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Die Verkehrsprobleme in Blankenfelde sind
beispielhaft für alle unmittelbar an West-Berlin
angrenzenden Gemeinden: vor der
Wende noch im "Windschatten" der eingemauerten
Stadt gelegen, bricht nun der Verkehr
von und nach Berlin über sie herein -
und regelmäßig zusammen. Die einst vorhandenen
S-Bahn-Strecken nach Rangsdorf,
Teltow, Stahnsdorf, Potsdam, Falkensee,
Velten und Oranienburg wurden entweder
demontiert oder nach einem S-Bahn-Inselbetrieb
(zwischen Hennigsdorf und Velten
noch bis 1983!) in Regionalbahnstrecken integriert.
Die Forums-Teilnehmer waren sich
einig, daß der nun zu erwartende Aufschwung
im Berliner Umland bei Bevölkerung
und Wirtschaft die Wiederanbindung
an das Berliner S-Bahn-Netz unumgänglich
macht, da die Regionalbahn alleine dem zunehmenden
Bedarf nicht gerecht werden
könne. Der Deutschen Reichsbahn wurde
vorgeworfen, nicht an einer Ausweitung des
S-Bahn-Netzes über die Berliner Stadtgrenzen
hinaus interessiert zu sein und sich zu
sehr auf die Regionalbahn zu stützen. Es
soll sogar Pläne zum Rückbau von Umland-S-Bahn-Strecken
zugunsten des Regionalverkehrs
geben. So seien bei der Reichsbahn
auch keine Planungen zur Reaktivierung
von den bis 1961 betriebenen S-Bahn-Strecken
oder gar zu Erweiterungen vorhanden.
Ursprünglich noch für 1991, nun erst für
September 1992 terminiert, ist die Wiederinbetriebnahme
der S-Bahn von Lichtenrade
nach Blankenfelde immerhin eines der
wenigen konkreten Projekte. Die Züge der
S2-Süd werden dann in einiger Entfernung
nördlich vom jetzigen Regionalbahnsteig
enden. Ein brachliegender Bahnsteig - wegen
seiner Enge auch "Hühnerbahnsteig"
genannt - soll provisorisch für den S-Bahn-Verkehr
hergerichtet werden. Zum Umsteigen
auf die R2 ist dann eine Hauptverkehrsstraße
zu überqueren
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Schnell und preiswert ist die Lösung der DR, aber beschwerlich für Umsteiger von der S2 zur R2. Deshalb ist die Forderung von Blankenfelde nach einer großen Lösung grundsätzlich richtig, sie würden die Wiederinbetriebnahme aber nochmals verzögern. Foto: A. Wahle |
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(siehe dazu Skizze auf
Seite 8). Statt solch eines Provisoriums forderte
die Gemeinde Blankenfelde, parallel
zum jetzigen R- einen S-Bahnsteig zu errichten.
Aber die Reichsbahn lehnte diese
Alternative unter Hinweis auf einen dann
erforderlichen Umbau der Schrankenanlagen
und Zugangsbauwerke als zu kostspielig
ab. Sicherlich ist das Provisorium aus Fahrgastsicht
nicht gerade optimal, und im Falle
der vom Kreis Zossen geforderten Verlängerung
über Blankenfelde hinaus zur Kreisstadt
würde ohnehin die große Lösung mit
zwei parallelen Bahnsteigen erforderlich,
aber es stellt sich die Frage, ob man für eine
sicherlich bessere Lösung weitere Verzögerungen
verantworten kann.
Eine bessere Verbindung wünschen sich die
Blankenfelder auch nach Potsdam. Vorbild
ist hierfür die Anhalter Bahn, auf der ab
dem Fahrplanwechsel Ende Mai von Ludwigsfelde
aus Regionalzüge im 2-Stunden-Takt sowohl
nach Berlin-Schöneweide, als
auch nach Teltow (wie von PRO BAHN gefordert)
und nach Potsdam/Werder fahren.
