|
Ride-Sharing, Bike-Sharing, Ticketing, Interoperabilität
… Wer Bullshit-Bingo spielt,
hat bei den App-Beschreibungen meist
nach den ersten beiden Sätzen schon gewonnen.
Doch seien wir mal ehrlich: Wer alles
verspricht, kann nichts davon besonders
gut. Die allumfassenden Mobilitätsapps
versagen, weil sie schlicht überfrachtet sind.
Das ist eigentlich logisch, denn schauen
wir uns mal unser Smartphone genauer an!
Wenn es noch jungfräulich ist, sind da meist
nur die System-Apps drauf. Eine für den Wecker,
eine für den Kalender, eine für E-Mails
und eine für SMS. Eine für die Kamera,
eine
andere für die geschossenen Bilder. Wer
würde erwarten, dass statt all dieser Apps
für die verschiedensten Dinge es nur eine
einzige App gäbe? Sie schalten Ihr Handy ein,
und statt der übersichtlichen Symbole für
Kalender und Co gäbe es nur eine einzige
App, die „alles“ heißt? Das wäre doch albern,
oder?
|
Startet die App, sieht der Nutzer gruppierte und sortierte Schaltflächen für den Ticketkauf. Screenshots: BVG-Tickets-App |
|
Nach Auswahl eines Tickets sieht man eine aufgeräumte Detailseite. Nun muss man nur noch auf „Jetzt kaufen“ tippen und… Screenshots: BVG-Tickets-App |
|
… das Ticket ist da. Und wer will, bekommt eine buchhaltungsfeste DIN-A4-Rechnung als PDF per E-Mail zugeschickt. Screenshots: BVG-Tickets-App |
|
Kritik: Die 4-Fahrten-Karten müssen extra ausgewählt werden. Das ist beim VRS in Köln einfacher: Hier wird das vierte Einzelticket ganz automatisch für jeden Kunden rabattiert. Screenshot: DB-Navigator-App |
|
Und warum baut dann jedes Unternehmen
der Verkehrsbranche genau diese eierlegende
Wollmilchsau, statt sich mal mit
den einzelnen Problemen ihrer Nutzer zu
beschäftigen und eine App zu bringen, die
genau EIN Problem löst? Keine überfrachtete
Startseite mit den nächsten Abfahrten
hunderter umliegender Haltestellen, die
dort vorrätigen Nextbikes, Callabikes, wann
das nächste Allygator vorbeikommt, dass
dort seit sieben Monaten eine Rolltreppe
kaputt ist, die Route zur Oma gestört ist und
der RE 6 nächsten Dienstag in Neuruppin
vom falschen Gleis fährt.
Verstehen wir uns bitte nicht falsch, die
Informationen können für sich genommen
für viele Menschen interessant sein. Aber
eben nie alle.
Jetzt hat die BVG schon vor einigen Monaten
eine neue App herausgegeben. Sie
heißt „Tickets“. Mit ihr kann man Tickets
kaufen. Verbundweit? Nein. Intermodal?
Nein. Kombiniert mit einem Flugticket? Nein.
Nein. Nein. Wenn Sie die App öffnen, sehen
Sie ein paar Schaltflächen. Drückt man da
drauf, kauft man ein Ticket. Je nachdem, was
auf der Schaltfläche draufsteht. „Einzelfahrausweis
– 2 Std in eine Richtung“ steht dann
da zum Beispiel. Oder „Tageskarte – bis 3 Uhr
Folgetag“. Oder seit Kurzem auch „Monatskarten
– Flatrate für 1 Monat“.
Das Ganze ist so übersichtlich, wie die alten
Fahrkartenautomaten, wo jedes Ticket
seine eigene physischen Taste hatte. Ganz
ohne Menüs, ganz ohne „Von wo nach wo
möchten Sie bitte?“ und ganz ohne „Möchten
Sie Pommes dazu?“ Und das finden wir
gut so!
Denn manchmal möchte man einfach nur
ein Ticket kaufen. (hm)
Berliner Fahrgastverband IGEB
|