Seit Jahren fordert die Bundespolitik von der
Deutschen Bahn ihren Schuldenberg abzubauen
und gute Bilanzen vorzulegen, damit
das Unternehmen an die Börse gebracht
werden kann. Für diese Ziele ließ man Bahnchef
Hartmut Mehdorn lange gewähren und
begnügte sich mit verbaler Kritik an den massiven
Steigerungen bei den Nutzungsentgelten
für die Infrastruktur und am starken Rückgang
beim Service bei allen Unternehmenstöchtern,
nicht nur bei der S-Bahn in Berlin.
Die Kundenverbände waren oft die einzigen
Mahner, die Konsequenzen verlangten. Doch
dann behauptete die Politik, keinen direkten
Einfluss auf die DB zu haben.
Gewarnt durch die Pannenserie der Berliner
S-Bahn im letzten Winter hätten die
Länder Berlin und Brandenburg als Besteller
stärker auf die S-Bahn achten müssen, zumal
es neben den Hinweisen vom VBB wiederholt
auch Warnungen aus dem Betriebsrat gab.
Doch kein Politiker reagierte auf das personelle
und finanzielle Aussaugen der S-Bahn
durch den Mutterkonzern DB AG. Lediglich
der Ausfall von Verkehrsleistungen führte für
2008 zum Einbehalt von 5 Millionen Euro der
jährlich rund 260 Millionen Euro Bestellerzahlungen
der Länder Berlin und Brandenburg.
Doch wo sparte die Bahn diese Verluste
wieder ein? Bei den Mitarbeitern, der Instandhaltung,
dem Service und damit letztendlich
bei den Kunden.
Spätestens nach den Untersuchungsergebnissen
zur Entgleisung am 1. Mai 2009 in
Kaulsdorf hätte die Politik reagieren müssen.
Hier wurde klar, dass zu Lasten der Sicherheit
gespart wurde und dass die S-Bahn mehr
Personal und Werkstattleistungen für häufigere
Prüfungen benötigt. Erwacht sind alle
aber erst, als das Eisenbahn-Bundesamt (EBA)
nachweisen konnte, dass es wohl mit Falschaussagen
an der Nase herumgeführt wurde,
und die Stilllegung von fast 2/3 der gesamten
Fahrzeugflotte erzwang.
Was wäre ohne die Anordnung des EBA
passiert? Hätte die alte Geschäftsführung
weiter Fahrzeuguntersuchungen auf minimaler
Basis durchgeführt (Kosten sparen!),
um die hohen Abführungen an den Mutterkonzern
zu gewährleisten?
Schnell hatten wieder einige Politiker den
Hammer der Ausschreibung in der Hand.
Doch wer nur die Kosten senken will, bekommt
auch bei anderen Unternehmen über
kurz oder lang Probleme. Ein Einstieg bei der
Berliner S-Bahn ist aufgrund der technischen
Besonderheiten für Dritte ohnehin nicht so
schnell wie bei anderen Eisenbahnstrecken
möglich. Und schließlich würden mit einer
Neuvergabe gleichzeitig die Eisenbahner
an der Basis bestraft, die für diese Zustände
nicht verantwortlich sind.
Den Personalen gebührt Hochachtung,
dass sie trotz der ständigen Verschlechterungen
in den letzten Jahren immer noch nach
Kräften bemüht sind, eine gute Leistung für
die Fahrgäste zu bringen.
Der Kommentar von Bundesverkehrsminister
Wolfgang Tiefensee, dass die Probleme
alleine bei der S-Bahn zu suchen seien,
und die Behauptung von DB-Personenverkehrsvorstand
Ulrich Homburg, die Fahrzeughersteller
hätten eine schlechte Qualität
abgeliefert, deuten nicht auf einen Sinneswandel
hin. Sie sind vielmehr Nebelkerzen,
die die Öffentlichkeit vom eigentlichen
Problem ablenken sollen: Die Bundespolitik
als Eigentümer kümmert sich zu wenig um
ihre Deutsche Bahn. Und für die DB AG sind
die Gewinnabführungen der Töchter offensichtlich
wichtiger als die Zufriedenheit der
Kunden. DBV Berlin-Brandenburg
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