Dieser Bericht enthält die Zusammenfassung
und Auswertung der Ergebnisse zum
Ausbau des Berliner Eisenbahnnetzes. Weiterer
Bestandteil des Gesamtberichtes an
den Bundesminister für Verkehr ist der
"Technische Bericht" zum Vergleich der
Tunnelvarianten über Bahnhof Friedrichstraße
und Lehrter Bahnhof und über die
damit im Zusammenhang stehenden S-, U-Bahn
und Straßenplanungen. ... Die inhaltlichen
Aussagen sind zwischen der Deutschen
Reichsbahn und dem Senat von Berlin abgestimmt.
Stand 21.04.1992
Inhalt
1. Aufgabenstellung
2. Vorgaben und Randbedingungen
2.1 Ausgangssituation
2.2 Abgrenzung des Untersuchungsraumes
2.3 Berücksichtigung des Güterverkehrs
2.4 Untersuchungen zur Eisenbahnkonzeption Berlin
3. Vergleich Achsenkreuzmodell - Ringmodell
4. Vanantenvergleich des Nord-Süd-Tunnels
4.1 Problematik Parlamentsbereich Spreebogen
4.2 Ergebnisse des Technischen Berichts
5. Darstellung Pilzkonzept und Vergleich mit dem Ringkonzept
6. Bahnplanung
6.1 Infrastruktur
6.2 Verkehrsmengen und Bahnhofsbelastungen
6.3 Betriebsprogramme
7. Verkehrserschließung
7.1 S-Bahn-Planung
7.2 U-Bahn-Planung
7.3 Straßenbahnplanung
7.4 Straßenverkehrsplanung
7.5 Zusammenhang Planung Spreebogen
8. Wechselbeziehung Bahnplanung - Stadtentwicklung
8.1 Bahnhofsgestaltung und Städtebau
8.2 Stadtplanung
8.3 ökologische Belange
Kap. 1 bis 5 finden Sie in SIGNAL 6/92 .
6. Bahnplanung
6.1 Infrastruktur
Wesentliches Ziel des Pilzkonzepts ist die
frühest mögliche Inbetriebnahme des neuen
Nord-Süd-Tunnels. Außerdem können dadurch
die Kosten für den Planfall Stufe 1
und den Gesamtausbau des Netzes reduziert
werden. Dies hat zur Folge, daß die
Reihenfolge der Infrastrukturmaßnahmen
im Bezugsfall und den Planfällen gegenüber
dem ursprünglich vorgesehenen Planungsablauf
geändert werden muß. Der grundsätzliche
Unterschied besteht darin, daß der
südliche BIR zugunsten des Nord-Süd-Tunnels
zurückgestellt wird.
Reduzierter Bezugsfall (Abb. 7)
Der Bezugsfall wird um folgende Maßnahmen
gegenüber (9)¹ reduziert:
- Der gesamte südliche Berliner Innenring
(BIR) zwischen Westkreuz und Neukölln,
- die Elektrifizierung der Potsdamer
Stammbahn bis Steglitz.
Dies bedeutet, daß auf diesen Strecken nur
Maßnahmen zur Sachanlagenerhaltung und
Bestandssicherung getätigt werden, um die
Güterverkehrsanlagen bedienen zu können.
Alle anderen "verbindlichen Planungen" für
den ICE 93, die Schnellbahnverbindung
Hannover - Berlin und den nördlichen BIR
bleiben im Bezugsfall.
Bei der Variante Lehrter Bahnhof ist die
Bahnsteigverlängerung im Bahnhof Friedrichstraße
(Stadtbahn) nicht erforderlich.
Daher liegen die Kosten für den Bezugsfall
Lehrter Bahnhof um 0,06 Mrd. unter den
Kosten für den Bezugsfall mit Variante
Friedrichstraße.
Planfall Stufe 1
Die Maßnahmen des Planfalls Stufe 1 umfassen
den "vordringlichen Bedarf" zur Erstellung
der Infrastruktur für das
Pilzkonzept. Im einzelnen sind dies folgende
vorhaben (11):
- Die Lückenschlüsse der Fernverkehrsradialen
im Süden (Anhalter und Dresdener
Bahn),
- die Lückenschlüsse der Fernverkehrsradialen
im Norden und Nordwesten (Nordbahn
und Hamburger Bahn zwischen Spandau
und Nauen),
- das Nordkreuz mit dem Bahnhof Gesundbrunnen
und den Lückenschlüssen zum BIR
nach Schönhauser Allee und zur Stettiner
Bahn,
- der zweigleisige Ausbau der Stettiner
Bahn vom Nordkreuz bis zum Karower
Kreuz,
- die viergleisige Nord-Süd-Strecke über Bf.
Friedrichstraße oder Lehrter Bahnhof einschließlich
des Bahnhofs Papestraße.
Mit diesen Maßnahmen ist ein Netzzustand
erreicht, der für den Fernverkehr bezüglich
der Linienführung und des Verkehrswertes
nahezu dem Zielnetz Achsenkreuzmodell
entspricht.
¹. Einzelne Ziffern un runden Klammern sind ein
Verweis auf die Gutachten, Untersuchungen und
Arbeitspapiere, auf denen große Teile dieses
Berichts basieren. Eine Liste dieser Arbeiten
ist in SIGNAL 6/92 auf den Seiten 6 und 7 finden.
Zur wirtschaftlichen und verkehrlich sinnvollen
Nutzung der o.g. Infrastrukturmaßnahmen
ist es erforderlich, daß bei Inbetriebnahme
des Nord-Süd-Tunnels der viergleisige
Ausbau fertiggestellt ist. Aus dem
Betriebsprogramm für das Pilzkonzept ergibt
sich eine Belastung von 183 Zugpaaren/Tag für
die Nord-Süd-Strecke (vgl. Abb. 19). Davon
sind 75 Zugpaare Fernverkehr
und 108 Zugpaare Regionalverkehr
einschließlich 60 Zugpaaren Flughafenexpreß.
Falls im Planfall Stufe 2 die Linie IR
24 nach Inbetriebnahme der Potsdamer
Stammbahn von der Stadtbahn in den Tunnel
umgelegt wird, erhöht sich die Belastung
um weitere 8 Zugpaare. Die Leistungsfähigkeit
einer zweigleisigen Strecke reicht für
dieses Betriebsprogramm nicht aus.
Die viergleisige Lösung für das Pilzkonzept
ist besonders dringlich, da der Ausbau des
südlichen BIR mit den Lückenschlüssen
zurückgestellt wird. Damit steht dieser Netzabschnitt
zur Entlastung der Nord-Süd-Richtung nicht zur Verfügung.
Aus funktionalen und verkehrlichen Aspekten
und zur wirtschaftlichen Nutzung der
Anlagen werden Fernverkehr und Regionalverkehr
auf gemeinsamer Infrastruktur betrieben.
Da beide Verkehrsarten mit ihren
Angeboten unterschiedliche Aufgaben erfüllen,
läßt sich eine Rangfolge oder Wertigkeit
zwischen beiden grundsätzlich nicht
herleiten. Daraus folgt, daß unter dem Systemaspekt
"Verbundproduktion" Infrastruktur
nicht durch eine Verkehrsart veranlaßt
und durch die andere mitbenutzt wird,
sondern daß eine gemeinsame und damit
gleichgewichtige Veranlassung vorliegt,
Dies gilt auch für den Nord-Süd-Tunnel,
zumal die jeweiligen Gleispaare einer Richtung
wechselweise und flexibel genutzt werden
sollen.
