Lutherstadt Wittenberg Hauptbahnhof
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Am 9. Dez. 2016 wurde das neue Empfangsgebäude von Lutherstadt Wittenberg Hauptbahnhof eröffnet. Es ist der zweite „grüne Bahnhof“ in Deutschland. Das Zeltdach auf dem großzügigen Vorplatz bietet umfassenden Witterungsschutz. Foto: Christian Schultz |
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Lutherstadt Wittenberg Hauptbahnhof
wurde seit Frühjahr 1996 in mehreren Bauabschnitten
grundlegend umgestaltet. Bestandteil
der Maßnahmen war nicht nur der
Neubau der Bahnsteige und des Fußgängertunnels
im Zuge des Verkehrsprojekts
Deutsche Einheit (VDE) 8.3 (Leipzig/Halle—Berlin),
sondern auch die Anlage eines
großzügigen Vorplatzes auf der Westseite
der Gleisanlagen. Architektonisch markant
ist hier das Membrandach, das auf dem
Vorplatz einen umfassenden Witterungsschutz
gewährleistet. Der ebenfalls neue
Busbahnhof ist mit kurzen Umsteigewegen
erreichbar.
Mitte 2015 wurde auf dem neuen Vorplatz
auch mit dem Neubau des Empfangsgebäudes
(Bruttogrundfläche Erdgeschoss
658 Quadratmeter) begonnen, Ende 2015
dagegen das noch aus dem Jahr 1877 stammende
alte Empfangsgebäude abgerissen.
Am 9. Dezember 2016 wurde der Neubau
eingeweiht und ist – nach dem nordrheinwestfälischen
Horrem – der zweite „grüne
Bahnhof“ in Deutschland. Mit Photovoltaikanlage,
Regenwasseraufbereitung und
Geothermie wird ein kohlendioxid-neutraler
Betrieb realisiert.
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Lutherstadt Wittenberg Hauptbahnhof: Auf dem Gründach des Empfangsgebäudes ist eine Photovoltaikanlage mit einer Fläche von 120 m² bzw. einer Leistung von 20 500 kWh/Jahr installiert. Foto: Christian Schultz |
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Der Wartebereich des Empfangsgebäudes von Lutherstadt Wittenberg Hauptbahnhof ist einladend, hell und freundlich gestaltet. Auf einem der Monitore werden auch die aktuelle Leistung, der Tages- und Gesamtertrag der Photovoltaikanlage angezeigt. Foto: Christian Schultz |
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In dem neuen Empfangsgebäude stehen
den Reisenden eine Bahnhofbuchhandlung,
eine Bäckerei und ein Reisezentrum
zur Verfügung. Ergänzt wird das Serviceangebot
durch einen offenen Wartebereich
mit 24 bequemen Sitzmöglichkeiten. Zudem
können Reisende Lademöglichkeiten
für Elektrogeräte und einen WLAN-Hotspot
im Gebäude nutzen. Auch Gepäckschließfächer
sind vorhanden. An die lange Tradition
des Bahnhofs wird ebenfalls erinnert:
Ein Kachelmosaik zeigt entsprechende
Höhepunkte aus der Eisenbahngeschichte
Wittenbergs.
Für E-Autos und E-Bikes gibt es auf dem
Vorplatz zudem, entsprechend dem Gesamtkonzept,
eine Stromtankstelle.
Die Beschilderung ist vorbildlich, so
dass die Reisenden verständlich geleitet
werden. Ein neu gepflasterter Weg führt –
für Rollkoffer geeignet und mit Blindenleitstreifen
versehen – ins Zentrum der
Stadt.
Fazit: Ein für Bahnkunden und Besucher
attraktives Bahnhofskonzept ist an diesem
Standort entwickelt und umgesetzt worden,
das Vorbildcharakter hat.
Verbesserungspotenzial bietet der zurzeit
(noch?) sehr karg gestaltete Fußgängertunnel:
Die Stadt wurde geprägt durch die
lutherische Reformationsbewegung, eine
entsprechende thematische Gestaltung der
gefliesten Wände würde daher den Bahnhof
nochmals aufwerten.
Bahnhof Bayerisch Eisenstein
Dieser Doppelbahnhof steht zur Hälfte in
Bayern, zur Hälfte liegt er in Tschechien. Wo
früher der Eiserne Vorhang trennte, ist die
Wiedervereinigung der beiden Bahnhofshälften
überzeugend gelungen. Die Grenze
ist nunmehr auf Steinmarkierungen im Fußboden
geschrumpft.
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Das Kachelmosaik zierte seinerzeit eine Säule des inzwischen abgerissenen, alten Empfangsgebäudes aus dem Jahr 1877. Es wurde anlässlich des Jubiläums „150 Jahre Eisenbahn in Wittenberg“ erschaffen. Foto: Christian Schultz |
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Baubeginn des Empfangsgebäudes war
1877, die Fertigstellung erfolgte bereits
im Jahr 1878. Der im Besitz der Deutschen
Bahn befindliche Gebäudeteil wurde am
25. September 2006 an den „Naturpark Bayerischer
Wald e. V.“ veräußert. Dieser Verkauf
hat sich letztlich als Glücksfall erwiesen. Im
Gebäude sind heute mehrere Museen bzw.
