|
Als vor rund 15 bis 20 Jahren digitale Zugzielanzeiger
Einzug auf unseren Bahnhöfen
hielten, wurde unter anderem die Informationsarmut
kritisiert. Jetzt wird endlich
nachgesteuert, u. a. mit Abfahrtsinfos der Folgezüge.
|
Was bei der Berliner S-Bahn schon länger geht, kann jetzt auch der Regio- und Fernzug-Anzeiger der Bahn: Folgezüge anzeigen. Die Ansicht ist noch nicht optimal. Denn erst, wenn die Gleisnummern überall auf statische Schilder umgezogen sind, wie hier am Berliner Hauptbahnhof, wird der Platz in den Anzeigen frei, um Abfahrtszeiten und Linien-/Zugnummern auch bei der ersten Abfahrt an vorderer Stelle anzuzeigen. Foto: Holger Mertens |
|
Kleine Zeitreise ins Jahr 2003: Am (damaligen)
Fern-Bahnhof Berlin Zoologischer Garten
installiert die Deutsche Bahn als einem
der ersten Bahnhöfe Deutschlands neue dynamische
Zugzielanzeiger. Ein Testlauf, der
sich bald auf viele Bahnhöfe ausweitet und
inzwischen den Bahn-Standard für größere
Bahnhöfe darstellt – obwohl es einiges an
Kritik an den neuen Anzeigern gab: Schrift
zu klein, farbliche Darstellung nicht möglich,
dynamische Gleisangabe trotz fester Gleise,
Folgezüge fehlen.
Das SIGNAL schrieb damals: „Leider wurde
darauf verzichtet, eine Fläche für die folgenden
Züge bereitzuhalten. Ein Ärgernis ist stets
die schlechte Informationsmöglichkeit,
wenn
Züge verspätet eintreffen und andere Züge
vorgelassen werden. Betritt ein Fahrgast den
Bahnsteig erst eine Minute nach der planmäßigen
Abfahrtzeit seines Zuges, so weiß er nie,
ob sein Anschlusszug schon durch ist oder wie
groß seine Verspätung sein wird.“ (aus [Link]heft/200303|SIGNAL
3/2003[/Link], Seite 17)
|
Foto: Florian Müller |
|
Eine Stelle, wo ständig große Verwirrung besteht, ist das Gleis 2 im unübersichtlichen Tunnelbahnhof U Nollendorffplatz. Hier endet die U 3 aus Krumme Lanke, und es folgt ein U 1-Zug nach Warschauer Straße – und umgekehrt. Eigentlich ein klassischer Anwendungsfall für die Anzeige des Folgezuges. Gerade hier wird aber die (kleine) Anzeige nicht optimal genutzt. Unkritischer Fall a: U 1 Warschauer Straße ist angekündigt, es folgt U 3 nicht einsteigen. Kritischer Fall b: angekündigt ist U 3 nicht einsteigen, U 1 nach Warschauer Straße folgt. Genau dieser Fall b wird aber nicht sinnvoll angezeigt. Auf den Folgezug U 1 wird nur zeitweise mittels einer unauffälligen Durchlaufschrift hingewiesen – ohne Angabe der Abfahrtszeit. Genau dieser Zug nach Warschauer Straße ist natürlich für die den U 1-Bahnsteig suchenden Fahrgäste von Interesse. Liebe BVG, bitte den Anzeiger so schalten, dass immer der nächste Zug nach Warschauer Straße mit Abfahrtzeit zu sehen ist! (fm) Foto: Florian Müller |
|
Einiges wurde im Laufe der Zeit verbessert,
aber der letzte Kritikpunkt nie angegangen.
Bis jetzt. Nach einem ersten Test, der offenbar
sehr gut bei den Fahrgästen angekommen
ist, werden aktuell alle LCD-Zugzielanzeiger
schnell umgerüstet. Auch die Albernheit,
dass die Gleisnummer über 15 Jahre lang
unbedingt dynamisch innerhalb des Zugzielanzeigers
angezeigt werden musste, obwohl
diese sich doch eher selten ändert und nur
Platz im Anzeiger wegnimmt, soll nun fallen.
Doch dazu muss zunächst die feste Gleisnummer
wieder auf festen Schildern zurückkehren,
bevor sie den Platz in den dynamischen
Anzeigern freigibt. Das sollte nun auch flächendeckend
umgesetzt werden, denn diese
Korrektur einer Fehlentscheidung vor anderthalb
Jahrzehnten ist längst überfällig.
Mit der Aufnahme der Folgezüge in die
Zugzielanzeiger setzt die Bahn endlich um,
was sich beim ÖPNV längst bewährt hat. Die
Anzeiger auf den Bahnhöfen der S-Bahn und
BVG können seit (fast) Anfang an Folgezüge
darstellen – wenn sie denn groß genug
sind. Denn beide Unternehmen haben auch
kleine Varianten verbaut, auf denen die
mehrzeilige Darstellung bisher häufig ausgeschlossen
wurde.
Bisher. Denn dass die kleinen DAISY-Anzeiger
der BVG-U-Bahn etwas kleiner unter der
Abfahrt auch Baumeldungen in einer zweiten
Zeile anzeigen können, ist seit einiger Zeit
bekannt. Nun wird auf vielen Bahnhöfen in
dieser zweiten Zeile der Folgezug angezeigt,
wenn keine Baumeldung vorliegt.
Auf jeden Fall ist diese Entwicklung zu
begrüßen. Die Information, ob ein weiterer
Zug in 2 Minuten oder erst in über 10 Minuten
folgt, kann im Verspätungsfall viel (Zeit-)
Druck von den wartenden Fahrgästen nehmen
und dafür sorgen, dass ein verspäteter
überfüllter Zug von einigen verschont wird,
die lieber 2 Minuten auf einen Folgezug warten,
anstatt sich auch noch reinzuquetschen
und die Abfahrt weiter zu verzögern. Diese
Fahrgastinformation bringt also ggf. sogar
etwas Betriebsstabilität.
|
Über mehr als 15 Jahre verschwand der Folgezug aus den großen BVG-Anzeigern, sobald eine Laufschrift eingeblendet wurde. Dies wurde nun endlich korrigiert. Foto: Holger Mertens |
|
Und auch die kleinen BVG-Anzeiger haben nun endlich den Folgezug spendiert bekommen. Foto: Holger Mertens |
|
Die kleineren S-Bahn-Zugzielanzeiger
beherrschen dies schon länger. Leider verschwindet
dort der Folgezug kurz vor Einfahrt
des aktuellen Zuges, so dass die Information
über den etwas leereren unmittelbar
folgenden Zug leider dann weg ist, wenn sie
betrieblich am sinnvollsten wäre. Bleibt zu
hoffen, dass man auch dafür eine Lösung findet,
ohne dass die wichtigen Unterwegshalte
dafür wegfallen müssen.
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass
die positive Entwicklung der Anpassung der
Zugzielanzeiger sehr erfreulich ist. Im Falle
der Anzeige der Folgezüge kann man sogar
sagen, dass nun endlich eine jahrzehntealte
IGEB-Forderung umgesetzt wird, nachdem
genügend Zeit vergangen ist und man sie
nicht mehr mit der IGEB in Verbindung bringt.
Im Interesse der Fahrgäste bleibt zu hoffen,
dass die positive Entwicklung weiterverfolgt
wird und man stetig schaut, wie die Informationen
noch verbessert werden können.
Denn Luft nach oben ist immer. (hm)
Berliner Fahrgastverband IGEB
|