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Abb. 7: Streckennetz - Reduzierter Bezugsfall Zeichnung: DE-Consult Berlin |
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Abb. 8: Streckennetz - Planfall Stufe 1 (Pilzkonzept) Zeichnung: DE-Consult Berlin |
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Abb. 9: Streckennetz - Planfall Stufe 2 Zeichnung: DE-Consult |
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Abb. 18: Streckenbelastung (Personenverkehr) - Reduzierter Bezugsfall Zeichnung: DE-Consult Berlin |
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Abb. 19: Streckenbelastung (Personenverkehr) - Planfall Stufe 1 (Pilzkonzept) Zeichnung: DE-Consult Berlin |
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Abb. 20: S-Bahn-Netz nach 2000 Zeichnung: DE-Consult Berlin |
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Abb. 21: U-Bahn-Netz - Planung Zeichnung: DE-Consult Berlin |
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Die Beschränkung auf einen zweigleisigen
Tunnel wie im Ringkonzept ist nicht akzeptabel,
da damit auf Dauer ein verkehrlicher
und betrieblicher Engpaß geschaffen wird.
Diese Lösung wäre außerdem - bezogen auf
die Gesamtkosten - nur unwesentlich billiger,
bei der Variante Lehrter Bahnhof um
120 Mio. DM. Eine spätere Nachrüstung
mit zwei Gleisen ist bautechnisch schwierig,
hätte Betriebsbehinderungen zur Folge und
würde zur Kostenmehrung von insgesamt
300 Mio. DM führen.
Planfall Stufe 2
Der Planfall Stufe 2 umfaßt die "weiteren
Planungen" zum Ausbau des Eisenbahnnetzes.
Mit diesen Maßnahmen läßt sich vor allem
das Angebot im Regionalverkehr und
die Bedienung der Güterverkehrsstandorte
an verschiedenen Radialen und am BIR
weiter verbessern. Diese Notwendigkeit ist
zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur schwer
einzuschätzen. Mit der Einordnung der
Maßnahmen im Planfall Stufe 2 kann eine
endgültige Entscheidung später getroffen
werden, wenn bewertbare Kriterien vorliegen.
Zum Planfall Stufe 2 gehören folgende
Maßnahmen:
- die Lückenschlüsse für die Regionalverkehrsstrecken
Potsdamer Stammbahn mit
Anschluß an den Nord-Süd-Tunnel, Hennigsdorf
Schönholz und Basdorf - Schönholz.
Die im Bezugsfall zurückgestellten Maßnahmen
könnten entsprechend ihrer verkehrlichen
Notwendigkeit zu einem späteren
Zeitpunkt folgen. Dies sind:
- der zweigleisige Ausbau mit Elektrifizierung
des südlichen BIR zwischen Westkreuz
und Neukölln,
- die Lückenschlüsse am südlichen BIR zwischen
Neukölln und Treptow/Baumschulenweg.
Zeitplan und Kosten
Die im Rahmen der Untersuchungen zur
Bundesverkehrswegeplanung (BVWP) (9)
für den Knoten Berlin von haas consult ermittelten
Ergebnisse zum Zeitplan und Mittelabfluß
wurden mit den von Emen + Berger
ermittelten Kosten für die Tunnelbauwerke
abgestimmt. Dabei ist zu beachten,
daß in den Bauzeitenplänen von Emen +
Berger keine Begrenzung der Jahreskosten
berücksichtigt wurde. Die entscheidungsrelevanten
Bauzeiten ergeben sich daher aus
(9). Alle nachfolgend genannten Kosten beziehen
sich ausschließlich auf den Bereich
der Bahn. Kosten für den Hochbau sind nur
soweit berücksichtigt, wie die Anlagen für
die Funktion der Bahnhöfe erforderlich
sind.
Für die Beurteilung sind folgende Baustufen
von Bedeutung:
- Die Baufreiheit im Spreebogen unter Einschluß
der Arbeiten für den Straßen- und
den kombinierten S- und U-Bahn-Tunnel
für die Variante Lehrter Bahnhof ist bis
Ende 1997 sichergestellt. Der dafür erforderliche
Rohbau des Fernbahntunnels wird
Kosten von 780 Mio. DM verursachen.
- Die Inbetriebnahme einer voll funktionsfähigen
Ausbaustufe mit Nord-Süd-Tunnel
über Lehrter Bahnhof ist bei einem Mittelabfluß
von ca. 1 Mrd. DM pro Jahr bis zum
Jahr 2000 gewährleistet, wenn verschiedene
Maßnahmen auf den Zulaufstrecken bis
nach 2000 zurückgestellt werden. Es entstehen
Kosten von insgesamt 8,3 Mrd DM.
- Die gesamten Maßnahmen für das Pilzkonzept
mit der Variante Lehrter Bahnhof
sind bei einem Mittelabfluß von rund 1
Mrd. DM Jahreskosten entsprechend Zeitplan
bis zum Jahr 2004 fertiggestellt. Die
Gesamtkosten hierfür betragen 9,9 Mrd
DM (Bezugsfall: 5,7 Mrd. DM + Planfall
Stufe 1: 4,2 Mrd. DM).
- Zur Fertigstellung aller Maßnahmen des
Pilzkonzeptes bis zum Jahr 2000 waren Jahreskosten
von maximal 1,2 Mrd. DM erforderlich.
- Als verkehrlich nutzbare Vorstufen im
Pilzkonzept kann im Jahre 1997 der Bahnhof
Gesundbrunnen mit den Strecken nach
Moabit und zum Karower Kreuz und im
Jahre 1998 der Bahnhof Papestraße mit der
Anhalter Bahn in Betrieb genommen werden.
Die Inbetriebnahme des Bahnhofs Papestraße
wäre damit zum gleichen Zeitpunkt
möglich wie der Bahnhof Gleisdreieck
im Ringkonzept.
- Für die Variante Friedrichstraße ist die
Inbetriebnahme des Nord-Süd-Tunnels als
Ausbaustufe bei einem Mittelabfluß von
rund 1 Mrd. DM pro Jahr nicht vor Mitte
des Jahres 2002 möglich.
- Eine Fertigstellung bis zum Jahr 2000 würde
theoretisch maximal 1,5 Mrd. DM Jahreskosten erfordern.
Zeitbestimmend ist bei
dieser Variante allerdings nicht der Mitteleinsatz,
sondern die für die Tunnelröhren
erforderliche Bauzeit. Der Baubeginn ist
vor 1995 wegen diverser Vorarbeiten nicht
möglich. Bei einer Bauzeit von 7 Jahren ergibt
sich eine Fertigstellung in Mitte 2002.
- Das Pilzkonzept mit der Variante Friedrichstraße
wäre entsprechend dem Zeitplan
im Jahre 2005 fertiggestellt. Die Gesamtkosten
hierfür betragen 11,4 Mrd. DM.
Planungsverfahren und Organisation
In den Bauzeitenplänen wurde der Zeitbedarf
für die planungsrechtlichen Verfahren
nicht dargestellt. Diese wurden anhand einer
gesonderten Untersuchung ermittelt.
