In den nächsten Jahren soll ein RE-System entstehen, das die wichtigsten
Städte Brandenburgs mit Berlin verbindet. Schon ab 28. Mai 1995 will die
Deutsche Bahn AG weitere Linien einrichten. Dann bietet sie voraussichtlich
an:
RE 1 Berlin Hbf - Frankfurt (Oder) - Cottbus und Berlin
Zoologischer Garten - Brandenburg
RE 2 Berlin-Lichtenberg - Lübbenau - Cottbus
RE 3 Schwedt - Berlin-Lichtenberg - Jüterbog - Senftenberg
RE 4 Potsdam Pirschheide - Wünsdorf - Finsterwalde - Cottbus
RE 1 Ost und West
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Foto: I. Schmidt |
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Fürstenwalde an einem Werktag um 6 Uhr morgens. Der RegionalExpress nach Berlin Hbf fährt ein. Eine Stunde später dasselbe Bild: Wieder ist der Bahnsteig gut gefüllt. Vor den Sommerferien konnte es den in Fürstenwalde Zusteigenden in der morgendlichen Spitzenzeit sogar passieren, daß sie in der 2. Klasse keinen Sitzplatz mehr bekamen. Aber auch die Züge von Berlin nach Frankfurt sind schon morgens zumindest bis Fürstenwalde gut besetzt. Und bei gutem Wochenendwetter nutzen viele Berliner Radfahrer das neue attraktive Angebot. Foto: I. Schmidt |
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Die RE 1 gibt's ab nächsten Sommer also gleich zweimal: Im Westen verkehrt
sie stündlich von Berlin Zoologischer Garten nach Brandenburg, im Osten wird
sie über Eisenhüttenstadt und Guben bis Cottbus verlängert. Die Vergabe einer
Nummer an de facto zwei Linien erfolgt, weil 1997 (nach Sanierung und
Elektrifizierung der Stadtbahn) beide Abschnitte verknüpft werden sollen.
Der Berliner Fahrgastverband IGEB sieht bei der Numerierung jedoch
Korrekturbedarf und verweist auf die schlechten Erfahrungen in Berlin mit der
U2 A und B vor der Durchbindung am 13.11.1993. Nicht nur ortsunkundige
Fahrgäste hatten damals Schwierigkeiten. Um Mißverständnisse jeder Art
auszuschließen, sollte der
Abschnitt Berlin Zoo - Brandenburg keinesfalls als RE 1 bezeichnet werden.
RE 5 wäre eine sinnvolle Alternative.
Mit der neuen "RE 1 West" wird die Fahrzeit zwischen dem Bahnhof Zoo und
Brandenburg drastisch auf 36 bis 38 Minuten verkürzt. Heute braucht z.B.
der IC noch 55 Minuten. Halten wird der RE nur in Berlin-Charlottenburg,
Berlin- Wannsee und Potsdam Stadt. Werder (Endpunkt der Regionalbahnlinie 1
vom südlichen Außenring) wird ausgespart - nach Auffassung der IGEB
ein Manko, ebenso wie der von vielen vermißte Stop der "RE 1 Ost" in Erkner.
Wie beispielsweise in München üblich sollten nach Auffassung der IGEB
die Express-Züge immer am Endbahnhof des S-Bahn-Systems halten.
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“RE1“ steht auf der Zugzielanzeige des neuen Steuerwagens. Im Kursbuch der Deutschen Bahn AG sind die stündlich zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) verkehrenden Regional Express-Züge allerdings noch als Eilzüge deklariert. Foto: Marc Heller |
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Nicht gerade mit Hochgeschwindigkeit, aber ohne Halt durchfährt der ansonsten 120 km/h schnelle RegionalExpress den Bahnhof Erkner. Halten sollen die Züge hier erst nach einem Umbau des Bahnhofs und seiner Gleisanlagen. Foto: I. Schmidt |
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Spezieller Service: Kaffee und Tageszeitungen bietet die DB AG den Reisenden in der 1. Klasse des RegionalExpresses. Außerdem gibt es hier (noch?) zu allen Tageszeiten freie Sitzplätze. Foto: I. Schmidt |
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Im "Fall Erkner" verweisen Hans Leister und Karl-Heinz Friedrich auf
betriebliche Zwänge. Züge Richtung Frankfurt (Oder) müßten zum Heranfahren
an den Bahnsteig das Gegengleis kreuzen - und das im Stundentakt unter
Rücksichtnahme auf Fern- und Güterverkehr sowie auf die ebenfalls stündlich
fahrende R 13. Außerdem: wegen der hohen Akzeptanz erwägt, die Bahn AG für
die RE 1 eine Taktverdichtung auf 30 Minuten. Zwar ist das wohl erst 1997
zu realisieren, doch wäre ein Halt in Erkner bei unveränderter
Betriebssituation dann erst recht illusorisch. Immerhin: Langfristig soll
die Strecke Berlin - Frankfurt (Oder) mit EU-Mitteln ausgebaut werden, dann
erfahren die Gleisanlagen im Bahnhof Erkner eine Umgestaltung - in welcher
Weise genau hängt auch von möglichen neuen Angeboten ab, etwa einem von
Berlin mit zu finanzierenden StadtExpress parallel zur S-Bahn.
