Zur Erinnerung: Im August hatte die AG
Straßenbahn der Berliner Fahrgast- und
Umweltinitiativen ihr “Tra(u)mstadt-Konzept"
vorgelegt. Die Resonanz war überwältigend,
bis heute treffen täglich neue Bestellungen
der Broschüre ein. Im September
sollte eigentlich die überfällige Vorstellung
des Senatskonzeptes folgen. Doch der
Tagesspiegel nahm dem Verkehrssenator die
Arbeit ab, veröffentlichte und verriß das
Konzept. Dies bot Senator Haase die Chance,
das Senatskonzept einige Tage später in
einem Interview als Vorstellungen seiner
Verwaltung herunterzuspielen, die mit ihm
nicht abgestimmt seien.
Ein neuer Tagespiegel-Artikel brachte den
Senator dann in Zugzwang: am 26. Oktober
wurde das sich grundlegend vom Senatskonzept
unterscheidende Tram-Konzept der
BVG öffentlich bekannt. Daraufhin präsentierte
Senator Haase am 8. November ein
neues Konzept seines Hauses. Vorgestellt
wurde eine Kurzfassung. Mehr gibt es allerdings
auch noch nicht. Nachdem die Senatsplaner ein Jahr
lang ein straßenbahn-feindliches Konzept
erarbeiten sollten, war es
heim besten Willen nicht zu schaffen, innerhalb
weniger Wochen ein fundiertes straßenbahn-freundliches
Konzept vorzulegen.
Über das Tra(u)mstadt-Konzept und das erste
Senatskonzept konnten Sie sich in SIGNAL 7/91
und 8/91 informieren.
Das jüngste, als Kurzfassung deklarierte Senatskonzept
werden Sie in SIGNAL 10/91 finden. Daß die IGEB Ihnen
nach Vorlage des
neuen Senatspapieres zunächst und ausführlich
das Tramkonzept der BVG vorstellt,
dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Erstens
weigert sich Senator Haase, das BVG-Konzept
der Allgemeinheit zugänglich zu
machen, zweitens bildete es die Basis für die
schnelle Erarbeitung des neuen Senatskonzeptes,
drittens will die IGEB damit die Arbeit und
die Initiative der BVG für die Berliner Straßenbahn
würdigen, und viertens
dokumentiert der nachfolgende Artikel die
aktuellste, in einiges Punkten überarbeitete
Fassung des Tram-Konzeptes der BVG.
Das BVG-Konzept
Wichtige Grundlagen des BVG-Konzeptes
sind neben einer betriebswirtschaftlichen
Betrachtungsweise bei der Bewertung des
bestehenden und zukünftigen Netzes auch -
und darin unterscheidet es sich qualitativ
ganz wesentlich vom alten Senatskonzept
- die schnelle Zunahme des Verkehrs vor allem
in der Berliner Innenstadt, weil hier
sehr viel gebaut werden wird,
- die mittel- bis langfristige Zunahme des
Verkehrs durch große neue Siedlungen in
den Außenbezirken,
- die ökologischen Belange und
die Kosten von S-, U- und Trambahn-Bau
in Zusammenhang mit den finanziellen
Möglichkeiten des Landes Berlin.
