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Das erwähnte Tier zierte einst eines der gelungenen BVG-Plakate zur
Sicherheitsproblematik. Da man, in steter Sorge um die Kunden befindlich,
von eben diesen angeblich signalisiert bekam, daß es inmitten von Stau,
Schienenersatzverkehr und überfüllten Bahnen keine größere Sorge gebe,
als zu erfahren, was aus diesem süßen Hund wurde, war gleich die erste
Titelstory geboren. Damit nicht genug, den arglosen BVG-Kunden wurde
schon ein Heft später unterstellt, "Elsa" so ins Herz geschlossen zu haben,
daß es keinen anderen Ausweg gebe, als das wehrlose geschöpf zum
BVG-Maskottchen zu erklären. Um dem Blatt die richtige Würze zu geben,
wird dann in den Überschriften derart munter drauflosgekalauert,
daß es schon peinlich ist.
Ein Schelm, der Arges denkt, wenn er liest: "Die BVG ist auf den
Hund gekommen" und "BVG erstmals mit weißer Weste". Es war wohl
ironisch gemeint, aber gerade das will beherrscht werden. Zu
Erstens: stimmt; zu Zweitens: naja.
Im September dann das dritte Heft und die Krönung.
Elsa auf den Spuren Goethes. Nur mit der Schuhgröße stimmt was nicht.
Über ganze zwei Seiten werden Verse geschmiedet, streng nach der Devise:
reim dich oder ich fress dich. Die Poesiealben pubemerender Schulmädchen
werden da nonchalant in den Schatten gestellt. Kostproben: "... dann
machen Sie eine Rundfahrt mit dem BVG-Cabriolet, der Obolus dafür tut
Ihnen bestimmt nicht weh" oder "Kommen Sie zu einem Familienausflug hin,
ich möchte die BVG-Fahrgäste kennenlernen. deren Maskottchen ich jetzt
bin". Herrlich! Genauer: selten dämlich. Um den Horror perfekt zu machen,
werden die Leser aufgefordert. dem Wahnsinn Methode zu verleihen,
unter dem Motto: "Ich bin fit und mache mit".
Auch genaues Lesen der übrigen Beiträge lohnt sich: Interessanterweise
wurden die Bahnsteige auf der U6 verlängert, "da die Abstimmungen bei
der Durchführung der gesamten Baumaßnahmen zur Bahnsteigverlängerung
zwischen allen beteiligten Verwaltungen und Behörden gut geklappt
haben und auch die Anlieger großes Verständnis aufbrachten". Daß
eigentlich das nach Maueröffnung rasant gestiegene Verkehrsaufkommen
ursächlich ist, wird erst später beiläufig erwähnt.
Nach der BVG-internen Grammatik-Reform heißt es nun "... gilt ihre
Eintrittskarte als Fahrausweis ... (ausgenommen der regionalen Omnibuslinien
der HVG, den Ausflugs- und Sonderlinien)". Nachzulesen auf Seite 7.
Nächstes Highlight im BVG-Veranstaltungsprogramm: feierliches Rädern
und Vierteilen eines Dudens auf dem U-Bahnhof Kleistpark.
Eigentlich hätte man es ahnen müssen. "VBB aktuell" war gerade recht
gut geworden. Reichlich Kritik an dem Blatt hatte über den Umweg des
mehrfachen Wechsels der herstellenden Agenturen ein durchaus informatives
und lesenswertes Kundenblättchen bewirkt. Doch da beschloß der BVG-Vorstand
den einseitigen Ausstieg aus dieser Veröffentlichung und bewirkte damit
deren Ende. Angst vor dem kommenden Verkehrs verbünd?
Andere Verkehrsbetriebe in der VBB haben die eigenen Kundenzeitungen nie
eingehen lassen, nicht zuletzt, da sie mit ihren ortsspezifischen
Informationen immer etwas kurz kamen. Also spricht auch nichts gegen eine
eigene BVG- Schrift. Daß aber die positiven Ansätze des "VBB aktuell" im
wörtlichen Sinne vor die Hunde gehen, ist nicht akzeptabel. Dabei enthält
"BVG plus" in seiner Septemberausgabe durchaus interessante Ideen. So die
Kinderseite, den Ausflugstip (Volkspark Friedrichshain) mit hervorragend
gestalteter Karte, den Standortplan Zoo oder den Gaststättenführer zur
Nachtlinie N52. Die im übrigen übersichtlichen Informationen zu
Bauarbeiten der Straßenbahn leiden unter der alten Krankheit: bei
Erscheinen des Heftes laufen einige der Baustellen schon (auf
Linie 1 ab 2. September; das Heft erschien um den 4.9.).
Es sollte doch wieder dahin gearbeitet werden, die inhaltliche Qualität
des leider zu früh verstorbenen "VBB aktuell" mit den Ansätzen des neuen
Blattes zu verknüpfen und damit sowohl notwendige Informationen,
Hintergrundwissen und Ausflugstips zu vermitteln als auch die mitunter
recht lange Reise durch Berlin mit unterhaltsamen Beiträgen zu verkürzen.
Unterhaltsam muß nicht gleichgesetzt werden mit niveaulos. Außerdem sollten
die Fahrgäste auch wieder wie in "VBB aktuell" die Möglichkeit erhalten,
sich gegenüber ihrem Verkehrsbetrieb mit Anrufen und Leserbriefen zu
artikulieren, die dann auch wiedergegeben werden. Selbst wenn sie nicht
nur kitschige Gefühlsduselei über ein "Maskottchen" zum Inhalt haben,
sondern sich tatsächlich mit den alltäglichen Erfahrungen, positiven wie
negativen, im Berliner Stadtverkehr, der nun einmal von der BVG dominiert
wird, auseinandersetzen. Es wäre ein Gewinn für alle. IGEB
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