Während Berlin und Hamburg per Gesetz
zu Millionenstädten zusammengeschlossen
wurden, ist eine „Ruhrstadt“ nie gegründet
worden. So reihen sich dort noch heute die
einzelnen Großstädte aneinander, welche allesamt
über einen eigenen Bürgermeister und
Stadtrat mit einer eigenen Politik verfügen.
Während die Bürger über Verwaltungsgrenzen
hinweg pendeln, enden an ebenjenen
Grenzen Zuständigkeiten und Fördermittelzusagen.
Verkehrspolitik „aus einem Guss“ gibt
es höchstens beim Autobahnbau – der liegt
allerdings auch in der Zuständigkeit von Bund
und Ländern.
Mülheim
Über die Streitigkeiten in Mülheim war bereits
in Signal 4/2013 zu lesen.
Nun ist es dort zu
einer (vorläufigen?) Einigung mit der Bezirksregierung
gekommen, und die Lokalpolitik
hat es unter größten Anstrengungen geschafft,
den lange überfälligen Nahverkehrsplan
zu verabschieden. Er wirkt wie aus einer
anderen Zeit: Straßenbahnstrecken sollen
stillgelegt und Takte ausgedünnt werden. Alles
unter dem Diktat, die Ausgaben im ÖPNV
zu senken und den „günstigeren und flexibleren“
Bus einzusetzen, der sich dann natürlich
auch ganz schnell komplett streichen lässt.
Dabei muss das meiste Geld in die Tunnelanlagen
gesteckt werden, welche sich nicht so
einfach streichen lassen. Ausgerechnet über
dem zu letzt gebauten und schlecht ausgelasteten
Tunnelstück zwischen Hauptbahnhof
und Schloß Broich fahren die Busse parallel im
dichten Takt. Eine kurze Neubaustrecke nach
Saarn würde diese Situation deutlich entschärfen
und die Wirtschaftlichkeit erhöhen.
Duisburg
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Duisburg Hbf: Links der abgesenkte Bahnsteig für die teilniederflurigen Straßenbahnen, rechts für die hochflurigen Stadtbahnen. Am anderen Bahnsteigende ist es umgedreht. Eine Etage höher sieht es genauso aus. Vier Gleise für drei Linien – teure Infrastruktur, die es instandzuhalten gilt. Foto: A. Savin |
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Die Stadt Duisburg verfügt (wie auch das benachbarte
Mülheim) über einen Stadtbahntunnel,
durch den die „tiefergelegte“ Straßenbahn
und hochflurige Stadtbahnwagen als
„U-Bahn-Vorlauf“ verkehren. Bei letzteren liegt
das aktuell größte Problem, denn die Zugsicherungsanlagen
sind erneuerungsbedürftig.
Die gemeinsam mit der Nachbarstadt Düsseldorf
betriebene Stadtbahnlinie U 79 erfordert
hierbei auch ein gemeinsames System. Während
das reiche Düsseldorf die Ausschreibung
zur Erneuerung startet, schafft es Duisburg
trotz Fördermittelzusagen nicht, die notwendigen
40 Millionen Euro für die Erneuerung
aufzutreiben. Eine Kreditaufnahme durch die
Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) lehnte
die Stadtverwaltung jedoch ab.
Fazit: Düsseldorf führt die Ausschreibung
allein durch und Duisburg muss für die Erneuerung
später deutlich mehr Geld in die
Hand nehmen und ist dabei auf die Monopolstellung
des Düsseldorfer Lieferanten angewiesen.
Hier zeigt sich deutlich der Folgekosten-Fluch
der einst als Segen gefeierten
Stadtbahntunnel.
Die Erneuerung des Fahrzeugparks und die
Instandhaltung des Netzes stellt alle Betriebe
in Deutschland vor große Herausforderungen.
Im Ruhrgebiet wirken sich die Nachteile des
nicht abgeschlossenen Stadtbahnbaus jedoch
doppelt negativ aus. Verschiedene Netze
treffen an teils ungünstigen Verknüpfungspunkten
zusammen, sodass trotz vorhandener
Infrastruktur Linien gebrochen werden
müssen. Die Tunnelbauten wirken teils netzschwächend
und sind oftmals schlecht ausgelastet,
weil die Folgeabschnitte nie realisiert
wurden. Die weitere Netzgestaltung muss anhand
der heutigen Realitäten erfolgen, doch
ohne eine ausreichende Finanzierung können
die notwendigen Neubaustrecken kaum realisiert
werden.
Bestandserhalt und Umbau fördern!
Dies unterstreicht, wie dringend die Fortschreibung
und eine Reform der Verkehrsfinanzierung
in Deutschland ist. Statt maximaler
Ausbaustandards müssen künftig
auch die intelligente und wirtschaftliche
Verkehrsführung sowie vordringlich auch
die Erneuerung des Bestands gefördert werden.
Nur dann kann der aktuelle Stillstand
(inbesondere auch im Ruhrgebiet) beendet
werden. Bis dahin wird es wohl auch weiterhin
heißen: Im Westen nichts Neues! (ge) Berliner Fahrgastverband IGEB
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