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Eingangs erläuterte Herr Kapp, daß die Bahn seit Jahresbeginn bekanntermaßen
auch im Westteil Berlins wieder für die S-Bahn verantwortlich ist, daß aber
einige der von den Berliner Senatsverwaltungen vorbereiteten Projekte im
Auftrag der Bahn AG von der Senatsbauverwaltung realisiert werden.
Schönholz - Tegel (- Hennigsdorf)
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Foto: Bernhard Strowitzki |
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Während die Bauarbeiten für die Wiederinbetriebnahme der S-Bahn nach Lichterfelde Ost nach erheblichen Startschwierigkeiten seit 1993 zügig vorangehen, gibt es bei der S-Bahn nach Tegel immer wieder Verzögerungen. So ist zu befürchten, daß die nach mehrfachen Verschiebungen nun zum Fahrplanwechsel im Mai 1995 angekündigte Wiederinbetriebnahme nur auf der Anhalter, nicht aber auf der Kremmener Bahn erfolgen wird. Bild oben: Hochsommer. Die S-Bahn-Baustelle auf der Anhalter Bahn nahe Südende, Blickrichtung Priesterweg, im August 1994. Bild hier: Winterschlaf. Der S-Bf Eichbornstraße (künftig Eichborndamm) auf der Kremmener Bahn vor dem seit Jahren angekündigten, aber immer wieder verschobenen Baubeginn (Bild vom Februar 1994). Foto: Bernhard Strowitzki |
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Die Baumaßnahmen zur Wiederinbetriebnahme der S-Bahn auf der Kremmener Bahn
konzentrieren sich vor allem auf die Instandsetzung der Brücken und Bahnhöfe
sowie die Modernisierung und Erweiterung des Gleichrichterwerkes Tegel (für
die Stromversorgung). Auf der bereits vor Jahren für Probe- und
Überführungsfahrten der BVG hergerichteten Gleistrasse sind verrottete
Schwellen bzw. verschlissene Schienenstücke auszuwechseln. Der eingleisig
abzuwickelnde S-Bahn-Betrieb ermöglicht einen 20-Minuten-Takt, in
Reinickendorf sollen die Züge jedoch kreuzen können. Östlich des Güterbahnhofs
Reinickendorf - zwischen Roedemallee und Kopenhagener Straße (früherer Abzweig
am Stellwerk "Tga") - wird ein zweites Gleis verlegt, das nur dem Güterverkehr
dient.
Die Stationen Reinickendorf, Karl-Bornhoeffer-Nervenklinik (ehemals Wittenau
Kremmener Bahn), Eichborndamm (ehemals Eichbornstraße) und Tegel behalten
ihre bisherige Lage; Bahnsteigbelag und -dächer werden ausgebessert. In
Tegel sollen die Züge vorerst nur an eine Bahnsteigkante heranfahren;
die Kehr- und Aufstellanlage befindet sich auch künftig südlich des
Bahnsteigs (nördlich davon kann sie wegen des Bahnübergangs Gorkistraße
nicht errichtet werden).
Höchste Priorität genießt inzwischen die Verlängerung der S-Bahn-Linie bis
Hennigsdorf. Sie wird aus Bundesmitteln finanziert. Insofern bestätigte Herr
Kapp bereits bekanntgewordene Pläne (siehe auch SIGNAL 7/94 ).
Er verwies auf die im September erfolgte grundsätzliche Einigung zwischen
Vertretern der DB AG (einschließlich ihrem Vorstandsvorsitzen Heinz Dürr)
sowie der Länder Berlin und Brandenburg. Dürr selbst habe entschieden "Ja"
zur Gleichstrom-S-Bahn gesagt und versichert, im Bundesverkehrsministerium
noch bestehende Skepsis im Gespräch mit Minister Wissmann auszuräumen.