Ausstellungen untergebracht: Im Untergeschoss
das Europäische Fledermausmuseum,
im Erdgeschoss eine interaktive Ausstellung
zum Arber (dem König des Bayerwaldes), im
1. Obergeschoss ein Skimuseum und im 2.
Obergeschoss eine Ausstellung zur Eisenbahngeschichte
vom Bau der Strecke in den
Jahren 1872 bis 1877. Selbst das Dachgeschoss
wird genutzt: Hier befindet sich eine
rund 100 Quadratmeter große Modellbahnanlage.
Im früheren, heute ebenfalls umfassend
renovierten Wartesaal der ersten Klasse ist
auf bayerischer Seite ein Restaurant untergekommen.
Im Gebäude befindet sich des
Weiteren ein Warteraum für die Reisenden,
der vertraglich der DB Station & Service AG
gehört.
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Dass die Deutsche Bahn das beeindruckende Empfangsgebäude des Bahnhofs Bayerisch Eisenstein an den „Naturpark Bayerischer Wald e. V.“ verkauft hat, ist ein Glücksfall. Heute sind in dem umfassend sanierten Empfangsgebäude u. a. mehrere Museen untergebracht. Foto: Allianz pro Schiene, Andreas Taubert |
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Der Bahnhof ist damit mittlerweile selbst
zu einem lohnenden Ausflugsziel geworden.
Im Gegensatz zu vielen, heute leider verwaisten
Empfangsgebäuden ist in Bayerisch
Eisenstein ein umfassendes Nutzungskonzept
entwickelt und sehr erfolgreich umgesetzt
worden. Voraussetzung für solche erfreulichen
Konzepte ist dabei natürlich stets,
dass Land, Kommune und Bahn engagiert
zusammenarbeiten. Auch in vielen anderen
Regionen wäre ein vergleichbares Engagement
nicht nur wünschenswert, sondern
erforderlich.
Bilanz der Bahnhöfe des Jahres
Mit Bayerisch Eisenstein hat Bayern jetzt
bereits den fünften Siegerbahnhof hervorgebracht.
Auch bei den Tests 2017 zeigte sich leider
wieder, dass etliche der für die Prämierung
vorgeschlagenen und seitens
der Jury geprüften Stationen die Qualitätsmerkmale
nur teilweise erfüllen. Insbesondere die im Rahmen der Jury-Qualitätschecks
angetroffenen Verschmutzungen
auf Bahnsteigen, in Bahnsteigtunneln,
speziell auch von sanitären Anlagen und
im direkten Umfeld des Bahnhofs haben
teilweise ein derart inakzeptables Ausmaß,
dass eine Prämierung in vielen Fällen
nicht in Frage kam.
Brandenburg Hauptbahnhof und leider
auch der bereits erwähnte „grüne Bahnhof“
Horrem seien an dieser Stelle beispielhaft
genannt. Die bei vielen Bahnhöfen getätigten
hohen Investitionen für die umfassende
Modernisierung bleiben aber letztlich
Stückwerk, wenn in der Folgezeit an einer
kontinuierlichen Pflege bzw. Instandhaltung
gespart wird!
Die Jury
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Zum Serviceangebot des Bahnhofs Bayerisch Eisenstein gehört auch ein Restaurant. Foto: Allianz pro Schiene, Andreas Taubert |
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Im Dachgeschoss des Empfangsgebäudes befindet sich eine Modellbahnanlage, auf der der Bahnhof Bayerisch Eisenstein im Maßstab 1:87 nachgebildet ist. Foto: Allianz pro Schiene, Andreas Taubert |
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Die Jury, welche die Bahnhöfe jährlich
prüft und bewertet, besteht aus Vertretern
der Allianz pro Schiene, des Deutschen
Bahnkunden-Verbandes (DBV), von Pro
Bahn, des Auto Club Europas (ACE), des
Verkehrsclubs Deutschland (VCD) und des
Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs
(ADFC).
Um touristische Qualitäten zu bewerten,
sind an der Entscheidung auch Verkehrsexperten
des „Deutschen Tourismusverbandes“
(DTV), der „NaturFreunde Deutschlands“
und der Kooperation „Fahrtziel Natur“
beteiligt.
Ausgezeichnet werden grundsätzlich nur
Bahnhöfe, die nach einer festen Kriterienliste
am besten auf Bedürfnisse von Besuchern
bzw. Bahnkunden eingehen und Vorbildfunktion
für andere Projekte zur vielfach leider
überfälligen Revitalisierung von Bahnhöfen
haben. Objektive Erfordernisse wie
Kundeninformation, Sauberkeit, Integration
in die Stadt und die Verknüpfung mit anderen
Verkehrsmitteln sind dabei ebenso
entscheidend wie ein eher subjektiver
Wohlfühlfaktor. K.O.-Kriterien sind dagegen
u. a.: Kein Service-Personal vor Ort, fehlende
Barrierefreiheit, Sicherheitsmängel z. B. an
Bahnsteigbelägen oder schmutzige/defekte
Toiletten.
Deutscher Bahnkunden-Verband (DBV)
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