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In einer Kabine finden 8 Personen Platz, der Einstieg ist stufenlos (auf dem Bild ist der Bahnsteig-Fußboden noch nicht fertig gestellt). Die Kabine kann auf Wunsch kurz zum Stillstand gebracht werden, so dass auch Mobilitätseingeschränkte und Rollstuhlfahrer einsteigen bzw. einfahren können. Foto: Florian Müller |
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Rückblende: Bereits im März 2000 verabschiedete das EU-Parlament
die Richtlinie 2000/9/EG über Seilbahnen im Personennahverkehr,
welches spätestens 2002 in nationales Recht
umgesetzt werden sollte. Doch das flache Bundesland Berlin
weigerte sich lange, seine knappen personellen Ressourcen
dafür einzusetzen. Erst eine drohende Klage mit Strafzahlungen
bis zu einer dreiviertel Million Euro sorgte schließlich für
ein Einlenken.
Die Posse dieser bürokratischen Kuriosität ging damals durch
alle Medien. Eine Seilbahn in einer flachen Großstadt galt als
Albernheit. Genauso, wie das Gesetz, obwohl sich die EU doch
so viel Mühe gab, sich zu rechtfertigen. Schließlich ginge es um
„einen harmonisierten Binnenmarkt für Seilbahnanlagen“ und
„einheitliche Sicherheitsstandards“.
Nur etwa 8 Jahre später, im September 2012, beschloss der
Berliner Senat, die damals noch für das Tempelhofer Feld vorgesehene
Internationale Gartenausstellung 2017 IGA, nach
Marzahn in die Gärten der Welt zu verlegen. Und es wurde die
Idee öffentlich, dort eine Seilbahn als Attraktion zu initiieren.
Die Idee blühte auf, und so begann am 15. März 2016 der Bau
der ersten Stütze für die anderthalb Kilometer lange Seilbahnstrecke.
Die Firma Leitner aus Südtirol, die Seilbahnen auf der
ganzen Welt baut, hatte Ende Juni 2016, also nur etwa dreieinhalb
Monate später, die technische Infrastruktur errichtet
und konnte die ersten Kabinen auf Testfahrt schicken. Danach
erfolgte dann der Ausbau der Stationen mit ihren schicken
Holzkonstruktionen und begrünten Dächern.
Am 9. September 2016 wurde die Berliner Politik und Fachpresse
zu einer Probefahrt geladen. Hier konnte in der Hochphase
des Wahlkampfes für den Berliner Senat der Regierende
Bürgermeister Michael Müller (SPD) einmal abseits von verzögerten
Großprojekten wie der Dauerbaustelle Flughafen ein
mehr als pünktlich fertiggestelltes präsentieren.
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Als im Jahre 2004 auf Drängen der EU das Land Berlin ein 28-seitiges Seilbahngesetz verabschiedete, wurde dies als unnötiger Bürokratieauswuchs belächelt – in der Gewissheit, dass Berlin niemals eine Seilbahn haben werde und demnach auch solch ein Gesetz nicht brauche. Und jetzt … haben wir eine Seilbahn. Foto: Michael Dittrich |
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Die Seilbahn führt von der Talstation Kienbergpark am U-Bf Kienberg zunächst über das hier zu sehende Auftaktgelände des derzeitigen Jelena-Šantić-Friedensparks. Dahinter überquert sie das Wuhle-Tal, welches auch während der Gartenausstellung als „Transitstrecke“ ohne Eintrittskontrolle passierbar sein wird. Danach geht es aufwärts … Foto: Michael Dittrich |
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… auf die Mittelstation auf dem Kienberg. Hier ensteht das „Wolkenhain“, welches einen guten Überblick auf das IGA-Gelände und darüber hinaus bieten soll. Wer weiterfährt, begibt sich wieder abwärts … Foto: Florian Müller |
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… zur zweiten Talstation am Blumberger Damm. In direkter Nähe finden Besucher die Attraktionen der Blumenhallen, Wasserfallgärten, die Freilichtbühne und den Wasser-Kinderspielplatz. Foto: Michael Dittrich |
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Seitdem ist es still geworden. Die Endausbauphase sollte nun
abgeschlossen sein und auf dem IGA-Gelände werden die letzten
Blümchen gepflanzt, bevor am 13. April 2017 die Pforten
der Gartenausstellung und demnach auch die der Seilbahn für
die Besucher öffnen.
