Ermittelt wird dieser erneut aus der Entwicklung
der Lebenshaltungskosten, gewichtet
mit 83 Prozent, und der Entwicklung
der Kraftstoff- bzw. Strompreise, gewichtet
mit jeweils 8,5 Prozent. Betrachtet wird ein
Zeitraum über 5 Jahre, so dass ein für die
Unternehmen positiver Index garantiert ist.
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Foto: IGEB |
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Während dieser Index also anhand nachvollziehbarer
Kriterien ermittelt wird, entzieht
sich seine Umrechnung auf die einzelnen
VBB-Fahrpreise jeder Überprüfung. Wie
werden die einzelnen Tarife gewichtet, um
am Ende auf einen dem Index entsprechenden
Durchschnittswert zu kommen? Welche
Annahmen werden der Berechnung zugrunde
gelegt hinsichtlich erhöhter oder verminderter
Nachfrage nach einem Tarifangebot?
Inwieweit werden erhöhte Erlöse durch
mehr Fahrgäste berücksichtigt? All das wird
wie schon 2014 verschwiegen.
Falsch ist die Tariferhöhung auch, weil
die Leistungen der beiden größten Unternehmen
im VBB – BVG und S-Bahn Berlin
GmbH – seit Monaten mangelhaft ist.
Durch den Streik der Lokführer im Frühjahr
und den monatelangen Fahrzeugmangel,
aber auch ständige Signalstörungen
werden die Qualitätskennziffern der S-Bahn,
z. B. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, 2015
unter denen von 2014 liegen.
Kaum besser sieht es bei der BVG aus. Immer
wieder gab es Fahrzeugknappheit bei
der U-Bahn, und ein Ende ist nicht absehbar.
Spürbarer für die Fahrgäste ist aber der Personalmangel
bei der Straßenbahn. Durch
Missmanagement fehlen seit Monaten Fahrer,
so dass immer mehr planmäßige Fahrten
gestrichen werden mussten.
Höhepunkt des Trauerspiels war, dass
zum Ende der Sommerferien die höchst
erfreuliche Verlängerung der Straßenbahnlinien
M 8 und M 10 vom Nordbahnhof zum
Hauptbahnhof von zahlreichen Angebotseinschränkungen
u. a. auf den Linien M 4,
M 6, M 8 und M 10 überschattet wurde.
Die S-Bahn-Krise mit dem Tiefpunkt im
Jahr 2009 ist in der Erinnerung noch so gegenwärtig,
dass die BVG hätte gewarnt sein
müssen. Doch während sich die S-Bahn,
zugegebenermaßen nach langem Beschönigen
und Beschwichtigen, mit Schuldeingeständnissen
und Entschuldigungsleistungen
um die Wiedergewinnung des
Vertrauens ihrer Fahrgäste bemühte, ist die
BVG noch nicht bereit, die Straßenbahnkrise
einzugestehen.
Ausgerechnet in solch einer Situation
Fahrpreiserhöhungen anzukündigen, ist der
falsche Weg.
Aber zum Glück für die Verkehrsunternehmen
ist nach außen hin allein der VBB für die
Fahrpreise zuständig. Und zum Glück für die
Politiker gibt es jetzt ja den Index für eine
jährliche Fahrpreiserhöhung, so dass Senatoren,
Minister und Abgeordnete an der
ungerechtfertigten Fahrpreiserhöhung zu
ihrem größten Bedauern leider überhaupt
nichts ändern können – selbst wenn sie es
wollten.
Ein weiteres Ärgernis ist, dass es dem VBB
in den letzten Jahren nur in wenigen Fällen
gelang, den Tarif einfacher und verständlicher
zu gestalten. Die Liste erforderlicher
struktureller Verbesserungen im VBB-Tarif
ist lang und hat in den letzten Jahren schon
viele SIGNAL-Seiten gefüllt.
Der VBB verweist auf die Widerstände
der Verkehrsunternehmen. Und die Verkehrsunternehmen
bzw. der VDV kritisieren
den VBB, wie er mit ihren Wünschen
und Forderungen umgeht. Schuld sind
also immer die anderen – oder die Politiker.
Aber die wollen ja mit Fahrpreiserhöhungen
überhaupt nicht in Verbindung
gebracht werden. Früher wurden deshalb
in Wahljahren VBB-Fahrpreiserhöhungen
ausgesetzt, heute muss es der vermeintlich
objektive Index richten.
Berliner Fahrgastverband IGEB
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