Unter realistischen Randbedingungen ist
davon auszugehen, daß für das Planfeststellungsverfahren
unter der Voraussetzung,
daß das Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz
Anwendung findet, ein Zeitbedarf
von mindestens 15 Monaten vorzusehen
ist. Dies gilt für beide Tunnelvarianten
gleichermaßen, auch wenn bei der Variante
Lehrter Bahnhof der Umfang der planfeststellenden
Maßnahmen durch die Straßen-
und ÖPNV-Tunnel größer ist. Vorab
ist ein Eintrag sämtlicher Trassen in den
Flächennutzungsplan notwendig.
In den Zeitplänen für beide Varianten ist
hierfür genügend Zeitvorlauf vor Beginn der
Tunnelbaumaßnahmen vorhanden. Bei
der zeitkritischen Variante Lehrter Bahnhof
ist der Baubeginn im Spreebogen auf Mitte 1995 terminiert.
Ein eventuelles verwaltungsgerichtliches
Verfahren gegen den Planfeststellungsbechluß
behindert den Baubeginn nicht unbetingt,
wenn die sofortige Vollziehbarkeit
Angeordnet wird. Da bei der Variante Lehrer
Bahnhof die Anzahl der Betroffenen wesentlich
geringer ist als beim Tunnel über
Friedrichstraße, wird die Dauer eines eventuellen
Verfahrens wesentlich günstiger eingeschätzt.
Die enge sachliche und administrative Verzahnung
der vielfältigen Tunnelbauvorhaben zu
den Baumaßnahmen im Spreebogen
nacht es zwingend erforderlich, eine einheitliche
Organisation zur Vorbereitung
und Durchführung der Planungsverfahren
und der Baumaßnahmen zu schaffen, wie
dies bei den Planungsgesellschaften zur
Realisierung der Verkehrsprojekte Deutsche
Einheit geschehen ist. In Berlin muß
neben den Planungsträgern für die Verkehrsbauten
(Deutsche Reichsbahn und
Land Berlin) wegen der sachlichen und zeitlichen
Abhängigkeit zu der Bebauung des
Parlamentsbereichs auch die Bundesbauverwaltung
beteiligt sein.
6.2 Verkehrsmengen
und Bahnhofsbelastungen
Die Verkehrsprognose im Fernverkehr
Bahn für das Jahr 2010 weist rund 50 Mio.
Reisende pro Jahr von und nach Berlin aus
(3)(4). Zusätzlich werden etwa 7,9 Mio.
Reisende pro Jahr den Knoten Berlin als
Durchgangreisende berühren. Deren Anteil
am Gesamtaufkommen der Region beträgt
damit rund 14%.
Anhand eines Erreichbarkeitsmodells (12)
wurde ermittelt, wie sich die Reisenden im
Knoten Berlin verteilen und welche Belastungen
auf die einzelnen Bahnhöfe entfallen.
Für das Achsenkreuzmodell mit dem
nach (2) weiterentwickelten Liniensystem
ergab sich folgende Belastung und Verteilung
für die Bahnhöfe im Zentrum:
Friedrichstraße/Lehrter Bf. | 19,9/18,3 | Mio | 37% |
Zoologischer Garten | 6,8 | Mio | 13% |
Hauptbahnhof | 6,1 | Mio | 12% |
Gesundbrunnen | 4,0 | Mio | 8% |
Papestraße | 9,7/10,0 | Mio | 19% |
Der Anteil der übrigen Bahnhöfe im Knoten Berlin liegt bei 3 bis 8%.
(Verteilung der Reisenden auf die Berliner Fernbahnhöfe beim Achsenkreutzmodell)
Da die Linienumlegung im Pilzkonzept
weitgehend dem Achsenkreuzmodell entspricht,
können die Ergebnisse darauf übertragen
werden. Unterschiede zwischen den
beiden Standorten Friedrichstraße und
Lehrter Bahnhof ergeben sich vor allem
durch die ÖPNV-Anbindung. Für den Lehrter
Bahnhof wurde die neue S21 berücksichtigt.
In den Ergebnissen wird deutlich, daß die
Reisendenströme sich auf mehrere Bahnhöfe
gut verteilen. Dies kommt der Förderung
von dezentralen Strukturen in der Stadt entgegen.
Die höchste Belastung erhält erwartungsgemäß,
unabhängig vom Standort, der
Kreuzungsbahnhof, da hier sowohl die Ost-West-Linien
als auch die Nord-Süd-Linien
halten. Bei Umrechnung der Belastung in
Tageswerte ergeben sich Für Friedrichstraße/Lehrter
Bahnhof rund 50.000 Ein- und
Aussteiger/Tag (Prognose 2010) im Fernverkehr.
Der Bahnhof liegt damit in der
gleichen Größenordnung wie z.B. Köln Hbf
und München Hbf mit etwa 47.000 Reisenden/Tag
(Bestand 1991). Das sind die größten
Fernverkehrsbahnhöfe im Netz der DB.
Die Prognose zum Regionalverkehr weist
rund 85 Mio. Reisende pro Jahr für die Region
Berlin aus. Davon fahren 68 Mio. Reisende
zwischen der Stadt Berlin und dem
Umland. Die weiteren 17 Mio. betreffen
Verbindungen im Umland.
Für die Ermittlung der Bahnhofsbelastung
lieferte die Anwendung des Erreichbarkeitsmodells
brauchbare Anhaltswerte auch für
den Regionalverkehr. Beim Vergleich der
beiden Tunnelvarianten im Pilzkonzept zeigen
sich hinsichtlich der Bahnhofsbelastung
der beiden Standorte deutliche Unterschiede:
Friedrichstraße | 31.200 Reisende/Tag |
Lehrter Bahnhof | 22.600 Reisende/Tag |
Die Unterschiede liegen vor allem darin,
daß bei der Variante Friedrichstraße am
Potsdamer Platz kein Regionalbahnhof vorgesehen
ist (15.600 Reisende pro Tag in Variante
Lehrter Bahnhof). Außerdem werden
in der Variante Lehrter Bahnhof durch den
in Friedrichstraße bleibenden Regionalverkehrshalt
(O-W-Richtung) etwa 5300 Reisende/Tag dort ein- und
aussteigen. (Bei allen
Angaben zur Bahnhofsbelastung ist der
Flughafenexpreß nicht enthalten.)
Dieser Vergleich zeigt deutlich, daß vor allem
der Regionalverkehr bei der Variante
Friedrichstraße die Zentralität dieses Standortes
fördert.
Bei der Bewertung der Bahnhofsbelastungen
ist davon auszugehen, daß die Reisenden
im Fern- und Regionalverkehr zum
größten Teil auf den OPNV umsteigen,
ohne das Bahnhofsgebäude zu verlassen. Insofern
wird nur ein geringer Teil des Gesamtverkehrsaufkommens
über den MIV
oder zu Fuß den Bahnhof erreichen bzw.
verlassen.
Gegenüber den Ergebnissen der Synopse
(10) wurden die o.g. Bahnhofsbelastungen
auf der Grundlage von höheren Verkehrsmengen
ermittelt, die aus den Eckwerten
der BVWP abgeleitet wurden. Außerdem
liegen der Berechnung andere Betriebsprogramme
zugrunde.
