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Auf dem Groß-Berliner Damm ist die Straßenbahntrasse schon als breiter Mittelstreifen vorbereitet. Das verspricht eine schnelle Planung und kurze Bauzeit. Foto: Florian Müller |
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Welch ein sperriger Titel: „Neubaustrecke
Adlershof II – Gemeinsame frühe Öffentlichkeitsbeteiligung
gemäß §25 Abs. 3 VwVfG
der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr
und Klimaschutz und der Berliner Verkehrsbetriebe
(BVG) im Vorfeld des Planfeststellungsverfahrens“.
Aber die Veranstaltung
selbst war verständlich und informativ. Damit
die von der Strecke profitierenden Anwohner
es leichter hatten, fand diese Veranstaltung
am Ort des Geschehens statt – im
Forum Adlershof am 2011 eröffneten ersten
Abschnitt der WISTA-Strecke.
Mit dem neuen Staatssekretär für Verkehr,
Jens-Holger Kirchner, und seinem Referatsleiter,
Matthias Horth, als Vortragende
wurde sichtbar, wie ernst es der neuen
Landesregierung sowohl mit der Verkehrswende
als auch mit der demokratischen
Ausgestaltung derselben ist. Auch die BVG
war mit den für Angebots- und Infrastrukturplanung
zuständigen Herren Klaus Emmerich
und Wulf Heineking gut vertreten.
Beide konnten selbst Detailfragen aus dem
Publikum beantworten. Die gesamte „Frühe
Öffentlichkeitsbeteiligung“ fand denn auch
in guter Atmosphäre ohne grundsätzliche
Konflikte statt. Das lässt auf eine schnelle
Bewältigung des Planfeststellungsprozesses
hoffen.
Gleisbauer vor den Möbelwagen
Wenn diese Strecke so schnell kommt wie
versprochen, dann tritt hier erstmals nach
dem Ende der DDR der Fall ein, dass die hierher
ziehenden Anlieger von Beginn an eine
gute Verkehrsverbindung haben. Dadurch
müssen sie sich gar nicht erst an die Automobilität
gewöhnen.
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Der Verlauf der neuen Straßenbahnstrecke von Karl-Ziegler-Str. nach S-Bf Schöneweide, Planungsstand 17.1.2017. Grafik: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz |
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Gezeigt wurde, dass zunächst auch abwegig
erscheinende Streckenführungen ernsthaft
untersucht wurden, um alle möglichen
Auswirkungen der neuen Strecke einschätzen
zu können. Für Fachleute wenig überraschend
erwies sich am Ende die Führung
von der jetzigen Endstelle Karl-Ziegler-Straße
zum Groß-Berliner Damm und weiter auf
dessen Mittelstreifen bis zur neu zu gestaltenden
Kreuzung mit dem Sterndamm als
die beste Variante. Auf fast der gesamten
Streckenlänge kann die Bahn ungestört
vom Autoverkehr fahren, und damit ist diese
Strecke den unrühmlichen Planungen der
Vorgängerregierungen in der Invaliden- und
Bernauer Straße von vornherein überlegen.
Selbstverständlich wurden auch hier wieder
Vorrangschaltungen für die Straßenbahn
an den Lichtsignalanlagen (LSA) versprochen.
Doch wer die Entwicklungen der
Vergangenheit in dieser Stadt kennt weiß,
wie wenig er diesen Zusagen trauen kann.
Genau darum sind bauliche Maßnahmen
wie separate Bahnkörper so wichtig – sie
können von konkurrierenden oder „sabotierenden“
Behörden nicht einfach durch
Abschalten torpediert werden.
Überzeugendes Betriebsprogramm
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Geplantes Verkehrsangebot der Straßenbahn nach Inbetriebnahme der Neubaustrecke WISTA II. Grafik: SenUVK |
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Ebenfalls eindeutig positiv ist das geplante
Betriebsprogramm. Das Grundangebot soll
die vom Bahnhof Schöneweide verlängerte
Metrolinie 17 bilden, die mit allen Fahrten
(also im 10-Minuten-Takt) zum S-Bf Adlershof
verlängert werden soll. Damit das
Gebiet auch von Köpenick erreichbar bleibt,
wird die Stammlinie 63 im unveränderten
20-Minuten-Takt über die Neubaustrecke
bis Schöneweide verlängert. Mindestens im
Werktagsverkehr ergänzt die Linie 61 dieses
Angebot, so dass dann auch aus Köpenick
unverändert alle 10 Minuten eine Bahn dorthin
fährt – allerdings nicht durchgehend bis
Schöneweide, sondern nur bis zur Zwischenendstelle
Hermann-Dorner-Allee, was angesichts
des sonst schon dichten Taktes als
Anfangsangebot ausreichen wird.
