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Bahnknoten Erfurt Hbf. Mit dem Deutschland-Takt könnte das Angebot im öffentlichen Verkehr, ähnlich wie in der Schweiz, deutlich kundenfreundlicher werden. Bisher gibt es den Integralen Taktfahrplan nur in Teilen des Fernverkehrsnetzes und teilweise im Regionalverkehr innerhalb der einzelnen Bundesländer. Foto: Christian Schultz |
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Bei der gegenwärtigen Diskussion zum
Börsengang der Deutschen Bahn AG ist
leider viel zu wenig von den unmittelbaren
Auswirkungen auf die Bundesbürger
sowohl als Steuerzahler wie auch als
Kunden der Bahn zu hören. Auch ist nicht
erkennbar, wie der Bund als Eigentümer
bzw. Teileigentümer der DB die Interessen
seiner Bürger künftig wahren will. Es fehlt
eine Prioritätensetzung über die rein finanztechnischen
Ziele hinaus. Dazu gehören
beispielsweise die Klärung der Grunderschließung
bzw. die Mobilitätsgarantie
für ländliche Räume, aber auch die Berücksichtigung
der Umweltpolitik sowohl im
Personen- als auch im Güterverkehr.
(Zu den Risiken bezüglich des Fernverkehrsangebots
siehe SIGNAL 3/2008,
„Was wird aus dem DB-Fernverkehr?”
)
„Bahn 2000“ in der Schweiz:
Schneller, häufiger, direkter
und bequemer
Vor allem in der Schweiz ist der Personenverkehr
auf der Schiene mit Umsetzung des
Konzepts Bahn 2000 bzw. mit der Einführung
des Integralen Taktfahrplans seit Jahren
besser organisiert als in Deutschland.
Alle Landesteile der Schweiz haben von
dem neuen Fahrplansystem profitiert.
Nicht überraschen kann deshalb, dass
die Bahn dort einen deutlich höheren Zuspruch
seitens der Fahrgäste erfährt. Die
Bürger der Schweiz sind Europameister im
Bahnfahren! So ist z. B. allein das Halbtax-
Abo, das Schweizer Pendant zur BahnCard,
siebenfach mehr verbreitet. Es wurden für
Bahn 2000 gezielt Investitionen in viele
Engpässe, Knoten und Bahnhöfe, in mehrgleisige
Streckenabschnitte sowie einige
wichtige
Neubaustreckenabschnitte getätigt.
Bei den Neubaustrecken ist jedoch
nicht das Geschwindigkeitsmaximum das
Ziel, sondern eine optimierte Fahrzeit zwischen
den Knoten, so dass gute Anschlüsse
bei geringen Wartezeiten erzielt werden.
Mitenthalten in dem Konzept ist auch
der Güterverkehr: In den wichtigen Achsen
wurden die notwendigen Trassen in den
Taktfahrplan ebenfalls eingearbeitet.
Argumente für den
Integralen Taktfahrplan
Auch für Deutschland ist der nun u. a. von
der Initiative Deutschland-Takt favorisierte
Integrale Taktfahrplan aus folgenden Gründen
das optimale System:
Der Integrale Taktfahrplan schafft schnelle
Verbindungen bzw. eine gleich gute Erschließung
aller Regionen durch die Bahn,
auch wenn sie nicht mit direkten Zugfahrten
erreicht werden können. Er bietet optimale
Anschlüsse: Fahrgäste können darauf vertrauen,
in den Knotenbahnhöfen immer Anschluss
zu haben. Das ist das beste Mittel, um
den öffentlichen Verkehr konkurrenzfähiger
gegenüber dem flexiblen Individualverkehr
zu machen. Dazu gehört in der Schweiz auch
die optimale Vernetzung der Angebote zwischen
Bahn und Bus. Die Anschlüsse in der
einen wie der anderen Richtung funktionieren
dabei gleich gut.
Der Integrale Taktfahrplan ermöglicht es,
Investitionen in das Schienennetz langfristig
zu optimieren. Die zur Verfügung gestellten
Investitionsmittel (also Steuergelder!) werden
in Abhängigkeit von einem langfristig
festgelegten Taktfahrplan für den gezielten
Ausbau des Netzes, z. B. für die Kapazitätserweiterung
in den Knoten, optimal genutzt.
Eine solche Diskussion wird derzeit nur
für einzelne Taktfahrplaninseln in einigen
Bundesländern geführt, die einen Integralen
Taktfahrplan im Regionalverkehr anbieten
oder anstreben. Das Ziel der Initiative
Deutschland-Takt geht deutlich darüber
hinaus: Es soll eine konsequente Vernetzung
der verschiedenen Taktfahrplaninseln
erreicht werden – unter Einschluss des Fernverkehrs!
Erfreulich ist in diesem Zusammenhang
die politische Unterstützung für die Initiative
Deutschland-Takt, so z. B. von Brandenburgs
Infrastrukturminister Reinhold Dellmann.
Chancen des
Integralen Taktfahrplans nutzen!
Auch in Deutschland sollten die überaus
positiven Erfahrungen mit dem Integralen
Taktfahrplan in der Schweiz bzw. die daraus
resultierenden Chancen für die Kunden
endlich genutzt werden. Notwendig ist ein
Masterplan mit einer langfristigen und integrierten
Planung für alle Schienenverkehre
(Koordination bundesweiter und regionaler
Planungen), die durchgängige Ausrichtung
der Infrastruktur bzw. deren gezielter Ausbau
auf den Masterplan und die Vernetzung
mit den Busverkehren.
Die Planung des Masterplans sollte sinnvollerweise
einzelne Etappenziele beinhalten
und regelmäßig fortgeschrieben werden.
Hier ist primär der Bund in der Pflicht, die
Koordination zu übernehmen und die Bundesländer
bei der Entwicklung eines Deutschland-
Taktes wirkungsvoll einzubinden.
Weitere Informationen unter
www.deutschland-takt.deDeutscher Bahnkunden-Verband,
Berliner Fahrgastverband IGEB
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