6.3 Betriebsprogramme
Grundlage für die Betriebsprogramme im
Fern- und Regionalverkehr sind die Verkehrsprognosen
aus der BVWP (3)(4) entsprechend
Kapitel 6.2. Basis für das Betriebsprogramm
Fernverkehr sind die Linienkonzepte
für IC, IR und sonstigen
Fernverkehr von Intraplan für den Planfall
BE (Stand 13.6.91). Das Betriebsprogramm
Regionalverkehr wurde aus einem Liniennetz
entwickelt, für das von Kessel + Partner
für (9) auf der Basis der Regionalverkehrsprognose
(4) ein Zugangebot (Zugpaare/Tag) für jede Linie vorgesehen wurde.
Eine Betriebsanalyse im Rahmen der Umlegung
dieser Liniennetze auf das Streckennetz
im Knoten Berlin ergab, daß eine gegenüber
(9) unveränderte Übertragung der
Linien und Zugbelastungen auf das Pilzkonzept
in verschiedenen Anlagenteilen zu betrieblicher
Überlastung führen würde. Die
in (9) insgesamt höher angesetzte Belastung
im Streckennetz ergab sich aus folgenden
Gründen:
- Sämtliche Leistungfähigkeitsnachweis
wurde mit Stundenbelastungen gefühlt
Durch die hochgradige Vertaktung der verschiedenen
Netze bei weitgehend konstantem
Angebot über den Tag führt dies in der
Tagessumme zur Überschreitung der zulässigen
Leistungsgrenze, da keine freien Traisen
zum Abbau von Betriebsstörungen vorhanden
sind.
- Bei der Bemessung wurden hohe Streckenleistungsfähigkeiten
zugrunde gelegt.
Dabei blieb unberücksichtigt, daß bei der
dichten Folge der Knoten im Berliner Eisenbahnnetz
diese für die Durchlaßfähigkeit
des Netzes maßgebend sind. Dies müßte
insbesondere bei Betriebsprogrammen für
das Ringkonzept wegen der vielfältigen Linienverflechtungen
berücksichtigt werden.
In Abstimmung mit der ZBP wurden daher
die Betriebsprogramme für Fern- und Regionalverkehr
so modifiziert, daß bei der im
Pilzkonzept verfügbaren Infrastruktur eine
für Bahnhöfe, Strecken, Knoten und Abstellanlagen
betrieblich tragfähige Lösung
entsteht, in der die verkehrhchen Grundsätze
der Linienumlegung weitgehend berücksichtigt
werden. Die Einzelheiten zu der
Betriebsprogrammen sind im Anhang 4 beschrieben
[im SIGNAL nicht abgedruckt], in
den Abb. 14 bis 19 sind für das Pilzkonzept
die Linienumlegungen und Streckenbelastungen
dargestellt.
7. Verkehrserschließung
7.1 S-Bahn-Planung
Durch die Vereinigung Berlins ergab sich
die Notwendigkeit der Neuplanung eines
leistungfähigen S-Bahn-Netzes für die Stadt
und die Umgebung Berlins (Abb. 20). Gegenüber
dem dargestellten Planungsstand
wurde für die Untersuchung als Endpunkt
der geplanten Linie S21 der Flughafen Tegel
festgelegt.
Für die westliche Stadthälfte ist die Wiederherstellung
des S-Bahn-Netzes in der Struktur
des Jahres 1961 vordringlich. Doch allein
mit der Wiederinbetriebnahme derzeit
nicht funktionsfähiger Strecken und der
Herstellung der Lückenschlüsse zwischen
dem östlichen und dem westlichen Teilnetz
wird die Berliner S-Bahn den Verkehrsbedürfnissen
der Zukunft noch nicht gerecht
werden. Daher müssen sich die Planungen
für neuzubauende S-Bahn-Strecken auch an
der Planung des Eisenbahnfernverkehrsnetzes
orientieren.
Für die Bahnhöfe Papestraße und Gesundbrunnen
hat die Wiederherstellung der
Ringbahn mit den Lückenschlüssen auf dem
Berliner Innenring vordringliche Bedeutung.
Besonders am südlichen Innenring
fällt der Ringbahn die Verteilfunktion für
den Fern- und Regionalverkehr zu, da im
Pilzkonzept der Ausbau dieses Streckenabschnittes
zurückgestellt wird. Im Norden erfolgen
der Lückenschluß der Ringbahn zwischen
Gesundbrunnen und Schönhauser Allee
sowie die Einbindung der S-Bahn-Linie
aus Bernau in das Nordkreuz. Damit werden
die Standorte der genannten Fernbahnhöfe
aufgewertet. Von Bedeutung für den
Bahnhof Papestraße ist der Wiederaufbau
der S-Bahn nach Lichterfelde Ost.
Bei der Tunnelvariante Friedrichstraße muß
das Verkehrsaufkommen der Umsteiger
vom Fern- und Regionalverkehr der Ost-West-Richtung
auf den ÖPNV in Nord-Süd-Relation durch die vorhandene
Nord-Süd-S-Bahn aufgenommen werden. Die bisherigen
Prognosen deuten auf eine hohe
Kapazitätsauslastung hin.
Im Hinblick auf die verkehrliche Erschließung
des Parlamentsbereiches Spreebogen
ergibt sich die Notwendigkeit von Netzergänzungen
für die S-Bahn. So wurde der
Bau einer neuen unterirdischen S-Bahn-Strecke vom
Gleisdreieck über den Lehrter
Bahnhof zum Flughafen Tegel geplant. Diese
S-Bahn ist zwar für den Lehrter Bahnhof
notwendig, wurde aber nicht durch diesen
veranlaßt. Diese Strecke dient u.a. zur besseren
Anbindung des Bereichs Moabit und
zur Entlastung der vorhandenen Nord-Süd-S-Bahn zwischen
Yorckstraße und dem
nördlichen Berliner Innenring.
Die vorhandenen S-Bahn-Linien aus Wannsee
und Lichtenrade werden im Bereich
Gleisdreieck vereinigt und parallel zur geplanten
unterirdischen Fernbahntrasse zum
S- und R-Bahnhof Potsdamer Platz geführt.
Ein neuer S-Bahnhof soll am Gleisdreieck
entstehen. Südlich und nördlich des Potsdamer
Platzes können bereits vorhandene Anschlüsse
des vorhandenen S-Bahn-Tunnels
genutzt werden. Die weitere Trasse verläuft
westlich des Reichstages über die neue Station
Reichstag zum Lehrter Bahnhof. In
diesem Streckenabschnitt verläuft die
Süd-Bahn-Trasse in einem gemeinsamen
Tunnelbauwerk mit der vom Alexanderplatz
verlängerten U-Bahn-Linie 5. In beiden
Bahnhöfen sind Linienverknüpfungen vorgesehen.
Vom Lehrter Bahnhof wird die
Strecke zum nördlichen Innenring geführt.
Es ist nur eine Streckenführung in Richtung
Westen auf den Nordring vorgesehen. Nach
dem Bf. Beusselstraße zweigt die Strecke
vom nördlichen Innenring in Richtung Flughafen
Tegel ab. Damit ist eine Verbindung
der Flughäfen Tegel und Schönefeld mit einer
S-Bahn-Linie über den nördlichen und
östlichen BIR denkbar.
