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Die beiden Streckenvarianten (entlang der Hamburger Bahn oder abzweigend zur Falkenseer Chaussee) mit allen zu untersuchenden Bahnhofsstandorten. Die genaue Variantenauswahl ist in der Zeichnung unten zu sehen. Rote Bereiche zeigen Wohnbaufläche mit hoher Verdichtung, hellrote Bereiche mit geringerer Verdichtung. Der S-Bahnhof Falkenseer Chaussee liegt günstig zum verdichteten Bereich und erschließt innerhalb eines 500-Meter-Radius ca. 10 000 Einwohner. Hinzu kommen Umsteiger vom Bus und von Rad- und Pkw-Verkehr. Demgegenüber befinden sich die Bahnhofstandorte entlang der Hamburger Bahn alle in weniger verdichtetem Gebiet. Planunterlage: Flächennutzungsplan Berlin 1998/2004. Ergänzungen: IGEB/Florian Müller |
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Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
will als Konsequenz aus den vorliegenden
Untersuchungsergebnissen eine neue Nutzen-
Kosten-Studie für eine S-Bahn-Verlängerung
ausschließlich innerhalb Berlins beauftragen.
Das ist angesichts der brandenburgischen
Widerstände gegen eine S-Bahn
nach Falkensee nachvollziehbar und richtig.
Auf Spandauer Gebiet kann die S-Bahn ihre
Vorzüge voll ausspielen.
Die IGEB schlägt folgende Varianten zur
Untersuchung vor:
Variante 1:
S-Bahn bis Falkenseer Chaussee (über
S-Bahnhof Nauener Straße und Gleis der
HVLE mit S-Bahnhof Seegefelder Straße)
Ein günstiges Nutzen-Kosten-Verhältnis verspricht die Führung der S-Bahn eingleisig entlang der Trasse der Hamburger Bahn mit S-Bahnhof an der Nauener Straße, Wechsel durch eine neue Gleisverbindung (Rampe und schlanker Bogen) auf das Gleis der hvle nördlich der Hamburger Bahn, folgen der hvle-Trasse nach Norden, ebenerdiger Bahnübergang am Seegefelder Weg und S-Bahnhof am Seegefelder Weg. Weiter nach Norden (zweigleisig) bis vor den Bahnübergang (BÜ) Falkenseer Chaussee. Direkt südlich des BÜ Falkenseer Chaussee ist der Endbahnhof mit zwei Gleisen ebenerdig vorzusehen. Die Ausführung kann mit zwei Seitenbahnsteigen oder einem Mittelbahnsteig hergestellt werden. Das östliche Bahnsteiggleis ist ein Stumpfgleis und mit einem Prellbock direkt vor dem BÜ abgeschlossen, das westliche Bahnsteiggleis geht weiter über den BÜ wie bisher ohne Stromschiene für den Güterverkehr zum hvle-Güterbahnhof Johannesstift.
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Eine Vorstudie der Technischen Universität Berlin vom März 2008 belegt die technische Machbarkeit der Trassierung. Hier eine Variante des Spurplans. Zeichnung: TU Berlin, Ergänzungen: IGEB |
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Bahnübergang der Havelländischen Eisenbahn (hvle) an der Falkenseer Chaussee, Blick Richtung Süden auf den möglichen S-Bahnhofsstandort. |
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S-Bahnhof-Standort Falkenseer Chaussee. Hier, direkt südlich des Bahnübergangs, wären ein zweites Gleis mit Mittelbahnsteig oder zwei Seitenbahnsteige problemlos anzulegen. |
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Gleis der hvle in der Nähe des Kiesteichs. Hier könnte ein zweigleisiger Abschnitt bis zum S-Bahnhof Falkenseer Chaussee entstehen. |
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Hochhäuser im Falkenhagener Feld, nordwestlich des Bahnhofstandortes Falkenseer Chaussee. Foto: Fotograf |
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Südöstlich des möglichen S-Bahnhofs Falkenseer Chaussee befindet sich das Westfalenviertel mit Einfamilienhäusern. |
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Bahnübergang der hvle an der Seegefelder Straße, Blick Richtung Westen. |
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Der S-Bahnhof Falkenseer Chaussee würde auch das südwestlich dieses Bahnhofs gelegene Naherholungsgebiet Spektegrünzug mit dem Kiesteich/Spektesee erschließen. Alle Fotos: Florian Müller |
