Im Zuge der Veranstaltungen in
der diesjährigen Europäischen Kulturhauptstadt
Wrocław (Breslau)
wird es im Laufe des Jahres noch
zusätzliche, aber befristete Angebote
geben. Die seit dem Fahrplanwechsel
wirksamen bzw. noch
ausstehenden Änderungen sind
im Folgenden zusammengestellt.
Berlin—Szczecin (RB 66)
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Bahnhof Gdańsk Główny (Danzig Hbf). Fortschritte beim Streckenausbau ermöglichen seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2015 erfreuliche Fahrzeitverkürzungen zwischen Berlin und Gdańsk/Sopot/Gdynia. Doch mit nur einem durchgehenden EuroCity-Zugpaar ist das Angebot noch sehr bescheiden. Foto: Christian Schultz |
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In der Relation Berlin—Szczecin
(Stettin) ist die Anzahl umsteigefreier
Verbindungen durch entsprechende
Bestellungen der Bundesländer
Berlin und Brandenburg
von zwei auf drei Zugpaare erhöht
worden, freitags sogar vier.
Seitens des Verkehrsverbundes
Berlin-Brandenburg wird inzwischen
an einem integrierten Angebot
von Fern- und Regionalverkehr
gearbeitet, das letztlich aber erst
nach dem Ausbau der Strecke für
160 km/h bzw. der Elektrifizierung
(voraussichtlich ab 2020) wirksam
wird. Geplant ist dann zwischen
Berlin und Stettin ein Angebot im
Ein-Stunden-Takt.
Noch immer gibt es leider keine
Durchbindung an die polnische
Ostseeküste beispielsweise nach
Kołobrzeg (Kolberg).
Lübeck—Szczecin (RE 4)
Für diese Linie wurden seitens DB
Regio Nordost 17 neue Dieseltriebwagen
vom Typ LINT 41 (Baureihe 623) der Firma Alstom
beschafft. Diese Triebwagen verfügen
über 110 Sitzplätze, davon 6 in der 1. Klasse.
Sie sind klimatisiert und, im Gegensatz zu
den zuvor eingesetzten Triebwagen der Baureihe
628, durch Niederflureinstiege deutlich
bequemer nutzbar. Die Einstiege sind des
Weiteren mit Schiebetritten zur Spaltüberbrückung
ausgerüstet und damit barrierefrei.
Leider liegt noch immer keine Zulassung
dieser Züge für Polen vor. Auch der Termin
für die geplante Erteilung der fehlenden Zulassung
Anfang Februar 2016 ist nun bereits
verstrichen. Die Folge ist ein Schienenersatzverkehr
zwischen Löcknitz und Szczecin
Głowny mit einer Fahrzeit von 42 Minuten.
Umsteigezwang und Fahrzeitverlängerung –
das ist alles andere als fahrgastfreundlich.
Berlin—Kostrzyn—Gorzów (RB 26)
Ab 12. März 2016 sind nun die ersten umsteigefreien
Verbindungen zwischen Berlin
und Gorzów (Landsberg/Warthe) bzw. Toruń
(Thorn) geplant. Die Finanzierung ist vorerst
bis zum 10. Dezember 2016 gesichert. Grund
für die Verzögerung dieser bereits zum Fahrplanwechsel
im Dezember 2015 geplanten
Verbindung ist die fehlende Zulassung der
Dieseltriebwagen des Bydgoszczer Herstellers
PESA für das deutsche Schienennetz. Stattdessen
sollen nun Züge der zum DB-Konzern
gehörenden Arriva RP eingesetzt werden.
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Benachteiligte Bahn. Im Gegensatz zu Pkw und Bussen sorgen langwierige Fahrzeug-zulassungsverfahren noch immer für erhebliche Behinderungen im grenzüberschreitenden Bahnverkehr Deutschland—Polen. Die Folge: Unnötiges Umsteigen in den Grenzbahnhöfen wie hier im Bf. Kostrzyn. Foto: Christian Schultz |
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Eine Frühverbindung verlässt Gorzów
gegen 5.30 Uhr und kommt gegen 7.30 Uhr
in Berlin-Lichtenberg an. Ein zweiter Zug
beginnt seine Fahrt gegen 5 Uhr bereits in
Toruń und erreicht Berlin-Lichtenberg gegen
10.30 Uhr. Abends ist dagegen lediglich
eine umsteigefreie Verbindung mit Zugteilung
in Gorzów geplant (Abfahrt in Berlin-Lichtenberg gegen 18.30 Uhr).