Während am westlichen Ende der Regionalbahnlinie 1, in Werder, das
Umsteigen auf den RegionalExpress durch den bisher nicht geplanten Halt
des RE vereitelt werden soll, ist am östlichen Ende der R1, in
Berlin-Karlshorst, zwar ein Umsteigen auf den RE möglich. Doch wer
aus Richtung Werder kommend in Berlin-Karlshorst eintrifft, muß auf
den stündlich verkehrenden RE 34 Minuten warten. In Richtung Werder
beträgt die Übergangszeit sogar 56 Minuten - ein unhaltbarer Zustand.
Gerade während der Zeit, in der
durch die Stadtbahnsanierung das Durchfahren Berlins per Bahn nicht mehr
möglich ist, muß eine attraktive Südumfahrung angeboten werden.
Hier besteht also dringender Handlungsbedarf für die DB AG.
RE 2,3 und 4
Die übrigen RE-Linien werden zunächst alle zwei Stunden
bedient, später kann es einen Stundentakt oder abschnittsweise
sogar einen Halbstundentakt geben.
Der einst bereits für 1994 avisierte RE 2 (vgl. SIGNAL 9-10/93 )
verkehrt ab 28. Mai 1995 von Berlin-Lichtenberg über Berlin-Schöneweide nach
Cottbus. Die Linie ersetzt auf diesem Abschnitt die Eilzüge der heutigen
Relation Schwedt - Hoyerswerda. Dazu kommen zwischen Berlin und
Cottbus wieder alle zwei Stunden InterRegios, denn die Ausdünnung
des IR-Angebots zum letzten Fahrplanwechsel stieß auf viel Kritik.
Schwedt wird künftig durch die RE 3 mit Berlin verbunden. In
Angermünde soll möglichst Anschluß von und nach Szczecin (Stettin)
gewährleistet
sein. Gedacht ist an "Pendelfahrten" mit einer VT 628-Triebwagengarnitur.
Im Süden beschreibt die RE 3 einen großen Bogen, erschließt so aber den
Elbe-Elster-Kreis: Via Jüterbog, Falkenberg und Rußland führt sie bis
Senftenberg.
Auch um den Verlauf der Linie RE 4 nachzuvollziehen, bedarf es des
genauen Studiums der Streckenkarte. Von Potsdam Pirschheide kommend, erreicht
sie in Blankenfelde die "Dresdener Bahn", verläßt diese wieder kurz vor
Doberlug-Kirchhain, um vor Finsterwalde auf die Strecke nach Cottbus zu
treffen. Der Abschnitt Wünsdorf - Finsterwalde wird wahrscheinlich ohne
Halt durchfahren, in Finsterwalde besteht Anschluß nach Senftenberg.
Ideal verknüpft die RE 4 die brandenburgische Landeshauptstadt mit Wünsdorf.
In die dortige "GUS-Militärstadt" sollen ja bald 1.000 Landesbedienstete
umziehen. Kommt es tatsächlich dazu, würde der RegionalExpress auch als
"Beamten-Shuttle" fungieren - wahrscheinlich mit speziellen Konferenz- bzw.
Büroabteilen ausgestattet. Langfristig ist für den Abschnitt Potsdam
Pirschheide - Wünsdorf aber ein anderes Bedienungskonzept vorgesehen;
denn die Züge der RE 4 sollen später einmal die Route Neuruppin - Berlin -
Senftenberg befahren.
