Eine wichtige Änderung für die Bahnkunden bedeutet die Sperrung des
Hauptbahnhofs für den Fern- und Regionalbahnverkehr seit dem 1. Juni. Für
die Dauer eines Jahres sollen die Bahnanlagen im östlichen Teil des
Hauptbahnhofs - ohne Beeinträchtigung durch den laufenden Betrieb - saniert
werden. Als Ersatz wurde für die Züge des RE l (Ost) ein Behelfsbahnsteig
am S-Bahnhof Warschauer Straße errichtet, während die übrigen
bislang am Hauptbahnhof beginnenden bzw. endenden Fern- und Regionalzüge
nun zum Bahnhof Berlin-Lichtenberg geleitet werden.
Andererseits wird auch im diesjährigen Fahrplanabschnitt Potential zur
kurzfristigen Verbesserung des Bahnangebots nach wie vor nicht genutzt,
z.B. die von den Fahrgastverbänden vorgeschlagenen Systemhalte in
Blankenfelde (IR-Züge) und Schöneweide (IC-/IR-Züge).
Auf den einzelnen Relationen von/nach Berlin ergeben sich im
Fernverkehr folgende Veränderungen:
Berlin - Hannover - Köln
(Kursbuch-Tabelle 5)
Die IC-Züge wurden im Abschnitt Berlin - Köln durch die neuen Triebzüge vom
Typ ICE 2 ersetzt. Angeboten wird weiterhin ein 2-Stunden-Takt bei praktisch
unveränderten Fahrzeiten. Die Züge dieser ICE-Linie 10 fahren westlich von
Dortmund über Essen und Duisburg, womit die bisherigen Direktverbindungen
nach Hagen, Wuppertal und Solingen-Ohligs entfallen sind. Die Umstellung auf
ICE bedeutet für die Bahofkunden leider auch eine Verteuerung des Angebotes,
ohne daß damit gleichzeitig eine wesentliche Verbesserung (keine verkürzten
Fahrzeiten, dagegen Komforteinschränkungen durch ausschließlichen Einsatz
von Großraumwagen in der 1. und 2. Klasse) verbunden ist.
Berlin - Braunschweig - Frankfurt am Main - München
(Kursbuch, Tabelle 6)
Die Züge der ICE-Linie 6 (Berlin Zoologischer Garten - Frankfurt am Main -
Stuttgart - München) halten wieder alle in Braunschweig. ICE 698 Frankfurt
am Main ab um 5.12 Uhr, Berlin Zoologischer Garten an um 10.03 Uhr,
fährt im neuen Fahrplanabschnitt täglich.
Hamburg - Nauen - Berlin - Dresden/München
(Kursbuch-Tabelle 8) und
Berlin - Hamburg - Kopenhagen
(Kursbuch-Tabelle A3)
Bedingt durch die Fertigstellung der Baumaßnahmen zwischen
Berlin-Charlottenburg und Nauen sowie die durchgehende Elektrifizierung
der Strecke Berlin - Hamburg ist in dieser Relation das Angebot durch
wiederum verkürzte Fahrzeiten und eine Erhöhung des Zugangebotes attraktiver
geworden. Der bislang für die Bespannung der Züge mit Diesellokomotiven
notwendige Betriebshalt in Nauen entfiel, zusätzlich auch für die
EC-Zugpaare der Relation Prag - Dresden - Berlin-Lichtenberg - Hamburg.
Die kürzeste Fahrzeit zwischen Berlin und Hamburg beträgt jetzt 2 h 20 min
bzw. 2 h 29 min in der Gegenrichtung, was eine Fahrzeitverkürzung von 18
bzw. 10 min bedeutet. Mit einem ICE-Zugpaar, das mangels ausreichender
Kapazität in der Wartungsanlage Grunewald nach Hamburg überführt werden muß
und nicht in Berlin-Spandau und Wittenberge hält, wird auf der Fahrt von
Hamburg nach Berlin sogar eine Fahrzeit von nur 2 h 14 min erreicht, so
daß die Fahrzeit des legendären "Fliegenden Hamburgers" in den
30er Jahren um 3 Minuten unterboten wird.
Daß die Bahn schon jetzt noch schneller fahren kann, bewies die
ICE-Sonderfahrt am 29. Mai zur Taufe des "Fliegenden Hamburgers". Dieser
benötigte nur 2 h 5 min. Würde diese Fahrzeit planmäßiggefahren, würden sich
die Nutzen-Kosten-Rechnungen für den Transrapid weiter verschlechtern. Um der
Magnetbahn überhaupt eine Chance zu geben, erfolgte der Streckenausbau
Berlin - Hamburg entgegen der ursprünglichen Planung nicht für eine
Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h, sondern nur für 160 km/h. Die Sonderfahrt
zeigte nun, daß trotz dieser Restriktion schneller, als im Fahrplan vorgesehen
ist, gefahren werden kann. Dies gilt natürlich nicht nur für den ICE, sondern
auch für die anderen IC/EC-Züge, wie die Bahn inzwischen einräumte. So wurde -
versehentlich oder absichtlich? - deutlich, wie nach dem reduzierten
Streckenausbau nun über die Fahrplangestaltung ein weiteres Mal zugunsten
der Transrapidrechnungen manipuliert wird - auf dem Rücken der Reisenden.