7.2 U-Bahn-Planung
Für die U-Bahn wurde 1955 der sogenannte
200-km-Plan für den langfristigen Ausbau
des Gesamtberliner U-Bahn-Netzes entwickelt.
Diese Planungen sind jedoch durch
die veränderten politischen Verhältnisse
überholt. Dennoch beinhalten die heutigen
U-Bahn-Planungen (Abb. 21) wesentliche
Elemente dieses geplanten Netzes.
Die Verlängerung der U-Bahn-Linie 5, die
heute von Hönow nach Alexanderplatz verläuft,
über Lehrter Bahnhof, U-Bahnhof
Turmstraße, Jungfernheide zum Flughafen
Tegel ist für die verkehrliche Erschließung
des Parlamentsbereiches Spreebogen und
des Regierungsviertels Mitte in Ost-West-Richtung
wichtig. Für die Anbindung der
Fernbahnhöfe ist die neue U5 von geringer
Bedeutung, da die Ost-West-Achse durch
die S-Bahn auf der Stadtbahn bereits gut
bedient wird.
Die Verlängerung der U5 kann in mehrere
Betriebsabschnitte eingeteilt werden. Der
erste Betriebsabschnitt erstreckt sich vom
Alexanderplatz zum Lehrter Bahnhof. Die
Bedeutung dieses Abschnittes liegt u.a. in
der Erschließung des Parlamentsbereiches
Spreebogen, des Bereiches Unter den Linden/Französische
Straße sowie in der Verknüpfung
mit der S- und Fernbahn. Die
Trassenführung der U5 ist in diesem Abschnitt
abhängig von der Lage des künftigen
Fernbahnhofs. Bei Bau des Fernbahnhofes
Friedrichstraße wird sie ab der Station Rathaus
verschwenkt in die Straße Unter den
Linden bis zum dortigen S-Bahnhof. Dies
hat zur Folge, daß bei dieser Variante die
Bahnhöfe der U6 in der Friedrichstraße neu
geordnet werden müssen. Bei der Trassenveriante
Lehrter Bahnhof kreuzt die U5 im
Bahnhof Französische Straße die U6 und
führt dann zum S-Bahnhof Unter den Linden.
Die weitere Trassenführung ist unabhängig
von der Lage des Fernbahntunnels.
Vom Bahnhof Unter den Linden führt sie
über die Station Reichstag zum Lehrter
Bahnhof. Zwischen diesen beiden Bahnhöfen
wird die U5 mit der neuen unterirdischen
S-Bahn-Strecke in einem gemeinsam
genutzten Tunnelbauwerk geführt.
Die jeweilige Einbindung des U-Bahnhofes
in den Fernbahnhof ist in den beiden Standorten
aufgrund der örtlichen Gegebenheiten
unterschiedlich gelöst. Im Bf. Friedrichstraße
erfolgt der Zugang vom U-Bahnhof
Unter den Linden zum unterirdischen Servicegeschoß
des Fernbahnhofes. Am Lehrter
Bahnhof liegt der gemeinsame U- und S-Bahnhof
auf der östlichen Seite parallel neben
dem neuen Fernbahnhof.
Der zweite Betriebsabschnitt der U5 führt
vom Lehrter Bahnhof über die Station Alt-Moabit
zum U-Bahnhof Turmstraße (U9).
Der dritte Betriebsabschnitt führt über die
Stationen Beusselstraße und Wiebestraße
zur Station Jungfernheide. Im Bahnhof
Jungfernheide werden die U7 und die Ring-S-Bahn
erreicht. Der vierte Betriebsabschnitt
führt vom U-Bahnhof Jungfernheide
über die Station Heckerdamm/Paul-Hertz-Siedlung z
um Flughafen Tegel.
Die verkehrlich sinnvolle Nutzung dieser
Betriebsabschnitte ist u.a. von der Bahnplanung
und der Anbindung des Flughafens
Tegel abhängig. Bei einem Kreuzungsbahnhof
Friedrichstraße sollte der Abschnitt
vom Alexanderplatz bis Turmstraße insgesamt
in Betrieb genommen werden. Bei einer
Anbindung des Flughafens mit der S21
endet die U5 in Jungfernheide.
7.3 Straßenbahnplanung
Das Berliner ÖPNV-Netz kann nur zu einem
leistungsfähigen Schnellbahnnetz ausgebaut
werden, wenn die Straßenbahn in
die Ausbauplanungen integriert wird. Dabei
wird von emer modernen Straßenbahn mit
eigenem Gleisbett und modernen Niederflurfahrzeugen
ausgegangen. Durch den
vollständigen Rückbau des Straßenbahnnetzes
in den westlichen Bezirken besteht die
Möglichkeit, beim Bau neuer Strecken die
Kriterien eines modernen, leistungsfähigen
Systems zu erfüllen.
Für den Bereich Lehrter Bahnhof sind zwei
Ost-West-Linien geplant. Eine Linie führt
aus dem Bereich Nordbahnhof über den
Straßenknoten Invalidenstraße/Heidestraße,
Friedrich-List-Ufer, Washingtonplatz
und Alt-Moabit zur Turmstraße. Die zweite
Linie verläuft über den Straßenzug Reichtagsufer,
Moltkebrücke nach Alt-Moabit zur
Turmstraße. Desweiteren wird der Lehrter
Bahnhof von einer Straßenbahnlinie in
Nord-Süd-Richtung (Nordbahnhof - Invalidenstraße
- Lehrter Bahnhof - Moltkebrücke
- Regierungsviertel - Potsdamer Platz)
erreicht.
Am Lehrter Bahnhof lassen sich die neuen
Straßenbahnlinien günstig in die Bahnhofsgestaltung
einfügen. Im unmittelbaren
Bahnhofsumfeld kann die Trassenführung
mit den Haltestellen mit der Gestaltung des
Bahnhofsgebäudes abgestimmt werden. Die
Haltestelle der Straßenbahnlinien befindet
sich unter den Gleisanlagen der Stadtbahn.
Von dort erfolgt der Zugang zum Bahnhof
ebenerdig über eine Passage.
Bei einer Entscheidung für den Fernbahnhof
in der Friedrichstraße ist geplant, eine
Straßenbahnstrecke mit drei Linien durch
die Friedrichstraße zu führen. Dabei muß
die Friedrichstraße für den Individual- und
Wirtschaftsverkehr gesperrt werden. Im Bereich
südliche Friedrichstraße/Leipziger
Straße ist die Führung der Nord-Süd-Linien
problematisch. In Ost-West-Richtung wird
die Straßenbahn vom Alexanderplatz über
das Regierungsviertel Mitte zum Parlamentsbereich
Spreebogen über den Bahnhof
Friedrichstraße geführt. Durch die
Sperrung der Friedrichstraße für den Individualverkehr
erfolgt von den Haltestellen
der Straßenbahnlinien ein behinderungsfreier
Zugang zum Bahnhofsgebäude.
7.4 Straßenverkehrsplanung
Die Fernbahnhöfe müssen günstig an das
innerstädtische Straßennetz angeschlossen
werden, um die verkehrliche Anbindung des
Indrvidualverkehrs und des Wirtschaftsverkehrs
zu gewährleisten.