Die zurzeit genutzte Schleife
Karl-Ziegler-Straße war bekanntlich schon bei ihrer
Eröffnung nur ein Provisorium für den ersten
Bauabschnitt. Die Weiterführung der
Strecke soll an dieser Stelle diagonal zum
geplanten Straßenraster verlaufen und erst
an der Ecke Groß-Berliner
Damm/Hermann-Dorner-Allee wieder den rechtwinkligen
Straßenverläufen folgen.
An eben dieser Stelle soll auch die neue,
allerdings nur für Zweirichtungswagen
nutzbare Zwischenendstelle entstehen.
Im Gegensatz zur Anlage an der Wuhlheide,
die nur aus einer Richtung benutzbar
ist, wird hier durch nur eine zusätzliche
Weiche eine beidseitige Anbindung geschaffen.
In Störungsfällen wird die BVG für
diese Weitsicht noch dankbar sein. Im Regelbetrieb
soll hier nur die zweite Linie aus
Köpenick enden. Erst wenn die fortschreitende
Bebauung zwischen Adlershof und
Schöneweide eine weitere Verdichtung des
Angebots notwendig macht, kann durch
eine Verlängerung auch dieser Linie bis
Schöneweide kostengünstig nachgesteuert
werden.
Provisorium am Bahnhof Schöneweide
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Simulation der geplanten Haltestelle Hermann-Dorner-Allee/Groß-Berliner Damm in Seitenlage in der H.-Dorner-Allee. Grafik: renderwerke/ SenUVK |
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So dieht die Fläche der geplanten Haltestelle Hermann-Dorne-Allee heute aus. Foto: Florian Müller |
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Ein Kapitel für sich wird die neue Schleifenanlage
am Bahnhof Schöneweide. Und
das ist durchaus wörtlich zu verstehen:
Zunächst war geplant, diesen multimodalen
Umsteigeknoten gemeinsam mit der
Neubaustrecke zu planen und zeitgleich
mit der Bahnhofsmodernisierung der Deutschen
Bahn zu bauen. Da die Bauarbeiten
am Regional- und S-Bahnhof aber, wie
hier und heute leider üblich, wesentlich
länger dauern als geplant, geriet die Realisierung
der Straßenbahnstrecke in Gefahr.
Senat und BVG entschlossen sich daher,
die eigentliche Strecke bis einschließlich
der Kreuzung Sterndamm/Groß-Berliner
Damm nun planfestzustellen, um den
Bau nicht zu verzögern, aber die Bus- und
Straßenbahnschleife in Schöneweide aus
diesem Verfahren auszulagern. Da sich für
diesen Problembereich eine Verspätung
von mehreren Jahren abzeichnet, ist eine
provisorische Lösung mit Anbindung an
das Bestandsnetz nicht nur rascher zu bauen,
sondern auch wirtschaftlicher, als die
gesamte Neubaustrecke zu verzögern.
Die diagonale Strecke zwischen
Karl-Ziegler-Straße und Hermann-Dorner-Allee wird
als unabhängiger Bahnkörper in Rasengleisbauweise
ausgeführt. An der Westseite geht
dieses nahtlos in die angrenzenden Parkwiesen
über, an der Ostseite soll ein niedriger
Gabionenwall ein leichtfertiges Überqueren
der Trasse verhindern und zugleich
eine Lärmbarriere für die Anwohner bilden.
Die Haltestelle Hermann-Dorner-Allee wird
in Seitenlage zur namensgebenden Straße
angelegt und die Wendeanlage entsteht
dann nach der 90-Grad-Kurve im Mittelstreifen
des Groß-Berliner Damms.
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Geplantes Verkehrsangebot der Busse nach Inbetriebnahme der Neubaustrecke WISTA II. Außer der durch die Straßenbahn ersetzten Buslinie 163 bleiben alle gewohnten Verkehrsbeziehungen erhalten; die Straßenbahn bringt also echten Angebotszuwachs in das Gebiet Grafik: SenUVK |
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Obwohl die weitere Streckenführung bis
Schöneweide im seit Jahren freigehaltenen
Mittelstreifen keine baulichen Probleme
bereitet, waren zwei Aspekte bei diesem
Anhörungstermin interessant: Zum einen
das eingepflasterte Stück vor der Feuerwache,
gelegen an der Ecke Greifstraße und
Pietschkerstraße, wo eine spezielle LSA im
Regelfall eine sichere Fußgängerquerung
gewährleisten soll, aber über eine Beeinflussung
durch die Feuerwehr sicherstellt,
dass bei Alarm ausrückende Fahrzeuge
Vorrang vor der Straßenbahn haben. Zum
anderen der Bereich zwischen Pietschkerstraße
und Sterndamm, wo zurzeit eine
Überfahrt über den Mittelstreifen als Kaufhauszufahrt
dient. Obwohl diese Querung
schon bei ihrer Inbetriebnahme als Provisorium
bis zum Bau der Straßenbahn erklärt
wurde, regte sich auf der Veranstaltung
Protest gegen deren Schließung. An diesem
Beispiel war gut erkennbar, warum die
„zeitweilige“ Nutzung von Straßenbahntrassen
eine zwiespältige Entscheidung
ist, die immer gegen die Schwierigkeiten
abgewogen werden sollte, die sich daraus
für die spätere Straßenbahn-Nutzung ergeben.
