformation, die man angesichts der Dauer der Streichungen hätte erwarten dürfen, fand nicht statt. Weder das Faltblatt „Max, der Maulwurf" mit seinen Informationen für Bahnfahrer, noch die Fahrplankarte für die DB 25 enthalten die dauerhaften Zugausfälle. Auskünfte an Fahrkartenschaltern waren oft falsch, weil sie mit nicht aktualisierten Materialien gegeben wurden.

Konsequenzen

Nach unserer Einschätzung ist das Interesse von DB Regio am Betrieb der RB 25 eher gering.

Soll die Bahn nach Tiefensee überhaupt noch eine Zukunftschance haben, so ist eine Neuausschreibung des Verkehrs Lichtenberg - Tiefensee zum nächsten möglichen Zeitpunkt zwingend geboten.

IGEB, Abteilung S-Bahn und Regionalverkehr

aus SIGNAL 1-02/2001 (März 2001), Seite 11-12

 

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