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1. Derzeitige Situation
Für die Erschließung Berlins und seiner Umgebung im Eisenbahn-Fernverkehr
(bzw. auch im Regionalverkehr) stehen derzeit folgende Bahnhöfe zur
Verfügung: Im Zentrums Berlins die Bahnhöfe Zoologischer Garten und
Charlottenburg, in Zentrumsnähe der Hauptbahnhof und von der Innenstadt
weiter entfernt in östlicher Richtung der Bahnhof Lichtenberg. Am
Stadtrand schließlich sind die Bahnhöfe Wannsee und Spandau Systemhalte
im Fernverkehr. Bedeutung für den Fernverkehr im Raum Berlin kommt auch den
auf brandenburger Gebiet liegenden Bahnhöfen Berlin-Schönefeld
Flughafen, Potsdam Stadt, Bernau und Oranienburg zu.
Derzeit nicht zufriedenstellend aus Sicht der Bahnkunden ist speziell
die Erschließung der Berliner Innenstadt. Während der Bahnhof Zoologischer
Garten bedingt durch die Sperrung der Stadtbahn für den Fern-/Regionalverkehr
und mit dem dadurch notwendigen Kehren im Bahnhof z.Z. ein Nadelöhr im
Bahnverkehr darstellt, sind z.B. die Kapazitäten des in Innenstadtnähe
liegenden Hauptbahnhofs trotz der laufenden Umbaumaßnahmen (Erweiterung
des Stadtbahnbauwerks im Westteil des Bahnhofs bzw. Verlängerung der
Fernbahnsteige) schlecht genutzt. So sind seit dem 29. September 1996 -
nach Verlagerung der IC-Züge der Linie 8 zum Bahnhof Zoologischer Garten
und der damit erfolgten Durchbindung von München über Berlin nach
Hamburg - lediglich die RegionalExpress-Züge
der RE l-Ost (Berlin Hbf - Fürstenwalde (Spree) - Frankfurt (Oder) - Cottbus),
der RE3 (Berlin Hbf - Schwedt), drei IC-/EC-Zugpaare (Berlin Hbf -
Warschau bzw. Krakau), ein IR-Zugpaar (Berlin Hbf - Würzburg)
und ein D-Zugpaar (Berlin Hbf - Malmö) verblieben.
Nach den neuesten Informationen der DB AG ist zum nächsten Fahrplanwechsel
nun sogar geplant, den restlichen Fern- und Regionalverkehr im Hauptbahnhof
für ein Jahr einzustellen, um den östlichen Teil der Gleisanlagen vom
Hauptbahnhof und einen Verbindungstunnel ohne Beeinträchtigung durch den
laufenden Betrieb erneuern zu können. Auch die Elektrifizierungsarbeiten
innerhalb der Halle werden in diesem Zeitraum vorgenommen. Die Arbeiten
sollen im Mai 1998 beendet sein. Als Ersatz wird lediglich für die Züge
der gut frequentierten RegionalExpress-Linie l ein Behelfsbahnsteig am
S-Bahnhof Warschauer Straße gebaut mit Zugang von der Warschauer Brücke
aus. Der Bau dieses Behelfsbahnsteiges soll im April beginnen. Zum
Fahrplanwechsel werden dann die restlichen Fernzüge bzw. die Züge der
RegionalExpress-Linie RE3 am Bahnhof Lichtenberg beginnen/enden.
Andererseits wird z.Z. ohnehin ein Großteil des Eisenbahn-Fernverkehrs
auf den Bahnhof Lichtenberg konzentriert, der aber für einen
beträchtlichen Teil der Bahnkunden mit S- und U-Bahn bzw. Bus nur
sehr zeitaufwendig erreichbar ist; verschärft wird diese
Situation durch die Tatsache, daß speziell bei der S-Bahn
umfangreiche Sanierungsmaßnahmen vorgenommen werden, was
wiederum fahrzeitverlängernde Pendelverkehre zur Folge hat.
