S-Bahn-Museum

Das Berliner S-Bahn-Museum stellt sich vor

Seit über 10 Jahren werden ergänzend zur verkehrspolitischen Arbeit des Berliner Fahrgastverbandes IGEB und des Deutschen Bahnkunden-Verbandes Objekte aus der Vergangenheit (und Gegenwart) der Berliner S-Bahn gesammelt. Ziel ist die Erhaltung wertvoller technischer und stadtgeschichtlicher Gegenstände und deren Präsentation in einer ständigen Ausstellung unter Mitwirkung eines möglichst großen Kreises an hieran interessierten Bürgern. Mit den neuen Räumen im Umspannwerk Griebnitzsee ist dies jetzt erstmals möglich.

Das Berliner S-Bahn-Museum ist eine Einrichtung, die ausschließlich ehrenamtliche Mitarbeiter hat und bislang keine finanzielle Unterstützung durch öffentliche Stellen erhält. Geleitet wird das als Gesellschaft bürgerlichen Rechts organisierte Museum von zwei Geschäftsführern, die vom Aufsichtsrat bestellt wurden, dem je drei Vorstandsmitglieder des Berliner Fahrgastverbandes IGEB und des Deutschen Bahnkunden-Verbandes Berlin angehören.

Halle
Das Foto zeigt die Räume des Berliner S-Bahn-Museums noch ohne die hier in der Zwischenzeit angesammelten Ausstellungsstücke. Foto: U. Dittfurth, 1994

Der Gründung des Museums war der Aufbau einer Sammlung vorausgegangen. Es begann, als der Senat im Westteil Berlins 1984 die S-Bahn übernommen hatte und die Strecken teils stillgelegt und teils modernisiert wurden. Beides bedeutete den unwiederbringlichen Verlust alter Schilder, Signale, Bahnsteigaufbauten - überhaupt: des besonderen Charakters der Berliner S-Bahn, entweder durch Witterung und Vandalismus oder durch die Erneuerung. Das Museum für Verkehr und Technik in Berlin interessierte sich mehr für anderes - und als staatliche Institution war es manchem Sammler, der selbst mitgestalten wollte, zu wenig bürgernah. Daraufhin begannen die IGEB und der Vorgänger des heutigen Deutschen Bahnkunden-Verbandes Berlin, der Berliner Schienenverkehrs-Verband, beides eigentlich Organisationen, die sich die Zukunft der S-Bahn und nicht deren Vergangenheit zur Aufgabe gemacht haben, das "überflüssige" alte Material zu sammeln. Unterstützt wurden sie von der Verwaltung des ehemaligen Reichsbahnvermögens (VdeR), heute Bundeseisenbahnvermögen, und von der BVG. Das geschah zunächst alles im Verborgenen.

Als die Sammlung der Vereine, unterstützt durch Private, immer größer wurde, entstand der Wunsch, diese Exponate einer breiteren Öffentlichkeit zeigen zu können. Die Museums-Idee war geboren. Doch es fehlten Räume, um den ständig wachsenden Ausstellungsfundus öffentlich und dauerhaft zeigen zu können. Mit den neuen Räumen im Umspannwerk Griebnitzsee besteht nun erstmals die Möglichkeit, die Idee Wirklichkeit werden zu lassen, d.h.,

Stellwerk
Eines der größten Objekte aus der Sammlung: An diesem mechanischen Stellwerk wurden bis 1995 noch Eisenbahnerausgebildet. Nach der Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit sollen an ihm die technischen Bedingungen des Signal- und Sicherungswesens erläutert werden. Foto: U. Dittfurth
  • die bisher schon angehäuften "Schätze" endlich in einem dafür geeigneten Raum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen,
  • vielen noch verborgenen Schätzen privater Sammler eine Ausstellungsmöglichkeit zu geben,
  • die Aktivitäten anderer zu ergänzen
  • und schließlich mehr als die bisher nur wenigen Mitarbeiter zum Auf- und Ausbau der Sammlung zu gewinnen.

All dies fängt jetzt aber erst an und braucht noch viel Zeit!

