Wenn ab 31. August die S 9 vom Flughafen
Schönefeld kommend ab Ostkreuz nicht
mehr auf die Stadtbahn fahren kann, sondern
über den Ostring bis Blankenburg
(abends bis Greifswalder Straße) geführt
wird, muss eigentlich nur beim Verkehrsangebot
auf der Stadtbahn reagiert werden.
Wie reagiert wird und wie problematisch
das veränderte Angebot ist, wird im vorstehenden
Artikel zur S 3 ausgeführt.
|
Fahrgastinformation im Bahnsteigtunnel des Bahnhofs Flughafen Schönefeld. Künftig wirds noch komplizierter: S 45 morgens und nachmittags nach Südkreuz, vormittags und am frühen Abend nach Bundesplatz sowie nach 20 Uhr und am Wochenende gar nicht. Foto: Florian Müller |
|
Der Berliner Senat nahm die Veränderung
bei der S 9 aber zum Anlass, auch das
Angebot auf dem Südring ab 31. August zu
verändern. Die vom Flughafen Schönefeld
kommende S 45 wird von Hermannstraße
bis Südkreuz bzw. Bundesplatz verlängert.
Dafür wird die von Spindlersfeld kommende
S 47 bis Hermannstraße zurückgezogen.
Initiiert und begründet hat die Senatskanzlei
die Veränderungen mit der besseren
Erreichbarkeit des Flughafens Schönefeld.
Weil dieser das S 9-Angebot auf die
innerstädtische Stadtbahn verliert, sollen
zur Kompensation mehr Nord-Süd-Linien
mit der S 45 erreichbar sein, um so mit einmaligem
Umsteigen auf dem Südring Ziele
in der Innenstadt besser zu erreichen. Sicherlich
trifft diese Annahme auf einige von
Schönefeld kommende Fahrgäste zu, aber
die Zahl der negativ betroffenen ist um ein
Vielfaches größer.
Senatsargumentation überzeugt nicht
Die Senatsargumentation ist allein schon
deswegen nicht überzeugend, weil die
Fluggäste ab Schönefeld alle 30 Minuten
mit einem Regionalzug (RE 7 oder RB 14)
fast alle wichtigen Bahnhöfe auf der Stadtbahn
umsteigefrei – und schneller als mit
der S-Bahn – erreichen können.
Unlogisch in der Senatsargumentation ist
auch, dass die eingeschränkten Betriebszeiten
der S 45 unverändert beibehalten werden.
Wenn dieses Angebot so wichtig ist,
warum fährt die Linie dann auch weiterhin
weder am Abend noch am Wochenende?
Außerdem vernachlässigt das Senatskonzept,
dass das Zurückziehen der von
Spindlersfeld kommenden S 47 sicherlich
sehr viel mehr Fahrgästen schadet, als die
Verlängerung der S 45 nutzt. Schließlich hatten
sich S-Bahn und Senat vor Jahren darauf
verständigt, die besser genutzte S 47 weiter
auf den Südring zu führen, als die S 45. An
der Ausgangslage für diese sachgerechte
Entscheidung hat sich nichts geändert. Versuche
von Pro Bahn, die Verantwortlichen
für dieses Problem zu sensibilisieren, blieben
ohne Erfolg.
Trösten können sich die in Spindlersfeld
zusteigenden Köpenicker damit, dass die
S 47 wenigstens abends und am Wochenende
weiterhin bis zum Bahnhof Südkreuz
fahren wird. Aber insgesamt wird das Angebot
auf dem Südring damit noch unübersichtlicher.
Fahrgastverwirrung ist
vorprogrammiert
Für – oft ortsunkundige – Fluggäste bedeutet
das Senatskonzept, dass sie ab 31. August
in Schönefeld tagsüber in eine S 9 nach
Blankenburg und abends nach Greifswalder
Straße steigen können. Wollen sie zum Fern-,
Regional- und S-Bahnhof Südkreuz, dann
können sie morgens mit der S 45 mit Ziel
Südkreuz, vormittags mit der S 45 mit Ziel
Bundesplatz, mittags/nachmittags mit der
S 45 mit Ziel Südkreuz und abends kurzzeitig
mit der S 45 mit Ziel Bundesplatz fahren. Danach
müssen sie dann die S 9 nehmen und in
Schöneweide auf die S 46 mit Ziel Westend
oder S 47 mit Ziel Südkreuz umsteigen.
Wer das nicht versteht, der wende sich an
den Berliner Senat. Die S-Bahn Berlin GmbH
jedenfalls ist dafür nicht verantwortlich.
Es kann und muss
nachgebessert werden
Für den 31. August ist eine Verbesserung
wahrscheinlich zu spät. Weil dieser Zustand
ohne Verbindungskurve in Ostkreuz aber bis
2014 anhalten wird, muss spätestens zum
Fahrplanwechsel im Dezember 2009 nachgebessert
werden. Da die S 45 der Senatskanzlei
wichtig ist und sie spätestens mit der für
2011 geplanten Inbetriebnahme des neuen
Flughafens Schönefeld ein deutlich höheres
Fahrgastaufkommen haben wird, muss sie
konsequenterweise kontinuierlich zwischen
Schönefeld und Südkreuz verkehren.
Zugleich sollte die S 47 bis Bundesplatz
fahren. Lediglich im Berufsverkehr mit seinem
5-Minuten-Takt bei den Ringzügen S41/
S42 könnte das Kehren in Bundesplatz problematisch
werden. Doch dann wäre ein Enden
der S 47 in Hermannstraße nicht so gravierend,
weil durch die dichte Zugfolge ein
schnelles Weiterkommen auf dem Südring
möglich ist. IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
|