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Foto: Marc Heller |
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Wie schon die Vorgängerbaureihe HK –
mit der die Neuen auch kuppelbar sein
sollen – sind die IK-Züge als durchgehende
Vier-Wagen-Einheiten ausgeführt. Im Gegensatz
zu allen älteren Zügen nutzen sie
aber die Reserven des Lichtraumprofils mit
einer um 10 cm größeren Breite (neu 2,40
m) mittels „Bombierung“ (Außenwölbung)
der Seitenwände gut aus. Damit wollen der
Hersteller Stadler und die BVG mehr Platz
im Innenraum bieten. Aber leider kommen
die zusätzlichen Quadratmeter nur stehenden
Fahrgästen zugute. Denn auch bei der
U-Bahn zeigt sich der allgemeine Trend zu
weniger Sitzplätzen und mehr Stellflächen
bei neuen Fahrzeuggenerationen. Mit nur
72 Sitzen im Halbzug (HK 76 Sitze, A3 104
Sitze, GI-E 126 Sitze) gibt es einen neuen
Negativ-Rekord für Kleinprofil-Fahrzeuge.
Diese Entwicklung kann allerdings nicht
der BVG oder dem Hersteller angelastet
werden, denn der zunehmende Bedarf von
neuen Nutzergruppen muss auf prinzipiell
konstanter Grundfläche zu Interessenkonflikten
führen. Benachteiligt werden dabei
die Fahrgäste,
die nicht auf einen Rollstuhl
oder Rollator angewiesen sind, aber sitzen
möchten bzw. müssen. Der Senat als
Besteller ist deshalb aufgefordert, durch
ausreichende Mehrbestellungen für eine
angemessene Berücksichtigung der steigenden
Nachfrage zu sorgen. Nur so ist
gewährleistet, dass der Slogan der Betroffenenverbände
„Verbesserungen der Barrierefreiheit
sind Verbesserungen für alle
Kunden“ auch wahr wird.
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Die Baureihe IK besteht aus Halbzügen mit 4 Wagen. Die heute üblichen 6-Wagen-Züge sind dann nicht mehr möglich. Die IK-Züge sollen auch im Fahrgasteinsatz mit den vorhandenen HK-Zügen kuppelbar sein. Bereits im Mai 2013 stellte die BVG ein begehbares Holzmodell eines Abteils vor (siehe SIGNAL 3/2013). Zeichnung: Stadler |
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Endlich zeitgemäße Fahrgastinformation
Positiv sind bei den neuen Zügen die erstmals
bei der U-Bahn verwendeten modernen
Informationsmedien. Während bei der
Modernisierung der F-Züge noch unter Ausreden
auf eine barrierefreie Fahrgastinformation
verzichtet wurde, können nun auch
die hörgeschädigten Kunden neuzeitliche
optische Fahrtinformationen nutzen. Auch
die moderne Ausführung der Warnlichter an
den Türen und der Frontbeleuchtung überzeugt.
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Blick auf die Fahrerraum-Rückwand mit einem gut lesbar angebrachten Netzplan. Auch die großen Symbole an den Türen für die Stellflächen sorgen für Orientierung. Foto: Florian Müller |
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Von außen fällt die „Bombierung“ des Wagenkastens vor allem an den gewölbten Türen auf. Damit sind die Wagen zehn Zentimeter breiter als die vorherigen Kleinprofil-Baureihen (2,40 Meter anstatt 2,30 Meter). Foto: Florian Müller |
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Stellfläche für Kinderwagen und Fahrräder mit Klappsitzen. Sowohl die Dicke der Lehne als auch die der Sitzflächen führen dazu, dass durch das Hochklappen kaum Platz gewonnen wird. Außerdem hätte man hier auch genug Spielraum für eine richtige Polsterung gehabt. Foto: Florian Müller |
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Stellfläche für Rollstühle ohne Klappsitze. Gut sind die Kennzeichnung auf dem Boden sowie die Umsetzung der Erkenntnis, dass Klappsitze zu Nutzungskonflikten führen. Ob der Feuerlöscher ohne Verkleidung vandalismussicher ist, darf bezweifelt werden. Foto: Florian Müller |