Aufgrund der Bebauung und der Schließung
der Friedrichstraße als Zufahrts- und
Durchgangsstraße für den Individuahverkehr
erweist sich die Anbindung des Bahnhofs
Friedrichstraße als schwierig. Im Bereich
des Bahnhofes kommt es zu einer Überlagerung
von Durchgangs- und Quelle-Ziel-Verkehr.
Die Zufahrten für den Pkw-Verkehr
von Norden und Süden erfolgen über die
Erschließungsstraßen des den Bahnhof umgebenden
Gebietes. Das ist durch die Fahrbahnbreiten
von jeweils nur 12 m sehr problematisch.
Richtung Westen müßte für die
Anbindung des Zubringerverkehrs das
Brandenburger Tor umfahren werden, eine
weiträumige Umfahrung ist aufgrund der
Parlamentsbauten im Bereich Spreebogen
allerdings nicht möglich. Der Verkehr aus
Richtung Osten muß über die Straße Unter
den Linden geführt werden.
Die straßenseitige Anbindung des Lehrter
Bahnhofes ist gegenüber dem Standort
Friedrichstraße günstiger. Der Zubringerverkehr
zum Fernbahnhof erfolgt in der
Ost-West-Relation über die Invalidenstraße,
in der Nord-Süd-Richtung über den geplanten
Straßentunnel Tiergarten. Der Straßentunnel
Tiergarten, der als innerstädtische
Hauptverkehrsstraße vorgesehen ist,
beginnt im Norden an der Heidestraße.
Eine zweite Verknüpfung mit dem Straßennetz
nördlich des Tiergartens befindet sich
an der Invalidenstraße. Diese ist auch Zufahrt
für den Lehrter Bahnhof. Der Tunnel
folgt im weiteren Verlauf der vorhandenen
Entlastungsstraße durch den Tiergarten. Im
Süden wird er oberirdisch an die Potsdamer
Straße und an die Uferstraßen am Landwehrkanal
angebunden. Für die Rampenführung
im südlichen Bereich sind Varianten
möglich, die allerdings für die Bahnplanung
nicht relevant sind.
Der Straßentunnel dient der Anbindung des
Lehrter Bahnhofs an das Hauptverkehrsstraßennetz.
Er entlastet die Straßen, die
derzeit den Nord-Süd-Verkehr aufnehmen,
und dient zur Erschließung und Anbindung
des Parlamentsbereiches Spreebogen an das
innerstädtische Straßennetz. Dabei erfährt
die Invalidenstraße zunehmende Bedeutung
als Verbindungsachse für den Ost-West-Verkehr in der Stadt.
7.5 Zusammenhang Planung Spreebogen
Wegen der räumlichen und zeitlichen Abhängigkeiten
sind die Bahnplanung, die
ÖPNV- und MIV-Planungen zur verkehrlichen
Erschließung der alternativen Bahnhofsstandorte
und die städtebauliche Planung
zum Parlamentsviertel Spreebogen im
Zusammenhang zu bewerten.
Das künftige Parlamentsviertel mit Reichstag,
Kanzleramt und Wohnnutzung im
Spreebogen und am Moabiter Werder ist
durch das bestehende Netz des schienengebundenen
ÖPNV nur unzureichend angebunden.
Daher sind alle Planungen in diesem
Bereich, die in dieser Untersuchung im
Rahmen der Eisenbahnkonzeption diskutiert
werden, zur funktionsgerechten Erschließung
des Parlamentsviertel erforderlich
und primär durch diesen Zweck veranlaßt.
Dies gut in gleicher Weise für die Straßenplanung,
da für die oberirdische Entlastungsstraße
ein leistungsfähiger Ersatz am
westlichen Rand der City-Ost erforderlich
ist.
Die ÖPNV-Erschließung in Nord-Süd-Richtung
wird die neue S-Bahn-Linie 21 übernehmen,
in Ost-West-Richtung die vom
Alexanderplatz nach Westen verlängerte U-Bahn-Linie 5.
Wegen der räumlichen Nähe zum Parlamentsviertel
bietet es sich an, bei der Standortvariante
Lehrter Bahnhof mit den neuen
Nahverkehrslinien und der Straßenplanung
auch die Fernverkehrsanbindung zu integrieren.
Bei der Bewertung der Trassenvarianten für
den Nord-Süd-Fernbahntunnel ist im Gesamtzusammenhang
zu beachten, daß der
Bau der ÖPNV- und Straßentunnel auch
dann erforderlich ist, wenn der neue Fernbahnhof
an der Friedrichstraße entsteht.
Die technischen und zeitlichen Abhängigkeiten
der Planungen im Spreebogen werden
durch diese Variante also nicht eliminiert,
sondern allenfalls in geringem Umfang
entspannt. Dafür wird die Bahnplanung
mit gravierenden funktionalen und
zeitlichen Nachteilen belastet.
Die konstruktive und zeitliche Abstimmung
der einzelnen Tunnelbauwerke im Spreebogen
hat zu einer Lösung geführt, die technisch
machbar ist, den vorgegebenen Finanzierungsrahmen
einhält und die Randbedingungen
des Städtebaulichen Wettbewerbs
erfüllt:
- Durch die Parallellage aller Tunnel südlich
der Spree konnte die maximale Breite in
diesem Bereich auf etwa 75 m begrenzt werden.
- Das Gebäude des Schweizer Konsulats
muß nicht unterfahren werden und kann
daher erhalten bleiben.
- Die Tunnel sind konstruktiv für eine
Überbauung ausgelegt. Durch den Emsatz
geeigneter Bauverfahren (Deckelbauweise)
kann sichergestellt werden, daß ab 1998 die
Überbauung im Spreebogen beginnen kann.
Die Baukosten und Bauzeiten für die einzelnen
Tunnelbauwerke betragen:
Rohbau Spreebogen
S-Bahn | 180 Mio. DM | Bauzeit 1995 - 97 |
U-Bahn | 180 Mio. DM | Bauzeit 1995 - 97 |
Straße | 160 Mio. DM | Bauzeit 1995 - 97 |
Bahn | 780 Mio. DM | Bauzeit 1995 - 97 |
| 1300 Mio. DM |
Betriebsfähige Abschnitte
S-Bahn¹ | 320 Mio. DM |
U-Bahn² | 750 Mio. DM |
Straße³ | 550 Mio. DM |
Bahn⁴ | 8.300 Mio. DM |
- Potsdamer Platz - Nordring,
Inbetriebnahme: 2000
- Alexanderplatz - Lehrter Bf,
Inbetriebnahme: 2000
- Teilabschnitt Invalidenstraße -
Kemperplatz möglich
Inbetriebnahme gesamter Tunnel: 1999
- Nord-Süd-Strecke (vgl. 6.1),
Inbetriebnahme: 2000
8. Wechselbeziehung Bahnplanung - Stadtentwicklung
Die Lage und Verteilung der Bahnhöfe in
der Stadt ist einer der wesentlichen Punkte
in der Diskussion über Nutzen und Wirkungen
der Modelle für den Eisenbahnknoten
Berlin. Wie bei der Stadtbahn, wo seit Inbetriebnahme
alle Züge jeweils in den Bahnhöfen
Zoologischer Garten, Friedrichstraße
und Hauptbahnhof halten, ist dieses System
des "aufgeteilten Zentralbahnhofs" auch für
die neue Nord-Süd-Strecke geplant mit den
Bahnhöfen Gesundbrunnen, Friedrichstraße
oder Lehrter Bahnhof - je nach Trassenvariante
- und dem Bahnhof Papestraße. Fernbahnhöfe
sind außerdem Spandau, Lichtenberg
und Potsdam Stadt.