Priesterweg - Lichterfelde Ost (- Teltow)
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Der S-Bf Südende ist nach Abbruch und Wiederaufbau im Sommer 1994 bereits fast fertiggestellt. Auf der Brache im Vordergrund sollen die Fernbahngleise in Richtung Leipzig wiedererrichtet werden. Doch bis hier die ersten Züge mit geplanten 160 km/h in Berlin eintreffen, werden noch viele Jahre vergehen. Foto: Bernhard Strowitzki |
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Völlig zugewachsen ist der Fernbahnsteig, aber noch erkennbar der Durchgang "Nur zum Bahnsteig A". Dieser Bahnsteig A ist für die S-Bahn-Wiederinbetriebnahme instandgesetzt worden. Unmittelbar entlang der alten Fernbahnsteigkante liegt der neue Kabelkanal, laut Herrn Kapp mit Zustimmung der DR. Wer also hat dort geschlafen? Foto: Bernhard Strowitzki |
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Nicolaus Kapp erinnerte zunächst an die einst vorgesehene Reaktivierung bis
Lichterfelde Süd innerhalb nur einer Ausbaustufe. Dafür habe sich aber die
"Finanzierungshürde als zu hoch" erwiesen. Schließlich stand die ursprüngliche
Planung im Konflikt zum Wiederaufbau der "Anhalter Bahn" als wichtigster
südlicher Zulaufstrecke für den Fernverkehr. Beispielsweise wäre man durch die
beabsichtigte Verschiebung des Bahnhofs Lichterfelde Ost in Richtung
Kranoldplatz/Königsberger Straße der Fernbahntrasse zu nahe gerückt, da hier
der Bahnkörper besonders schmal sei. Nachdem - so Kapp - "das
Bundesverkehrministerium die Notbremse zog", blieb nur die Unterteilung in
zwei Planungsabschnitte: eben den bis Lichterfelde Ost und einen weiteren
bis Lichterfelde Süd.
Anders als bei der S-Bahn nach Tegel wurde für die nach Lichterfelde Ost
ein umfangreicher Bauauftrag noch "unter alter Regie" (also zu Zeiten der
BVG-S-Bahn) erteilt. Er umfaßte
- die Wiederherrichtung der S-Bahn-Strecke bis Lichterfelde Ost einschließlich
Neubau einer Kehr- und Aufstellanlage nördlich des vorläufigen Endpunkts,
- die Auslegung für 10-Minuten-Takt bei überwiegend zweigleisiger Trassierung
(etwa ein Drittel der Strecke - 1,2 km von nördlich Teltowkanal bis südlich
Bahnhof Lankwitz - bleiben auf unbestimmte Zeit eingleisig),
- die Grundinstandsetzung der Bahnhöfe Südende, Lankwitz und Lichterfelde
Ost (in Südende mit hohem Neubauanteil),
- die Sanierung bzw. den Neubau von Brücken,
- die Neuschaffung der gesamten technischen Infrastruktur (Stromversorgung mit
Gleichrichterwerk an der Bruno-Walter-Straße, Verkabelung, Sicherunganlagen).
Zum Stand der Baumaßnahmen resümierte Herr Kapp, abgesehen von der technischen
Infrastruktur sei "das meiste geschafft". Auf Nachfragen bestätigte er, daß
den Teltowkanal inzwischen wieder die alte, aufgearbeitete Brücke überspannt.
Im Hinblick auf die später geplante Kanalverbreiterung kam hier ein Neubau
nicht in Betracht. Als "auf Dauer angelegtes Provisorium" ist der Bahnhof
Lankwitz zu betrachten. Das Gleis an dessen östlicher Bahnsteigkante "liegt in
Endlage", mit Rücksicht auf die unmittelbar angrenzende Fernbahntrasse wären
bauliche Änderungen nur westlich davon möglich. Sicher wird es hier aber nie
die Ende der 80er Jahre geplanten Gemeinschaftsbahnsteige zwischen der S-Bahn
und der immer noch in der Zielplanung
enthaltenen U-Bahn-Linie 9 geben. So die U-Bahn-Verlängerung denn jemals
kommt, soll die U9 die Eisenbahntrasse unterqueren und der S-Bahnhof Lankwitz
über die Leonorenstraße geschoben werden (eine Maßnahme, die allerdings
jetzt schon die Umsteigesituation zum Bus verbessert hätte).
Wie nicht anders zu erwarten, wollten viele Zuhörer Konkretes zur
Wiederinbetriebnahme über Lichterfelde Ost hinaus und in diesem Zusammenhang
etwa vorgesehene Bahnhofsneubauten erfahren. Zwar verwies Herr Kapp auf die
Planungszuständigkeit der Deutschen Bahn AG, wich den Fragen aber keineswegs
aus. Zusammengefaßt einige von ihm gegebene Antworten bzw. persönliche
Einschätzungen:
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Foto: Bernhard Strowitzki |
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Blick auf den S-Bf Lankwitz von Norden über den Teltowkanal (oben) und von Süden. Wegen der Brücke über den Teltowkanal, deren zweigleisiger Ausbau viel Zeit und Geld gekostet hätte, gibt es hier einen eingleisigen Abschnitt. Ebenso wie der Brückenüberbau wurde auch der S- Bahnhof "nur" instandgesetzt, da der Bahnsteig langfristig nach Norden über die Leonorenstraße verschoben werden soll. Foto: Bernhard Strowitzki |
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- Es werden "ganz enorme Anstrengungen" unternommen, bald mit der zweiten
Ausbaustufe nach Lichterfelde Süd zu beginnen. Gestoppt ist aber das fast
abgeschlossene Planfeststellungsverfahren für einen nach Norden zur
Thermometer-Siedlung hin verschobenen Bahnhof. Der Grund: Auf dem ehemaligen
Truppenübungsplatz um die "US-Geisterstadt" soll eine neue Wohnsiedlung
entstehen, mithin im Einzugsgebiet der alten Station Lichterfelde Süd.