Die daraus resultierenden Anforderungen
zur Bewältigung des zu erwartenden Verkehrs
sind, so das Fazit der BVG, nur mit
einer Modernisierung des bestehenden
Tramnetzes und vor allem mit seiner zügigen
Weiterentwicklung in der Innenstadt zu
bewältigen. Mit Ausnahme der Wiederherstellung
unterbrochener Linien und der Fertigstellung
begonnener Bauabschnitte scheidet der
weitere U-Bahn-Bau nach Meinung
der BVG wegen seiner immensen Kosten
und den daraus resultierenden jahrzehntelangen
Realisienrngszeiträumen aus: “Im
Interesse der städtebaulichen und verkehrlichen
Entwicklung der Stadt kann nur ein
modernes Stadtbahn-(Tram-)Sytem die bereits
kurzfristig benötigten Verstärkungen
für die bestehenden Schnellbahnsysteme
bereitstellen"
Allein für den (Ost-Berliner) Innenstadtbereich
wird bei dem vom Senat angestrebten
Modal-Split von 80:20 (Anteil ÖPNV im
Verhältnis zu MIV) ein zusätzliches Verkehrsaufkommen
von täglich ca. 700.000
ÖPNV-Fahrten prognostiziert. Deshalb ist
es das Hauptanliegen des BVG-Konzeptes,
für die Innenstadt eine leistungsfähige und
flächige Bedienung zu entwickeln, die durch
U-Bahn-Linien nicht zu leisten wäre. Da gerade
für die Innenstadt grundlegende städtebauliche
Entscheidungen unmittelbar bevorstehen,
sind die Belange des ÖPNV und
insbesondere der Tram von vornherein zu
berücksichtigen. Die logische Schlußfollgerung
im BVG-Konzept: "Wenn der ÖPNV
im Zentrum nach einem Modal-Split von
bis zu 80:20 Träger des Verkehrs werden
soll, muß sein Konzept auch Basis der übrigen
Verkehrswegeplanung sein. Dennoch
lassen Aussagen anderer Verkehrskonzepte
gerade die vordringlich zu lösenden Fragen
im zentralen Bereich offen."
Einige Seiten weiter wird bekräftigt: Die
Prognosewerte für die gesamtverkehrliche
Entwicklung "machen deutlich, daß für die
Innenstadt eine dichte und leistungsfähige
ÖPNV-Erschließung benötigt wird! Dies ist
nur durch ein ausreichend dimensioniertes
Schienensystem möglich. Die Erweiterung
des U-Bahn-Netzes, insbesondere der Linie
U5, sowie der Neubau von U-Bahn-Linien
sind weder aus finanziellen noch aus zeitlichen
Gründen ein gangbarer Lösungsweg.
Ein modernes 'stadtbahnähnliches' Tramsystem
kann aber ähnlich hohe Leistungswerte
erzielen, wenn das Betriebskonzept, insbesondere
die Netzkonfiguration und der
Fahrzeugpark, auf höchste Anforderungen
ausgelegt werden. Es kann bei konsequentem
Einsatz attraktiver als ein alternatives
U-Bahn-System sein und ist damit für den
ÖPNV nachfragefördernd"
Ost-Tram und West-U-Bahn
zu einem Schnellbahnnetz entwickeln
“Die Komplettierung des Tramnetzes muß
gleichzeitig mit der Integration mit dem
vorhandenen Schnellbahnsystem, insbesondere
mit dem U-Bahn-System, erfolgen.
Beide Systeme sind zu einem integralen
Schienensystem zu vereinen, Das Tramsystem
muß in seiner Ausprägung Funktionen
als U-Bahn-Ersatz und U-Bahn-Ergänzung
übernehmen und ein für den Nutzer gleichwertiger
Teil eines einheitlichen Systems
werden.
Planungsschwerpunkt muß die Erschließung
des zentralen Stadtgebietes zwischen Zoo
und Alexanderplatz mit wichtigen verkehrserzeugenden
Einrichtungen sein. Für diesen
Bereich sind bis zu 1 Mio. tägliche Fahrten
zusätzlich zu erwarten. Gnındlage für diese
Annahme sind Berechnungen unter Berück-
sichtigung bekannter erster Daten (60.000
zusätzliche Arbeitsplätze, 20.000 zusätzliche
Wohnungen) sowie Schätzungen für das
mögliche hohe Potential, das moderne zentrale
Einkaufs-, Verwaltungs- und Dienstleistungseinrichtungen
bilden werden."
