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Als im Sommer 2001 die S1 und U1 im
Bereich Zehlendorf zu gleicher Zeit ihren
Betrieb einstellen sollten, fragte der
Fahrgastverband IGEB, warum das
gleichzeitig erfolgen müsse. Verkehrssenator
Peter Strieder rief zur Koordination
der Bauarbeiten die Abstimmungsrunden
zwischen S-Bahn und BVG zusammen,
um solche Fehlplanungen zukünftig
zu vermeiden. An S1 und U 1 baute
man zeitlich voneinander getrennt.
Eigentlich dachte man nun, dass,
wenn bei solchen Abstimmungen die
BVG mit am Tisch säße, die gesamte
BVG vertreten wäre - weit gefehlt. Die
interne Unternehmenskommunikation
war wohl nicht in der Lage, alle Unternehmensbereiche
zu unterrichten. Während die Zeitungen schon seit Monaten
über die bevorstehende Sperrung des
Nord-Süd-S-Bahn-Tunnels und die.
durch die von Herrn Mehdorn verfügte
Verkürzung des Lehrter Bahnhofsdaches
verursachte zeitgleiche Sperrung der
Stadtbahn berichteten, kamen diese
Meldungen bei den BVG-Straßenbahnern nicht an.
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Keine (Heizungs-)Kosten wurden gescheut, damit jahrelang verschleppte Straßenbahn-Eröffnung am Alex trotz starkem Frost doch noch termingerecht im Dezember 1998 stattfinden konnte. Die Baufirmen lehnten schon damals jede Gewährleistung ab, und so dauerte es gerade mal drei Jahre, bis die Gleise auf einigen Abschnitten erneuert werden mussten. Foto: IGEB-Archiv |
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Sicherlich kam der „Geniestreich" des
Herrn Mehdorn für alle in der Stadt
überraschend, aus reiner Geltungssucht
zeitgleich zur Nord-Süd-S-Bahn auch
noch die Stadtbahn zwischen Friedrichstraße
und Zoologischer Garten gesperrt
wurde und das auch noch vor den Sommerferien.
Als das Ausmaß dieser Unterbrechungen im S-Bahn-Verkehr bekannt
wurde, hätte die BVG allerdings aus
Rücksicht auf ihre Fahrgäste alle vermeidbaren
Baumaßnahmen in der City
stornieren mussen. Stattdessen hielt die
BVG stur an ihren Planungen fest, obwohl
ein Verschieben der Bauarbeiten
noch problemlos möglich gewesen
wäre, schrieb man doch die Bauarbeiten
am Alex erst Ende April öffentlich aus.
Und das ist das Argerliche - wiederum
hat niemand in Berlin den ÖPNV als hochkomplexes,
vernetztes System begriffen,
Denn es gibt nicht den Straßenbahn- und
den S-Bahn-, sondern nur den ÖPNV-Fahrgast.
Und so wäre zum Beispiel die Sperrung
des Nord-Süd-Tunnels für den einen
oder anderen Fahrgast eben erträglicher
gewesen, wenn ab Nordbahnhof zum Beispiel
die Straßenbahn-Linie 50 als Ersatz
zur Verfügung gestanden hätte. Und wer
als „normaler Fahrgast" der Nord-Süd-S-Bahn
oder auch der Stadtbahn die Wirren
dieser Sperrungen umschifft hatte und
dann anschließend noch am Alex nach
langem Fußweg den SEV für die eingestellten
Straßenbahnen nutzen musste,
um dann wenige Haltestellen später gerade
die Schlusslichter der abfahrenden
Straßenbahn zu erblicken, der wird wohl
bis auf weiteres nur noch zwangsweise öffentliche
Verkehrsmittel benutzen.
Die Baumaßnahmen an der erst Ende
1998 eingeweihten Straßenbahnneubaustrecke
über den Alexanderplatz verdienen
ohnehin eine genauere Betrachtung.
