|
Ob hier in Rangsdorf am alten Empfangsgebäude der ehemaligen Militäreisenbahn jemals wieder eine S-Bahn vorbei kommt? Die Chancen sind deutlich gestiegen, seitdem sich Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke am 8. Juni 2018 öffentlich für die S-Bahn-Verlängerung von Blankenfelde nach Rangsdorf ausgesprochen hat. Foto: BfVst |
|
Großen Beifall erntete Brandenburgs Ministerpräsident
Dietmar Woidke, als er im
Juni 2018 beim 25. Firmenjubiläum des
Flugzeugturbinenwerkes von Rolls Royce
in Dahlewitz eine Verbesserung der Verkehrsanschlüsse
und konkret die Verlängerung
der S-Bahn von Blankenfelde nach
Rangsdorf versprach. Damit soll nicht
zuletzt auch das Engagement der Firma
am Standort gewürdigt werden, die sich
unmittelbar nach der Wende – allen Unsicherheiten
zum Trotz – südlich von Berlin
auf dem Acker niedergelassen hatte.
Aber nicht nur die 2800 Beschäftigten
des Werkes, die künftig schneller, umsteigefrei
und entspannter zur Arbeit kämen,
seien ausschlaggebend, sondern auch die
perspektivische Weiterentwicklung des
gesamten Industriestandortes Dahlewitz.
Neben weiteren Gewerbeansiedlungen
sehe man auch die Möglichkeit, dass frei
werdende Parkplatzflächen von Pendlern
aus dem Umfeld genutzt werden könnten,
um mit der S-Bahn statt mit dem Auto
nach Berlin zu fahren.
Natürlich gab es an dieser Festlegung
auf die S-Bahn-Verlängerung auch Kritik.
|
© VBB Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg GmbH 2018 |
|
Zum einen hatte sich das Land unter
Verkehrsminister Jörg Vogelsänger stets
gegen die S-Bahn-Verlängerung und für
den Ausbau des Regionalzugverkehrs
ausgesprochen. Warum jetzt also dieser
Sinneswandel? Auf diese zu erwartende
Kritik war der Ministerpräsident bereits in
seiner Rede eingegangen. Die Märkische
Allgemeine zitierte Dietmar Woidke: „Es
gebe kein Entweder oder, sondern ein sowohl
als auch.“ „Wir brauchen in unserer
dynamisch wachsenden Hauptstadtregion
sowohl einen leistungsfähigen Fern- und
Regionalverkehr als auch die S-Bahn.“
|
Der Standort des neuen Bahnhofs Dahlewitz-Rolls-Royce ist mitten im Wald an der Autobahn A10 gelegen. Von dem Bahnhof käme man mit 200 Metern Fußweg (auf dem Bild nach rechts) zur Rückseite des Rolls-Royce-Werksgeländes. Die Autobahnbrücke ist breit genug für zwei zusätzliche Gleise und ggf. einen Bahnsteig. Foto: Florian Müller |
|
Zum anderen fragten einige, warum
man im Rahmen von i2030 viele Untersuchungen
mache, wenn sich die Landesregierung
doch schon festgelegt habe. Doch
die vereinbarten Untersuchungsvarianten
(siehe Kasten) zeigen, dass es auch bei einer
Festlegung auf die S-Bahn-Verlängerung
im Detail noch viel zu klären gibt.
Dahlewitz noch Regionalbahnhof?
Die Mitfallprognosen der Voruntersuchungen
sehen im Falle einer Verlängerung der
S 2 bis Rangsdorf mit zusätzlichen Halten in
Dahlewitz und bei Rolls Royce ein Fahrtenaufkommen
von etwa 4100 am Tag, wenn
in dem Zusammenhang der Regionalzughalt
in Dahlewitz entfällt. Würde die Verlängerung
der S 2 über Blankenfelde hinaus
nur bis nach Dahlewitz Rolls-Royce gebaut,
so würde sich das Verkehrsaufkommen nahezu halbieren.
Es spricht also alles für eine
Verlängerung der S-Bahn bis Rangsdorf
und vieles für einen Verzicht auf den Regionalzughalt
Dahlewitz nach Eröffnung des
S-Bahnhofs Dahlewitz – Letzteres nicht nur
zur besseren Auslastung der S-Bahn, sondern
auch zur Erhöhung der Trassenkapazitäten
auf den Fern- und Regionalgleisen
der Dresdener Bahn.
|
Blankenfelde, Panoramaaufnahme des Regionalbahnhofs (Mitte) und des S-Bahnhofs (links, mit Zug). Diese Anlage wird im Rahmen des Ausbaus der Dresdener Bahn komplett abgerissen und neu gebaut, der Bahnübergang wird durch eine Straßenunterführung ersetzt. Die „Krümmung“ der Gleise auf dem Foto sind ein optischer Effekt der Panoramaaufnahme, in Wirklichkeit liegen die Gleise hier annähern in einer Geraden. Foto: Florian Müller 2015 |
|
Der geplante Bahnhof Dahlewitz-Rolls-Royce könnte das Werk gut von der Rückseite her erschließen. Eine Fußgängerüberführung über die Gleise sowie eine befestigte Fußweganbindung durch den Wald müssten angelegt werden. Karte: OSM, Eintragungen IGEB |
|
S- und Regionalbahn in Blankenfelde. Foto: BfVst |
|
Foto: Florian Müller |
|
Den Eingangsbereich des Rolls-Royce-Werkes prägen riesige Parkplatzflächen. Obwohl von hier eine Buslinie etwa alle 20 Minuten zum Bahnhof Blankenfelde fährt, sind viele Autofahrer sicherlich erst durch einen attraktiven S-Bahn-Anschluss zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel bereit. Foto: Florian Müller |
|
Apropos Dresdener Bahn: Das S-Bahn-Projekt
hat natürlich auch Auswirkungen
auf die Ausbauplanungen für den Fernverkehr
Berlin—Dresden auf dem Abschnitt
Blankenfelde—Rangsdorf (siehe hierzu
auch den BISAR-Beitrag). Dieses ist eines
von vielen Beispielen, wie dringend
erforderlich die Planungen im Rahmen
von i2030 sind, damit der jahrelang vernachlässigte
oder gar ausgeschlossene
Ausbau der Bahninfrastruktur für den Regionalzug- und
S-Bahn-Verkehr bei allen
aktuellen und künftigen Planungen anderer
Projekte rechtzeitig und angemessen
berücksichtigt werden kann.
„Kamenzer Damm” und
„Mahlower Kreuz” bauen!
Und wenn Ministerpräsident Dietmar Woidke
(s.o.) sagt: „Wir brauchen in unserer
dynamisch wachsenden Hauptstadtregion
sowohl einen leistungsfähigen Fern- und
Regionalverkehr als auch die S-Bahn“, dann
müssen bei allen Planungen jetzt natürlich
auch der Bau des Berliner S-Bahnhofes
„Kamenzer Damm“ und eines Umsteigebahnhofes
„Mahlower Kreuz“ berücksichtigt
werden. Denn viel wichtiger als am Karower
Kreuz ist der Bau dieses Turmbahnhofs
am Schnittpunkt Dresdener Bahn/Berliner Außenring, um eine Verknüpfung
der RB 22 Königs Wusterhausen—Schönefeld
BER—Potsdam mit der S 2 Hennigsdorf—Rangsdorf zu ermöglichen. Das erspart
künftig umständliche Stichstrecken
bzw. Umwegfahrten über Schönefeld
oder Berlin, um in die Landeshauptstadt
Potsdam zu kommen.
Berliner Fahrgastverband IGEB
|