Bei der Dresdener Bahn böte sich alternativ
zu solch einer Lösung an, den ohnehin vielfach
gewünschten Kreuzungsbahnhof Mahlow
Süd zu bauen, so daß dort zwischen den
S-Bahn-Zügen auf der Dresdener Bahn und
den R-Zügen auf dem Berliner Außenring
umgestiegen werden kann.
Auch auf der Anhalter Bahn sollte nach
Auffassung des Kreises Zossen die ab Fahrplanwechsel
geltende R-Bahn-Lösung besser
durch eine schnellstmöglich bis Ludwigsfelde
zu verlängernde S-Bahn ersetzt werden.
PRO BAHN dagegen unterstützt die
Planungen von DR und Berliner Senat, die
stattdessen zunächst eine S-Bahn-Verlängerung
von Lichterfelde Süd nach Teltow und
weiter nach Stahnsdorf vorsehen, wo sie
dringender gebraucht wird. Allerdings sollten
die Regionalzüge nach Teltow 1993 bis
Lichterfelde Süd weitergeführt werden, um
so auf kürzestem Wege Anschluß an das
Berliner S-Bahn-Netz zu bieten (vgl. SIGNAL 7/91 ).
Dies schließt natürlich eine
spätere Gleich- oder Wechselstrom-S-Bahn
nicht aus, da die Gleise für den Fern- und
Regionalverkehr ohnehin benötigt werden.
Neben der Anbindung Falkensees und Veltens
an die S-Bahn wünschen die Berliner
Umlandkreise auch eine S-Bahn-Verlängerung
über Potsdam Stadt hinaus nach Werder
und Beelitz.
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Autobrücke über die Dresdener Bahn bei Mahlow. Diesen Straßenbauarbeiten haben es die Reisenden zu verdanken, daß der Wiederinbetriebnahmetermin für die S-Bahn zwischen Lichtenrade und Blankenfelde vom 1.5. über den 15.7. nun auf den 1.9.92 verschoben wurde. Foto: M. Hiller |
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Blick vom S-Bf. Lichtenrade in Berlin, derzeit Endstation für die S2-Süd, auf die Trasse nach Blankenfelde. Foto: M. Hiller |
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Die Kreise vereinbarten ein koordiniertes
Vorgehen gegenüber der Deutschen
Reichsbahn sowie den Landesregierungen
schnellstmöglich
die Wiederinbetriebnahme aller bis
1961 vorhandenen S-Bahn-Strecken sowie
die Realisierung der oben genannten Planungen
zu erreichen. Die Finanzierung solle
über die Planungsprojekte "Deutsche Einheit"
geschehen, da weder das Land Brandenburg
noch die Kommunen finanzkräftig
genug seien. In der abschließend verabschiedeten
Resolution wurde die Reichsbahn
zur umgehenden Aufnahme von Gesprächen
mit den Kommunen und Kreisen
aufgefordert, um entsprechende Planungsstudien
einzuleiten. Die schwerpunktmäßige
Orientierung auf den Regionalverkehr sei
kein S-Bahn-Ersatz. Es wurde eine Revision
der S-Bahn-Strategie in und um Berlin verlangt
und die Bundesregierung zur Bereitstellung
von Fördermitteln aufgerufen.
PRO BAHN begrüßt, daß sich die Kreise
zusammenfinden, um sich gemeinsam für
eine Förderung des öffentlichen Verkehrs
einzusetzen. Nach Auskunft des Veranstalters
hat die Landesregierung Brandenburg
das Forum ebenfalls begrüßt. Es bleibt also
zu hoffen, daß der Ruf auch bei den zuständigen
Stellen gehört wird. Die Richtung des
Vorstoßes stimmt mit der unseren überein,
für die Umlandanbindung müssen umgehend
die nötigen Planungen eingeleitet werden.
Verhinderungspolitik fördert höchstens
das tägliche Chaos in Städten und auf den
Straßen. PRO BAHN Regionalverband Potsdam - Teltower Land
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