Die BVG war durch ihren Busdirektor Lawerentz
und Herrn Graetz vertreten; die
Moderation des Sprechtags erfolgte seitens
der IGEB zum letzten Mal durch ihren
über viele Jahre hinweg sehr engagierten
Abteilungsleiter Jens Wieseke.
Zunächst gab Herr Graetz einen allgemeinen
Überblick über die Entwicklung
im Busbereich der BVG. Nach der Schließung
zweier weiterer Betriebshöfe (Helmholtzstraße
und Usedomer Straße) sollen
die nunmehr vorhandenen sieben Bushöfe
auch längerfristig in Betrieb bleiben.
Fortschritte gibt es
bei der Busbeschleunigung
Bisher konnten die Linien 101, 194 und
227 durch verlängerte bzw. vorgezogene
Grünphasen sowie Phasentausch an
Lichtsignalanlagen beschleunigt werden;
demnächst kommt die Linie 122 hinzu.
Sichtbar und auch ,erfahrbar' wird die
Busbeschleunigung zum Beispiel auf der
Linie 194 am Rathaus Neukölln.
239 (!) neue Busse im Jahr 2002!
Noch in keinem Jahr wurden von der BVG
so viele neue Busse bestellt wie im Jahr
2002: Sage und schreibe 239 Fahrzeuge
sollen Ersatz für den inzwischen in die
Jahre gekommenen BVG-Busbestand
schaffen. Der den Sparzwängen geschuldete
und von der IGEB wiederholt kritisierte
Trend zu kleineren Bussen wird leider
ungebrochen fortgesetzt. Neue Doppeldecker
kommen (noch) nicht; und es
wurden ganze acht Gelenkbusse bestellt
(vgl. auch die ausführlichere Darstellung
in Signal 6/2002 ,
Seiten 18 und 19). Neben
einigen ersatzweise beschafften
Kleinbussen wurden ausnahmslos Standardbusse
bzw. 15-Meter-Busse bestellt.
Weil auch weiterhin insbesondere mit
dem Ausscheiden von älteren Doppelstockbussen
zu rechnen ist, wird sich der
„Platzmangel" beim Bus noch weiter verschärfen.
Dies gilt angesichts von 26 Sitzplätzen
bei neuen (dreitürigen) Standardbussen
im besonderem Maße für Sitzplätze
- der Sitzplatzwunsch der Mehrzahl der
Fahrgäste wird mit der Anschaffung solcher
Busse konsequent negiert.
Mehr neue Gelenkbusse im Jahr
2003; neue Doppeldecker ab 2004
|
Im zweiten sieht man besser! BVG-Doppeldecker mit und ohne Werbung. Foto: Alexander Frenzel |
|
Mit einer Stabilisierung bei den „großen
Gelben" (Doppeldeckern und Gelenkbussen)
darf 2003 gerechnet werden. Im Jahr
2003 soll auch wieder eine größere Zahl
von Gelenkbussen beschafft werden; und
in den Jahren ab 2004 sollen etwa 200
neue Doppelstockbusse folgen. Der neue
Doppelstockbus wird drei Achsen haben
und bei einer Fahrzeuglänge von etwa
13,50 Metern über 130 bis 140 Plätze
(davon etwa 30 Stehplätze im Unterdeck)
verfügen. Für den Doppeldeckerbus in
Berlin ist nach bald einem Jahrzehnt ohne
Neubeschaffungen endlich wieder eine
Zukunft in Sicht.
Fünf Prozent Fahrzeugreserve
müssen reichen
Wegen der Sparzwänge fährt die BVG mit
einer Fahrzeugreserve von nur noch fünf
Prozent permanent am Rande der Kapazitätsgrenze.
Bei Busausfällen stellt sich
für die BVG oft nur noch die Frage, ob der
Betrieb überhaupt einen Ersatzbus bereitstellen
kann; der aus Fahrgastsicht wünschenswerte
(und auf bestimmten, sehr
stark frequentierten Buslinien eigentlich
auch zwingend gebotene) „artgerechte"
Ersatz (Doppeldecker ersetzt Doppeldecker
usw.) ist unter diesen Rahmenbedingungen
oft nicht mehr möglich.
Bus und Straßenbahn
rücken zusammen -
nur nicht am Lehrter Bahnhof
Den Absichten der BVG zufolge sollen die
Haltestellen der beiden Oberflächenverkehrsmittel
„Zug um Zug" bzw. „Bus um
Bus" zusammenrücken. So wird den Fahrgästen
das Umsteigen erleichtert und bei
von Bahn und Bus gemeinsam bedienten
Linienabschnitten kann immer das jeweils
zuerst eintreffende Verkehrsmittel benutzt
werden. Diese wohl nicht sehr neue
Erkenntnis hat sich in Berlin jedoch noch
nicht überall herumgesprochen: Ausgerechnet
am zukünftigen Fernbahnhof
„Berlin Hauptbahnhof Lehrter Bahnhof"
ist ein gemeinsamer Halt von Bus und
Straßenbahn nicht vorgesehen. Während
die BVG sich in der richtigen Richtung
bewegen will, suchen Andere nach Abwegen
...
Die Einrichtung von Buskaps auf dem
Kurfürstendamm wird seitens der Verwaltung
für unzulässig gehalten - wegen der
hier geltenden „Gestaltungssatzung". Mit
15-Meter-Bussen anstelle von Standardbussen
bedienen will die BVG ihre Buslinien
122 und 221 - der Bezirk Reinickendorf
sieht sich jedoch außerstande, eine
dafür erforderliche Verkehrsinsel zu verschieben.
Ganzwerbung bleibt
ein Reizthema
Für Verständnis warb die BVG hinsichtlich
der immer wieder kritisierten Vollwerbung
beim Bus. So würden die Werbeeinnahmen
eines ausschließlich auf der Linie
100 eingesetzten Doppelstockbusses bei
einer Vollwerbung auch über die Fenster
hinweg immerhin etwa 30.000 Euro pro
Jahr betragen. Rein rechnerisch ergibt
sich, dass die Anschaffung dieses Busses
auf die Gesamtnutzungsdauer bezogen
voll durch Werbeeinnahmen finanziert
werden kann.
Allerdings sollte bedacht werden, dass
die Linie 100 auch von zahlreichen Fahrgästen
benutzt wird, um Berlin zu „erfahren"
- dazu gehört zweifellos auch eine
von Werbebotschaften ungetrübte Sicht
der Dinge.
Wir wünschen der BVG bei der hier erforderlichen
Abwägung in Zukunft eine
glücklichere Hand.
X 11 mit neuem Halt,
X 21 kommt öfter
Zwei Anregungen vom Bussprechtag
2001 wurden von der BVG aufgegriffen:
Die Expressbus-Linie X 11 erhielt bereits
im März 2002 eine Haltestelle an der
Stanzer Zeile in Lichterfelde und die Linie
X 21 konnte an den Wochenendtagen auf
einen 10-Minuten-Abstand verdichtet
werden. IGEB Stadtverkehr
|