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Foto: Marc Heller |
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Foto: Marc Heller |
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Getrübt wurde die Eröffnungsfreude durch den unverantwortlichen Zustand des neuen Bahnhofs Spandau. Noch nicht einmal die provisorischen Wartehäuschen mit den vorerst einzigen Überdachungen und Sitzmöglichkeiten standen zur Verfügung. Bei den Zugzielanzeigern funktionierte nur die Uhr, und überall lösten sich die neu verlegten Bahnsteigplatten. Welches Unternehmen würde seinen Kunden zur Laden- oder Büroeröffnung solche Zustände zumuten? Foto: Marc Heller |
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Die durchgehende Verbindung Berlin - Hamburg - Kopenhagen (EC 182/183) gibt
es nur bis zum 27. September. Bedingt durch den Einsatz neuer
Doppelend-Fährschiffe und den Einsatz von Dieseltriebwagen des Typs IC-3 der
Dänischen Staatsbahnen wird die Fahrzeit Hamburg Hbf - Kopenhagen zwar
deutlich verkürzt, der Umsteigezwang in Hamburg Hbf ist für die Bahnkunden
von und nach Berlin allerdings unbefriedigend. Als Ersatz für o.g.
EC-Zugpaar wird ab 28. September zwischen Berlin Zoologischer Garten
und Hamburg-Altona IC 708/709 eingesetzt, bei praktisch unveränderten
Fahrzeiten.
Neu ist bei den Tagesverbindungen IC 812/813 (Hamburg - Berlin -
Garmisch-Partenkirchen/Seefeld in Tirol) neben dem bereits bestehenden Halt
in Hamburg-Bergedorf ein Halt in Büchen. Neu ist ebenfalls die Durchbindung
des Zugpaares EC 174/175 Budapest - Dresden über Berlin-Lichtenberg hinaus
bis Hamburg-Altona. Zwischen Dresden Hbf und Berlin Zoologischer Garten wird
die Fahrzeit vom Zugpaar ICE 678/679 "Elbe-Kurier" geringfügig auf 2 h 5 min,
in der Gegenrichtung 2 h 4 min gekürzt, dies bedeutet eine Beschleunigung
um 7 bzw. 4 Minuten. Für die in der Relation Berlin-Lichtenberg - Dresden
eingesetzten IC-/EC-Züge ergeben sich Fahrzeitreduzierungen von 5 min,
in der Gegenrichtung allerdings nur von 3 min.
In der Relation Berlin - Saalfeld - Nürnberg - München werden die Fahrzeiten
im IC-Verkehr dagegen im Vergleich zur derzeitigen Situation etwas gestreckt,
obwohl der verlängerte Aufenthalt in Berlin-Wannsee, bisher bedingt durch die
Diesellokbespannung auf dem Abschnitt Berlin Zoologischer Garten - Nauen,
nun reduziert werden konnte.
Die durchgehende Verbindung Berlin - Erfurt - Würzburg mit IR 2202/2203
"Rennsteig" entfiel bzw. wird neu in der Relation Erfurt - Würzburg - Stuttgart
geführt.
Lübeck/Hamburg - Berlin - Görlitz
(Kursbuch-Tabelle 21)
Neu angeboten wird eine InterRegio-Verbindung in der Relation Wismar - Bad
Kleinen - Schwerin - Wittenberge - Berlin Zoologischer Garten (IR 2034/2035)
und ab 28. September eine IR-Verbindung zwischen Lübeck und
Berlin-Lichtenberg über o.g. Laufweg (IR 2036/2037).
Rostock - Berlin - Dresden/Chemnitz
(Kursbuch-Tabelle 30)
Die Gesamtfahrzeit der InterRegio-Züge Rostock
- Berlin - Chemnitz erhöht sich um 18 min auf 5 h 37 min, in der Gegenrichtung
um 15 min auf 5 h 32 min. In der Relation Rostock - Berlin - Dresden
verlängert sich die Fahrzeit ausschließlich in dieser Richtung um 17 min
auf 5 h 6 min. Längere Fahrzeiten ergeben sich speziell in der Richtung
Berlin-Lichtenberg - Rostock bzw. durch größere Aufenthaltszeiten der
IR-Züge in der Gegenrichtung im Bahnhof Lichtenberg.
Ein gutes Angebot speziell für Tagestouristen, die von Berlin an die
Ostsee wollen, ist seit 1. Juni die Frühverbindung von Berlin-Lichtenberg
(ab 6.47 Uhr) über Rostock nach Warnemünde (an 9.57 Uhr) mit IR 2378.
Berlin - Stralsund
(Kursbuch-Tabelle 31)
Erfreulich ist die Reduzierung der langen Aufenthaltszeit in Stralsund von
25 min im vergangenen Fahrplanabschnitt auf jetzt 14 min bei IR 317 "Kurt
Tucholsky" (Malmö - Berlin-Lichtenberg). In einigen Fällen haben sich die
Aufenthaltszeiten in Stralsund bei den durchgehenden Zügen der Relation
Rügen - Berlin allerdings auch erhöht. Wünschenswert aus Sicht der Bahnkunden
wäre die Einrichtung einer Frühverbindung Berlin - Binz bzw. einer
Spätverbindung in der Gegenrichtung, um auch in dieser Relation
attraktive Tagestouren zu ermöglichen.
Berlin/Hamburg - Niederlande - London
(Kursbuch-Tabelle H4)
Die InterRegio-Züge der Relation Berlin Zoologischer Garten - Hannover -
Amsterdam - Schiphol erhalten neu Verkehrshalte in Potsdam Stadt und
Brandenburg. Das bestehende Nachtschnellzugpaar D 340/341 "Amstelland"
wird in einen IR umgewandelt. Die Fahrzeiten der Tages-InterRegios
werden sich in dieser Relation um rund 20 min verlängern.
IGEB
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