Mit dem Boulevard der Stars gibt
es ein weiteres Beispiel in Berlin, das der
Verwaltung und BVG noch Schwierigkeiten
bereiten wird.
Neuer Straßenbahn-Betriebshof
Ein weiteres Thema der Veranstaltung war
der geplante neue Straßenbahn-Betriebshof
Südost, der allerdings nicht Teil des Verfahrens
für die Neubaustrecke ist. Der gegenwärtig
genutzte Straßenbahnhof Köpenick
steht unter Denkmalschutz und ist nicht für
Niederflurwagen geeignet. Ein Ersatzbau
war ursprünglich auf einem der Grundstücke
des ehemaligen Rangierbahnhofs Schöneweide
vorgesehen, weil diese Fläche ausschließlich
für gewerbliche Nutzung (also
ohne Anwohnerbeeinträchtigung) geplant
war und strategisch günstig mit Zugang zu
verschiedenen Netzteilen liegt. In diesem
Fall läge die Anbindung als Abzweig vom
Groß-Berliner Damm im Planfeststellungsbereich.
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Noch endet die Bebauung an der bestehenden Endstelle Karl-Ziegler Straße … Foto: Florian Müller |
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… aber im Verlauf der geplanten Strecke entstehen neue Wohngebäude. Die Wendeschleife (mit Zug im Bild) wird aufgegeben und die Trasse in der sichtbaren Schneise zwischen Häusern und Wäldchen zum Groß-Berliner Damm geführt. Foto: Florian Müller |
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Weil diese Planung aufgegeben wurde,
aber ein neuer Betriebshof weiterhin nötig
ist, wurde ein ehemaliges Güterbahnhofsgelände
hinter der Wendeschleife Adlershof
von der BVG als neuer Standort entdeckt.
Zur optimalen Anbindung an das Bestandsnetz
muss allerdings die Zufahrt zur Wendeschleife
umgebaut werden. Bisher ist
diese nur aus Richtung Köpenick möglich,
was auch für die vorgesehene Führung
der verlängerten M 17 schlecht wäre. Nun
wird die Erweiterung zu einem vollständig
zweigleisigen Dreieck geplant. Da diese
Baustelle am schon fertig gestellten ersten
Bauabschnitt liegt, wurde sie am 17. Januar
nicht ausführlich besprochen, sondern nur
kurz vorgestellt.
Eine wichtige Frage für WISTA II ist die
mögliche Bauzeit. In der Veranstaltung wurde
einmal mehr deutlich, dass das größte
Beschleunigungspotenzial heute in einer raschen
Planfeststellung liegt. Wenn diese sowie
die anschließende Bau-Ausschreibung
abgeschlossen sind, dann stellen die eigentlichen
Bauarbeiten keine große Hürde mehr
da. Laut Aussagen der BVG-Verantwortlichen
werden auf dieser schon vorbereiteten
Trasse nur etwa 10 Tage für 100 Meter
Strecke benötigt. Entscheidend für eine Fertigstellung
noch in dieser Legislaturperiode
ist also ein früher Baubeginn, dann sind die
insgesamt 2600 Meter in weniger als einem
Jahr fertig.
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Geplante Straßenbahn-Neubaustrecken in der rot-rot-grünen Koalitionsvereinbarung. Deutlich wird, dass die Neubaustrecke WISTA II nur ein Teil eines großen ökologischen Verkehrsprogramms für die kommenden Jahre ist. Alle anderen geplanten Strecken bergen ein viel größeres Konfliktpotenzial, so dass die Trasse Adlershof Schöneweide bei den Eröffnungsterminen sicher der „Sieger“ wird. Grafik: SenUVK |
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Die heutigen und mehr noch die künftigen
Fahrgäste in diesem aufstrebenden
Wirtschafts- und Wohngebiet hoffen nun
auf die versprochene schnelle Feinplanung,
Genehmigung und Fertigstellung dieser
wichtigen Netzergänzung. Diese relativ einfache
Strecke ist zugleich ein guter Prüfstein
für den neuen Senat, ob er es besser als sein
Vorgänger versteht, seine verkehrspolitischen
Versprechen umzusetzen. Der Fahrgastverband
IGEB wird dieses Projekt beobachten
und bei Bedarf unterstützen, um ein
positives Gegenbeispiel zu den zahlreichen
Baupannen dieser Region zu ermöglichen.
(af)
IGEB Stadtverkehr
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