Anlagen und Fahrzeuge
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Die BVG ist derzeit für Überraschungen gut. Eben war sie noch Betreiberin einer Museums-Straßenbahn, nun enagiert sie sich unerwartet deutlich für eine moderne Tram. Foto: M. Heller |
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“Die vorhandenen Anlagen und Fahrzeuge
sind gekennzeichnet durch veraltete Gleisanlagen
und einen großen Altbestand an
Fahrzeugen (rund 40%). Der Zustand der
Gleisanlagen macht eine durchgreifende
Modernisierung fast des gesamten Netzes
erforderlich. Anstelle der Altbaufahrzeuge
müssen (zu modernisierende) Tatra-Züge
auf weniger bedeutenden Linien eingesetzt
werden. Dafür müssen gleichzeitig moderne
Niederflurfahrzeuge als Rückgrat des Tram-Angebotes
beschafft werden. Dabei ist
grundsätzlich von einem zweigleisigen Einrichtungsbetrieb
sowie einer Wagenbreite
von 2,30 m auszugehen. ... Unter Berücksichtigung
der üblichen Lieferzeiten für eine
so große Anzahl Neuwagen werden nach
Abschluß dieser Lieferung die inzwischen
modernisierten Tatra-Wagen ihre Nutzungsdauer
erreicht haben und durch weitere Neufahrzeuge
ersetzt werden, so daß
daraus ein kontinuierliches Beschaffungsprogramm entsteht."
Netzkomplettierung und -integration
in Berlin-Mitte
"Schon auf den ersten Blick wird deutlich,
daß das heutige Straßenbahnnetz in der Innenstadt
(Berlin-Mitte) nur noch ein Torso ist, Wichtige
Verkehrsströme werden
nicht an ihr eigentliches Ziel, z.B. den Alexanderplatz
oder die Friedrichstraße, gebracht,
sondern daran vorbeigeführt bzw.
vorzeitig zum Aus- oder Umstieg gezwungen.
Die Umsteigesituation an einem der
wichtigsten Bahnhöfe Berlins, dem Bf. Friedrichstraße,
ist für den Fahrgast völlig unakzeptabel, da
die Straßenbahn kurz vor Erreichen
desselben zum Kupfergraben abbiegt.
Der andere bedeutende Umsteigebahnhof, Alexanderplatz,
sowie der Bereich
südlich des Straßenzuges Unter den Linden
wird aufgrund der Stillegung der Straßenbahn
in diesem Bereich überhaupt nicht berührt.
Aus dem dargestellten Torso muß zunächst
ein nachfrageorientiertes und geschlossenes
Netz entwickelt werden. Die Komplettierung
des Netzes in der City ist die erste Stufe
und wichtigste Voraussetzung bei der
Weiterentwicklung des Schienennetzes in
Berlin."
“Die in einem Teilbereich eingestellten und
z.T. abgebauten Straßenbahnstrecken, die
durch sehr unwirtschaftliche Buslinien ersetzt
wurden, weil ein gedachter U-Bahn-Bau nicht
finanziert werden konnte, müssen
in sinnvollem Umfang wiederhergestellt und
ergänzt werden, damit unnötig gebrochene
Verkehre wieder direkt bedient werden
können und ein außerordentlich attraktivitätsmindernder
Angebotsmangel entfällt"
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Neue Töne auch zum Bus in der Innenstadt: Wegen der vorhandenen hohen Schadstoff- und Lärmbelastung ist von einer Buserschließung ... weitestgehend abzusehen. Foto: IGEB Archiv |
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“Im stark belasteten Straßennetz der Innenstadt
sind bereits heute für eine Reihe von
Straßen immissionskritische Werte festgestellt
worden (Kohlenmonoxid, Stickstoff,
Kohlenwasserstoffe und Lärm), die eine
weitere Steigerung des Autoverkehrs nicht
mehr zulassen. Aus diesem Grunde ist auch
von einer Buserschließung, die ohnehin nur
mittels eines dichten Busspurnetzes praktikabel
wäre, weitestgehend abzusehen.
