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Intensiv fortgeführt wurde in den letzten Wochen die Debatte um die für den
1. Oktober geplante Einrichtung der
Busspuren auf dem Kurfürstendamm.
Nachdem die Senatsverkehrsverwaltung
ihren Beschluß, konventionelle Busspuren am rechten Fahrbahnrand auch auf
dem Ku’damm einzuführen, per Zeitungsbeilage bereits jedem Berliner
Haushalt zukommen ließ, wurde klar,
daß diese Lösung nicht durchsetzbar ist.
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Modell und Fotos: J. Schmitt und W. Däumel |
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Verkehr auf dem Kurfüstendamm heute - ohne Busspur - (Foto oben) und ab 1. Oktober mit der Busspur in der Mitte. Modell und Fotos: J. Schmitt und W. Däumel |
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Bei einer Anhörung der betroffenen
Verbände und Organisationen bei der
Senatsverkehrsverwaltung am 17. Juli
wurde deutlich, daß das bisherige Busspurkonzept des Senats für den
Kudamm so nicht realisierbar ist. Fast alle
der ca. 20 vertretenen Organisationen
sprachen sich zwar mehr (z.B. IGEB,
VCD, AG City) oder weniger (DGB,
IHK, ADAC !) für Busspuren aus, alle
lehnten jedoch, mit unterschiedlichen
Argumenten, die rechten Busspuren auf
der bisherigen Parkspur ab. Aus Sicht
der Gewerbetreibenden und ihrer Interessenvertreter lag dabei das Hauptproblem
in der nur bis 10 Uhr vormittags vorgesehenen Liefermöglichkeit.
Die IGEB hat in ihrer Stellungahme
die bei der Senatslösung wahrscheinlich
nur geringen Vorteile für den Busverkehr zur Sprache gebracht und insbesondere
auch auf die negativen stadträumlichen Auswirkungen der Busspuren am rechten
Fahrbahnrand hingewiesen (vgl. SIGNAL 6/89 ). Zum Abschluß
ließ Verkehrssenator Wagner
deutlich werden, daß er als Ergebnis
der Anhörung eine nochmalige Prüfung
aller Alternativen vornehmen werde.
Zwei Tage später war dann das vom
Charlottenburger Baustadtrat Dyckhoff
(SPD) initiierte "Charlottenburger
Stadtgespräch" diesmal ebenfalls dem
Thema Busspuren auf dem Ku'damm
gewidmet. zahlreiche Bürger, Verbandsvertreter und Politiker Eillten den
großen Saal im Rathaus. Vorgestellt
wurden hier nochmals die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten. Bei der anschließenden
Plenums- und Publikumsdiskussion wurde deutlich, daß auch
hier niemand die konventionelle Busspurlösung am Ku’damm für zweckmälg hält. Ein
beachtenswerter Beitrag
kam vom BVG-Direktor Lorenzen, der
erläuterte, daß für die BVG auch andere Lösungen als die heftig vom Vertreter der
Senatsverkehrsverwaltung,
Herrn Gerdum, verteidigte rechte Busspur denkbar seien. Nachteil des
IGEB-Vorschlags, die Busspur auf der
bisherigen linken Fahrspur anzulegen
(vgl. SIGNAL 5/89 ), wurden in erster
Linie die nur mittel- bis langfristige
Realisierbarkeit und die vergleichsweise hohen Baukosten gesehen.
Favorisiert wurde daher von der Mehrheit der Anwesenden der von der AL
Charlottenburg und der AG City initiierte Vorschlag für Bussonderstreifen
auf der Mittelspur, bei dem die bisherige Parkspur in eine Ladespur umgewandelt wird und für
den fließenden
Individualverkehr die linke Spur verbleibt. Vor den Kreuzungen soll die
Busspur dann nach rechts verschwenkt
werden, so daß die Haltestellen zunächst in ihrer Lage belassen werden
können und der IV hier zwei Fahrspuren zur Verfügung hat. Diese Lösung
wird inzwischen auch von den Bezirksämtern Charlottenburg und Wilmersdorf unterstützt.
In einem weiteren Gespräch bei der Charlottenburger Bezirksbürermeisterin Wissel machte die
IGEB deutlich, daß prinzipiell auch die
Mittellage der Busspur akzetabel sei,
sofern u.a. eine geeignete Beschilderung der Ladespur (absolutes Halteverbot mit Ausnahme
des gewerblichen
Lieferverkehrs) erfolgen würde und an
den Kreuzungen keine Benachteiligung
des Busverkehrs durch verkürzte Bus-Grünphasen eintritt.
Am 27. Juli fiel dann die Entscheidung:
Die Busspuren sollen entsprechend
dem Vorschlag der AL Charlottenburg
und der AG City auf der mittleren
Fahrspur des Ku’ amms angelegt werden. Die rechte Spur bleibt dem Lieferverkehr
vorbehalten, die linke dem Individualverkehr. Offen sind noch die
Details: So sind an den Kreuzungen
sowohl Haltestellenkaps wie auch ein
Verschwenk der Busspur auf die rechte
Spur denkbar. Erste Meldungen, wonach für den IV außerdem eine Beschränkung auf
Tempo 30 angeordnet
werden soll, erwiesen sich leider als
voreilig.
Dennoch bleibt festzuhalten, daß die
nun geplante Variante einen tragbaren
Kompromiß darstellt, auch wenn sie für
den Busverkehr sicherlich nicht die beste Lösung ist und insbesondere zwischen
Bussen und Radfahrern noch erhebliche Probleme auftreten können.
Es spricht für den Verkehrssenator,
daß er die zunächst gefällte Entscheidung noch einmal rückgängig machte
und die Einwände der Verkehrsinitiativen und der anderen Interessengruppen
berücksichtigte. Aber er hätte sich diesen Rückzieher und die gut gemeinte,
aber nun ins Leere zielende Public Relation-Aktion auch sparen können,
wenn er vor der ersten Entscheidung
seiner Verwaltung ein solches Anhörurngsverfahren durchgeführt und die
Bedenken und Anregungen berücksichtigt hätte. IGEB
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