Lage und Anbindung
Mit 33.000 Einwohnern ist Neuruppin eine typische märkische Mittelstadt,
etwa 60 Kilometer nordwestlich der Berliner Stadtmitte gelegen. Neuruppin
soll aufgrund seiner Lage inmitten des dünnbesiedelten Ruppiner Landes laut
Landesentwicklungsmodell der "Dezentralen Konzentration" zum Mittelzentrum
mit Teilfunktionen eines Oberzentrums herausgebildet werden. Damit wird die
Stadt zum Dienstleistungs- und Wirtschaftszentrum der ganzen Region.
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Ausuewählt für das Modullprojekt Bürger- Bahnhof: Der Bahnhof Rheinsberger Tor in Neuruppin. Foto: Marc Heller |
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Neuruppin ist heute denkbar schlecht an den Eisenbahnverkehr
angebunden. Die Stadt ist Kreuzungspunkt der Nebenbahnen Neustadt (Dosse) -
Löwenberg und Velten - Wittstock. Vor allem durch eine direkte und schnelle
Bahnverbindung von Berlin über Neuruppin nach Wittstock bei gleichzeitiger
integraler Verknüpfung mit der Bahnlinie Neustadt (Dosse)-Neuruppin -
Löwenberg (Mark) sowie dem Stadt- und Regionalbusverkehr kann die Bahn eine
Alternative zum Auto werden. Nach dem Regionalbahn-Zielnetz der DB AG und
des Landes Brandenburg scheint dies mittelfristig
möglich. Mindestens stündlich soll dann der RegionalExpress von der Berliner
Mitte nach Neuruppin und weiter Richtung Wittstock fahren, ergänzt durch
die Regional Bahn zwischen Neustadt (Dosse) und Löwenberg (Mark). Als
Vorstufe (und als SEV während des Bahnausbaus) nahm am 17.12.1995 der RE-Bus
zwischen Neuruppin Hauptbahnhof und Berlin Zoo seinen Betrieb auf.
Alle Züge beider vorgesehener Bahnlinien erhalten einen Halt am Haltepunkt
Neuruppin Rheinsberger Tor, dem eigentlichen "Stadt-Bahnhof". Direkt am Ende
der Karl-Marx-Straße, der "City-Straße" Neuruppins, gelegen und fußläufig
vom gesamten Zentrums- und Uferbereich erreichbar, besitzt der Bahnhof im
Gegensatz zum etwa 600 Meter nordwestlich der Innenstadt gelegenen Neuruppiner
Hauptbahnhof zentrale verkehrliche Bedeutung. Der Halt der Stadtbuslinie
sowie zahlreicher Regionalbuslinien vor dem Bahnhof ist möglich und wird
auch praktiziert. Die Fahrkartenausgabe samt Warteraum ist allerdings
seit einigen Jahren geschlossen.
Das Gebäude befindet sich - abgesehen von Putzschäden und Graffitis im
Zugangsbereich - baulich in äußerlich gutem Zustand und ist in oberen Etage
bewohnt. Städtebaulich stellt das Bahnhofgebäude mit seinem charakteristischen
Eckturm das östliche Tor zur Innenstadt dar und steht unter Denkmalschutz.
Betritt man von der Vorplatzseite den Warteraum, befindet sich rechts die
ehemalige Fahrkartenausgabe mit Ausgabefenster zum Warteraum sowie weiterem
Fenster in Richtung Vorplatzarkaden. Von der Fahrkartenausgabe ist ein
weiterer Raum zu erreichen. An der Front zur Hauptstraße liegen ein
Ladenraum mit großem Verkaufsfenster und die Eingangstür zum Erdgeschoß.