Ein moderner Trambetrieb ist wegen seiner
Umweltfreundlichkeit (geringe Geräuschemission,
keine lokalen Schadstoffemissionen) für eine
hochverdichtete Innenstadt
hervorragend geeignet und läßt sich besonders
in Fußgängerzonen und Straßen mit
Boulevardcharakter einpassen. Die Einbringung
eines modernen Trambetriebes in der
Friedrichstraße und der Leipziger Straße
wird daher nicht nur für möglich, sondern
für verkehrlich auch unbedingt erforderlich
gehalten, zumal auch die U6 ihre Kapazitätsgrenze
schnell erreicht haben wird und
für Kurzstreckenfahrgäste keine Alternative
zum Oberflächenverkehrsmittel darstellt."
1995: Friedrichstraße - Leipziger Straße -
Grunerstraße - Alexanderplatz -
Karl-Liebknecht-Straße - Prenzlauer Tor
“Dringendste und auch wichtigste Maßnahme
ist im Rahmen der Netzkomplettierung
zunächst die Hineinführurng des von Norden
herangeführten, aber am Kupfergraben endenden
Schienennetzes in das eigentliche
Verkehrsziel, die Quartiere Friedrichstraße/Unter den Linden
bis Friedrichstraße/Leipziger Straße und
des aus östlichen Bezirken herangeführten, aber am Mollknoten
tangential endenden Schienennetzes zu den
eigentlichen Verkehrszielen Alexanderplatz,
Berliner Rathaus, Marx-Engels-Platz, Friedrichstraße
und Unter den Linden. Damit
wird den Bewohnern der nördlichen und
östlichen Stadtbezirke erstmalig ein ungebrochenes
und vernetzes Verkehrsangebot
bis in das Stadtzentrum geboten. Gleichzeitig
entfällt die aufwendige Ergänzungsbedienung
durch einige Buslinien (z.B. 142) ...
Ausdrücklich wird die Befahrung der Friedrichstraße
mit modernen, geräuscharmen
Trambahnen gefordert, um eine dichte vertikale
Parallelverknüpfung mit der U6 an
mehreren Stellen, der U2 und um die Verknüpfung
mit dem wichtigen Verkehrsknoten Bf. Friedrichstraße
sicherzustellen."
1996: Invalidenstraße - Lehrter Bf. -
Reichstagsufer - Ebertstraße -
Potsdamer Platz - Leipziger Straße
Als zweite, mindestens ebenso wichtige
Maßnahme ist die Durchbindung der Tram
über die Sandkrugbrücke zum Lehrter
Stadtbahnhof anzusehen. Von hier aus ist
eine Strecke nach Süden zur Erschließung
des künftig hochverdichteten Gebietes entlang
der Spree und um den Reichstag herum zu
führen, Die ehemalige, noch teilweise
vorhandene Schienenstrecke im Zuge der
Ebertstraße bis zum Potsdamer Platz kann
zur Erschließung dieses Gebietes und zur
gleichzeitigen Vernetzung mit der vom
Alexanderplatz herangeführten Strecke wieder
genutzt werden ... Es ist aber auch eine
westlich parallel verschobene neue Erschließungsstrecke
für dieses Gebiet über die
Entlastungsstraße denkbar, um nicht zu
dicht am Reichstag bzw. am Brandenburger
Tor entlang zu fahren, falls dies aus Sicherheitsgründen
als problematisch angesehen
werden sollte. Jedoch können Tramsysteme
in sicherheitsrelevanten Fällen kritische Bereiche
ohne Halt passieren."
1998: Lückenschluß Hackescher Markt -
Spandauer Straße - Molkenmarkt
“Hier handelt es sich um eine typische
Lückenschließung, um die am Hackeschen
Markt ankommenden Verkehre ins Zentrum
und darüber hinaus Richtung Westen
und Süden weiterzuleiten und die bisherige
teure und nachfragewidrige Führung des
Verkehrs abzubauen un Durchmesserlinien zu bilden."