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Die Bötzowbahn Die Strecke der Havelländischen Eisenbahn AG, vormals Osthavelländische Eisenbahn (umgangssprachlich Bötzowbahn) existiert seit 1892. Vor dem Krieg verband sie Spandau mit Hennigsdorf und dem Dorf Bötzow sowie weiteren Orten im Havelland. Mit dem Mauerbau wurde die Strecke unterbrochen und die Bahngesellschaft konzentrierte sich auf Güterverkehre vom Güterbahnhof Spandau zum Kraftwerk Oberhavel sowie ins Industriegebiet an der Streitstraße. Nach der Schließung des Kraftwerks und der Industrieanschließer konzentriert sich die hvle auf Güterverkehrsleistungen in ganz Deutschland. Die Strecke vom Bahnhof Spandau über Falkenseer Chaussee zum Güterbahnhof Johannesstift, dem Betriebssitz, wird heute nur noch gelegentlich von Zügen befahren. Infos unter www.hvle.de |
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Das Falkenhagener Feld Die Siedlung Falkenhagener Feld liegt im Westen Spandaus. Sie wurde Mitte der 1960er Jahre errichtet und in den 1990er Jahren massiv verdichtet. Sie ist mit heute ca. 20 000 Einwohnern die drittgrößte Großsiedlung in West-Berlin. Die Siedlung wird begrenzt von der Pionierstraße, der Stadtgrenze zu Falkensee und dem Spektegrünzug. Die Siedlung besteht hauptsächlich aus 5- bis 8-geschossigen Gebäuden, die durch etliche Punkthochhäuser mit bis zu 17 Etagen ergänzt werden. Eingelagert sind Grünflächen (Kiesteich, Spektelake) sowie Einfamilienhaussiedlungen aus den 1930er Jahren (z. B. die Westfalensiedlung um die Iserlohner Straße). Haupterschließung ist die 6-spurige Falkenseer Chaussee, die die Siedlung der Länge nach durchschneidet. Ursprünglich war unter der Falkenseer Chaussee eine U-Bahn geplant, die, abgesehen von Vorleistungen im U-Bahnhof Rathaus Spandau, nie ausgeführt wurde, aber immer noch im Flächennutzungsplan enthalten ist. Die ÖPNV-Erschließung erfolgt ausschließlich über Busse (hauptsächlich M 37) mit tagsüber 18 Fahrten pro Stunde und Richtung. Das Hauptziel der Fahrgäste sind die Altstadt und der ÖPNV-Knoten Bahnhof Spandau. |
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Am S-Bahnhof Falkenseer Chaussee lässt
sich eine günstige Busverknüpfung herstellen.
Durch die ebenerdige Lage ist der Zugang
niveaugleich möglich. Am südlichen
Bahnsteigende könnte ein Zugang (Unterführung)
von der Iserlohner Straße hergestellt werden, der den Einzugsbereich des
Bahnhofs noch erweitert.
Der Bahnhof liegt mitten im Falkenhagener
Feld, der drittgrößten Großsiedlung
West-Berlins.
Überschlägig wohnen alleine im fußläufigen
Umkreis von 500 Metern um den
Bahnhof über 10 000 Menschen. Nutzen
nur 20% davon die S-Bahn, so sind es schon
4000 Fahrgäste (Abfahrt und Ankunft). Hinzu
kommt noch ein beträchtliches Potenzial
von Busumsteigern auf der wichtigen
Busachse Falkenseer Chaussee, die heute in
Spitzenzeiten von 18 Busfahrten pro Stunde
und Richtung bedient wird.
Außerdem besteht ein großes Potenzial
für bike&ride und für park&ride. Flächen für
diesen Zweck sind in unmittelbarer Nähe
des künftigen S-Bahnhofs vorhanden.
Die Bedienung der Strecke ist tagsüber im
10-Minuten-Takt sinnvoll.
Voruntersuchung der TU Berlin
Eine von der TU Berlin durchgeführte Voruntersuchung
vom März 2008 ergab, dass die
Trassierung technisch möglich ist. Die Kurve
zur Seegefelder Straße besitzt einen Radius
von 200 Metern und kann mit einer Geschwindigkeit
von 60 bis 70 km/h befahren
werden. Die Fahrzeit für die ca. 3000 Meter
lange Strecke Spandau—Falkenseer Chaussee
mit Halt in Nauener Straße dauert 4,1 Minuten.
Mit einem zweigleisigen Abschnitt
zwischen BÜ Seegefelder Straße und Falkenseer
Chaussee ist damit ein stabiler 10-Minuten-
Takt sichergestellt. Das vorsorgliche
Schließen des BÜ Falkenseer Chaussee bei
Einfahrt eines am westlichen Gleis endenden
Zuges (Durchrutschweg) kann vermieden
werden durch den Einsatz von „ZBS“.
Dieses „Zug-Beeinflussungssystem S-Bahn“
befindet sich bereits in Erprobung und kann
die Einfahrtgeschwindigkeit bei Annäherung
auf den BÜ besser überwachen als die
herkömmliche mechanische Fahrsperre.
Rechtlich interessant an dieser Streckenführung
ist, dass erstmals in Berlin eine
S-Bahn regelmäßig auf einer Nicht-DB-Infrastruktur
verkehren würde. Das sollte einer
Realisierung aber nicht entgegenstehen.
Zur Finanzierung ist mit dem Bund zu
verhandeln, damit die zugesagten Mittel
zum Wiederaufbau der S-Bahn-Strecke
Spandau—Falkensee für den Abzweig
nach Falkenseer Chausssee
(teilweise) genutzt werden können.
