Die Nachtreisezuglinien werden seitens
der ÖBB bzw. den Partner-Bahnen unter
dem Markennamen „Nightjet“ betrieben.
Deutschland ist in dieses Netz mit folgenden
Linien angebunden:
- Hamburg—Basel—Zürich
- Berlin—Magdeburg—Zürich
- Hamburg—Linz—Wien (täglich mit Auto- undbMotorradbeförderung)
- Hamburg—München—Innsbruck
- Düsseldorf—Linz—Wien
- Düsseldorf—Köln—Innsbruck (täglich mit Auto- und Motorradbeförderung)
- München—Wien—Budapest
- München—Villach—Venedig
- München—Salzburg—Villach—Florenz—Rom
- München—Salzburg—Villach—Verona—Mailand
- München—Ljubljana—Zagreb
- München—Opatija—Rijeka
Ergänzt werden diese Nachtzug-Linien um
ein Zugpaar Hamburg—Lörrach (allerdings
mit saisonal unterschiedlichen Verkehrszeiten),
welches seitens der BahnTouristikExpress
GmbH angeboten wird und ebenfalls
eine Auto- und Motorradbeförderung ermöglicht.
Die weiteren Nachtzugverbindungen in
den Relationen Paris—Berlin—Moskau
und Berlin—Malmö—Stockholm verkehren
ebenfalls mit zum Teil erheblich eingeschränkten
Verkehrszeiten.
Die Deutsche Bahn beschränkt ihre Aktivitäten
in diesem Geschäftsbereich nunmehr
ausschließlich auf wenige ICE- und Intercity-Züge bzw. den IC-Bus.
ÖBB kauft für den Nachtreisezugverkehr
neue Fahrzeuge
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Erfreulich: Ab dem 9. Dezember 2018 gibt es wieder eine tägliche Nachtreisezugverbindung in der Relation Berlin—Wien (Berlin Hbf ab 18.41 Uhr, Wien Hbf an 7.00 Uhr und Wien Hbf ab 22.10 Uhr, Berlin Hbf an 9.30 Uhr bzw. Berlin-Charlottenburg an 9.36 Uhr). Foto: Christian Schultz |
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Die ÖBB und Siemens Mobility haben kürzlich
eine Rahmenvereinbarung über die Lieferung
sowohl von Tages- als auch Nachtreisezügen
vom Typ Viaggio mit insgesamt bis
zu 700 Reisezugwagen unterzeichnet. Bei
Abruf sämtlicher Leistungen ergäbe sich ein
Gesamtauftragsvolumen von über 1,5 Milliarden
Euro.
In einem ersten Abruf wurden seitens der
ÖBB nun acht Railjets für den Tagesreisezugverkehr
und dreizehn Nightjets im Wert
von rund 375 Millionen Euro bestellt. Die
Produktion dieser Züge beginnt im April
2019. Ende 2022 sollen alle bestellten Züge
für den Fahrgasteinsatz zur Verfügung stehen.
Die Garnituren für den Tagesverkehr verfügen
über 520 Sitzplätze, die Nachtzüge
über 100 Sitz- und 160 Schlafplätze. Die
Fertigung der Fahrzeuge erfolgt in den
Siemens-Werken Wien und Graz (hier: Drehgestelle).
Die Rahmenvereinbarung kann von
den ÖBB dabei über das Jahr 2023 hinaus
verlängert werden.
Als Einsatzländer für die neuen Zuggarnituren
sind vorerst Österreich, Deutschland,
Schweiz und Italien geplant. Bei Bedarf ist
auch die entsprechende Ausrüstung z. B. für
den Einsatz in Ungarn, Polen, Tschechien
usw. möglich.
Allerdings besteht durch die ab dem
1. April 2021 in Italien geltenden verschärften
Brandschutzbestimmungen erheblicher
Handlungsdruck. Die neuen Fahrzeuge werden
somit vorzugsweise im Italien-Verkehr
eingesetzt werden.
Komfortoffensive für Nachtreisen
Die neuen Nightjet-Garnituren bestehen
aus einer Grundeinheit von sieben Wagen.
Das hat den Vorteil, dass angesichts
der begrenzten Längen der Bahnsteige
problemlos Flügelzüge gebildet werden
können.
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In dem künftigen Nachtreisezugpaar Berlin—Wien wird es auch Wagengruppen für die Relationen Berlin—Budapest und Berlin—Przemyśl geben. Durch den Laufweg über Zielona Góra (Grünberg) und Wrocław (Breslau) werden u. a. umsteigefreie Tagesrandverbindungen mit diesen Städten hergestellt. Foto: Christian Schultz |
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In den seitens der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) kürzlich bestellten neuen Nightjet-Zügen werden erstmals auch Minisuiten angeboten. Mit einzeln abschließbaren Kojen wird für Einzelreisende damit die seit langem gewünschte Privatsphäre realisiert. Foto: Christian Schultz |
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Jede Nightjet-Garnitur besteht aus zwei
Schlaf- und drei Liegewagen. Es kommen
ein Multifunktionswagen (u. a. für mobilitätseingeschränkte
Kunden und Fahrradstellplätze)
und ein Steuerwagen (Sitzwagen,
2. Klasse) hinzu. Die Inneneinrichtung
wurde in enger Zusammenarbeit mit dem
britischen Designbüro PriestmanGoode
entwickelt.
Die Schlafwagen werden über jeweils
zehn Standard- bzw. Deluxe-Abteile verfügen.