Aufgaben und Angebote des Bürger Bahnhofs Neuruppin
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Auf dem Bahnhof Neuruppin Rheinsberger Tor. Foto: Marc Heller |
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Im Bürger Bahnhof soll über das gesamte Verkehrsangebot der DB AG und der
regionalen Verkehrsunternehmen informiert und beraten werden
(Mobilitätsberatung). Beides kann schnell und präzise über
EDV (z.B. Kurs '96, START Amadeus oder VBBInfo) geschehen.
Um die aufgeführten Leistungen kompetent ausführen und vermitteln zu
können, ist im Bürger Bahnhof eine ausführliche und aktuelle Kundenberatung
zu installieren. Dazu gehört die Mitarbeiterschulung, die Auslegung von
Info-Heften oder Plakaten der Verkehrsbetriebe und ein Kundentelefon.
Um das Projekt zu finanzieren und damit die umfassenden Beratungsleistungen
zu ermöglichen. soll per Agenturvertrag mit der Deutschen Bahn AG und dem
zukünftigen Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) bzw. den örtlichen
Busverkehrsbetrieben das gesamte Angebot der Bahn und der Verkehrsuntemehmen
vertrieben werden. Dazu gehören vor allem Nah- und Fernfahrkarten.
Sonderfahrkarten, Bahn-Cards und Zeitkarten der DB AG wie auch Einzel-,
Sammel- und Zeitfährscheine sowie Umweltkarten des künftigen Verbundes.
Gleichzeitig findet ein Verkauf sämtlicher Kursbücher und Fahrplanhefte
der Verkehrsbetriebe statt.
Bestandteil des Verkaufsangebotes an der ehemaligen Fahrkartenausgabe sollten
auch ausgewählte Literatur, Zeitungen und Zeitschriften sowie ein kleines
Imbiß- und Getränkeangebot sein. Bei Notwendigkeit der Trennung des
Verkaufs bahnnaher und weiterer Angebote kann dafür auch der Laden an
der Straßenseite genutzt werden.
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Foto: Marc Helle |
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Zwischen Neuruppin (linkes Bild) und Berlin Zoologischer Garten fährt stündlich ein Regional Express, bisher allerdings nur mit Bussen. Foto: Marc Helle |
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Weiterhin kommt die Bewirtschaftung oder Teilbewirtschaftung des
Parkplatzes auf dem Bahnhofsvorplatz infrage. Teile der Pkw-Standplätze
sollten als P+R-Plätze für Bahnkunden gegen Nutzungsentgelt ausgewiesen
werden. Auch die Vorhaltung von vier bis sechs Fahrzeugen im Rahmen eines
stadtweiten Car-Sharing-Projektes inklusive der Vermietung der
Fahrzeuge bietet sich an.
Die Räumlichkeiten des Bürger Bahnhofs (vor allem der Warteraum) bieten
die Gelegenheit, im Rahmen einer projektbezogenen Bürgerinformation
die aktuellen Verkehrsplanungen und Sachstände von Maßnahmen der Stadt,
anderer Planungsträger und der Deutschen Bahn AG anhand von Schautafeln
und Prospektständern vorzustellen.
Integration der Besucherinformation der Stadt Neuruppin
Aufgrund der überregionalen touristischen Bedeutung Neuruppins und
zahlreicher Sehenswürdigkeiten sollen im Bürger Bahnhof touristische
Angebote und Unterkünfte vermittelt sowie Stadtpläne und Reiseliteratur
verkauft werden. Jegliche Art von fremdenverkehrlichen Auskünften
(Freizeitangebot, Übernachtung, Gaststätten usw.) sollten durch die
Mitarbeiter qualifiziert abgegeben werden können. Großer Wert soll
seitens des Trägers auf den Service und den Tourismus rund um das Fahrrad
und den Radverkehr gelegt werden. Dazu kann neben der Ausleihe, dem
sicheren Unterstellen und der Reparatur von Rädern auch die Vermittlung
von geführten Radwanderungen angeboten werden.