Konzept für's Jahr 2000
Grundgedanke des doppelklassigen RE-Systems ist die Erschließung
regionaler Entwicklungszentren bei nur wenigen Unterwegshalten und
Linienlängen bis zu ca. 250 Kilometern, ausnahmsweise sogar darüber.
Mit neuen Fahrzeugen - zum Beispiel Triebzügen mit gleisbogenabhängiger
Wagenkastensteuerung - wird generell eine Höchstgeschwindigkeit von
160 km/h möglich. In Berlin und Brandenburg könnte bis zur Jahrtausendwende
folgendes Netz realisiert sein:
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RE 1 Rathenow - Brandenburg - Berlin Stadtbahn - Frankfürt
(Oder) - Cottbus
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RE 2 Perleberg - Wittenberge - Berlin Stadtbahn - Lübbenau - Cottbus
RE 3 Schwedt - Angermünde - Berlin Nord- Süd-Tunnel
(?) - Jüterbog - Senftenberg - Cottbus
RE 4 Neuruppin - Berlin Nord-Süd-Tunnel (?)
- Wünsdorf- Finsterwalde - Senftenberg
Länderübergreifende Linien:
- RE Cottbus - Falkenberg - Leipzig
- RE Cottbus - Senftenberg - Dresden
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Foto: Stefan Schnerr |
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Oben: Warten auf die R5. Der erste Zug aus Nauen kam erheblich verspätet, aber in den folgenden Tagen (Bild unten) klappte es besser. Seit dem 27. Juni verkehren die Züge der R5 nicht mehr nach Jungfernheide, sondern zu einem provisorischen Bahnsteig auf dem Westring unmittelbar neben der Ringbahnhalle des S-Bfs Westkreuz. Diese durch Bauarbeiten auf dem Nordring bedingte Veränderung bedeutet eine deutliche Attraktivierung der R-Bahn, vor allem durch die Anschlüsse zu den S-Bahn-Zügen Richtung Friedrichstraße und Neukölln. Die nächste Veränderung der R5 plant die Bahn für 1995. Dann sollen die Züge wieder über die Hamburger Bahn, also über Falkensee, nach Nauen verkehren Foto: Thomas Billik |
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Innerhalb Berlins sind alternativ zum projektierten, bekanntlich aber
noch recht umstrittenen Nord-Süd-Tunnel auch andere Linienführungen
denkbar, z.B. über den nördlichen Innenring und Lichtenberg.
Insbesondere die von Neuruppin kommende RE 4 könnte schon ab 1998 so
fahren - den Lückenschluß zwischen Hennigsdorf und Tegel natürlich
vorausgesetzt. Denkbar ist auch eine interimsweise bis Gesundbrunnen
verkehrende "RE 4 Nord".
Über den Umfang des Netzes und die Taktdichte entscheiden
letztlich die Länder. Sie müssen den RegionalExpress
ab 1. Januar 1996 bestellen - und bezahlen.
Übriger Regionalverkehr und StadtExpress
Sie zählt nicht zum RE-System, doch wird sie mindestens ebenso gefeiert
werden: die für Sommer 1995 in Aussicht gestellte Regionalzug-Verbindung
zwischen Nauen und Westkreuz - über Falkensee! Auf der neuen Route der
R5 sollen Triebwagen des Typs VT 628 zum Einsatz kommen, teilweise
im Durchlauf von/nach Wittenberge. Über Staaken sind Züge der Relation
Rathenow - Spandau vorgesehen, doch müssen die Fahrgäste hier wegen
Bauarbeiten im Abschnitt Wustermark - Spandau möglicherweise ein Jahr
lang auf den ungeliebten "Schienenersatzverkehr" ausweichen.
Schließlich: Zum 28. Mai 1995 soll er nun doch kommen, der mehrfach
avisierte StadtExpress (SE) zwischen Berlin-Schöneweide und Wünsdorf.
Seine Qualitätsnormen - Stundentakt, modernste Wagen mit 1. und 2. Klasse -
werden aber schon heute von den Zügen der noch als R 2 bezeichneten
Linie erfüllt. Der StadtExpress bedient die vom RegionalExpress ohne
Halt durchfahrenen Stationen. IGEB
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