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Endlich fährt die Berliner S-Bahn nach
Teltow Stadt. Die Berliner und die
Brandenburger feierten gemeinsam
und die beiden Länder rücken noch ein
Stück näher zusammen. Aber diese
elfte Ländergrenzen überschreitende
Strecke der Berliner S-Bahn darf
nicht die letzte bleiben! Der Wiederaufbau
des S-Bahnnetzes ist noch lange nicht abgeschlossen.
15 Jahre nach dem Fall der Mauer sind immer
noch nicht alle wichtigen Lückenschlüsse in
Angriff genommen. 1961 und danach wurden
auch die Verbindungen
- Spandau—Falkensee,
- Hennigsdorf—Velten,
- Blankenfelde—Rangsdorf,
- Wannsee—Stahnsdorf und
- Spandau—Staaken
vom S-Bahnnetz abgeklemmt. Über einen
Wiederaufbau als S-Bahn wird heute zum
Teil überhaupt nicht mehr gesprochen, obwohl
sich der Bund vertraglich verpflichtet
hat, den Wiederaufbau der bis 1961 befahrenen
Strecken zu finanzieren (Lasten der
deutschen Teilung).
Bund zögert
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An der Hackbuschstraße in Spandau ist der Bahndamm für die S-Bahn nach Falkensee/Finkenkrug schon vorbereitet. Zur besseren Erschließung des Spandauer Westens einschließlich der Großsiedlung Falkenhagener Feld sind drei neue S-Bahnhöfe sinnvoll. Dafür könnte der heutige Regionalbahn-Haltepunkt Albrechtshof aufgegeben werden. Foto: Florian Müller |
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Die dringlichste Maßnahme in diesem Reigen
ist der Anschluß von Falkensee an die Gleichstrom-S-Bahn
auf zusätzlichen Gleisen, was
auch vom Berliner Senat und der brandenburgischen
Landesregierung ausdrücklich
gewünscht wird - siehe die Antwort auf
eine kleine Anfrage im Abgeordnetenhaus
von Berlin (siehe Seite 18). Aber der Bund
versucht, durch Gutachten zur Wirtschaftlichkeit
dieser Strecke den Bau in Frage zu
stellen oder zumindest aufzuschieben, um
so die Finanzierung zu sparen.
In dieser Situation kommt es dem Bund sehr
gelegen, daß es in Berlin und Brandenburg
Initiativen für den Regionalverkehr und gegen
die S-Bahn gibt. Das ist insbesondere aus
Berliner Sicht unbegreiflich, da eine Erschließung
West-Spandaus mit der Großsiedlung
Falkenhagener Feld über die Schiene nur von
der S-Bahn geleistet werden kann. Für den
Regionalverkehr wird es niemals zusätzliche
Stationen innerhalb Spandaus geben. Die
heute vorhandene Erschließung des Havellandes
mit dem ohne Zweifel attraktiven RE dient
hauptsächlich Falkensee und schöpft somit
nicht alle Potentiale der Strecke aus, nicht im
Land Brandenburg und schon gar nicht in Berlin.
Außerdem kann für Investitionen in eine
RE/RB-Lösung nicht der Bund für die Finanzierung
in die Pflicht genommen werden.
Vorteil S-Bahn
Die Verlängerung der Gleichstrom-S-Bahn
von Spandau nach Falkensee böte den Fahrgästen
viele Vorteile:
- Erschließung des Berliner Bezirks Spandau
durch neue S-Bahnhöfe,
- Kapazitäts- und Geschwindigkeitssteigerung
auf den Ferngleisen durch Bedienung
der Regionalbahn-Haltepunkte Albrechtshof
und Seegefeld, ggf. auch von Finkenkrug,
durch die S-Bahn und damit Reduzierung
der Trassenkonflikte RE/ICE,
- Verläßlicher Verkehr im 10- oder 20-Minuten-Takt
auch abends und am Wochenende
an allen Haltepunkten,
- Ersatz für die ab Mai 2006 mit der Führung
über die Stettiner Bahn in den Tiergertentunnel
entfallenden RE 5-Züge und
umsteigefreie Anbindung auf die Stadtbahn,
- Entlastung der schon heute überfüllten
Regionalzüge,
- Aufwertung Falkensees als Umsteigebahnhof
RE/S-Bahn.
Für eine optimale Erschließung Spandaus
und Falkensees werden vom Berliner Fahrgastverband
IGEB folgende S-Bahnstationen
als sinnvoll erachtet:
- S-Bf Nauener Straße
- S-Bf Spektefeld (Klosterbuschweg)
- S-Bf GartenstadtStaaken
(Finkenkruger Weg)
- S-Bf Seegefeld
(bestehender Standort, kein RB-Halt)
- S+R-Bf Falkensee
(bestehender Standort, auch RE-Halt)
- S-Bf Parkstadt (Schwarzburger Straße)
- S-Bf Finkenkrug
(bestehender Standort, kein RB-Halt)
Der ungünstig gelegene Regionalbahnhof
Albrechtshof sollte aufgegeben werden. Er
würde durch die Stationen Gartenstadt und
Seegefeld ersetzt. Teile des bestehenden
Bahnhofes müssen für die S-Bahn ohnehin
abgerissen werden. Mit den neuen Stationen
könnte auch auf einen Wiederaufbau der
S-Bahnstrecke zum alten Bahnhof Staaken
zumindest mittelfristig verzichtet werden.
Senatsplanung nicht optimal
Die IGEB-Vorschläge weisen einige Unterschiede
gegenüber der offiziellen Senatsplanung
auf, die die IGEB für verbesserungsbedürftig
hält. Aus Platzgründen wäre ein
eingleisiger Abschnitt von Bahnhof Spandau
bis zum Abzweig Staakener Kurve nötig. Die
weitere Strecke bis Finkenkrug kann meist
zweigleisig ausgeführt werden. Damit ist ein
stabiler Zehn-Minuten-Takt fahrbar. Die bisherige
Bestelloption des Senats sieht einen
10-Minuten-Takt bis zur Stadtgrenze vor, der
brandenburgische Abschnitt soll in der Regel
alle 20 Minuten bedient werden.
Teltow—Stahnsdorf—Wannsee
Auch die anderen ehemaligen S-Bahnstrecken
sind auf ihre S-Bahnwürdigkeit zu
untersuchen. Außerdem muß die Option für
eine Weiterführung der neuen S-Bahnstrecke
von Teltow Stadt zunächst nach Stahnsdorf
und später weiter auf der alten Friedhofsbahn
nach Wannsee offen gehalten werden.
Auf keinen Fall darf die bereits in den 1940er
Jahren vorbereitete Trasse verbaut werden,
denn die Siedlungsentwicklung in diesem
Raum läßt erwarten, daß der Nutzen-Kosten-Faktor
für eine solche Tangentialverbindung
schon in einigen Jahren die Schwelle von 1,0
überschreiten wird.
Aber als nächste brauchen wir die S-Bahn
nach Falkensee bzw. Finkenkrug! Wann feiern
wir hier die Eröffnung? (fm) IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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