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Beispielhaft hat der Berliner Fahrgastverband IGEB die Tram-Linie 4
(Hackescher Markt - Hohenschönhausen, Falkenberg) untersucht. Diese Linie
könnte eigentlich eine "Rennstrecke" sein, da sie fast vollständig auf
eigener Trasse verkehrt und damit ungehindert vom Autostau fahren kann.
Stattdessen aber fahren die Züge mit immer mehr Verspätung, weil durch
die in den letzten Monaten installierten Ampeln bzw. durch neue
Ampelprogramme die Züge mehr stehen als fahren.
Und das sind die schlimmsten der insgesamt 26 Ampeln entlang der
Linie 4 (betroffen sind natürlich auch immer die Züge der anderen
Tramlinien, die abschnittsweise denselben Streckenteil nutzen):
Greifswalder Straße/Thomas-Mann-Straße
(Linien 2, 3, 4)
Bis zu 1 1/2 Minuten müssen die Züge hier auf das "Grün" warten,
obwohl die Ampel über eine Anforderungsschaltung verfügt.
Berliner Allee/Smetanastraße
(Linien 2,3,4, 13,23)
Hier wurde der vorhandene Fahrleitungskontakt außer Betrieb genommen -
das Ergebnis: Die durchschnittliche Wartezeit beträgt über 1 Minute, und
bei dichterer Zugfolge im Berufsverkehr stauen sich die Züge, so daß bis zu
3 Minuten bis zum Passieren der Kreuzung vergehen.
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Prerower Platz
(Linien 3, 4, 5, 13, 15,26)
Schon im "Normalfall" können hier für die Tram Wartezeiten von bis zu
2 Minuten entstehen. Seit einiger Zeit ist das Ampelprogramm jedoch so
umgestellt worden, daß sich die zahlreichen hier
verkehrenden Züge gegenseitig behindern müssen, weil nur noch ein Zug die
Kreuzung passieren darf. Die Folge: Nicht nur im Berufsverkehr entstehen
regelrechte Straßenbahn-Konvois, die auf "Grün" warten.
Falkenberger Chaussee/Prendener Straße
(Linien 4, 15)
An dieser Kreuzung wurde erst vor wenigen Wochen die neu gebaute Ampel in
Betrieb genommen. Konnte die Tram früher die Kreuzung ohne Zeitverlust
passieren, so muß sie trotz modernster Ampeltechnik jetzt bis zu 1 1/2
Minuten auf ihr "Grün" warten.
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Sie könnte eigentlich ein “Renner“ sein: Die Tram-Linie 4 fährt fast überwiegend auf eigener Trasse am Autostau vorbei. Aber an den Ampeln läßt der Senat die Züge stehen, damit der Autoverkehr rollt. Foto: Frank Brunner |
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Fazit: Fast 30% der Gesamtfahrzeit warten die Züge allein vor roten
Ampeln! (Dabei sind die zum Aus- und Einsteigen der Fahrgäste nötigen
Zeiten bereits abgezogen).
Die Beispiele der Ampeln entlang der Linie 4 stehen stellvertretend für
die ganz überwiegende Mehrzahl der insgesamt 150 Ampeln entlang der
Berliner Straßenbahnstrecken.
Die BVG muß deshalb immer mehr Züge und Personal einsetzen, um die
verlängerten Fahrzetiten "aufzufangen". Aufgrund der rücksichtslosen
ÖPNV-Sparpolitik des Berliner Senats bleibt der BVG aber gar keine andere
Wahl, als die Fahrgäste für diese Verkehrspolitik zu bestrafen: Denn die
Fahrgäste müssen nicht nur immer längere Fahrzeiten hinnehmen, sondern als
Folge der längeren Fahrzeiten und die dadurch notwendigen zusätzlichen
Fahrzeugumläufe werden - wie auch beim letzten Fahrplanwechsel - die
Taktfolgen ausgedünnt und die Betriebszeiten verkürzt.
Für diese skandalöse Todesspirale trägt allein der Berliner Senat die
Verantwortung, denn in den meisten Fällen liegt die Ursache für die
Tram-Behinderung nicht etwa an einer veralteten Technik - im Gegenteil:
Die neu installierten Ampeln verfügen über die notwendige technische
Ausrüstung, um der Tram eine ungehinderte Durchfahrt zu ermöglichen.
Aber statt auf "Vorrang" werden sie - wie bereits im letzten SIGNAL
erläutert - lediglich auf "Anforderung" programmiert.
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Die neue Ampel an der Kreuzung Prendener Straße Ecke Falkenberger Chaussee. Wartezeiten (für die Tram!) von bis 90 Sekunden sind hier üblich. Foto: I. Schmidt |
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Dieser kleine Unterschied hat gravierende Folgen: Damit die Tram im
Ampelumlauf überhaupt einmal berücksichtigt wird, fordert sie bei Erreichen
der Ampel eine Grünphase an. Und bis zum Erscheinen dieser Grünphase vergehen
dann mitunter Minuten. Nur wenn diese Grünphase für die Tram sofort im
Ampelumlauf berücksichtigt werden würde, könnte man von einer
"Vorrangschaltung" reden, so wie sie z.B. in Stuttgart existiert: Dort
beträgt der Anteil der Wartezeiten an Ampeln nur noch max. 5% der
Gesamtfahrzeit!
Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert deshalb Verkehrsstaatssekretär
Ingo Schmitt und seinen Senator Herwig Haase auf, ihre Sabotage-Politik gegen
die Tram sofort zu stoppen und endlich der Tram den Vorrang einzuräumen,
den sie woanders schon längst hat: Bei Zugrundelegung des "Stuttgarter
Standards" könnte z.B. die Strecke der Tram-Linie 4 statt in bisher
40 Minuten dann in weniger als 30 Minuten zurückgelegt werden. Die
eingesparten Züge sollten zugunsten einer Taktverdichtung eingesetzt werden,
wodurch ein doppelt positiver Effekt für die Fahrgäste (Fahrzeitverkürzung +
dichterer Takt) auftreten würde, der auch in Berlin zu deutlich höheren
Fahrgastzahlen und zu einer Verringerung des Zuschußbedarfs der BVG
führen würde. IGEB
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