Zurzeit läuft das Planfeststellungsverfahren
(PFV) für den Wiederaufbau der
Dresdener Bahn im Planfeststellungsabschnitt
III (PFA III). Der PFA III umfasst eine
Streckenlänge von 5,5 km ab Stadtgrenze
Berlin-Lichtenrade/Mahlow von Kilometer
14,762 bis Kilometer 20,262 und hat einige
Besonderheiten aufzuweisen. So sind in
dem relativ kurzen Streckenabschnitt sowohl
für die Fernbahn wie auch die S-Bahn
insgesamt fünf Bahnübergänge (BÜ) zu beseitigen:
Karl-Marx-Straße und Tunnelweg
in Blankenfelde, Trebbiner Straße, Berliner
Straße und Ziethener Straße in Mahlow. Für
die S-Bahn ist jeweils nur eine Eisenbahnüberführung
(EÜ) geplant.
Zu einer 3. und 4. Planänderung gab es
Anfang Dezember 2017 mehrere Anhörungen
des Landesamtes für Bauen und Verkehr
in der Gemeinde Mahlow in Anwesenheit
von Vertretern der DB AG. Viele Probleme
blieben für Bürger und die Gemeinde ungeklärt,
so dass es voraussichtlich eine 5.
Planänderung geben wird.
Zweigleisige S-Bahn wenigstens
berücksichtigen!
|
Bis 1961 fuhr die Berliner S-Bahn schon nach Rangsdorf. Die Fläche des alten S-Bahnsteigs wurde auch beim Ausbau der Fernbahn (hinter der Schallschutzwand) freigelassen, und das rostige Gleis liegt noch in der Lage des Bahnsteiggleises. Foto: Florian Müller |
|
Die Philosophie der DB Netz AG, die S-Bahn
werde beim Wiederaufbau der Dresdener
Bahn von Berlin-Lichtenrade bis Blankenfelde
nur „angepasst“, ist kontraproduktive
Planung. Der zweigleisige Ausbau der
S-Bahn bis Blankenfelde sollte jetzt effektiv
mit vorbereitet werden, zum Beispiel durch
Vorbereitung von Brückenwiderlagern für
das zweite S-Bahn-Gleis an den fünf zu errichtenden
EÜ, wenn neue Fernbahn-EÜ für
die Beseitigung der Bahnübergänge gebaut
werden. Als Mindestoption sollten Flächen
freigehalten werden.
Im Jahre 2016 hatte BISAR ein Gleiskonzept
für den S-Bahn-Ausbau von Berlin-Lichtenrade
bis Rangsdorf entwickelt und
der DB Netz AG, Regionalbereich Ost, in
Berlin-Pankow und dem Ministerium für
Infrastruktur und Landesplanung (MIL) in
Potsdam vorgelegt. Die Antworten fielen
qualitativ sehr unterschiedlich aus.
Von der Bevölkerung wird zunehmend
ein 10-Minuten-Takt der S-Bahn nach Berlin
gefordert, was die verantwortlichen Planer
von DB Netz, Regionalbereich Ost, offenbar
nicht interessiert.
Die weitere Zunahme der Bevölkerung
und das Interesse der Wirtschaft zur Ansiedlung
im berlinnahen Raum bilden Potenziale,
die von DB Netz einfach ignoriert werden.
So gab es bereits bis Anfang April 1945 von
Mahlow nach Berlin in der Hauptverkehrszeit
einen 10-Minuten-S-Bahn-Takt.
|
Konzeptvorschlag der BISAR: Streckenskizze S-Bahn-Ausbau Blankenfelde—Dahlewitz Rangsdorf. Zeichnung: BISAR e. V., Dezember 2016 |
|
Vorausschauend weitsichtig plante noch
die ehemalige Deutsche Reichsbahn in den
Jahren 1990 bis 1992, indem sie für die neue
Landesstraße 76 zwischen Mahlow und
Lichtenrade bereits für die damals schon geplante
Streckenverschwenkung der S-Bahn
auf die Westseite der Dresdener Bahn Widerlager
für zwei Brücken bauen ließ. Diese
sind seitdem mit Zinkblech konserviert.
Wenn es im PFA III nicht zu einer Planänderung
zu Gunsten der S-Bahn für zweigleisigen
Betrieb kommt, werden die sich täglich
vollziehenden Verspätungen aus der Stadt
in Lichtenrade nicht abgebaut werden können,
solange die zwei Zuggruppen der S 2
hier kreuzen müssen. So werden die S-Bahn-Züge
von Blankenfelde nach Berlin durch erhöhte
Kreuzungszeiten in Lichtenrade mit
der S 2 Einsatzzuggruppe von Berlin-Buch
nach Lichtenrade mit Sicherheit nach Berlin
weiterhin verspätet sein, denn nicht immer
entscheidet sich die S-Bahn-Zugleitung für
den Vorrang des S-Bahn-Zuges von Blankenfelde
nach Bernau.