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Der „Stein des Anstoßes“: die harten Sitze. Auf das Hartplastik der Sitzschale ist nur eine dünne Stofflage aufgelegt. Die nicht vorhandene Eindringtiefe der in den Sitz gedrückten Münze zeigt, dass die Sitze steinhart sind. Vor 100 Jahren galt dieser Komfort als „III. Klasse“. Muss das Sparen am Komfort wirklich so übertrieben werden? Foto: M. Heller |
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Guter Platz für die zeitgemäße Fahrgastinformation. Auch der geschriebene Hinweis „Ausstieg links“ unten auf dem Monitor zeigt, dass die neuen Medien unersetzbar sind. Im Hintergrund ist an der Stirnwand eine klassische Anzeige zu sehen – auch als Rückfallebene nutzbar? Foto: Florian Müller |
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Die Front des IK-Zuges im normalen Zustand … Foto: Marc Heller |
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… und mit geöffneter Evakuierungstür. Diesen Anblick dürften Fahrgäste (hoffentlich) nur selten zu sehen bekommen. Die gewählte Bauart und Anordnung ist durchdacht. Foto: Florian Müller |
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Der Innenraumeindruck wirkt aufgeräumt, aber durch die beklebten Fensterscheiben auch ziemlich eingengt. Der Blick auf den Bahnsteig ist kaum möglich, wie auf dem Bild deutlich zu sehen ist. Foto: Marc Heller |
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Zu hoffen ist, dass die neuen Info-Monitore
im Zug auch mit entsprechend gut lesbaren
und informativen Grafiken bespielt
werden und der BVG die Peinlichkeit erspart
bleibt, wie bei den neuen Straßenbahnen
monatelang keine geeigneten Programme
für die gute Hardware zu haben. Wenigstens
das Problem, dass die Haltewunsch-Anzeige
die Uhrzeit überdeckt, kann es bei der
U-Bahn nicht geben.
Ein Dauerärgernis sind die beklebten
Scheiben und ein neues die zu harten Sitze.
Hier sollte sich die BVG die positiven Beispiele
in Europa – z. B. London – zum Vorbild
nehmen und eventuell auch einen Erfahrungsaustausch
zum Thema Vandalismus-Resistenz in Gang bringen. Es darf nicht sein,
dass die unbescholtenen Fahrgäste täglich
für das zeitweilige Versagen einzelner büßen
müssen.
Flottenerneuerung darf nicht beim
Kleinprofil stehen bleiben
Die schon angesprochenen stetig steigenden
Fahrgastzahlen sollten die Verantwortlichen
dazu bringen, mit den IK-Zügen nicht
1:1 alte Fahrzeuge zu ersetzen, sondern das
Angebot auszuweiten. Dabei geht es weniger
um eine personalintensive Taktverdichtung,
sondern vielmehr um eine Erhöhung
der Platzkapazitäten. Auch sollte die
Reserve wieder so aufgefüllt werden, dass
das seit Jahren praktizierte Kürzen der Züge
bei plötzlichen Fahrzeugausfällen unterbleiben
kann. Besonders die U 1 sowie die U 3
während der Vorlesungszeiten der FU sollten
mit vergrößertem Platzangebot bedient
werden.
Wie alle Fahrgäste aus eigener Erfahrung
wissen, gibt es auch im Großprofil einen
über die Jahre gewachsenen Bedarf an neuen
U-Bahn-Fahrzeugen. Spätestens zu der
jetzt für 2020 geplanten Fertigstellung der
Verlängerung der U 5 zum Hauptbahnhof
sollten hier durch neue Fahrzeuge erste Entlastungen
spürbar sein.
Angesichts der Entwicklung zu mehr
Stellflächen sollten beim Großprofil
schon im Vorfeld einer solchen Beschaffung
Überlegungen für Sitzanordnungen
angestellt werden, die die Anzahl entfallender
Plätze auf ein Minimum reduzieren.
Auch die Weiterentwicklung der neuen
Fahrgastinformationsmedien sollte im
Großprofil stattfinden, da dort mehr Platz
dafür vorhanden ist. Diese Überlegungen
und Planungen dürfen aber nicht hinter
verschlossenen Türen diskutiert werden,
sondern es müssen die Fachöffentlichkeit
ebenso wie die Vertreter der Fahrgäste beteiligt
werden! (af)
IGEB Stadtverkehr
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