Die Empfangshalle unter den Bahnsteigen A und B (S-Bahn und der mittlere
Fernbahnsteig) an der Klosterstraße/Seegefelder Straße präsentierten
sich Ende Dezember 1997 im Rohbau fast fertig. Für den Fernbahnsteig C
fanden Betonierarbeiten statt.
Von der Seegefelder Straße ist die Empfangshalle ohne Stufen erreichbar. Dort
sollen ein Reisezentrum und Geschäfte untergebracht werden. Zu den drei
Bahnsteigen kommt man aus der Empfangshalle über jeweils eine Steintreppe,
eine Fahrtreppe mit zwei Gehspuren und einen Aufzug. Die Treppe zum
S-Bahnsteig ist mit ca. 2,0 m Breite sehr schmal, obwohl sie am nächsten
zur U-Bahn und zur Altstadt liegt.
Auf Grundlage der Prognosen läßt sich überschlagen, daß pro ankommendem
S-Bahn-Zug im Berufsverkehr etwa 500 Personen innerhalb von ca. 2 Minuten
die Treppe hinuntergehen wollen. Bei gleichzeitiger Ankunft von
Regionalbahn, S-Bahn und U-Bahn ist ein unerfreuliches Gedränge
vorprogrammiert. Warum dieser neuralgische Punkt nicht großzügiger
dimensioniert wurde, bleibt rätselhaft, zumal es sich um einen kompletten
Neubau handelt!
Zwei weitere Stein- und eine Fahrtreppe an der westlichen Fußgängerunterführung
(Westkopf S-Bahnsteig A bzw. Mitte Fernbahnsteige B und C) und zur neuen
Straßenunterführung Galenstraße stehen außerdem zur Verfügung. Ein direkter
Zugang durch das westliche Widerlager der Brücke über die Klosterstraße
ist nicht vorgesehen und entbehrlich, da die Empfangshalle sowohl von
Norden als auch von Süden zugänglich ist.
Der U-Bahnhof bekommt einen neuen Zugang vor der Empfangshalle
(Klosterstraße/Ecke Seegefelder Straße), d. h. es gibt keinen U-Bahn-Eingang,
der direkt in die Halle mündet. Beim Umsteigen müssen ein paar Meter
öffentliches Straßenland überquert werden. Auch diese Lösung muß kritisiert
werden, zumal der U-Bahn-Eingang ebenfalls als Fußgängerunterführung zur
Altstadt und zu den Bushaltestellen fungiert. Es bleibt zu hoffen, daß
dieser Weg wenigstens lückenlos mit einer Überdachung ausgestattet wird.
Die Empfangshalle wird durch eine Fensterfront zur Seegefelder Straße hin
abgetrennt. Das bewirkt Transparenz und natürliche Belichtung, was zu
begrüßen ist.
Während die Gleise der S-Bahn am Bahnsteig zum Teil schon verlegt sind,
fehlen zwei wichtige Bauwerke zwischen Pichelsberg und Spandau:
Die Brücke über die Klosterstraße und die Brücke über die Charlottenburger
Chaussee.
Vom östlichen Widerlager an der Klosterstraße war im Januar 1998 noch
nichts zu sehen, die Fundamente wurden aber im März endlich betoniert.
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Schmale Treppen zu den Bahnsteigen im neuen Bahnhof Spandau. Foto: Florian Müller |
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Die alte S-Bahn-Brücke über die Charlottenburger Chaussee stand unter
Denkmalschutz und wurde im November/Dezember 1997 abgerissen, weil der
Bahndamm an dieser Stelle um wenige Meter verschoben wird. Dies ist nötig, um
die Einfädelung in die Hamburger Bahn mit einer Geschwindigkeit von 90 km/h
trassieren zu können. Die übrige Strecke wird für 100 km/h gebaut (vormals
80 km/h). Die neue Brücke wird länger als die alte, der neu gewonnene
Platz kommt den Fuß- und Radwegen zugute.
Die Brücke am Eisgrabenweg ist noch ausreichend tragfähig und wird nicht
verändert. Anfang Januar 1998 lag schon das Streckengleis Richtung Spandau
(noch ohne Stromschiene) auf dem Damm von Pichelsberg bis zur Brücke
Eisgrabenweg.
Das Überwerfungsbauwerk der S-Bahn mit der Hamburger Bahn am Güterbahnhof
Ruhleben wurde im Dezember 1997 fertiggestellt. Zur Zeit werden die Stützwände
für den verschobenen Bahndamm zwischen
Überwertung und Charlottenburger Chaussee betoniert. Die Havelbrücke ist
schon seit Herbst 1997 fertig.
Wenn das Wetter weiterhin so baufreundlich bleibt, dürfte der Eröffnungstermin
für die Bahn Anfang 1999 zumindest bautechnisch keine Schwierigkeiten bereiten.
Daß man bis dahin in Spandau noch auf einer Baustelle aussteigt, ist sicher
nicht auszuschließen. Aber wichtig ist, daß die S-Bahn endlich fährt.
Arbeiten, die für den Betrieb nicht unbedingt erforderlich sind, können auch
„unter rollendem Rad" ausgeführt werden. Priorität hat die Aufnahme des
Reiseverkehrs, zumal die S-Bahn ohnehin schon viele Jahre zu spät kommt.
Ob der S-Bf Stresow (an der Stelle des alten Bf Spandau) gleichzeitig mit
dem S-Bf Spandau in Betrieb geht, darf bezweifelt werden.
Wenn die S-Bahn und die ICE-Gleise nach Hannover fertig sind, wird die
unmittelbare Umgebung des Bahnhofs Spandau eine Baustelle bleiben. Auf dem
Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Spandau will ein Investorenkonsortium
für 300 Mio. DM ein
Einkaufs- und Freizeitzentrum errichten. Im Frühjahr 1999 sollen die
Bauarbeiten beginnen (Eröffnung Ende 2000).
Darüberhinaus ist südlich des Bahnsteig C ein weiterer Bahnsteig vorgesehen:
Für den Transrapid. Die Magnetbahntrasse soll dem Gütergleis südlich von
Staaken folgen, in Spandau einen Haltepunkt bekommen und die Klosterstraße
auf einer eigenen Brücke überqueren. Die Vermittlungsstelle der Telekom, die
heute noch den Weg versperrt, soll bis auf des
Erdgeschoß rückgebaut und vom Transrapid „überschwebt" werden. Die Telekom
hat nichts dagegen, da durch den Einsatz digitaler Vermittlungstechnik
das Haus ohnehin zu groß geworden ist.
Die Havel wird ebenfalls auf einer eigenen Brücke gequert und das Wohnhaus
an der Plantage abgerissen. Aber ob die Magnetschnellbahn wirklich kommt,
soll eine erneute Kosten-Nutzen-Rechnung im Sommer zeigen. Wir dürfen
gespannt sein.
IGEB
Abteilung S-Bahn und Regionalverkehr
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