Durch das Prinzip des mehrmaligen Haltens
im Knoten Berlin werden die Reisenden
von jeder Linie auf mehrere Bahnhöfe
verteilt. Dies kommt dem Wunsch nach dezentraler
Stadtentwicklung soweit entgegen,
wie dies mit den bahnplanerischen Grundsätzen,
von denen die Bündelung von Strömen
einer der wesentlichsten ist, vereinbar
ist.
Hierbei ist der Zusammenhang zwischen
Netzstruktur und Linienkonzept bei der
Beurteilung zu beachten. Die Linienumlegungen
der verschiedenen Ringmodelle und
-konzepte führen immer zu einer schlechteren
Anbindung des ÖPNV, da insgesamt
weniger Verknüpfungen zwischen Fernverkehrs-
und S- bzw. U-Bahn-Linien entstehen
als im Achsenkreuzmodell. Außerdem
ist die interne Verknüpfung der Fernverkehrslinien,
die Systemmerkmal von Taktverkehren
ist, kaum zu bewältigen.
Zusätzlich mit den Fahrzeitverlängerungen
auf dem BIR würden diese Nachteile zu
qualitativen Einbußen gegenüber den Linienumlegungen
im Achsenkreuzmodell
führen, die letzendüch negative Auswirkungen
auf die Nachfrage zur Folge haben und
damit dem Ziel entgegenstehen, die Rolle
der Bahn am Markt zu stärken.
Im Pilzkonzept wird die verkehrliche Anbindung
bereits voll wirksam, da die Führung
der Fernverkehrslinien bereits wie im
Zielnetz möglich ist. Daraus begründet sich
u.a. die Überlegenheit gegenüber dem
Ringkonzept.
Im folgenden werden daher primär die Untersuchungen
zu den beiden alternativen
Standorten Friedrichstraße und Lehrter
Bahnhof auf der Basis des Teilberichtes 7
[im SIGNAL nicht abgedruckt] und der Ergebnisse
in (7) dargestellt.
8.1 Bahnhofsgestaltung und Städtebau
Der Bahnhof Friedrichstraße liegt in der historischen
Stadtmitte. Das bereits vorhandene
Bahnhofsumfeld zeichnet sich durch
eine dichte Bebauung mit Kultur-, Dienstleistungs-
und Hoteleinrichtungen aus. Das
heutige Bahnhofsgebäude steht unter Denkmalschutz
und muß in die Planung für ein
neues Empfangsgebäude und die Umgestaldung
der vorhandenen Bahnhofsanlagen
einbezogen werden.
Durch die Lage des neuen Bahnhofs im
Kreuzungspunkt zwischen Stadtbahn und
Nord-Süd-Tunnel erhält der Standort als
Fernbahnhof und Umsteigepunkt zum
ÖPNV eine andere Qualität, die auch in der
architektonischen Gestaltung zum Ausdruck
kommen muß. Bedingt durch das räumliche
Umfeld, das durch eine weitgehend geschlossene
Blockbebauung geprägt ist, kann
dieses Gebäude nur auf dem ehemaligen
Standort des "Wintergartengebäudes", heute
eine wenig attraktive Grünanlage, entstehen.
Damit besteht die Möglichkeit, die
Funktion eines Bahnhofs in den geplanten
neuen Gebäudekomplex "Wintergarten" zu
integrieren.
Die Planung sieht die Gestaltung des Bahnhofskomplexes
in mehreren Ebenen vor.
Die erste Ebene bilden die unterirdischen
Fernbahnanlagen. Bedingt durch die bautechnischen
Verfahren zur Erstellung des
unterirdischen Bahnhofs entsteht darüber
ein großes unterirdisches Service- und Verteilgeschoß.
Es bietet vielfältige Möglichkeiten
der Gestaltung mit Dienstleistungs- und
Serviceeinrichtungen. Vor dort erfolgt u.a.
auch der Zugang zu den Bahnsteigen der U-Bahn-Linien
5 und 6 sowie zur unterirdischen
Nord-Süd-S-Bahn.
Im Erdgeschoß befindet sich das Hauptentree.
Es ist direkt von der Friedrichstraße
zugänglich. Weitere Zugänge sollen in vorhandene
Bauten der Umgebung in der
Form von U-Bahn-Zugängen eingefügt werden.
Die Zufahrt mit Pkw und Taxen erfolgt
westlich des Empfangsgebäudes zwischen
Georgen- und Clara-Zetkin-Straße. Der
Zugang zu den Fernbahnanlagen der Stadtbahn
liegt im ersten Obergeschoß. Darüber
entsteht ein Dienstleistungsbereich mit Cafés,
Restaurants und weiteren Einrichtungen.
Bei einer Bahnhofshalle als Glaskonstruktion
wird das einströmende Tageslicht
eine helle, freundliche Atmosphäre des
Empfangsgebäudes fördern.
Städtebaulich ist am Bahnhof Friedrichstraße
eine überzeugende Lösung möglich, die
den großstädtischen
Charakter des gesamten
Bereiches unterstreicht.
Im Bereich des neuen
Lehrter Bahnhofs befindet
sich der S-Bahnhof
Lehrter
Stadtbahnhof. Die
Bahnhofshalle der S-Bahn
steht unter
Denkmalschutz. Sie
wird in die geplante
Konstruktion des
neuen Bahnhofsgebäudes
integriert.
Der Bereich weist
durch seine nahe
Lage an der ehemaligen
Berliner Mauer
nur eine lückenhafte
Bebauung auf, aus
der sich kaum gestalterische
Zwänge ergeben.
Für den Bau
des Bahnhofes wird
eine moderne zeitgenössische
Lösung in
Form einer weiten
gläsernen, zweigeschossigen
Bahnhofshalle
vorgeschlagen.
Der Baukörper der
Halle orientiert sich
an der Höhe des
Reichstages. Er fügt
sich somit harmonisch
in die Bebauung
des Spreebogens
ein, ohne diese zu dominieren. Das Service- und
Verteilgeschoß hegt unmittelbar über
dem unteren Bereich des Lehrter Bahnhofes.
In gleicher Höhe befindet sich das Parkdeck
mit ca. 300 Plätzen. Die Öffnung und
Restaurierung der Stadtbahnbögen für
Dienstleistungsbreiche ist vorgesehen. Das
Empfangsgebäude liegt mit dem Hauptzugang
zwischen der Stadtbahn und der Invalidenstraße.
Die Zufahrt mit Pkw und Taxen
erfolgt direkt vor das Hauptportal über die
Invalidenstraße.
Unter städtebaulichen Gesichtspunkten sind
sowohl am Standort Friedrichstraße als
auch am Standort Lehrter Bahnhof die geplanten
Lösungen für den Bahnhofsneubau
möglich. Im Bereich Friedrichstraße sind
die räumlichen Zwänge größer.