Diese haben jeweils zwei Betten, die
im Gegensatz zu den bislang üblichen Fahrzeugkonzepten
in Längsrichtung entlang
des Fensters angeordnet sind. Zum Abteil
gehört auch eine Toilette mit Waschgelegenheit
und Duschmöglichkeit.
Die Liegewagenabteile verfügen über
jeweils vier Liegen, welche vergleichbar
der Inneneinrichtung bisheriger Fahrzeuge
quer zur Fahrtrichtung angeordnet
sind. Es ist hierbei gewährleistet, dass man
auf der unteren Liege auch aufrecht sitzen
kann.
Als Reaktion auf häufige Kritik am bisherigen
Nachtzugkonzept werden für Alleinreisende
künftig auch Mini-Suiten angeboten.
Mit den einzeln abschließbaren Kojen
anstelle von Vierer-Abteilen wird die gewünschte
Privatsphäre gewährleistet.
Die ÖBB setzen somit zweifellos neue Akzente
im Nachtreisezugverkehr.
Ausweitung des Nachtzug-Angebots
ab 9. Dezember 2018
Nach den unerfreulichen Einschränkungen
im Nachtreisezugverkehr zum Fahrplanwechsel
am 10. Dezember 2017 stehen nun
wieder Verbesserungen bevor. Seinerzeit
waren die durchgehenden Nachtzugverbindungen
Berlin—Budapest mit dem
Zugteil Berlin—Wien leider entfallen, weil
drastische Sparmaßnahmen der von der
Ungarischen Staatsbahn (MÁV) betriebenen
Zugverbindung zu einer Beschränkung des
Zuglaufs auf den Abschnitt Prag—Budapest
führten.
Ab 9. Dezember 2018 wird es erfreulicherweise
wieder eine täglich verkehrende umsteigefreie
Nachtzugverbindung zwischen
Berlin und Wien geben!
Geplant ist in dieser Relation der Einsatz
jeweils eines Schlaf-, Liege- und Sitzwagens.
Ungewohnt ist dabei der vorgesehene Laufweg:
Dieses Zugpaar verkehrt über Frankfurt
(Oder), Zielona Góra (Grünberg) und
Wrocław (Breslau).
Seitens des für den Personenverkehr zuständigen
Tochterunternehmens der ungarischen
Staatsbahn MAV-START AG wird in
diesem Zusammenhang auch die direkte
Verbindung Berlin—Budapest reaktiviert.
Dieser Zugteil wird in Břeclav an den Nachtzug
Prag—Budapest angehängt.
Ein dritter Zugteil ermöglicht eine umsteigefreie
Bahnfahrt zwischen Berlin, Kraków
(Krakau) und Przemyśl an der polnischen
Grenze zur Ukraine.
Mit der Tagesrandverbindung zwischen
Berlin und Breslau wird auch einer langjährigen
Forderung von Fahrgastverbänden
nach einer Ausweitung umsteigefreier Verbindungen
in dieser Relation Rechnung getragen,
denn bekanntlich gibt es derzeit nur
den „Kulturzug“ am Wochenende (siehe u. a.
SIGNAL 3/2016).
Eine weitere Angebotsausweitung im
Nachtreisezugverkehr ist seitens der ÖBB
erst möglich, wenn ab 2022 die beschriebenen
Neubau-Fahrzeuge zur Verfügung stehen.
Geprüft wird dann auch die Bedienung
der Relation München—Paris.
Unverändert Wettbewerbsverzerrungen
zu Lasten der Schiene
Trotz noch immer bestehender massiver
Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten der
Schiene ist die deutsche Politik offensichtlich
weiterhin nicht bereit, dringend erforderliche
Korrekturen vorzunehmen.
Unverständlich: In Deutschland beinhaltet
der Preis für ein internationales
Nachtzugticket unverändert den vollen
Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Für
eine Hotelübernachtung (denn diese wird
durch eine Nachtzugfahrt ja ersetzt) beträgt
der Steuersatz dagegen lediglich 7
Prozent. Und für das Flugzeug (als einem
der Hauptwettbewerber des Nachtreisezugverkehrs)
zahlt der Reisende für sein Ticket
auf internationalen Routen gar keine
Mehrwertsteuer!
Die Mehrwertsteuerbefreiung grenzüberschreitender
Flüge sorgt für einen Steuerausfall
von rund 4,8 Milliarden Euro pro Jahr.
Fluggesellschaften zahlen darüber hinaus
für Treibstoff auch keine Kerosinsteuer, wobei
diese unnötige Subvention (allein schon
vor dem Hintergrund der Klimaschutzziele
für 2030) nicht zu rechtfertigen ist.
Der Schienenverkehr profitiert von den
Vorteilen der Energiesteuerbefreiung dagegen
nicht. Diese Situation widerspricht dem
Prinzip der steuerlichen Gleichbehandlung
und führt so in Deutschland zu Fehlanreizen
bei der Wahl des Verkehrsmittels.
Andere EU-Länder, zum Beispiel Dänemark
und Italien, haben dagegen bezüglich
der Mehrwertsteuer eine Gleichbehandlung
von Tickets des Bahn- und Flugverkehrs
längst umgesetzt.
Es ist daher überfällig, dass auch
die deutsche Politik endlich ihre
„Hausaufgaben“erledigt und die vielfältigen
den Schienenverkehr benachteiligenden
Wettbewerbsverzerrungen abbaut.
Deutscher Bahnkunden-Verband (DBV) und
IGEB Fernverkehr
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