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In diesem Jahr stand nun die Wiederholung
an. Selber Abschnitt, andere Baumaßnahmen.
Je näher das Ereignis rückte, desto
stärker wurde das „Déjà-vu-Gefühl“, denn
alle Ankündigungen ließen „Schema F“ erwarten.
Was 2014 betrieblich funktionierte,
konnte ja 2015 nicht falsch sein, auch wenn
der Fahrgastnutzen eher gering war. Doch
die BVG wäre nicht die BVG, wenn sie ihre
Fahrgäste nicht noch überraschen könnte –
leider negativ!
Die besondere Betriebslage hätte auch einer
sensiblen Fahrgastinformation bedurft.
Zu Beginn der Bauarbeiten schilderten die
DAISY-Anzeiger auf den Bahnsteigen und
die Züge vom Typ F korrekt Biesdorf-Süd,
denn dort enden die U-Bahn-Fahrten ohne
eine Möglichkeit, weiter zu fahren. Der SEV
beginnt bereits am Tierpark, eine Station
vorher, und die letzte Umsteigemöglichkeit
zur direkten Umfahrung mit der S 5 besteht
in Lichtenberg, drei Stationen vorher. Doch
die H-Züge ließen bereits erahnen wo die
Reise hin geht.
Falsche Zielbeschilderung wie üblich
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Ab Wuhletal fährt planmäßig jeder zweite Bus als Betriebsfahrt zum Tierpark zurück. Sehr zum Ärger der wartenden Fahrgäste, die dadurch bei Verspätungen auch mal 20 Minuten warten müssen. Foto: Holger Mertens |
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Außen schilderte die BVG Hönow, in den Zügen
Biesdorf-Süd. Nach und nach wurde die
Zielbeschilderung angepasst und nach etwa
drei Wochen war im Kampf gegen die Steuerungssoftware
auch dem letzten „gallischen“
DAISY-Anzeiger das Ziel Biesdorf-Süd ausgetrieben
worden. Nun schildern alle Züge
Hönow, egal ob sie planmäßig in Biesdorf-Süd,
Tierpark, Friedrichsfelde oder an der
Frankfurter Allee enden. Übrigens auch auf
den Fahrplanaushängen, denn auch dort
zeigt sich die BVG mit ihren technischen
Systemen überfordert und hängt falsche
Fahrpläne – ohne Fußnoten für verkürzte
Fahrten – aus.
Mag das zwischen Alexanderplatz und
Friedrichsfelde noch irgendwie als ärgerliches
Kuriosum durchgehen, so wird es am
Tierpark völlig falsch. Denn obwohl dort
der Ersatzverkehr beginnt, sind informieren
Fahrplanaushang, DAISY, Zugzielanzeiger
und Lautsprecher einheitlich falsch: „Zug
nach Hönow!“. Selbst die Wegeleitung
wurde, im Gegensatz zu Wuhletal, nicht
angepasst. Lediglich die Innenanzeige der
H-Züge zeigt unbestechlich Biesdorf-Süd an.
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Bewertung des U5-Baustellenverkehrs Quelle und Bewertung: IGEB |
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Der SEV von Tierpark nach Wuhletal wurde
gegenüber 2014 optimiert. Aber nicht
etwa aus Fahrgastsicht, sondern betrieblich.
Am U-Bahnhof Tierpark startet er alle 5 Minuten.
Das reicht für das recht geringe Fahrgastaufkommen
auch aus, denn eigentlich
nutzt der SEV nur jenen Fahrgästen, die zum
Elsterwerdaer Platz wollen. Nach Wuhletal
geht es auch von Tierpark aus schneller mit
Straßenbahn und S-Bahn über Friedrichsfelde
Ost, und die kundigen Direktfahrgäste
sind ohnehin gleich am Alexanderplatz oder
spätestens in Lichtenberg in die S 5 umgestiegen.
Die Haltestelle Am Tierpark/Alfred-Kowalke-Straße,
in der Nähe des U-Bahnhofs
Friedrichsfelde gelegen, wird auch 2015
trotz wiederholter IGEB-Anregung nicht
bedient.