8.2 Stadtplanung
Die verkehrliche Belastung im ÖPNV und
MIV des Bereichs um den Bahnhof Friedrichstraße
erweist sich als zentrales Problem
bei dieser Standortvariante. Das vorhandene
Straßennetz im Umfeld des Bahnhofes
ist bereits heute stark belastet. Durch die
Sperrung der Friedrichstraße wird der gesamte
Nord-Süd-Verkehr in die Toleranzstraße
verlagert. Umleitungsmöglichkeiten
in der näheren Umgebung sind nicht vorhanden.
Eine direkte Anbindung des Bahnhofes
an das Hauptverkehrsstraßennetz ist
nicht möglich. Die Nähe zu kulturellen und
historischen Gebäuden und Einrichtungen
verursacht eine Überlagerung des Quartierverkehrs
mit dem Zubringerverkehr zum
Bahnhof sowie dem Durchgangsverkehr.
Dies wird insgesamt zu über Überlastung
des Straßennetzes führen, so daß
Verlagerungen von Verkehrsströmen auf den
ÖPNV erforderlich werden.
Im ÖPNV ist der Bahnhof Friedrichstraße
bereits heute einer der stärksten Nachfragepunkte
in der Stadt aufgrund seiner zentralen
Lage und der Erschließung mit S-Bahnen
im Kreuzungspunkt der Ost-West- und
Nord-Süd-Linien, U-Bahn-, Straßenbahn- und
Buslinien. Das zusätzliche Aufkommen
an Fern- und Regionalverkehrsreisenden
wird trotz verbesserter Anbindung zu einer
problematischen Belastung im ÖPNV führen.
Dabei ist auch zu beachten, daß bei der
Variante Friedrichstraße weder ein Regionalverkehrshalt
am Potsdamer Platz noch
am Lehrter Bahnhof vorgesehen ist.
Durch die Errichtung des Komplexes Bahnhof
Friedrichstraße werden vorhandene
Strukturen intensiviert, die Zentralität dieses
Bereiches wird verstärkt. Neben den
verkehrlichen Problemen kommt es zu einer
starken funktionalen Belastung. Die Funktionsüberlagerung
aus Einkaufszone, Kulturmeile
und Bahnhofsstandort führt insgesamt
zu einer funktionalen Überfrachtung
der alten Stadtmitte.
Der Bau des Fernbahnknotens Friedrichstraße
hat auch durch die lange Bauzeit
starke Auswirkungen auf die Stadtplanung.
Die städtebauliche Gestaltung des Zentrums
zwischen Parlamentsbereich Spreebogen
und Regierungsviertel Mitte wird dadurch
bis weit nach 2000 verzögert. Der
Bahnhofsbau blockiert damit die Entwicklungsmöglichkeiten
dieses Areals.
Das Gebiet um den Lehrter Bahnhof ist geprägt
durch die Wasserwege und eine ungegliederte
Nutzungsvielfalt: Gewerbe, Wohnen,
Grün- und Sportflächen, Einrichtungen
des Gesundheitswesens sowie der staatlichen
Verwaltung. Es stellt ein besonderes
Entwicklungspotential dar. Der Bereich um
den Lehrter Stadtbahnhof erfuhr durch die
Öffnung der Grenze eine Attraktivitätssteigerung
und wird durch die unmittelbare
Nähe zum Parlamentsbereich Spreebogen
aufgewertet. Der Bahnhof selbst ist ein weiterer
Impulsgeber für dieses Gebiet.
Insgesamt läßt sich der Zubringerverkehr
zum Bahnhof gegenüber dem Standort Friedrichstraße
günstiger gestalten, doch auch
hier wird es durch die Überlagerung von
Zubringer- und Durchgangsverkehr zu Problemen
kommen. Aufgrund vorhandener
Freiflächen lassen sich ausreichend Parkmöglichkeiten
schaffen. Der Bahnhofsstandort
wird desweiteren durch Straßenbahn- und
Buslinien erschlossen.
Der Bereich am Lehrter Bahnhof ist aus
Sicht der Stadtentwicklung steuerbar durch
günstige Eigentumsverhältnisse. Alle für
den Bahnhofsbau erforderlichen Flächen
befinden sich in öffentlicher Hand. Das
heute dort vorhandene städtebauliche Vakuum
bietet die Möglichkeit der gezielten
Gestaltung des Stadtraumes. Die geringe
Bebauung erweist sich für die Stadtplanung
als Vorteil. Das neue Bahnhofsgebäude läßt
sich funktional und gestalterisch optimal in
das Umfeld integrieren. Neue Entwicklungsmöglichkeiten
werden nicht durch vorhandene
Strukturen begrenzt.
Aus stadtplanerischer Sicht muß der Standort
Lehrter Bahnhof vorgezogen werden.
Die Entwicklungsmöglichkeiten des gesamten
Umfeldes werden gefördert.
8.3 Ökologische Belange
Die Auswirkungen auf Grün- und Freiflächen,
Klima sowie die Luft- und Lärmbelastungen
durch einen Bahnhof im Bereich
Friedrichstraße sind aufgrund der Lage des
Standortes in einem bereits stark bebauten
Gebiet nicht erheblich (7). Beim Bau des
Bahnhofes ist die Grünfläche auf dem Gebiet
des ehemaligen Gebäudekomplexes
"Wintergarten" direkt betroffen, da hier das
Empfangsgebäude entstehen soll. Weiterhin
kann es zu Eingriffen in die Baumstruktur
im Bereich Unter den Linden durch Baumaßnahmen
(Verlängerung der U5) kommen.
Trotz der Schließung der Friedrichstraße
für den Individualverkehr wird es besonders
durch den Straßenverkehr in Zufahrtsstraßen
zu erhöhten Lärmbelästigungen
und Luftschadstoffbelastungen kommen.
Im Bereich des Lehrter Bahnhofes werden
neben gewerblich genutzten Bahnflächen
auch Freiflächen durch den Bahnhofsbau in
Anspruch genommen. Es wird zu einer Beeinträchtigung
des Landschaftsbildes kommen,
das sich auf den Brachflächen der ehemaligen
Bahnhöfe entwickelt hat. Insgesamt
wird die Belastung des Naturhaushalts und
des Landschaftsbildes jedoch durch die Errichtung
der Parlamentsbauten im Bereich
Spreebogen größer sein als durch den Bau
des Fernbahnhofs (9). Daher ist die Realisierung
des Parlamentsviertels als Bezugsfall
für die ökologischen Auswirkungen am
Lehrter Bahnhof anzusehen.
Der Bau der Tunnel durch den Tiergarten
wird ohne Grundwasserabsenkung möglich
sein. Somit ist eine Gefahr für den Baumbestand
im Tiergarten nicht gegeben. Da der
Tunnel unter der Parkanlage des Tiergartens
in bergmännischer Bauweise errichtet
wird (Schildvortrieb), ist die Rodung von
Bäumen im Tiergarten ausgeschlossen.
Durch den Betrieb der Eisenbahn wird es
auch auf Dauer keine Auswirkungen auf
den Tiergarten geben.
Durch den Straßenverkehr wird es zu erhöhten
Lärm- und Luftschadstoffbelastungen
im gesamten Umfeld des Bahnhofes kommen. Deutsche Reichsbahn
Senatsverwaltung für Verkehr und Betriebe
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