Sieben Jahre nach Baubeginn für den Neubau
des Bahnhofs Ostkreuz verfolgt der
Senat die Planungen, die Straßenbahn direkt
zum Bahnhof zu führen und damit die
Umsteigewege zu verkürzen, nun endlich
mit größerem Nachdruck. Jetzt wird dieses
Projekt sogar als „Straßenbahnneubau“ vermarktet,
obwohl es im Kern um die Verlegung
einer existierenden Strecke geht: Die
Linien 21 und zukünftig 21 E (zzt.
bis Alfred-Kosanke-Siedlung in der Planung) sollen
eine Haltestellenanlage neben dem zukünftigen
Regionalbahnsteig der Ostbahn unter
den Ringbahnbrücken erhalten (siehe auch
SIGNAL 6/2012 ).
Am 5. Dezember 2013 informierte die Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung und
Umweltschutz auf einer gutbesuchten Bürgerveranstaltung
über den Stand des Verfahrens.
Im Zentrum stand die Frage,
welche der
vielen Trassenvarianten Grundlage für das
Planfeststellungsverfahren wird. Nun ist es so,
dass Veränderungen in einer Wohngegend
immer mit großer Vorsicht zu planen sind.
Auch ist eine Einbeziehung der Anwohner
in Senatsplanungen bereits im Vorfeld keine
besondere Gnade der Verwaltung, sondern
muss eine Selbstverständlichkeit sein.
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Schöner Wohnen mit Straßenbahn. Durch die Sonntagstraße (in Blickrichtung) wird die 21 zum Ostkreuz (im Rücken des Fotografen) fahren. Dafür entfallen die fußgängerfeindlichen Querparkplätze, die gegenwärtig den Zugang zum Annemirl-Bauer-Platz (links) mit seiner Grünanlage blockieren. Foto: Matthias Gibtner |
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Für Kontroversen sorgte zuvor insbesondere
die Idee einer „Spitzkehre“ aus der
Marktstraße unter den Ringbahnbrücken,
was auf die Initiative einer lokalen Bürgerinitiative
zurückgeht, die die Sonntagstraße
frei von Straßenbahngleisen halten will. So
wurden tendenziöse Fotomontagen der
derzeitigen Sonntagstraße mit querparkenden
Autos publiziert, durch die sich (zukünftig)
Busse und Straßenbahnen „quetschen“.
Auch wurde behauptet, künftig würde durch
eine „ruhige, beschauliche“ Wohnstraße
eine Straßenbahn „auf Kopfsteinpflaster“(!)
„poltern“, die „durch die Kurven quietscht“,
„Grün vernichtet“, „arglose Familien und kleine
Kinder totfährt“ und – das ist der eigentliche
Kern hinter der Kampagne – einige
Parkplätze in der mittlerweile von luxuriösen
Wohnungen geprägten Gegend kostet.
Während der Senat mittlerweile klar die
Führung der Straßenbahn über Holteistraße
und Sonntagstraße zum Bahnhof und weiter
durch die Marktstraße favorisiert, gaben
sich die Gegner einer Führung durch die
Sonntagstraße nach wie vor unversöhnlich.
Allerdings ist ihr Einfluss angesichts eines
Bündnisses von zehn Inititiven und Verbänden
pro Sonntagstraße, darunter die IGEB,
deutlich geringer geworden.
Die Vorteile der Strecke durch die Sonntagstraße
- Möglichkeit einer dauerhaften Verkehrsberuhigung
der Sonntagstraße durch
gründlichen Umbau und Neuaufteilung
der Verkehrsflächen.
- Kein unnötiger Zeitverlust für zwischen
Rummelsburg und Frankfurter Tor durchfahrende
Fahrgäste.
- Schaffung neuer betrieblicher Möglichkeiten
durch eine Verbindung der Trassen
von M 13 und 21 in der Holteistraße. Züge
der M 13 könnten zukünftig bei Sperrungen
in der Warschauer Straße zum Ostkreuz
(und weiter zum Blockdammweg)
fahren, auch Züge der 16 könnten weitergeführt
werden. Außerdem kann eine gemeinsame
Umsteigehaltestelle zwischen
M 13 und 21 in der Holteistraße geschaffen
werden.
- Anlage barrierefreier Haltestellen ab
Holteistraße bis zum Ostkreuz. Das ist
in der Boxhagener Straße aufgrund der
Autobahnplanungen des Senats ausgeschlossen.
- Führung der Buslinie 240 direkt zum Bahnhof
Ostkreuz.
- Verzicht auf aufwendige Weichenkonstruktionen
in der Marktstraße und im
Haltestellenbereich am Bahnhof Ostkreuz.
Die 21 ist eine zunehmend nachgefragte Verbindung
für Fahrgäste aus dem Raum Oberschöneweide,
Karlshorst und Rummelsburg
zum Frankfurter Tor mit Umstieg dort in die
U 5. Jede Verlängerung der Durchfahrtzeiten
auf dieser Relation würde die Verbindung
entwerten und mühsam gewonnene
Fahrgäste kosten. Die Variante mit Stichstrecke
würde bis zu sechs Minuten kosten, was
einen Zug (Umlauf) mehr erforderte.
Es ist gut, dass der Senat bei der Untersuchung
der einzelnen Varianten jetzt zu demselben
Ergebnis kam und die Spitzkehre
nicht weiter verfolgen wird. Erfreulicherweise
hat sich der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
in Gestalt des Baustadtrates Hans Panhoff
ebenfalls klar für die Straßenbahn durch
die Sonntagstraße positioniert, da man die
Chancen der Umgestaltung der Verkehrsflächen
in dem Gebiet ergreifen will.
Selbstverständlich muss die zu bauende
Strecke durch die Holtei- und Sonntagstraße
lärmmindernde Flüstergleise nach Stand der
Technik erhalten. Es gilt aber auch: Wer sich
am zukünftig wichtigsten Regional- und
S-Bahnhof Berlins eine Wohnung zulegt,
kann nicht ernstlich damit rechnen, dauerhaft
in einem abgeschiedenen Vorstadtviertel
zu leben.
Im Mai 2014 wird die Senatsverwaltung
vor der Einleitung des Planfeststellungsverfahrens
auf einer weiteren Bürgerversammlung
die Detailplanungen vorstellen. (mg) IGEB Stadtverkehr
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