Die Fahrstrecke wurde zur Stauumgehung
leicht angepasst. In Fahrtrichtung Wuhletal
entfällt der Schlenker über Grabensprung
und Weißenhöher Straße. Die Busse biegen
direkt von der B1 in die Köpenicker Straße
zum Elsterwerdaer Platz ab und halten dort
am Fahrbahnrand statt im Bushafen, was
die dortige Situation merkbar entspannt.
Für diese neue Haltestellenposition wurde
auch ein mobiles Wartehäuschen spendiert.
Wie gewohnt wenden die Busse nun durch
den Busbahnhof und fahren weiter nach
Wuhletal.
Betriebsfahrten statt SEV
Die größte „Optimierung“ besteht allerdings
in der Gegenrichtung von Wuhletal nach
Tierpark, denn dort fahren die Busse planmäßig
nur noch halb so oft: alle 10 Minuten
über Elsterwerdaer Platz. Jeder zweite ankommende
Bus schildert auf „Betriebsfahrt“
um und fährt ohne Fahrgäste zurück, um
dann am Tierpark erneut einzusetzen. In der
Realität klappt das natürlich nicht so richtig
und so dürfen Fahrgäste in Wuhletal auch
schon mal 20 Minuten auf die nächste Fahrgastfahrt
warten, während mehrere ankommende
Busse ohne sie als „Betriebsfahrt“
zurückfahren.
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Fahrplanaushang Tierpark: Kein Hinweis darauf, dass alle Züge in Biesdorf-Süd enden und es dort nur per Pedes weiter geht, da der SEV bereits hier fährt. An den vorhergehenden Stationen fehlen zudem die Fußnoten für verkürzte Fahrten, die in Frankfurter Allee, Friedrichsfelde oder Tierpark enden. Foto: Holger Mertens |
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Begründet wird diese deutliche Einsparung
damit, dass die U 5 nur alle 10 Minuten
aus Hönow ankommt und somit
gar kein Bedarf für einen dichteren
Takt bestünde. Abgesehen davon,
dass die U 5 planmäßig alle 5 Minuten
fährt und hier durch den Bus ersetzt
wird, gibt es in Wuhletal auch
viele Umsteiger von der S-Bahn.
Die S-Bahn fuhr bis zum Ferienbeginn
aber in der Hauptverkehrszeit
planmäßig alle 5/5/10-Minuten.
Völlig absurd wird diese Argumentation
am U-Bahnhof Elsterwerdaer
Platz, wo die Ankunft
der anderen Buslinien (X 69, 108,
154, 190, 269, 398) weit gestreut
und dank der Teilnahme am Straßenverkehr
schlichtweg unberechenbar
ist. Statt einem stabilen
5-Minuten-Takt mit der U-Bahn
erwartet die Umsteiger nun eine ungewisse
Weiterfahrt mit dem SEV, theoretisch alle 10
Minuten, praktisch irgendwann.
Durchweg gute Nachrichten gibt es dagegen
vom Shuttlebus, der in der zweiten
Bauphase (seit 3. August 2015) zwischen
Biesdorf-Süd und Elsterwerdaer Platz eingerichtet
wurde. Er fährt nun doppelt so oft
(alle 5 Minuten) und hält zusätzlich an der
Haltestelle Weißenhöher Straße, wo direkt
in die Buslinie 108 von/nach Lichtenberg
umgestiegen werden kann.
Ortstermin bisher ohne Ergebnisse
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Nicht angepasste Wegeleitung am U-Bahnhof Tierpark. Links geht es nur nach Biesdorf-Süd. Die widersprechenden gelben Bodenaufkleber weisen den Weg zum SEV „Richtung Hönow“. In Wuhletal wurde die Wegeleitung hingegen vorbildlich angepasst. Foto: Holger Mertens |
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Alle Kritikpunkte wurden von der IGEB bei
einem gemeinsamen Ortstermin mit Vertretern
von BVG und Aufgabenträger am
14. Juli 2015 angesprochen. Der zusätzliche
Halt Am Tierpark/Alfred-Kowalke-Straße
wurde auch vom Aufgabenträger ausdrücklich
gewünscht. Bis zum Ende der ersten
Bauphase am 2. August – also knapp drei
Wochen nach dem Ortstermin – gab es aber
noch keine Nachbesserung.
IGEB Stadtverkehr
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