Als im Dezember 2004 das veränderte Liniennetz
der BVG eingeführt wurde,
galten die ersten Blicke im neuen Atlas den
veränderten Wegen zur Arbeit,
zum Arzt oder zum Supermarkt. Aber beim
zweiten Blick entdeckte so
mancher, daß erstmals die im Bau
befindliche Verlängerung der Straßenbahnstrecke
von der jetzigen Endstelle an der Eberswalder Straße zum
Nordbahnhof eingezeichnet wurde.
Diese Trasse ist Teil der späteren Straßenbahnerschließung
des Hauptbahnhofs - Lehrter Bahnhof.
Wer die Darstellung der Neubaustrecke genau
betrachtet, wird überrascht sein, daß
die Neubaustrecke am Nordbahnhof nicht
mit der bereits bestehenden Strecke auf
der Invalidenstraße verknüpft ist. Eine Zeichenungenauigkeit?
Leider nein. Die neue
Strecke soll aus der Bernauer Straße kommend
tatsächlich stumpf auf dem Gelände
des Nordbahnhofs enden.
Auf Nachfrage bei der BVG erfuhren wir,
daß man sich für diese Planung entschieden
habe, weil der gesamte Bereich der
Invalidenstraße zwischen Gartenstraße und
Chausseestraße umgestaltet wird. Dabei
wird auch die Gleislage der jetzigen Straßenbahnstrecke
auf der Invalidenstraße verändert.
Diese Bauarbeiten sollen sich nicht auf
den Betrieb der Neubaustrecke auswirken.
Da auf der Neubaustrecke die Zweirichtungsfahrzeuge
der Linie M 10 eingesetzt
werden, ist das Enden am Nordbahnhof betrieblich
möglich. Dennoch gibtes viele Gründe,
diese Planung aus Fahrgastsicht, aber
auch aus betrieblichen Gründen zu kritisieren.
Die Effektivität einer Straßenbahnstrecke
hängt nicht unwesentlich davon ab, wie gut
sie mit dem bestehenden Netz und anderen
Verkehrsträgern verknüpft wird. Beides wird hier
mißachtet.
Aus betrieblicher
Sicht ist eine provisorische
Verknüpfung mit der
Strecke auf der Invalidenstraße
sinnvoll, weil die Züge der
M 10 dann bis zur Schwartzkopffstraße
weiterfahren und dort kehren
könnten. Seit der Umgestaltung
des Netzes sind dort Reserven
vorhanden.
Noch ärgerlicher
ist diese
Fehlplanung aus Fahrgastsicht, da die von
Prenzlauer Berg über die Bernauer Straße
kommenden Züge nicht über den Nordbahnhof
hinaus zum U-Bahnhof Zinnowitzer Straße
der wichtigen U-Bahn-Linie U 6 geführt
werden können. Mit der Weiterführung würde
die Wirtschaftlichkeit der Neubaustrecke
verbessert und viele Fahrgäste erhielten eine
attraktive Umsteigemöglichkeit zur U-Bahn.
Die BVG-Argumentation, man wolle sich
von der Umgestaltung der Invalidenstraße
nicht beeinträchtigen lassen, überzeugt uns
nicht, insbesondere vor dem Hintergrund,
daß das Planfeststellungsverfahren für die
Umgestaltung und Weiterführung zum Lehrter
Bahnhof wegen rechtlicher Mängel Ende
2004 eingestellt wurde und neu gestartet
werden muß. Ein Baubeginn vor 2007 ist damit
ausgeschlossen. Im Übrigen werden die
Kosten für „verlorene Bauleistungen" durch
die vielfältigen Vorteile einer Netzverknüpfung
überwogen.
Endstelle Schwartzkopffstraße
muß erhalten bleiben
Die ärgerliche, weil viel Zeit verspielende
Einstellung des „Planfeststellungsverfahrens
für den Neubau der Straßenbahn in der
Invalidenstraße von Chausseestraße bis
Alt-Moabit" - so der amtliche Titel - sollte nun
wenigsten als Chance genutzt werden, die
bisherigen Pläne zur Aufgabe der jetzigen
Endstelle an der Schwartzkopffstraße zu
überdenken. Der Berliner Fahrgastverband
IGEB findet diese Planungen falsch. In der
Berliner Innenstadt wird es immer wieder
Situationen geben, wo Endstellen zeitweise
nicht erreichbar sind. Um in solchen Situationen
flexibel zu sein, sollte man die Endstelle
in der Schwartzkopffstraße nicht aufgeben.
Hinzu kommt, daß dieser Abschnitt
mit GVFG-Mitteln erst in den 90er Jahren
saniert wurde und somit keineswegs sofort
abgebaut werden kann.
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Der neue Berlin-Atlas von BVG und S-Bahn zeigt erstmals die Trasse der Straßenbahn im Bau (durchgezogene Linie über dem Bus 245). Allerdings endet sie unverständlicherweise am Nordbahnhof ohne Verknüpfung mit der bestehenden Strecke auf der Invalidenstraße. Karte: Berlin-Atlas |
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Aber auch ein anderer Aspekt spielt eine
Rolle. In den jetzigen Planungen zur Straßenbahnanbindung
des Lehrter Bahnhof sollen
dort drei Linien enden. Davon soll die M 10
in der HVZ im 5-Minuten-Takt fahren. Auch
die M 6 und die M 8 sollen dort enden. Diese
Planungen erscheinen nicht allzu glaubwürdig,
insbesondere die M 6 wird möglicherweise
nie zum Lehrter Bahnhof geführt werden.
Wenn es jedoch die Endstelle Schwartzkopffstraße
nicht mehr gibt, dann muß die
M 6 immer am Hackeschen Markt enden. Es
gäbe damit nicht mehr die Direktverbindung
vom Hackeschen Markt zur Chausseestraße.
Eine solche Entwicklung muß die Senatverkehrsverwaltung
unbedingt verhindern.
So ärgerlich die schlampigen Straßenbahnplanungen
unter Verkehrssenator Peter
Strieder waren, so sollte man die Chancen
einer neuen Planung nutzen und bisherige
Planungsfehler vermeiden. IGEB Stadtverkehr
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