Vorgenannte Leistungen sind ganz oder teilweise bisherige Angebote der
Besucherinformation der Stadt Neuruppin am Standort Heimatmuseum. Nach
Ansicht des Amtes für Wirtschaftsförderung und Fremdenverkehr der
Stadtverwaltung können diese Leistungen aufgrund der räumlichen Lage,
der verkehrlichen Anbindung und des Gebäudezustandes am Standort
Rheinsberger Tor deutlich besser vermittelt werden.
Das Amt schlägt deshalb die Integration dieser städtischen
Aufgaben in das Leistungsspektrum des BürgerBahnhofs vor und
bemüht sich aktiv um dessen Umsetzung.
Zusammenfassung
der Aufgaben und Angebote
des BürgerBahnhofs Neuruppin
Mobilitätsberatung, Kundeninformation und Angebotsvermittlung
Verkauf und Vertrieb des gesamten Angebots der
Bahn und der Verkehrsunternehmen, Taxivermittlung
Besucherinformation für Touristen und Gäste der Stadt
Neuruppin, u.a. Verkauf und Vermittlung touristischer Angebote
Bereitstellung eines kleinen Imbiß- und Getränkeangebotes
Bewirtschaftung/Teilbewirtschaftung des Bahnhofsparkplatzes
Bewirtschaftung der Toiletten auf dem Bahnhofsvorplatz
Fahrradstation (z.B. unterstützt durch ADFC)
Projektbezogene Bürgerinformation
Organisation und Personal
Das BürgerBahnhof sollte durch einen für diesen Zweck zu gründenden
Trägerverein bewirtschaftet werden. Dem Trägerverein sollen die Stadt
Neuruppin und der Deutsche Bahnkunden-Verband Brandenburg e. V. angehören.
Eine Mustersatzung liegt mittlerweile vor.
Durch die Möglichkeit, im BürgerBahnhof eine regionale Geschäftsstelle
des Bahnkunden-Verbandes Brandenburg e.V. und von dessen Regionalverband
Prignitz-Ruppin anzusiedeln, ist eine regelmäßige Bewirtschaftung sowie
eine materielle Grundausstattung zu erwarten. Grundsätzlich bestünde auch
die Möglichkeit, daß das Bahnhofsgebäude in kommunale Trägerschaft übergeht,
die Stadt sozusagen für ihr Eingangstor im Interesse der Bahnkunden selbst
zuständig ist. Dies ist allerdings nicht notwendig, wenn die DB AG als
Eigentümerin die Umsetzung des gemeinsamen Projektes engagiert unterstützt
und u.a. die Immobilie nutzungsgerecht vorhält sowie preislich angemessen
bewirtschaftet.
Der Weg zum Neuruppiner Bürger Bahnhof
April 1996 erstes Nutzungskonzept durch DBV
Brandenburg und Stadtverwaltung
Mai 1996 Fragebogenaktion zu Nutzungen und
Kosten
Juni 1996 Ergänzungen/Änderungen des Nutzungskonzeptes,
Einnahmen-/Ausgabenabschätzung
Bis November 1996 Aufstellung der Satzung und Gründung des
Trägervereins, Geschäftsbesorgungsvertrag zwischen Trägerverein und
Stadtverwaltung Neuruppin, Mietvertrag mit DB Gb Personenbahnhöfe,
Agenturvertrag und Leistungsvertrag mit DB Gb Fern-/Regionalverkehr,
Einwerbung von Fördennittein durch den Trägerverein
Bis März 1997 Instandsetzung der Innenräume und der Fassade
des Gebäudes, Umfeldgestaltung
1. April 1997 Eröffnung des BürgerBahnhofs (Saisonstart, Vorlaufphase)
1. Juni 1997 Eahrplanwechsel der DB AG mit optimierter Anbindung
für Rheinsberger Tor, Bahnhofsfest (Ende der Vorlaufphase)
Deutscher Bahnkunden-Verband
Landesverband Brandenburg
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