Zu der vom DBV geäußerten Kritik,
dass die neue Kreisreform in Sachsen
nicht ausreichend auf die Verkehrsinfrastruktur
Rücksicht nimmt (siehe SIGNAL 3/2006 ), äußerten sich nunmehr
Innenminister Dr. Albrecht Buttolo
und Verkehrsminister Thomas Jurk.
Buttolo lies über seinen Stabschef Verwaltungsreform,
Herrn Dr. Pfeil, mitteilen, dass
politische Grenzen - so. z. B.
Kreisgrenzen - keine Verkehrsgrenzen
seien und bei Zusammenlegungen
von Landkreisen daher kein
Nachfragekriterium im Bahnverkehr darstellten.
Hier bleiben Zweifel, wenn man in Betracht zieht,
dass Verwaltungsinstanzen
und Schulsprengel den Verkehrsbedarf deutlich verschieben
können. Es ist zu befürchten, dass man in Sachsen innerhalb der neuen
Landkreise aufgrund der veränderten
Verkehrsbeziehungen künftig mit
dem Bus fahren muss, während die Bahnverbindungen,
so sie im Nahverkehr
noch vorhanden sind, am Alltagsbedarf vorbeifahren.
Minister Jurk sicherte in seinem Schreiben
an DBV-Präsident Curth zu,
dass er sich im Kabinett dafür einsetzen
werde, „dass mit den getroffenen
Entscheidungen keine nachteiligen
Ergebnisse für den Schienenpersonennahverkehr
im Freistaat Sachsen eintreten."
Fakt ist aber, dass die meisten
Fehler bereits begangen wurden. So ergibt
sich mit der beabsichtigten
Zusammenlegung der Kreisfreien Stadt Hoyerswerda
mit den Landkreisen Bautzen und
Kamenz mit Sicherheit auch ein
bahnrelevanter Verkehrsbedarf
zwischen den Funktionsstätten der Mittelzentren
im neuen Großkreis. Aber die Bahnverbindung Bautzen—Hoyerswerda
wurde bereits stillgelegt.
Die einzige offenbar durchdachte
Kreisreform fand seinerzeit im heutigen
Vogtlandkreis statt. Dort sind alle
ehemaligen Kreisstädte, Auerbach,
Klingenthal, Oelsnitz, Plauen und
Reichenbach, an die Bahn angeschlossen.
Sollte dies ein Zufallstreffer gewesen
sein oder werden die Planer der
neuen Reform doch noch die Folgen für den SPNV durchdenken? Deutscher Bahnkunden-Verband
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