Die Seilbahnbenutzung ist dann komplett
vom IGA-Gelände eingeschlossen und
im Eintrittspreis – anders als bei anderen
Ausstellungen – bereits enthalten. Im Gegensatz
zum VBB-2-Stunden-Ticket sind hier
Rück- und Rundfahrten nicht ausgeschlossen,
und die Besucher können sie so oft nutzen,
wie sie wollen.
Die Strecke führt dabei von der Wiese am
Besucherzentrum gegenüber des aufgehübschten
und umbenannten U-Bahnhofs
„Kienberg – Gärten der Welt“ (U 5) zunächst
auf den Kienberg hoch. Die „Berg“-Station
soll den klangvollen Namen „Wolkenhain“
tragen. Wer hier aussteigt, kann auf einer
wolkig wirkenden Aussichtsplattformen einen
durchaus sehenswerten Ausblick über
das grüne Berlin genießen. Wer weiterfährt,
steigt wieder ab und überfliegt dabei einen
Kinder-Abenteuer-Wasserspielplatz und die
Wasserfallgärten „Promenade Aquatica“,
bevor er am Blumberger Damm die zweite
Talstation unweit der neuen Veranstaltungsfreilichtbühne
„Arena“ und den Blumenhallen
erreicht.
Hier ist auch der, nennen wir ihn mal, „Betriebshof“
angesiedelt. Also der Kabinenspeicher.
Denn in die kuppelbare Umlauf-Kabinen-Seilbahn des Typs GD10, so der
technische Name, können bis zu 64 barrierefreie
Kabinen eingehangen werden, von
denen 10 einen Glasboden besitzen und alle
jeweils bis zu 10 Sitzplätze bieten – wenn
man denn etwas zusammenrückt. Damit
ergibt sich rein rechnerisch eine maximale
Kapazität von 3000 Personen pro Stunde
und Richtung.
Zum Vergleich: Die 40-Meter-lange
Flexity-Straßenbahn in Berlin soll maximal 247
Personen fassen. Tagsüber außerhalb der
Hauptverkehrszeiten fährt die M 4, nachfragestärkste
Straßenbahnlinie Berlins, im
5-Minuten-Takt mit diesen Zügen, so dass
die Gesamtkapazität rechnerisch ebenfalls
knapp 3000 Personen beträgt – mit dem
Unterschied, dass in der Seilbahn alle sitzen
und die Taktzeit bei wenigen Sekunden liegt.
Auch bei der Geschwindigkeit kann die
Kabinenseilbahn durchaus mithalten. Im Regelbetrieb
soll sie 5 Meter pro Sekunde zurücklegen,
wenn der Andrang hoch ist, dann
bis zu 6 Meter je Sekunde. Das entspricht
umgerechnet etwa 21 Kilometern pro Stunde.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit öffentlicher
Oberflächen-Verkehrsmittel liegt
in einer ähnlichen Größenordnung, auch
wenn andere Höchstgeschwindigkeiten erreicht
werden können.
So wird die Überquerung des IGA-Geländes
mit der Seilbahn tatsächlich etwas
schneller sein, als wenn man mit der Buslinie
mit höherer Geschwindigkeit außenrum
fahren würde.
Die Frage nach der Eignung der Seilbahn
als öffentliches Verkehrsmittel in der Stadt
darf also durchaus gestellt werden – auch
wenn hier noch andere wichtige Faktoren
eine Rolle spielen. Eine Attraktion für die
Gartenausstellung ist sie allemal. (hm)
Berliner Fahrgastverband IGEB
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