Rückblick
2008 – Die BVG stellte ihre neueste und modernste
Straßenbahn vor: den Flexity Berlin.
In allen vier Prototypen waren Fahrkartenautomaten
eingebaut, die Geldscheine annahmen
und eine Kartenzahlung zuließen.
Sie hatten nur ein Problem: Sie waren mehr
defekt als funktionsfähig.
2011 – Am 10. September 2011 stellte die
BVG ihren ersten Flexity-Serienwagen vor –
mit einer Überraschung: Es wurden die alten
Automaten eingebaut, Automaten die keine
Geldscheine annehmen und erst recht keine
Kartenzahlung haben. Die Tatsache, dass die
langen Flexity zwei Automaten bekamen.
kann nicht über die Mängel hinwegtrösten.
Bereits am 5. April 2011 war im Amtsblatt
der EU eine Ausschreibung für 583 stationäre
und 312 mobile Automaten für die BVG-Straßenbahn
bekannt gemacht worden.
2012 – In SIGNAL, Heft 6 wiesen wir das erste
Mal auf die Problematik hin.
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Keine Annahme von Geldscheinen in den Fahrkartenautomaten der Straßenbahn – obwohl viele angebotenen Fahrscheinen nur mit seiner größeren Anzahl von 2-Euro-Stücken zu zahlen sind Foto: Michael Dittrich |
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2013 – Bei der Anpassung der Prototypen
des Flexity Berlin wurden die neuen Automaten
ausgebaut und, wie bereits in der Serie,
durch alte Automaten ersetzt.
Im Amtsblatt der EU wurde die Vergabe
des Auftrages aus der Ausschreibung vom
5. April 2011 bekannt gegeben. Der Auftrag
ging an die Firma Höft & Wessel AG Almex
Division.
2014 – SIGNAL, Heft 4 berichtete erneut über
die Problematik. Anlass waren die Antworten
auf zwei Anfragen im Abgeordnetenhaus.
So wurde zu einer Anfrage ein „Rollout“
neuer Automaten für das erste Quartal 2015
angekündigt, in der Antwort zur zweiten Anfrage
erklärte die BVG, wie stark sie von Manipulationen
ihrer Automaten betroffen ist.
2015 – Am 31. Mai 2015 waren es exakt zwei
Jahre, seit der Auftrag für neue Automaten
vergeben wurde. Passiert war nichts: Keine
neuen Automaten, keine Scheinannahme
in der Straßenbahn und immer wieder
Verdruss bei den Kunden – nachzulesen in
SIGNAL, Heft 5.
2016 – Die Firma Höft & Wessel AG wurde
2015 in METRIC mobility solutions AG umbenannt.
Am 28. Juni 2016 meldete das
Unternehmen Eigeninsolvenz an, welche
vom Amtsgericht Hannover am 1. Juli 2016
zugelassen wurde. Die Firma METRIC gab
am 8. Juli 2016 in einer Pressemitteilung
bekannt, dass die Berliner Verkehrsbetriebe
vom Vertrag zurücktreten. Die Auslieferung
der Automaten war für den Zeitraum Oktober
2016 bis zur Jahresmitte 2017 vorgesehen.
Eine Erklärung der BVG gab es dazu
nicht.
Der aktuelle Stand der Dinge
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Änderung der Akzeptanz bei Kartenzahlungen zum 1. Januar 2018 Neben der Zahlung mit einer Kreditkarte ist auch die Zahlung mit der girocard und der PIN möglich. Im Falle einer Störung darf die Magnetstreifentechnologie künftig aber nicht mehr angewendet werden. Die Autorisierungszentralen lehnen bereits Autorisierungsanfragen auf Basis von Magnetstreifendaten ab. Im Sinne der Ausfallsicherheit ist daher eine zeitnahe Umstellung auf TA 7.1 erforderlich. Ältere Geräte, wie die der BVG, können aber nicht durch einen Softwarewechsel angepasst werden. Deswegen muss die BVG diese Geräte nun schnell ersetzen. |
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Auch im Jahr 2017 gibt es keine neuen Fahrkartenautomaten
für die Straßenbahn, nicht
einmal eine neue Ausschreibung wurde bisher
gestartet. Stattdessen hat die BVG im
Amtsblatt der EU eine Freiwillige Ex-ante-Transparenzbekanntmachung
über die Vergabe
eines Lieferauftrages ohne vorherigen
Aufruf zum Wettbewerb veröffentlicht. Inhalt
des Auftrages ist der Austausch der Kartenlesegeräte
in den stationären Automaten
der BVG, bedingt durch eine Forderung der
Deutschen Kreditwirtschaft (siehe Kasten
auf Seite 15).