Lange Zeit hatten der damalige Verkehrssenator
Herwig Haase und sein
Staatssekretär Ingo Schmitt erfolgreich
den Straßenbahnausbau boykottiert.
Doch nach erfolgreichem jahrelangen
Verschleppen war der öffentliche Druck
zum Bau der Straßenbahnstrecke zum
Alex so groß, dass der Eröffnungstermin
Ende 1998 zwingend eingehalten werden
musste, damit die beiden Verkehrsexperten
sich nicht restlos blamieren und möglicherweise
die eigene Position riskieren.
Aber im Herbst 1998 gab es einen frühen
Wintereinbruch. Dabei wurden die Außentemperaturen
unterschritten, bis zu
denen man bestimmte Betonarbeiten
durchführen kann. Also wurde die Baustelle
„eingehaust", d.h. eine Art Zelt
wurde über den Baustellen errichtet- koste
es, was es wolle. Trotzdem lehnten
die Baufirmen natürlich eine Gewährleistung
für diesen Pfusch ab. Die Folge ist,
dass die Gleise an den besonders belasteten
Stellen nach nur dreieinhalb Jahren
ausgewechselt werden mussten. Man
muss befürchten, dass die BVG (und damit
die Fahrgäste) die Kosten für diese allein
politisch zu verantwortenden Fehler
übernehmen müssen.
Aber wer nun glaubt, dass, wie in anderen
Städten üblich, eine vierzehntägige
Unterbrechung des Straßenbahnverkehrs
an einem der neuralgischsten
Punkte im Netz sorgfältig geplant wird
und alle Beteiligten Sorge tragen, dass
eine solche Sperrung in den nächsten 20
Jahren nicht nochmal nötig wird, der
sieht sich in Berlin natürlich getäuscht.
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Foto: Hans Grasse |
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Wie am Alexanderplatz mussten auch am Hackeschen Markt die teilweise sehr engen Gleisradien erneuert werden. Sie waren ebenfalls im Winter gebaut worden. Foto: Hans Grasse |
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Denn schließlich gibt es den erklärten
politischen Willen, auch die Straßenbahn-Linie 1
Richtung Alexanderplatz zu
verlängern und zwar bis zum Jahr 2003,
Die BVG ist an diesen Planungen beteiligt.
Zwar liegt zur Zeit noch kein gültiger
Planfeststellungsbeschluss für die
Neubaustrecke Prenzlauer
Allee - Karl-Liebknecht-Straße - Dircksenstraße -
Rathausstraße vor, aber wie die Gleise
liegen sollen, wissen alle Beteiligten und
in der Karl-Liebknecht-Straße wird zumindest
an der Fahrbahnverlegung auch
schon fleißig gearbeitet. Für die neue
Alexstrecke muss unter anderem unter
der Stadtbahn-Brücke, wo auch die bestehende
Straßenbahnstrecke hindurchführt,
eine Gleisverschlingung eingebaut
werden, damit die Strecken sich kreuzen
können. Es wäre nun ein Leichtes gewesen,
diesen Gleiseinbau im Rahmen der
ohnehin erfolgten vierzehntägigen Sperrung
zu erledigen oder mit der Gleiserneuerung
noch einige Monate zu warten, bis man alle Bauarbeiten in einem
Rutsch hätte durchführen können.
Aber über keine der beiden Alternativen
verschwendete man einen Gedanken und
so steht in absehbarer Zeit eine erneute
Streckensperrung am Alexanderplatz an.
Die einzige spannende Frage für die täglich
ca, 60.000 betroffenen Fahrgäste ist,
ob es wieder zwei Wochen dauern wird,
bis die neuen Gleise auf ca. 50 Meter Länge
eingebaut sind. Eine andere Frage dagegen
kann schon jetzt beantwortet werden:
Die Mehrkosten für den dann erforderlichen
Schienenersatzverkehr werden
die Fahrgäste mit der nächsten Tariferhöhung
mitfinanzieren müssen.
IGEB,
Abteilung Stadtverkehr
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