Zusätzlicher S-Bahnhof erforderlich
Kommunale Forderungen sehen unter anderem
seit Jahren einen weiteren S-Bahn-Haltepunkt zwischen Mahlow und Lichtenrade
vor. Der DB Netz AG ist dieses Ansinnen
der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow
bekannt. Als Name sind Waldblick oder
Mahlow Nord im Gespräch. Die Gemeinde
Blankenfelde-Mahlow plant in größerem
Umfang Wohnbebauung in Mahlow-Nord,
südlich der Berliner Stadtgrenze. Der neue
S-Bahn-Haltepunkt sollte möglichst nahe
an die Stadtgrenze gelegt werden, um auch
den „Süd Lichtenradern“ nahe der Stadtgrenze
eine kurze Zuwegung zu einem
S-Bahnhof zu ermöglichen.
Entsprechend sollten die Straßenkonzepte
der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow und
des Berliner Stadtbezirkes Tempelhof-Neukölln
angepasst werden. Der vorgesehene
Mauerweg als Fuß- und Radweg unter der
Dresdener Bahn/S-Bahn sollte besser zu
einer Kommunalstraße ausgebaut werden,
um den Standort des neuen S-Bahn-Haltepunktes
nahe der Stadtgrenze auch mit Bus
und Pkw zu erreichen.
Kehrgleise in Blankenfelde
statt in Mahlow
Der Bahnhof Mahlow erhält gemäß einem
Vorschlag von BISAR eine neue S-Bahn-Kehranlage
an seinem Nordkopf. Aufgrund
des Flächenbedarfs der geplanten neuen
Mahlower Nord-Ost-Kurve der Fernbahn
zum Berliner Außenring im Bahnhof Mahlow
soll die am Südkopf des Bahnhofs Mahlow
befindliche S-Bahn-Kehranlage bis an die
westliche Bahnhofsgrenze zusammen mit
dem S-Bahn-Streckengleis nach Blankenfelde
verschwenkt werden.
Statt dessen empfiehlt BISAR, auf die
S-Bahn-Kehranlage am Südkopf und deren
Verschwenkung im Bahnhof Mahlow zu verzichten
und dafür eine neue S-Bahn-Kehranlage
am Südkopf des neuen Bahnhofs Blankenfelde
zu errichten. Das hätte in Mahlow
den Vorteil, dass Fläche für das zweite
S-Bahngleis nach Blankenfelde gewonnen
und zusätzlicher Grunderwerb durch die DB
AG wesentlich reduziert werden kann. Eine
Weichenverbindung am Südkopf des Bahnhofs
Mahlow könnte Gleiswechsel von/nach
Blankenfelde ermöglichen.
S-Bahnhof Blankenfelde braucht
zwei Bahnsteigkanten
Entgegen den Planungen der DB Netz AG
für den Bahnhof Blankenfelde fordert BISAR
generell ein anderes Bahnhofskonzept
für den RE-/S-Bahn-Verkehr. So werden ein
zweites S-Bahn-Bahnhofsgleis und ein zweiter
S-Bahnsteig gefordert.
Im Berliner S-Bahn-Netz weisen Endbahnhöfe
mindestens zwei Gleise und zwei Bahnsteigkanten
auf. Damit würden in Blankenfelde
Voraussetzungen für den 10-Minuten-Takt nach Berlin geschaffen.
Der DB Netz AG, Regionalbereich Ost, Produktion
in Berlin-Pankow wurde von BISAR
alternativ für den Bahnhof Blankenfelde
als Planungsvariante auch eine Verschwenkung
des Bahnhofs um 7 Meter auf die Ostseite
des Bahnhofs vorgeschlagen. Das hätte
den Vorteil, dass die Planung nicht geändert
werden muss – abgesehen von den ohnehin am Süd-
und Nordkopf des Bahnhofs erforderlichen
Streckenanpassungen speziell für
die Fernbahn.
Mit dieser Variante könnte gleichzeitig auf
der Westseite des Bahnhofs Fläche für ein
zweites S-Bahngleis/S-Bahnsteig gewonnen
werden.
Bedingung hierbei wäre, dass die DB AG
Grunderwerb in einer Breite von 7 Metern
und einer Länge von etwa 450 Metern
durchführt. Der überwiegende Teil der zu
erwerbenden Flächen ist zurzeit unbebaut.