2. Kurzfristige Verbesserungsmaßnahmen zur Erschließung
des Stadtgebietes im Eisenbahn-Fernverkehr
In diesem Kapitel sollen die Möglichkeiten bereits zum nächsten
Fahrplanwechsel realisierbarer, neuer Systemhalte für den Fernverkehr
bzw. Regionalverkehr aufgezeigt werden. Ziel dabei ist, eine verbesserte
Erschließung des Stadtgebietes für den Bahnkunden zu erreichen, einerseits
unter Umgehung der Nachteile des Bahnhofs Lichtenberg, andererseits unter
Beachtung der baubedingten Sperrung des Hauptbahnhofes für den
Fern- und Regionalverkehr. Unseres Erachtens kann die besondere
Situation am Hauptbahnhof bei Realisierung der nachfolgend beschriebenen
Maßnahmen recht gut überbrückt werden.
2.1 Berlin Hbf
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Berlin Hauptbahnhof von Osten gesehen. Dieser Fernbahnhof ist derzeit völlig unzureichend in den DB-Verkehr einbezogen und ab Fahrplanwechsel für ein Jahr gar nicht mehr nutzbar, mit Ausnahme der S-Bahn. In dieser Zeit wird das östliche Gleisvorfeld umgestaltet und erneuert. „Ersatzbahnhof” wird Berlin-Lichtenberg. Lediglich für die RE1-Ost wird am Bf Warschauer Straße ein Behelfsbahnsteig gebaut. Foto: Christian Schultz |
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Die Absicht der DB AG, während der Sperrung von Berlin Hbf einen
behelfsmäßigen Start-/Zielbahnhof Warschauer Straße für die
Regional-Express-Linie REl zu bauen, ist aus Sicht der Nutzer der RE l
sehr positiv zu bewerten, da sich am Bahnhof Warschauer Straße im Vergleich
zum Hauptbahnhof zusätzliche Umsteigemöglichkeiten zur S-Bahn
(S-Bahn-Linie S6), zur U- Bahn (U-Bahn-Linien Ul, Ul2, Ul5) und zur
Straßenbahn (Tram 20,23) ergeben. Es sei allerdings angemerkt, daß der
Hauptbahnhof neben der auch über den Bahnhof Warschauer Straße verkehrenden
Buslinie 147 mit vier weiteren Buslinien erschlossen wird. Angesichts
der in Warschauer Straße guten Verknüpfungsmöglichkeiten zwischen
Regionalverkehr und innerstädtischem Schnellbahnnetz ist es unverständlich,
weshalb hier nicht mindestens auch die Züge der RE3 nach Schwedt ihren
Start-/Zielbahnhof erhalten. Unserer Einschätzung nach müßte dies bei
dem 2-Stunden-Takt machbar sein.
2.2 Bahnhof Berlin-Schöneweide
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Berlin-Schöneweide. Der Bahnhof ist ein wichtiger Knoten im Regional- und Nahverkehr, dennoch läßt der DB-Fernverkehr seine Züge hier nicht halten. Foto: Christian Schultz |
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Dieser Bahnhof hat erhebliche Bedeutung als Verknüpfungspunkt im
Nahverkehrsnetz Berlins bzw. der Region. Zur Zeit (Winterfahrplan 1996/97)
sind hier zwei RegionalExpress-, zwei Regionalbahn- und sechs S-Bahn-Linien
miteinander verknüpft, weiterhin verschiedene Straßenbahn- und Buslinien.
Unter Berücksichtigung dieser Anbindungen ist es unverständlich, weshalb
dieser Bahnhof für eine kundenfreundliche Verbesserung des
Fernverkehrsangebotes nicht genutzt wird, insbesondere weil die
Bahnhofsinfrastruktur (Serviceleistungen für den Kunden, Zustand/Länge des
Fernbahnsteigs) dies problemlos ermöglichen würde. Zu beachten ist in
diesem Zusammenhang weiterhin, daß die Züge der IC-Linie 7
(Berlin-Lichtenberg - Dresden) und der IR-Linie 21 (Berlin-Lichtenberg -
Görlitz) den Innenring bereits nutzen, den Bahnhof Schöneweide allerdings
ohne Halt durchfahren.
