Mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember
2016 haben die Österreichischen Bundesbahnen
(ÖBB) ihr Angebot klassischer Nachtreisezuglinien
um sechs Linien ausgeweitet,
die unter dem Markennamen „Nightjet“ vermarktet
werden:
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Foto: Christian Schultz |
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- Zürich—Basel—Berlin—Hamburg
- Innsbruck—München—Hamburg (täglich
auch mit Auto- und Motorradbeförderung)
- Düsseldorf—München—Innsbruck (dreimal
wöchentlich auch mit Auto- und Motorradbeförderung)
- München—Villach—Venedig
- München—Salzburg—Villach—Florenz—Rom
- München—Salzburg—Villach—Verona—Mailand
Insgesamt neun weitere Linien, darunter
Wien—Hamburg und Wien—Düsseldorf,
werden als „Nightjet“ unverändert weiter
angeboten.
Zugleich beendete die Deutsche Bahn
ihre Aktivitäten in diesem Geschäftsbereich
und verkaufte 42 Schlaf- und 15 Liegewagen
an die ÖBB. Die DB beschränkt sich nun
nur noch auf wenige Nacht-Intercity- bzw.
Nacht-ICE-Verbindungen.
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Nachtreisezug Streckennetz Nightjet und Partnerzüge. Grafik: ÖBB/Heiderklausner |
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Die ÖBB modernisieren die erworbenen
Wagen zurzeit umfangreich. Sie erhalten ein
neues Außendesign. Die Technik wird harmonisiert,
die Abteile werden neu gestaltet
und die Betten erneuert.
Der Kauf und die Modernisierung ermöglichten
den ÖBB die genannten Angebotsausweitungen
und die Ausmusterung älterer
Schlafwagen.
Nachtzugverkehr ist wirtschaftlich
Im Gegensatz zur Deutschen Bahn gelingt
es den Österreichischen Bundesbahnen, die
Nachtreisezüge profitabel zu betreiben!
Erfreulich ist dies besonders vor dem Hintergrund,
dass es in Deutschland unverändert
massive Wettbewerbsnachteile für den
Schienenverkehr gibt.
So beinhaltet der Preis
für ein internationales
Nachtzugticket noch
immer den vollen Mehrwertsteuersatz
von 19
Prozent, während für
eine Hotelübernachtung
(denn diese wird durch
eine Nachtzugfahrt ja
ersetzt) der Steuersatz lediglich
7 Prozent beträgt.
Und ein Flugreisender auf
internationalen Routen,
z. B. in der auch für den
Nachtreisezugverkehr
interessanten Relation
Berlin—Paris, zahlt sogar
keinerlei Mehrwertsteuer
für sein Ticket.
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Vom Designbüro Priestman-Goode aus London wurde der Entwurf für ein Liegewagenabteil mit insgesamt vier Liegen entwickelt, welcher neue Akzente bezüglich des Komforts setzt. Hier im Bild die unteren Liegen, die beiden oberen Liegen werden über eine mobile Leiter erreicht. Foto: Christian Schultz |
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Das Liegewagenkonzept mit Mini-Suiten wurde vom Designbüro Studio SYN entwickelt. Anstelle der bislang üblichen Vierer- bzw. Sechserabteile sind die Kojen bei diesem Designentwurf einzeln abschließbar. Damit wird dem häufig geäußerten Wunsch von Reisenden nach einer höheren Privatsphäre Rechnung getragen. Foto: Christian Schultz |
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Seitengang des Liegewagen-Entwurfs von Studio SYN. Rechts im Bild sind die bereits benannten Mini-Suiten angeordnet. Foto: Christian Schultz |
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Schlimmer noch: Die
Fluggesellschaften zahlen
für den Treibstoff auch
keine Kerosinsteuer,
wobei
diese unnötige Subvention
allein schon angesichts der Treibhausgas-
und Schadstoffemissionen des
Luftverkehrs nicht zu rechtfertigen ist. Für
den umweltschonenden Schienenverkehr
wurde dagegen z. B. die EEG-Umlage Anfang
2015 sogar noch deutlich angehoben.
Ein weiterer Nachteil: Während auch für
die Nachtreisezüge hohe Trassenentgelte
fällig sind, müssen die Fernbusse im Gegensatz
dazu keine Maut bezahlen.
Es gibt in Deutschland also massive Wettbewerbsverzerrungen
zu Lasten der Schiene.
All das ist seit langem bekannt, und doch
hat die Politik nichts unternommen, die Benachteiligung
des umweltfreundlichsten
Verkehrs zu beenden. In dieser Hinsicht ist
die verkehrspolitische Bilanz
der CDU-/CSU-/SPD-Koalition ein Desaster.
Nightjet der Zukunft in Arbeit
Um den Komfort im Nachtreisezugverkehr
weiter zu steigern, wird seitens der ÖBB bereits
an der nächsten Generation von Schlaf- und
Liegewagen gearbeitet, die ab dem Jahr
2020 zum Einsatz kommen soll. Geplant ist
die Beschaffung von insgesamt dreizehn
Nachtzuggarnituren für den Italieneinsatz.