Ab Blankenfelde kann für die Verlängerung
der S-Bahn nach Rangsdorf (4,7 km)
der S-Bahn-Betrieb zunächst mit einer teils
eingleisigen und teils zweigleisigen Streckenführung
durchgeführt werden, um den
20-Minuten-Takt zu ermöglichen. So kann
es einen eingleisigen S-Bahn-Streckenabschnitt
von Blankenfelde (km 19,6) bis hinter
Dahlewitz (km 21,8) mit 2,2 Km Streckenlänge
geben und ab km 21,8 bis in den Bahnhof
Rangsdorf (km 24,3) einen 2,5 km langen
zweigleisigen Streckenabschnitt. Hintergrund
ist, dass im Ortsteil Dahlewitz die DB
AG für die neue S-Bahn-Trasse auf der Westseite
der Dresdener Bahn voraussichtlich geringen
Grunderwerb von 52 privaten Grundstückseigentümern
durchführen muss.
S-Bahnhof für
Gewerbegebiet Dahlewitz
|
„Zweckmäßig und funktional“ würden Planer den Bahnsteigzugang in Rangsdorf beschreiben. Praktisch handelt es sich lediglich um ein Loch in der Lärmschutzwand mit der Schallquelle zugewandter Wartefläche unter freiem Himmel – also ohne Bahnsteigdach. Foto: Florian Müller |
|
Am Bahnhof Rangsdorf wurde kürzlich der Bahnübergang durch einen Straßentunnel ersetzt. Die Fläche des alten S-Bahnsteigs befindet sich hinter dem Aufzug. Heute halten hier Regionalzüge. Die Fernzüge nach Dresden fahren auf den mittleren Gleisen durch. Foto: Florian Müller |
|
Nahe der Autobahnbrücke der BAB A 10 ist
ein neuer S-Bahn-Haltepunkt für das Gewerbegebiet
Dahlewitz mit seinem Großbetrieb
Rolls Royce im Gespräch. Dieser würde dann
in dem zweigleisigen Streckenabschnitt liegen.
Von dort könnte parallel zur Autobahn eine
Erschließungsstraße in das Gewerbegebiet errichtet
werden. Dabei wird das Firmengelände
von Rolls Royce nach etwa 600 Metern erreicht.
Das gesamte Waldgebiet auf der Ostseite
der Dresdener Bahn zwischen Dahlewitz
und vor der Autobahnbrücke Rangsdorf will
die Gemeinde in ein Industrieansiedlungsgebiet
mit Erhalt eines bestimmten Waldbestandes
umwandeln. In den kommenden 5
bis 10 Jahren ist hier mit starker Gewerbeansiedlung
und Zunahme von Arbeitsplätzen
zu rechnen.
Eine erste Voruntersuchung geht von einem
Arbeitskräfteanstieg von zurzeit 4000
vorhandenen auf 9500 Arbeitskräfte um das
Jahr 2030 aus. So möchte Rolls Royce viele
seiner Zulieferbetriebe möglichst ortsnah
angesiedelt haben.
Weitblick:
DB verzichtet auf Flächenverkauf
Als weiteres Problem kam im Jahre 2016 die
beabsichtigte sogenannte Verwertung der
westlichen Bahnhofsflächen des Bahnhofs
Rangsdorf durch den Bereich DB Immobilien
auf. Das sind die ehemaligen S-Bahn-Flächen inklusive ehemaligem S-Bahnsteig.
Diese Flächen wurden der Gemeinde
Rangsdorf zum Kauf angeboten. Die DB
Netz AG, Regionalbereich Ost, Großprojekte
informierte BISAR im Februar 2018, dass
der Verkauf dieser Flächen von ihr gestoppt
worden sei, um keine Planungsprobleme für
den S-Bahn-Wiederaufbau nach Rangsdorf
zu bekommen.
Einer alternativ zur S-Bahn immer wieder
diskutierten Verdichtung des RE-Verkehrs
auf der Dresdener Bahn von Süden
her nach Berlin sind nach Auffassung von
BISAR im Raum Mahlow Grenzen der Streckendurchlassfähigkeit
auf der Dresdener
Bahn gesetzt. Hintergrund ist der geplante
Shuttle-Verkehr zwischen Berlin Hbf/Südkreuz
zum BER über die noch zu errichtende
Nord-Ost-Kurve in Mahlow zum Berliner
Außenring. Es ist davon auszugehen, dass
der Flughafen-Shuttle-Verkehr Vorrang vor
jeglichem anderen RE-Verkehr haben wird.
Der Streckenabschnitt Südkreuz—Mahlow
wird damit der am stärksten befahrene Streckenabschnitt
der Dresdener Bahn sein.
Das erfordert den Wiederaufbau des
S-Bahn-Netzes im Süden von Berlin bis
Rangsdorf!
Bürgerinitiative für eine S-Bahn Anbindung Rangsdorf – BISAR e. V.
|