Deshalb soll der Bahnhof nicht mehr verschoben, aber dennoch komplett neu
errichtet werden. ("Das muß nicht zu Verzögerungen führen.")
- Unwahrscheinlich ist, daß in Lichterfelde Süd ein provisorischer Halt für
die zwischen Lichterfelde Ost und Teltow/Ludwigsfelde vorgesehenen
Regionalbahnzüge eingerichtet wird.
- Der Bahnhof Lichterfelde Ost mit je einem S- und Regionalbahnsteig bleibt
auf Dauer an heutiger Stelle.
- Die Option für einen zusätzlichen S-Bahn-Haltepunkt an der Osdorfer Straße
hält sich auch die DB AG offen.
- Erst in der dritten Ausbaustufe (Termin offen) soll die S-Bahn bis zu einem
westlich ihrer früheren Trasse projektierten Endpunkt "Teltow Stadt"
verlängert werden (gaaanz langfristige Option: Weiterführung bis
Stahnsdorf).
Wie geplant im Mai '95 nach Lichterfelde Ost und Tegel?
Verhalten optimistische Äußerungen vernahm das Publikum zu den
Eröffnungsterminen im kommenden Frühjahr; voraussichtlich werde dann sowohl
nach Lichterfelde Ost als auch nach Tegel gefahren. Die Bahn erwäge, die
Züge unter der Liniennummer S25 zwischen Tegel und Lichterfelde Ost
verkehren zu lassen (Anm. d. Red.: entgegen bereits im DB-Kursbuch
veröffentlichter Fahrplantabellen).
Wenn's trotz der ja mehrmals verschobenen Termine zeitlich erneut eng wird,
so liegt das laut Nicolaus Kapp nicht an der Langsamkeit seiner Verwaltung
oder der beauftragten Firmen. Wichtige Aufträge - insbesondere bei der S-Bahn
nach Tegel - hätten lange nicht vergeben werden können, weil die
Abrechnungsmodalitäten unklar waren. Selbst bereits angelaufene Baumaßnahmen
müßten nach Übernahme der S-Bahn durch die DB AG "kompliziert von einem
Finanzierungssystem in das andere transformiert" werden. Dies sei vor
allem eine Folge der Bahnprivatisierung mit völlig anderer Rechnungsführung
als in einer Behörde.
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Kehr- und Aufstellgleise "hinter" Lichterfelde Ost mit sechs einfachen und einer Kreuzweiche. Warum dieser üppige Ausbau? Foto: Bernhard Strowitzki |
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Im übrigen erfolgten alle Bauarbeiten nach bahnseitig formulierten
Anforderungen. So trassiere man etwa (oft als unnötig breit kritisierte)
Kabelkanäle keineswegs ohne Absegnung durch die DB, und auch in der
Vergangenheit hätten sich Senat und Reichsbahn abgestimmt. Kritik an früher
angeblich begangenen "Sünden" wies der oberste Senats-Bahnbauer ebenfalls
zurück; beispielsweise sei das S-Bahn-Gleis zwischen Frohnau und Hohen
Neuendorf nicht aus Versehen, sondern bewußt ohne Rücksicht auf die Fernbahn
verlegt worden - mit Zustimmung von Bundesverkehrsministerium und
Reichsbahndirektion Berlin! Eine genau der ursprünglichen S-Bahntrasse
folgende Gleislage war wegen eines dort verlaufenden Wanderwegs nicht
kurzfristig realisierbar, doch seinerzeit hätten alle die schnellstmögliche
Lösung gewünscht, und das war die auf der Fernbahntrasse.
Auch angesichts der jüngst aufgetretenen Finanzierungsprobleme
und teils späten Auftragsvergaben bei den Projekten Tegel und Lichterfelde
Ost hält es Herr Kapp für falsch, nach dem "Schwarzen Peter" zu suchen.
Alle Beteiligten - einschließlich Bundesverkehrsministerium - bemühten sich
um rasche Fertigstellung. IGEB
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