Auf Grund verschärfter Brandschutzbestimmungen
ist hier der Ersatz des Bestandsmaterials
spätestens ab 2021 erforderlich.
Im Rahmen eines Workshops haben die
ÖBB im Mai 2017 Vertretern der bundesweit
tätigen Fahrgastverbände diese neuen Fahrzeugkonzepte
erläutert.
Bereits im Frühjahr 2016 war der Öffentlichkeit
das neue Mini-Suite-Konzept vorgestellt
worden. Hierbei handelt es sich um
einen Entwurf des Designbüros Studio-SYN,
der seinerzeit noch von der Deutschen Bahn
in Auftrag gegeben wurde. Von Vorteil bei
diesem innovativen Liegewagen-Konzept
sind neben dem höheren Komfort die einzeln
abschließbaren Kojen anstelle von Vierer-
oder Sechserabteilen. Speziell für Einzelreisende
wird so die gewünschte Privatsphäre
gewährleistet bzw. auf häufige Kritik am
bisherigen Nachtzugkonzept reagiert.
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So warb einst die Deutsche Bundesbahn für ihre Schlafwagenzüge. 2016 hat sich die Deutsche Bahn vom Betrieb ihrer klassischen Nachtreisezüge verabschiedet – aus Kostengründen. GEB-Archiv |
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Der Entwurf für das Schlafwagenabteil der künftigen Nightjet-Generation stammt ebenfalls vom Designbüro PriestmanGoode. Die Leiter zum oberen Bett wird konstruktiv jedoch noch verbessert. Foto: Christian Schultz |
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Zu dem Schlafwagenabteil gehört auch eine Toilette mit Wasch- und Duschmöglichkeit. Der Brauseschlauch ist im Waschbecken integriert und herausnehmbar (links im Bild). Foto: Christian Schultz |
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Inzwischen wurden seitens der Österreichischen
Bundesbahnen zwei weitere Designstudien
bzw. Mockups vorgestellt. Es handelt
sich hierbei jeweils um ein Liegewagen- und
ein Schlafwagenabteil. Beide Entwürfe stammen
vom britischen Designbüro Priestman-Goode. Das Liegewagenabteil verfügt über
vier Liegen, welche vergleichbar der Inneneinrichtung
bisheriger Fahrzeuge quer zur
Fahrtrichtung angeordnet sind. Es ist dabei
gewährleistet, dass man auf der unteren Liege
auch aufrecht sitzen kann. Zwischen den
Bettpaaren ist ein Tisch angeordnet, der als
Ablage genutzt werden kann. Zur Ausstattung
gehören Anschlussmöglichkeiten für
Ladegeräte und Leseleuchten. Die in den
Musterabteilen eingebauten Versionen der
Leuchten sind jedoch recht empfindlich und
werden bei der künftigen Fahrzeugserie
durch ein stabileres Modell ersetzt.
Das Schlafwagenabteil verfügt über zwei
Betten, die im Gegensatz zu den bislang
üblichen Fahrzeugkonzepten in Längsrichtung
entlang des Fensters angeordnet sind.
An das untere Bett schließt eine Sitzfläche
für zwei Personen an. Zum Abteil gehört
auch eine Toilette mit Waschgelegenheit
und Duschmöglichkeit. Bislang nicht recht
zufriedenstellend ist die Erreichbarkeit des
oberen Betts. Im Rahmen des Workshops
wurde jedoch seitens der ÖBB-Vertreter versichert,
dass bei der Serienbeschaffung eine
andere, geeignetere Leiterkonstruktion zum
Einsatz kommen wird.
Nachtzugfahrten zum Erlebnis machen
Beide Entwürfe der Abteile sind aber im
Wesentlichen überzeugend, zeichnen sich
durch ein hohes Maß an Gemütlichkeit aus
und machen die Bahnreise zu einem angenehmen
Reiseerlebnis. Die ÖBB setzen damit
zweifellos neue Akzente im Nachtreisezugverkehr.
Vorbildlich zu bewerten ist in diesem
Zusammenhang auch die Einbindung von
Bahnkunden und Fahrgastverbänden in
den laufenden Entwicklungsprozess. Mit
den aus Kundenbefragungen gewonnenen
Erkenntnissen werden die Abteile nun bis
zur Serienreife weiter optimiert.
Auf Langstrecken schließt der Nachtzug
trotz Hochgeschwindigkeitszügen auch
künftig eine wichtige Angebotslücke im
Schienenpersonenfernverkehr. Es ist daher
überfällig, dass nun die deutsche Politik
endlich ihre „Hausaufgaben“ erledigt und
durch Abbau der Wettbewerbsverzerrungen
geeignete Rahmenbedingungen für
weitere Ergänzungen des Nachtzugliniennetzes
schafft.
Deutscher Bahnkunden-Verband (DBV)
und IGEB Fernverkehr
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