Eine ähnliche Verhandlungslösung
gab es bereits beim Bau der S-Bahn-
Strecke von Lichterfelde Süd nach
Teltow Stadt anstatt nach Teltow
(Anhalter Bahn) im Jahr 2005.
Eine Weiterführung der S-Bahn
entlang der Hamburger Bahn Richtung
Falkensee bleibt bei dieser
Variante technisch möglich, ist betrieblich
aber ungünstig. Um einen
10-Minuten-Takt nach Falkenseer
Chaussee und einen 20-Minuten-
Takt nach Falkensee anbieten zu
können, fehlt eine Zuggruppe
Richtung Berlin.
Variante 1a:
S-Bahn bis Falkenseer Chaussee (über
S-Bahnhof Nauener Straße und Gleis
der hvle)
Variante 1a entspricht der Variante 1, enthält
aber nicht den S-Bahnhof Seegefelder
Straße.
Variante 2:
S-Bahn bis Klosterbuschweg (über
S-Bahnhof Nauener Straße)
Verlängerung der S-Bahn entlang der Trasse
der Hamburger Bahn, S-Bahnhof an der
Nauener Straße, S-Bahn-Endstation am
Klosterbuschweg. Hier könnte eine günstige
Busverknüpfung in Nordsüd-Richtung
zum Falkenhagener Feld, zum Brunsbütteler
Damm und zur Rudolf-Wissell-Siedlung
an der Heerstraße hergestellt werden.
Möglichkeit des späteren Weiterbaus der
S-Bahn Richtung Falkensee.
Variante 2a:
S-Bahn bis Hackbuschstraße (über
S-Bahnhof Nauener Straße)
Variante 2a entspricht der Variante 2, enthält
aber einen S-Bahnhof Hackbuschstraße
statt Klosterbuschweg.
Dieser Endpunkt erschließt die Gartenstadt
Staaken sowie über einen 500 Meter
langen Fußweg die Siedlung am Hochhausweg.
Eine günstige Busverknüpfung ist hier
kaum möglich, da die Hackbuschstraße weder
nach Norden noch nach Süden eine für
Busse befahrbare Fortsetzung findet. Die
Senatsplanung enthält traditionell den
S-Bahnhof Hackbuschstraße, obwohl der
Standort nicht günstig ist.
Möglichkeit des späteren Weiterbaus der
S-Bahn Richtung Falkensee.
Variante 3:
S-Bahn bis Finkenkruger Weg (über
S-Bahnhof Nauener Straße und S-Bahnhof
Klosterbuschweg)
Verlängerung der S-Bahn entlang der Trasse
der Hamburger Bahn mit S-Bahnhof an
der Nauener Straße, S-Bahnhof am Klosterbuschweg,
S-Bahn-Endstation am Finkenkruger
Weg.
Hier würde die Gartenstadt Staaken erschlossen,
ebenso die Siedlung Albrechtshof
und über einen Fußweg die Siedlung
am Hochhausweg. Eine Verknüpfung mit
dem Bus in Nordsüd-Richtung ist gut möglich.
Der S-Bahnhof Finkenkruger Weg könnte
den bestehenden Regionalbahnhof
Albrechtshof
ersetzten. Albrechtshof liegt
nur 500 Meter vom Regionalbahnhof Seegefeld
sowie 1000 Meter von einem S-Bahnhof
Finkenkruger Weg entfernt. Auf diese
Weise kann die verbleibende Regionalbahn
nach Falkensee beschleunigt werden.
Möglichkeit des späteren Weiterbaus der
S-Bahn Richtung Falkensee.
Variante 3a:
S-Bahn bis Albrechtshof (Straße 339)
über S-Bahnhöfe Nauener Straße und
Klosterbuschweg
Variante 3a entspricht der Variante 3, enthält
aber einen S-Bahnhof Albrechtshof
statt Finkenkruger Weg.
Dieser Bahnhofsstandort ist traditionell
beim Wiederaufbau der Hamburger Bahn
in den 1990er Jahren berücksichtigt worden.
Hier hielten bereits von 1951 bis 1961
S-Bahn-Züge. Dieser Standort ist heute
aber nicht mehr optimal, da er sich am Rande
des Siedlungsgebietes befindet und an
landwirtschaftliche Flächen angrenzt. Außerdem
existiert in unmittelbarer Nähe der
neue Regionalbahn-Haltepunkt Seegefeld.
Möglichkeit des späteren Weiterbaus der
S-Bahn Richtung Falkensee.
Chance nicht vergeben
Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert,
mindestens die drei dargestellten Varianten
zeitnah und detailliert untersuchen zu lassen,
damit die für die Fahrgäste sinnvollste
und attraktivste Variante zur Ausführung
gelangt. Seit 1965 wartet das Falkenhagener
Feld auf eine attraktive Schienenanbindung.
Die sich heute bietende Chance darf
nicht vergeben werden. (fm)
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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