Berlin—Frankfurt (Oder)—Poznań—Warszawa
bzw. Gdynia (EuroCity-Linie 95)
Positiv ist die seit dem Fahrplanwechsel
wirksame Fahrzeitverkürzung der EuroCity-Verbindung
(EC54/EC55) in der Relation
Berlin—Gdańsk (Danzig)—Gdynia
(Gdingen). Zwischen Berlin Ostbahnhof
und Gdansk beträgt die
Fahrzeit jetzt 5:28 Stunden. Grund
hierfür ist der Ausbau der Strecke
Poznań—Gdańsk für 160 km/h,
wodurch sich die Fahrzeit um rund
eine halbe Stunde verkürzt hat.
Optimiert wurde eine Umsteigeverbindung
Berlin—Zielona Góra
(Grünberg). Durch gute Anschlussgestaltung
in Rzepin (Reppen)
zwischen dem Berlin-Warszawa-Express und einer Regionalzugverbindung
wird Zielona Góra bereits
um 9.25 Uhr erreicht. Außerdem
soll ab dem Frühjahr ein Zugpaar
Zielona Góra—Frankfurt (Oder)
nach bzw. von Berlin verkehren.
Leider keine Fortschritte wurden
bezüglich der Wiedereinführung
der grenzüberschreitenden
Regionalbahnverbindung Frankfurt
(Oder)—Poznań Głowny (Posen
Hbf) erzielt. Die am 8. August
2014 zwischen Frankfurt (Oder)
und Poznań Głowny eingeführten
zwei Zugpaare bzw. täglich verkehrenden
Züge des Regionalverkehrs
wurden am 31. Dezember
2014 kurzfristig eingestellt (siehe
hierzu auch SIGNAL 1/2015). Diese
Verbindung wurde zwar ab dem
6. Februar 2015 mit deutlich reduzierten
Verkehrszeiten wieder eingeführt,
aber zum 1. September
2015 erneut eingestellt. Das Angebot war
damit für die Bahnkunden nicht verlässlich
und ließ viele Wünsche offen.
Ein Grundangebot von 4 Zugpaaren pro
Tag sollte in dieser Relation problemlos
machbar und finanzierbar sein. Im Vergleich
zum EuroCity würden damit beispielsweise
preisgünstigere Tagestouren nach Poznań
möglich.
Berlin—Cottbus—Wrocław
In dieser Relation gibt es leider auch weiterhin
kein tägliches Grundangebot auf der
Schiene. Immerhin werden die Bundesländer
Berlin und Brandenburg aber mit jeweils
100 000 Euro einen Kulturzug in die Kulturhauptstadt
2016 Wrocław finanzieren. Start
des Zuges ist der 30. April 2016; er verkehrt
an Sonnabenden, Sonn- und Feiertagen ab
Berlin-Lichtenberg über Ostkreuz, Cottbus
und Forst. Die Fahrzeit zwischen Berlin und
Wrocław beträgt rund 4,5 Stunden. Die Abfahrt
in Berlin-Lichtenberg erfolgt gegen
8.30 Uhr. Die Rückfahrt ist ab Wrocław an
Sonnabenden um 19.21 Uhr vorgesehen, an
Sonntagen bereits um 16.29 Uhr. Das Angebot
ist bis Ende September 2016 befristet.
Zum Einsatz kommen Dieseltriebwagen der
Baureihe 628. Der Fahrpreis beträgt 19 Euro
pro Richtung.
Ziel muss die Umwandlung dieser Verbindung
in ein tägliches und ganzjährig verkehrendes
Angebot sein.
Als Alternative besteht in der Relation
Berlin—Wrocław im laufenden Fahrplanabschitt
auch eine recht attraktive bzw. optimierte
Umsteigeverbindung, die durch Verknüpfung
des Berlin-Warszawa-Expresses
mit den innerpolnischen Intercity-Linien
Gdynia—Wrocław und Szczecin—Katowice
(Kattowitz) in Poznań hergestellt wird.