So etwas ist nur möglich, wenn sehr strenge
Regeln erfüllt sind und für den Auftraggeber
unvorhersehbare Ereignisse vorliegen.
Das ist für die BVG gegeben mit der (gescheiterten)
Vergabe des Auftrages vom 31. Mai
2013 (also vor vier Jahren) und mit der Insolvenz
des Auftragnehmers, dem wegen
Leistungsverzug gekündigt werden musste.
Eine Prüfung aller erdenklichen Möglichkeiten
habe ergeben, dass der Einsatz der
älteren Automaten weiterhin erforderlich ist.
Somit kann nur der Hersteller der Automaten
die gewünschten Geräte liefern.
Vertane Chancen
Seit 2011 versucht die BVG, neue Fahrkartenautomaten
für U-Bahn und Straßenbahn
zu bekommen. In anderen Betrieben
lief das besser. Für Potsdam wurden 2009
neue Fahrkartenautomaten ausgeschrieben,
und im ersten Quartal 2012 konnte das Programm
„Austausch der Automaten“ beendet
werden. Die damals neuen Variobahnen
wurden mit den neuen Automaten geliefert.
Ob der Vertrag wegen der Insolvenz der
Firma METRIC gekündigt werden musste, ist
nach Meinung der IGEB auch etwas zweifelhaft.
Alle Aufträge wurden an die Firma
Almex abgegeben, womit die BVG heute
über neue Automaten verfügen könnte.
Auch ist nicht nachvollziehbar, warum nicht
sofort eine neue Ausschreibung gestartet
wurde. Ein Lastenheft für die neuen Automaten
ist ja vorhanden, denn es wurden ja Automaten
bestellt und die Technik ändert sich
zwar, aber so schnell dann doch nicht.
Mit neuen Automaten hätte die BVG heute
nicht das Problem, die Kartenlesegeräte
austauschen und damit erneut in alte Automaten
investieren zu müssen.
Das größte Problem bleibt aber immer
noch ungelöst: Wie zahlt ein Kunde in der
Straßenbahn seinen Fahrschein, wenn er kein
Kleingeld hat? Die Antwort der BVG ist dabei
einfach nur eine Unverschämtheit: Der Fahrgast
hat sich vor Antritt einen gültigen Fahrausweis
zu beschaffen oder genügend Kleingeld
bei sich zu führen. Dass die Automaten
keine 2-Euro-Münzen annehmen bzw. dieses
nur mit Widerwillen, verschärft das Problem.
Natürlich verkaufen die Kontrolleure der BVG
keine Fahrausweise, sie behandeln Fahrgäste,
die kein Kleingeld haben, als Schwarzfahrer.
Wann greift der Senat endlich ein?
Unverständlich ist auch die Passivität des
Berliner Senats. Auf der einen Seite soll die
BVG die Einnahmen aus Fahrgeldern steigern,
auf der anderen Seite befördert sie zahlungswillige
Fahrgäste quasi kostenlos, da die sich
keinen Fahrschein kaufen können. Welche
Summe der BVG dadurch jedes Jahr verloren
geht, kann nicht ermittelt werden, aber jeder
einzelne Fahrgast, der zahlen will und unfreiwillig
zum Schwarzfahrer wird, ist einer zu
viel. (md)
IGEB Stadtverkehr
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