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Eine jahrelange Forderung des Berliner Fahrgastverbands IGEB wurde Ende Januar 2009 erfüllt: Die Schlichtungsstelle für den Nahverkehr in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt ist gegründet worden und hat die Arbeit aufgenommen. Fotos/Montage: Raul Stoll |
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In den Jahren 2004 und 2005
häuften sich in Berlin die Fahrgastbeschwerden.
Auch die IGEB erhielt immer mehr Kummerkarten.
Kritisiert wurde damals vor allem
die BVG, weil die in ihrem Auftrag tätigen
Fahrscheinkontrolleure wiederholt durch
rüpelhaftes Verhalten auffällig wurden und
weil das Beschwerdemanagement des Unternehmens
einer großen Zahl von Kunden
auf ihre Briefe oder E-Mails zu Themen aller
Art überhaupt nicht antwortete.
Der Berliner Fahrgastverband IGEB stellte
deshalb in den Mittelpunkt seiner Jahrespressekonferenz
im April 2006 die Forderung
nach einer Schlichtungsstelle Nahverkehr
Berlin. „Mithilfe einer professionell arbeitenden
Schlichtungsstelle können die Fahrgäste
ihr Negativerlebnis besser verarbeiten und
fahren hoffentlich weiterhin mit Bahnen und
Bussen. Zugleich werden die Verkehrsunternehmen
von langwierigen bzw. von imageschädigenden
Auseinandersetzungen mit
ihren Kunden entlastet“, hieß es in der IGEB-Begründung.
Zum Beweis, dass Schlichtungsarbeit
im Öffentlichen Verkehr
möglich und
sinnvoll ist, berichteten Anke Lobmeyer über
die Schlichtungsstelle Mobilität beim VCD,
zuständig für Fernverkehrskunden, und Melanie
Schliebener über die Schlichtungsstelle
Nahverkehr bei der Verbraucherzentrale
Nordrhein-Westfalen.
Angesichts dieser positiven Erfahrungen
und der Eskalation bei der BVG stand für die
IGEB fest, dass auch Berlin eine Schlichtungsstelle
für den Nahverkehr benötigt. Der Zeitpunkt
der Forderung war günstig, denn im
Herbst 2006 gab es in Berlin Wahlen zum Abgeordnetenhaus.
Die Strategie ging auf. Die
SPD und die damalige Linkspartei.PDS ließen
sich von der Notwendigkeit überzeugen und
schrieben im Herbst 2006 in ihre Koalitionsvereinbarung:
„Die Nahverkehrsunternehmen geben sich eine Fahrgastcharta und richten eine Schlichtungsstelle für den ÖPNV ein.“ (vgl. SIGNAL 6/2006).
Der IGEB-Erfolg drohte allerdings daran zu
scheitern, dass die Koalitionäre kein Geld des
Landes Berlin ausgeben wollten und der mit
der Einrichtung inoffiziell beauftragte VDV
Landesverband Ost die Finanzierung durch
alle Mitglieder nicht geregelt bekam. Nachdem
die für Anfang 2008 geplante Einrichtung
an der fehlenden Zahlungsbereitschaft
der DB-Töchter scheiterte, entschloss man
sich, die Schlichtungsstelle ein Jahr später
ohne DB Regio und S?Bahn Berlin zu starten.
Beide versicherten zwar, sich einer Bearbeitung
der an sie herangetragenen Fälle nicht
zu verweigern, dennoch ist das Verhalten der
DB für den Berliner Fahrgastverband sehr ärgerlich
und unverständlich.
Skepsis gab es in der Gründungsphase
seitens der Fahrgastverbänden auch, ob ausgerechnet
der VDV als Interessenverband der
Verkehrsunternehmen der richtige Träger einer
solchen Einrichtung ist. Aber die gewählte
Struktur mit einem Beirat, in dem Fahrgastverbände
und Verbraucherschützer vertreten
sind, sollte eine faire Schlichtungsarbeit gewährleisten.
Bewähren muss sich auch noch
die Zuständigkeit der Schlichtungsstelle für
die drei Bundesländer Berlin, Brandenburg
und Sachsen-Anhalt. Einziger Grund für diesen
aus Fahrgastsicht nicht zu begründenden
Zuschnitt ist die Organisationsstruktur des
VDV Landesverbands Ost.
Dennoch: Der Start der Schlichtungsstelle
Nahverkehr Ost mit Sitz beim VDV in Berlin
ist ein großer Fortschritt. Deshalb hat sich
der Berliner Fahrgastverband IGEB auch
gern an den Diskussionen mit dem VDV in
der frühen Aufbauphase beteiligt und nun
Verantwortung in der Beiratstätigkeit übernommen. Berliner Fahrgastverband IGEB
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