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Die wichtigste Neuerung im Busliniennetz war
die Einführung eines neuen Produktes: dem "ExpressBus".
Die BVG knüpft damit an die in den 60er und 70er Jahren vom Bf Zoo
ausgehenden Schnellbuslinien (mit Sondertarif) an. Die ExpressBus-Linien
sollen im Schienenverkehrsnetz fehlende Verbindungen schaffen und dabei -
für den Fahrgast positive - Rationalisierungseffekte bringen, indem
vorhandene Verkehrsmengen in kürzerer Zeit und mit weniger Personal- und
Wageneinsatz bewältigt werden. Deswegen sollen die ExpressBus-Linien nur
an den wichtigsten Umsteigepunkten halten und durch begleitende Maßnahmen
wie Busspuren und Ampelvorrangschaltungen beschleunigt werden.
X26 im Stau
Als "S-Bahn-Vorlaufbetrieb" für den auch in den nächsten Jahren noch
stillliegenden Nordring wurde als erste ExpressBus-Einie der X26 zwischen
S-Bf Westend und Weißensee, Prenzlauer Allee Ecke Ostseestraße eingerichtet.
So sinnvoll das Konzept und die Linienführung auch sind, so ist beides
leider nur halbherzig umgesetzt worden. Gravierendster Nachteil sind die
fehlenden Beschleunigungsmaßnahmen. Zwar sind im Zuge der Linienführung
einige Busspurmeter neu eingerichtet worden, sie reichen jedoch bei weitem
nicht aus, und sie sind zudem in ihrem Geltungszeitraum so knapp bemessen,
daß dieser noch nicht einmal ausreicht, die falsch parkenden Autos
abzuschleppen. Daß die Verantwortung dafür nicht bei der BVG, sondern
beim Verkehrsstaatssekretär und seinem Senator hegt, wurde in
SIGNAL 1/94 bereits dokumentiert.
Einen anderen Mißstand muß man jedoch der BVG anlasten: Völlig unverständlich
für ein derartiges Qualitätsprodukt ist die zu bestimmten Zeiten verkürzte
Wegführung nur bis zum S-Bf Bornholmer Straße. Erschwerend kommt hinzu,
daß die BVG es bisher nicht geschafft hat, in ihrem Informationsmaterial,
gerade auch im Linienplan, zeitweise verkürzte Buslinien einheitlich und
allgemein verständlich darzustellen. Bleibt zu hoffen, daß derartige
Schnitzer bei den weiteren ExpressBus-Linien unterbleiben.
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1m Zusammenhang mit der neuen ExpressBus-Linie X26 wurde eine neue Haltestelle direkt am S-Bf Westend eingerichtet. An zahlreichen anderen Bahnhöfen werden den umsteigenden Fahrgästen aber weiterhin unnötig lange Wege zugemutet. Foto: Matthias Horth |
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Daß die BVG sowohl zur Wiederinbetriebnahme der U-Bahn im November als
auch der S- Bahn im Dezember eine kostenlose Ergänzung zum Kursbuch
verteilte, wurde bereits lobend erwähnt - obwohl es eigentlich eine
Selbstverständlichkeit sein müßte. Unverständlich ist jedoch, warum die
BVG die Chance vergab, den im Kursbuch vom Mai vergessenen Fahrplan des
Busses 138 in einer der beiden Ergänzungen nachzureichen. Das Versäumnis
beim Kursbuch war ärgerlich, aber niemand ist perfekt. Das Versäumnis bei
zwei Nachträgen zu wiederholen, ist unverzeihlich.
Viele kleine Liniennetzverbesserungen
Neben der Einführung der Linie X26 sind auch die meisten anderen Änderungen
im Busliniennetz positiv zu bewerten. So ist durch die jetzt erfolgte
Führung des 121ers nach Rosenthal endlich eine Verknüpfung zwischen der
Tramlinie 53 und der Nordbahn (Sl) hergestellt worden. Auch die Neuordnung
der Buslinien im Bereich rund um die Grenzallee einschließlich der neuen
Ost-West-Verbindung 177 über den Dammweg und die Linienneuordnung in Rudow
mit der neuen durchgehenden Verbindung Rudow - Köpenick (Linie 360) sind
wichtige Verbesserungen im Liniennetz.
Fahrer spielen Skat - Fahrgäste laufen
Leider nicht in dieses positive Gesamtbild paßt die Rückverlegung des
181 ers über Bismarckstraße zum Friedrich-Wilhelm-Platz. Die betrieblichen
Probleme, die die BVG offenbar bei der Abwicklung des Verkehrs auf dem
182er zwischenzeitlich hatte, dürfen nicht zur Einstellung einer notwendigen
innerbezirklichen Verbindung zwischen Klinikum Steglitz/Birkbuschstraße
und Lankwitz fuhren! Die u.a. mit dieser Maßnahme "eingesparten" Fahrer
sitzen nun stattdessen zu Dutzenden "als Überhang" in den Kantinen der
Betriebshöfe und spielen Skat, während die Fahrgäste laufen müssen!