Sie können deshalb noch keine fertige und inhaltlich umfassende Ausstellung, Hochglanzbroschüren und High-Tech-Ausstellungsdesign, Antworten auf alle Fragen und die Befriedigung aller Wünsche hinsichtlich der auszustellenden Objekte - und das alles zum Null-Tarif - erwarten.

Statt dessen erwartet Sie in unseren Räumen (zunächst)

  • eine bunte, noch ungeordnete Ansammlung von Gegenständen, die so mancher respektlos als "Schrott" bezeichnen würde,
  • eine Sammlung, die nur einen Teil des bereits vorhandenen oder "aktivierbaren" Materials zeigt (einiges "schlummert" noch in anderen Lagern),
  • eine Sammlung vieler Ideen, was man ausstellen sollte und wie dies geschehen könnte und
  • die Bitte um Mitarbeit.

Inhalte und Ziele des Berliner S-Bahn-Museums

Die Ausstellung soll zum einen die Technik - Signale, Fahrzeuge, Bahnhöfe usw. - zeigen, zum anderen aber die Menschen bei der Berliner S-Bahn: Fahrgäste ebenso wie das Personal und seine Arbeitsbedingungen.

Die Darstellung soll keine akademische Präsentation von aus dem Zusammenhang gerissenen Gegenständen sein, sondern vielmehr die Atmosphäre von Zügen, Bahnhöfen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen vermitteln.

Zeichnung

Die möglichst lebendige Darstellung soll schon beim Ausstellungsort beginnen, der keinesfalls auf "Hochglanz renoviert" sein darf. Die Ausstellung wird in thematisch gestaltete Räume eingebettet. So wird zum Beispiel die Hebelbank in einem Stellwerk stehen, Fahrkarten gehören in eine Fahrkartenausgabe, an deren Wand auch der passende Kalender hängt. Neben unmittelbar zur S-Bahn gehörenden Objekten sind zeitgenössische Gegenstände des Alltags deshalb (fast) ebenso wichtig. Möglichst viele Objekte sollen in Funktion gezeigt werden, sollen auch im wahrsten Sinne des Wortes "begreifbar" sein.

Eine interessante Aufgabe des Museums ist die Dokumentation der bisherigen Entwicklung der S-Bahn in Ost und West. So kann gezeigt werden, was unter verschiedenartigen gesellschaftlichen und ökonomischen Bedingungen aus der Berliner S-Bahn wurde. Parallelen und Unterschiede, Probleme, Vorzüge und Nachteile sollen vorgestellt werden.

Schließlich soll das Museum aktiv an der Gestaltung der Zukunft der Berliner S-Bahn mitwirken. Durch die Möglichkeit, auch aktuelle Entwicklungen, Probleme oder Planungen auszustellen und zu diskutieren, kann das Museum zu einem Forum für die Nahverkehrsplanung in Stadt und Region werden.

Auch anderen Einrichtungen wollen wir gern die Möglichkeit zur Selbstdarstellung bzw. zur Ausstellung ihrer Arbeiten bieten.

MACHEN SIE MIT!

Karte
Das Berliner S-Bahn-Museum am S-Bahnhof Griebnitzsee: Das Museum befindet im Obergeschoß des Umspannwerkes in unmittelbarer Nachbarschaft zu der in Potsdam gelegenen S-Bahn-Station. Kartengrundlage: DB AG

Auch Sie können sich beteiligen und aktiv beim Auf- und Ausbau des Berliner S-Bahn-Museums helfen

  • durch Sach- oder Geldspenden,
  • durch die (auch leihweise) Überlassung von Ausstellungsobjekten und
  • durch aktive Mitarbeit bei der Gestaltung der Ausstellungsräume.

Noch gibt es keinen Förderverein oder ähnliches. Mitgliedervon IGEB oder Deutschem Bahnkunden-Verband können sich aber schon jetzt als Mitglieder im S-Bahn-Museum fühlen und mitarbeiten. Für andere, an regelmäßiger Mitarbeit interessierte werden wir demnächst die notwendigen Voraussetzungen schaffen.

Berliner S-Bahn-Museum

aus SIGNAL 7/1996 (Oktober 1996), Seite 11-14

 

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