Neben den o.g. Femverkehrslinien könnte der Bahnhof Schöneweide auch für
die nachfolgend genannten Fernverkehrslinien Systemhalt werden:
- IR-Linie 30 Dresden/Chemnitz - Berlin - Rostock,
- IR-Linie 35 Frankfurt am Main - Berlin-Lichtenberg.
Mit der Einführung dieses Systemhalts für IC- und IR-Züge könnte die
Erreichbarkeit der o.g. Fernverkehrslinien gerade für die Einwohner im Süden
und Südosten Berlins wesentlich bequemer und zeitsparender gestaltet werden
als derzeit über die Bahnhöfe Lichtenberg oder Schönefeld. Als Ergebnis der
von uns vorgeschlagenen Maßnahmen gehen wir davon aus, daß eine weitere
Steigerung des Reisendenaufkommens zu verzeichnen sein wird, das auch
entsprechende positive Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit
des Fernverkehrs zur Folge hätte.
2.3 Bahnhof Blankenfelde
Hier besteht derzeit die Umsteigemöglichkeit zwischen der S-Bahn-Linie S2
(Blankenfelde - Waidmannslust) und der RegionalExpress-Linie 4
(Potsdam Stadt- Cottbus) bzw. der Rcgionalbahnlinie RB24
(Elsterwerda - Wünsdorf -Berlin-Schöneweide).
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Bahnhof Blankenfelde (Kreis Teltow-Fläming). Seit Jahren fordert der Berliner Fahrgastverband IGEB, daß hier nicht nur die Regionalzüge halten, sondern auch ein Systemhalt für IR-Züge geschaffen wird, vor allem wegen der Umsteigemöglichkeit zur S2 Blankenfelde - Berlin Friedrichstraße - Waidmannslust. Foto: Christian Schultz |
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Insbesondere für die Bahnkunden im Süden und Südwesten Berlins sowie aus der
Umgebung dieses Bahnhofs ließen sich kurzfristig Verbesserungen im Fernverkehr
schaffen, wenn endlich die Züge der IR-Linie 30
(Rostock - Berlin - Chemnitz/Dresden) hier einen Systemhalt bekommen würden.
Auf diese Weise könnte wiederum die Erreichbarkeit der Fernzüge wesentlich
bequemer und schneller gestaltet werden, als auf die zum Teil sehr
umständliche Weise mit S-Bahn, Regionalbahn bzw. Bus über den Bahnhof
Schönefeld.
Für IR-Züge ist die Bahnsteiglänge von 6 Wagen - abgesehen von den
Verkehrsspitzen - ausreichend. Das speziell seitens der DB AG vielfach
angeführte Argument geltender Fahrdienstvorschriften bezüglich des Halts von
längeren Zügen ist in dieser Form nicht haltbar. So wurde z.B. im August
1996 auf der RegionalExpress-Linie l-West (Magdeburg Hbf - Brandenburg -
Berlin Zoologischer Garten) beobachtet, daß die in diesem Fall benutzte
Zuggarnitur nicht komplett an den Bahnsteigen der Bahnhöfe Güsen und
Kirchmöser zum Halten kam; es erfolgte aber eine entsprechende Durchsage
im Zug. Unter diesen Bedingungen wäre unseres Erachtens auch ein Halt von
IR-Zügen im Bahnhof Blankenfelde als kurzfristige Verbesserung des
Bahnangebotes machbar, auf die besondere Situation des zu kurzen Bahnsteigs
für einige wenige Züge kann sehr wohl mittels Durchsage des Zugpersonals
hingewiesen werden.
Es ist sehr zu hoffen, daß zum nächsten Fahrplanwechsel Korrekturen des
Eisenbahn-Fernverkehrsangebotes in oben beschriebener Weise durchgeführt
werden. Zu berücksichtigen ist, daß es sich hierbei um kurzfristig
realisierbare, aber dafür für die Bahnkunden um sehr wertvolle
Verbesserungsmaßnahmen handelt. Die einjährige Sperrung des Hauptbahnhofs
für den Fern- und Regionalverkehr kann unseres Erachtens dann
akzeptiert werden.
IGEB
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