„Nach fast zwei Jahrzehnten Planungs- und
Bauzeit kann wohl 2019 der erste Bauabschnitt
des zweiten Berliner Nordsüd-Tunnels
für die S-Bahn fertiggestellt werden,“
schrieben wir in SIGNAL 1/2014 . Hintergrund
ist, dass zwar der Streckenbau zwischen
Nordring und Hauptbahnhof gut
vorankommt, aber die neue Tunnelstation
der S-Bahn am Hauptbahnhof unerwartet
große Probleme bereitet. Dadurch gibt es
massiven Zeitverzug und erhebliche Mehrkosten.
In dieser Notlage hat die Deutsche Bahn
ein Projekt entwickelt, das man aufgrund
seines Bekanntwerdens Anfang April für
einen Aprilscherz halten konnte. Doch die
Verantwortlichen meinen es leider ernst.
Provisorischer S-Bahnsteig am Hbf
Um vielleicht schon 2018, spätestens aber
2019 die sogenannte S 21 fahren zu können,
ist vorgesehen, nördlich der künftigen
S-Bahn-Station einen provisorischen Bahnsteig
auf einem der beiden
Streckengleise zu errichten.
Dieser soll dann von
Gesundbrunnen aus mit
einem S-Bahn-Pendelzug
(Halbzug) voraussichtlich
im 10-Minuten-Takt angefahren
werden.
Der Vorteil für die Deutsche
Bahn: Man kann der
Öffentlichkeit noch vor
2020 eine S-Bahn-Anbindung
des Hauptbahnhofs
von Norden her bieten und
bekommt schneller Bestellgelder
vom Land Berlin, benötigt
aber aus dem knappen
Fahrzeugbestand nur
zwei Viertelzüge.
Flughafen-Express über
Gesundbrunnen
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Geldverschwendung pur. Weil der Bau der S21-Tunnelstation „Berlin Hauptbahnhof“ durch Mängel bei den baulichen Vorleistungen mehr Zeit und Geld beansprucht, will die Deutsche Bahn eine provisorische Station auf dem zweiten Gleis nördlich der Invalidenstraße bauen. Diese soll von S-Bahn-Pendelzügen Gesundbrunnen-Wedding—Hauptbahnhof angefahren werden. Den hohen Kosten für Bau und Betrieb steht ein äußerst geringer Nutzen für die Fahrgäste gegenüber. Dennoch hat der Regierende Bürgermeister angeblich bereits die Zustimmung des Landes Berlin signalisiert. Abbildung: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung |
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Allerdings hat dieses Projekt
für die Fahrgäste fast
keinen Nutzen. Zwischen
Gesundbrunnen und
Hauptbahnhof werden
2019 voraussichtlich auch
mehrere Regionalzüge
verkehren: neben den
schon heute stündlich
verkehrenden Linien RE 3
und RE 5 zusätzlich der
halbstündlich verkehrende
Flughafenexpress RE 9.
Denn dieser soll aufgrund
der dichten Belegung
der Anhalter Bahn nach
derzeitigem Stand vom
Hauptbahnhof aus nicht nach Süden
(Potsdamer Platz—Südkreuz—BER) verkehren,
sondern nach Norden (Gesundbrunnen—Ostkreuz—BER).
Hinzu kommt, dass die mit dem S-Bahn-Pendelzug
im Hauptbahnhof ankommenden
Fahrgäste deutlich weitere Wege zum
Umsteigen zurückzulegen haben als bei
Nutzung eines der Regionalzüge.
Geld für S-Bf Perleberger Brücke nutzen
Obendrein verursacht dieses Projekt Zusatzkosten
von schätzungsweise 20 Millionen
Euro allein für den Bau des provisorischen
Bahnsteigs und die vorläufigen
Zugsicherungsanlagen. Das ist das Geld,
dass benötigt würde, um die vom Berliner
Fahrgastverband IGEB seit Jahren
geforderten Seitenbahnsteige des neuen
S-Bahnhofs Perleberger Brücke auf der Brücke
zwischen Hauptbahnhof und Wedding
zu bauen – und das angeblich nicht zur Verfügung
steht.
Nicht noch eine Spielzeug-Bahn
Anstatt nach der teuren „Spielzeug-U-Bahn“
U 55 (Hauptbahnhof—Bundestag—Brandenburger
Tor) noch eine „Spielzeug-S-Bahn“ S 21 (Hauptbahnhof—Wedding—Gesundbrunnen)
zu bauen und für viel Geld
und wenige Fahrgäste verkehren zu lassen,
sollten Deutsche Bahn und Land Berlin besser
alle Energie sowie alles Geld in die Fertigstellung
der Gesamtmaßnahme Nordring—Hauptbahnhof mit der Zwischenstation
S-Bahnhof Perleberger Brücke investieren.
Berliner Fahrgastverband IGEB
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