Bleibt zu hoffen, daß die BVG - wie inzwischen versprochen - diese Lücke
ab Mai 1994 wieder schließt.
Ebensowenig nachvollziehbar sind die neuerlichen Änderungen in Schöneweide:
Da wird die OL 365 aufgehoben und angekündigt, daß dafür nunmehr die
veränderte OL 160 in beiden Richtungen über den Lindhorstweg und die
Springbornstraße fährt. Abgesehen davon, daß dadurch zwei Haltestellen im
Segelfliegerdamm nicht mehr bedient werden, können Lindhorstweg und
Springbornstraße bis heute nicht in Richtung Schöneweide befahren werden,
so daß (um den Fahrgästen der genannten Straßen eine Direktveibindung
zum Bf Schöneweide zu erhalten) faktisch die Linie 365 weiterbetrieben
wird. Das kuriose aber ist, daß diese Linie nun ebenfalls als Linie 160
bezeichnet wird. Steigt man am Bf Schöneweide in den Bus 160 und beachtet
das provisorisch angebrachte Zielschild nicht, kann es einem passieren,
daß man nicht, wie erwartet, in Altglienicke, sondern wieder am Ausgangspunkt
ankommt. Auch ein Blick ins zweite Ergänzungskursbuch verschafft einem keine
Klarheit. Der veränderte Zweite, als Ringlinie betriebene 160er,
existiert dort überhaupt nicht. Warum wird diese Linie bis zur Herstellung
der geplanten Straßenverhälnisse nicht als Buslinie 365 weitergeführt?
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Der S-Bahnhof Hohenzollerndamm (im Hintergrund hinter dem Haltestellenmast) ist kaum noch zu erkennen. Obwohl die Buslinie 115 direkt am S-Bahnhof vorbeifährt, müssen umsteigende Fahrgäste 150 m weit laufen. Foto: I. Schmidt |
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Dauerbrenner in puncto Verwirrung sind auch die immer häufiger
auftretenden wechselnden Betriebszeiten auf bestimmten Streckenteilen.
So wird die vorstehend bereits genannte Linienführung der Buslinie 177
über den Dammweg nach Treptow dadurch geschmälert, daß die Endstelle
Karl-Kunger-Straße nur zeitweise angefahren wird. Abends, am
Sonnabend-Nachmittag und Sonntags ist schon am S-Bf Plänterwald Schluß.
Auchh weniger benutzerfreundlich sind die Betriebszeiten der Buslinie
241 auf dem Abschnitt Sonnenallee - S-Bf Baumschulenweg. Für die zuvor
gut durch die Busline 170 bediente Teilstrecke ist nun mit Ausnahme der
HVZ immer ein zusätzlicher Umsteigevorgang an der Sonnenallee Ecke
Baumschulenstraße notwendig, gerade drei Haltestellen vor dem S-Bahnhof.
Eine Parallelität zum S-Bahn-Südring ist im übrigen nicht gegeben,
denn der 241er erschließt zwischen Köllnische Heide und Baumschulenweg
wichtige Bereiche, die von der S-Bahn nicht berührt werden.
Keine Haltestellen
Vergessen (?) hat man im Zusammenhang mit der Südring-Eröffnung auch die
Verlegung von Bushaltestellen an die neu eröffneten S-Bahnhöfe. Lediglich
im Zusammenhang mit der neuen Express-Buslinie wurde direkt am Bf Westend
eine neue Haltestelle eröffnet. An so wichtigen Umsteigepunkten wie z.B.
Witzleben, Hohenzollerndamm oder Tempelhof werden den zwischen S-Bahn und Bus
umsteigenden Fahrgästen weiterhin unnötige Fußwege und Straßenüberquerungen
zugemutet. Es verstärkt sich der Eindruck (s. auch Rückseite
von SIGNAL 1/94 ), daß es bei der BVG derzeit eine Neuauflage des
S-Bahn-Boykottes gibt.
Trotz der in der Summe positiv zu wertenden Liniennetzverbesserungen und
der nun endlich realisierten Einführung der ersten ExpressBus-Linie
verschlechtern sich die Bedingungen für die Busfahrgäste immer mehr:
- Immer seltener fahren Busse, weil die Takte immer mehr ausgedünnt werden.
- Immer unübersichtlicher wird das Angebot, weil die BVG gezwungen
ist, auf immer mehr Linien die Betriebszeiten auf bestimmte Stunden
oder Tage zu beschränken.
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Immer länger werden die Fahrzeiten, weil die BVG-Busse in immer
längeren Staus stecken bleiben.
IGEB
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