Mit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember
2014 startete die Verkehrsgesellschaft Belzig
(VGB) als erstes Verkehrsunternehmen
das neue VBB-Konzept PlusBus. Mit dem
Konzept bot sich die Chance, das Angebot
qualitativ zu verbessern, da dieses auf bestimmten
Strecken ab 2015 nicht mehr konform
zum Nahverkehrsplan sein würde: Das
bisherige Linienangebot auf den starken
Achsen zwischen Bad Belzig und Brandenburg
an der Havel, sowie Potsdam bot keine
festen Übergänge zum Zug, keinen regelmäßigen
Takt und auch keine Anschlüsse
zwischen den vielbefahrenen Linien 553,
580 und 581. Insbesondere zwischen Bad
Belzig und Brandenburg a. d. H. musste der
Fahrgast mit einer hohen Reisezeit rechnen:
Durch den Umweg über Krahne und Göttin
nach Brandenburg a.d.H. wurden die Busse
häufig von den langen Schließzeiten eines
Bahnübergangs ausgebremst – mit Anschlussverlusten
als Folge.
Der VGB war klar, dass sie dem Fahrgast
eine bessere Qualität bieten möchte. Sie
sorgte für die nötigen finanziellen Mittel
beim Landkreis. Mit dem PlusBus Hoher
Fläming sehen wir Potenzial, mehr Fahrgäste
– durch neue Kunden und häufigere
Nutzungen – und vor allem Stammkunden
zu gewinnen. Der zuständige Ausschuss des
Kreistages Potsdam-Mittelmark stimmte
im September 2014 den Neuerungen zu.
Das Plus für den Landkreis: eine bessere
Vernetzung der Region und mit häufigeren
Fahrten am Wochenende auch für
Orte ohne Schienenanschluss eine durchgehende
Mobilität das ganze Jahr über.
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Ein besonders gestalteter Gelenkwagen auf der PlusBus-Linie 580 in Belzig. So wie in Berlin starke Linien als MetroBus und MetroTram vermarktet werden, sollen angebotsstarke Linien in Brandenburg als PlusBus bezeichnet werden – nutzbar ohne Tarifzuschlag. Foto: VGB |
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Besonders an die Pendler wurde beim
PlusBus gedacht: Vor den Toren der Stadt
Brandenburg a.d.H. liegt das Gewerbegebiet
Rietz, das bislang nur fünfmal am
Tag von der Linie 553 angefahren wurde.
Nun eröffnete die VGB hier eine zweite
Haltestelle und fährt beide stündlich sowohl
aus Richtung Brandenburg als auch
Lehnin an. Darüber hinaus: vertaktete
Anschlüsse in Lehnin und in Schmerzke
zwischen den PlusBussen „über Eck“. So
können z. B. Pendler von Bad Belzig jede
Stunde ihren Arbeitsplatz in Rietz erreichen,
und das in nur 43 Minuten – vormals
war diese Verbindung mit dem Bus nahezu
unmöglich. Im Bereich Lehnin wurden zum
Stundentakt Zusatzfahrten für die Schülerbeförderung
eingelegt, die fast allen Schülern
sogar eine attraktive Verdichtung auf
nahezu einen Halb-Stunden-Takt anbieten.
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Auf dem Heck ist die PlusBus-Linienübersicht aufgeklebt. Das Netz soll nach und nach auf ganz Brandenburg ausgeweitet werden. Foto: VGB |
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Die größte Änderung erfuhr die Linie 581:
Sie nimmt den direkten Linienweg von Bad
Belzig über Golzow und Schmerzke zum
Brandenburger Hbf immer entlang der B 102.
Die Orte Göttin, Reckahn und Krahne werden
stattdessen über die neue Buslinie 551
angebunden. Gerade dieser Teilabschnitt
wurde abseits des Schülerverkehrs wenig
nachgefragt. Damit verkürzt sich nicht nur
die Reisezeit zwischen den beiden Kreisstädten
von 55 auf 42 Minuten, sondern es
profitieren auch die Umsteiger nach Rietz
sowie die LAFIM-Werkstätten in Schmerzke
und Bad Belzig von der Direktverbindung.
Klare Verhältnisse ergaben sich auch für den
Bad Belziger Ortsteil Fredersdorf: Statt unregelmäßiger
Bedienung mit Pflicht zur telefonischen
Voranmeldung bedient nun die
580 den Ort jede Stunde, die 581 dagegen
nimmt den direkten Weg.
Ein weiteres Plus – neben vollständigem
Stundentakt tagsüber sowie auch in den Ferien,
häufigeren Fahrten in den Abendstunden
und Anbindung zum Zug wollte die VGB ihren
Fahrgästen bieten: Zum Einsatz kommen u. a.
die Euro 6-Neufahrzeuge Citaro von EvoBus
mit ansprechendem Holzoptik-Fußboden
und mehr Helligkeit im Bus dank lichtdurchlässigem
Faltenbalg. In allen Neufahrzeugen
finden die Fahrgäste eine WLAN-Verbindung
sowie USB-Steckplätze, um Handy oder Tablet
aufzuladen. Damit können Pendler ihre
Zeit viel effektiver nutzen, als wenn sie mit
dem Auto fahren würden. Im frischen Design
fährt der PlusBus Hoher Fläming auch optisch
von Weitem gut erkennbar.
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Autor Hans-Jürgen Hennig, Diplom-Verkehrsingenieur, ist Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Belzig. Der gebürtige Görlitzer war zuvor langjährig in seiner Heimatstadt im ÖPNV verantwortlich tätig. Bevor er 2012 die Geschäftsführung der VGB übernahm, war er in der Universitätsstadt Tübingen Leiter Stadtverkehr und Geschäftsführer der Stadtwerke-Tochter TüBus GmbH. |
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Wie die neue Linienführung und das verbesserte
Angebot auf die Nachfrage wirkt,
werden wir sehen. Bisher waren die Rückmeldungen
seitens der Fahrgäste größtenteils
positiv – so schrieb ein Auszubildender
per E-Mail, dass er nun fast täglich mit der
Umsteigeverbindung 580/553 unterwegs
ist und somit unter der Woche auf das Auto
verzichten kann, auch wegen der Fahrten
zu später Stunde. Das spornt uns an, das
PlusBus-Konzept auch für weitere Achsen in
Potsdam-Mittelmark zu überprüfen.
Hans-Jürgen Hennig, Verkehrsgesellschaft Belzig
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