Die Fahrzeit beträgt mit dieser Verbindung
rund 5:10 Stunden bei einer Umsteigezeit
in Poznań von rund 20 Minuten. Dennoch
dauert die Bahnfahrt deutlich länger als mit
dem IC-Bus, der nur 4:15 Stunden benötigt.
Dresden—Görlitz—Wrocław bzw. Jelenia
Góra (Trilex-Linien TLX 1, D 10, D 19)
Nachdem Anfang März 2015 überraschend
und noch dazu im laufenden Fahrplanjahr
die Zugverbindungen zwischen Görlitz und
Wrocław gestrichen wurden, verkehren seit
dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember
2015 in der Relation Dresden—Görlitz—Wrocław
erfreulicherweise nun wieder drei
tägliche Zugpaare (mit geringen Einschränkungen
am Wochenende).
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Abfahrbereit in Dresden Hbf. Seit dem 13. Dezember 2015 verkehren nun wieder durchgehende Züge zwischen Dresden und Wrocław (Breslau), der europäischen Kulturhauptstadt 2016. Foto: Christian Schultz |
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Erfreulich auch: Aufgrund einer Ausnahmeregelung
des Eisenbahn-Bundesamtes
dürfen des Weiteren die Triebwagen der
KD (Koleje Dolnośląskie / Niederschlesische
Eisenbahn) in/aus Richtung Jelenia
Góra (Hirschberg) bis zum Bahnhof Görlitz
durchfahren. Drei tägliche Zugpaare werden
auf dieser Verbindung nunmehr angeboten.
Weitere vier Regionalzugpaare verkehren
in der Relation Węgliniec (Kohlfurt)—Zgorzelec—Görlitz.
Damit gibt es zugleich weitere
Umsteigeverbindungen zwischen Dresden
und Wrocław.
Mit dem Euro-Neiße-Ticket steht für
grenzüberschreitende Fahrten auch ein attraktives
Tarifangebot zur Verfügung. Dieses
Angebot schließt beispielsweise auch die
Nutzung der Stadtverkehrslinien in Jelenia
Góra ein.
Größere Fortschritte beim Ausbau der
Verbindungen Deutschland—Tschechien
Dass nicht nur im grenzüberschreitenden
Straßen-, sondern auch im Schienenverkehr
deutlich umfassendere Impulse möglich
sind (den entsprechend ernsthaften Willen
seitens der Verantwortlichen in Politik, Behörden
und Bahnen vorausgesetzt) zeigt die
jüngste Wiederinbetriebnahme der Strecke
zwischen Selb-Plößberg in Oberfranken
und Aš (Asch) in Nordwestböhmen. Durch
den rund sieben Kilometer langen grenzüberschreitenden
Lückenschluss besteht
seit 13. Dezember 2015 ein durchgehender
Zugverkehr in der Relation Hof Hbf—Selb-Plößberg—Cheb (Eger)—Marktredwitz
(Oberpfalzbahnlinie OPB 2) – und das sogar
im Zwei-Stunden-Takt!
Auch die rechtzeitige Bereitstellung der
Züge, die im vorliegenden Fall ebenfalls die
Zulassungskriterien beider Länder erfüllen
müssen, war hier gewährleistet. Mit dem
Hof-Cheb-Tagesticket für 12 Euro wird die
neue Verbindung zudem auch tariflich attraktiv
gestaltet.
Was in einem eher ländlichen Raum
möglich ist, sollte eigentlich in der Relation
(Berlin—)Frankfurt (Oder)—Poznań, einer
Großstadt mit rund 550 000 Einwohnern,
selbstverständlich sein.
Fazit
Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember
wurden endlich einige längst notwendige
Verbesserungen im deutsch-polnischen
Bahnverkehr realisiert bzw. auf den Weg gebracht.
Trotzdem bleibt noch viel zu tun, um
den mittlerweile langjährigen Trend zu brechen,
dass Europa vorrangig auf der Straße
zusammenwächst.
Deutscher Bahnkunden-Verband (DBV) und
IGEB Fernverkehr
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