1998: Potsdamer Platz -
Bahnhof Zoologischer Garten
“Am Potsdamer Platz kann und darf das
Tramsystem nicht enden, denn hier wird in
Zukunft nicht der Verkehr enden, sondern
hier werden die Verkehre durchlaufen und
sich scheiden, um in andere Richtungen
weiterzufahren. Da ausreichende Ost-West-Angebote
im derzeitigen ÖPNV-Netz fehlen, ist eine notwendige
Durchbindung des
Tramsystems in die City-West schon heute
absehbar. Es sollten daher schon jetzt die
planerischen Vorkehrungen getroffen werden.
Die Weiterführung über Tiergartenstraße bietet
sich insofern an, als ein modernes geräusch- und
emissionsloses Nahverkehrsmittel wie die Tram
hervorragend geeignet wäre, das Kulturforum, das Botschaftsviertel
und das Hotelviertel
komfortabel an das ÖPNV-Netz im Westen
wie im Osten anzubinden."
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Kartengrundlage: SenBauWohn V |
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Die BVG betont bei mehreren der geplanten Strecken, daß es sich um eine Wiederinbetriebnahme einstmals vorhandener Straßenbahnverbindungen handelt. Zu Recht, wie die beiden Kartenauschnitte zeigen: Bis zur ehemaligen Grenze sind die Gleise noch eingezeichnet. Kartengrundlage: SenBauWohn V |
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2000: Potsdamer Platz - Potsdamer Straße
- Kleistpark
Auf der Straße, unter der einst die U10 verkehren
sollte, ist im BVG-Konzept nun eine
Straßenbahn vorgesehen. Mit der Verlängerung
vom Potsdamer Platz zum Kleistpark
werden drei Umsteigemöglichkeiten zum U-Bahn-Netz
geschaffen.
2000: Alexanderplatz - Rathausstraße -
Französische Straße - Ebertstraße -
Potsdamer Platz
“Ein Blick auf die Innenstadtkarte verdeutlicht
die klaffende Angebotslücke zwischen
der nördlichen Tangente (S-Bahn-Stadtbahn)
und der südlichen Tangente (Trambahn Leipziger
Straße und U2). Das sich
immer stärker verdichtende Quartier entlang der
Französischen Straße und weiter
nach Westen in das zukünftige Dienstleistungszentrum
wird zwangsläufig eine solche weitere Erschließung
durch eine Tramstrecke unabweisbar machen"
Das Endschleifen-Problem
“Durch diese dargestellten Maßnahmen
kann die äußerst lästige und verkehrlich unsinnige
Benutzung der Gleisendschleifen am
Kupfergraben weitgehend überflüssig werden.
Durch die vorgesehene Vernetzung
werden Durchmesserlinien durch die Innenstadt
ohne Endhalten und ohne Aufstellbedarf im
Straßenland ermöglicht. Die Fahrgäste können,
ohne an Endpunkten ein- oder aussteigen zu müssen,
alle Teile in der
Innenstadt variabel erreichen und wieder
verlassen.
Die darüber hinaus vorhandenen Endschleifen
(Stadion der Weltjugend/Olympiahalle
sowie Hackescher Markt) sind dagegen,
wenn auch mit teilweise reduzierter Bedeutung,
auf Dauer zu erhalten, u.a. zur Bewältigung von
Störungen, Straßensperrungen
und veranstaltungsbedingten Sonderverkehren.
Aus diesem Grund ist bei den Planungen für die
“Olympiahalle sowie für die umfangreiche
Mantelumbauung der Ersatz der
bisherigen Endschleife Stadion der Weltjugend
durch eine neue leistungsfähige Endschleife,
möglichst westlich des Hallenstandortes, vorzusehen.
Zusätzliche Endstellen sind dagegen bei
diesem Konzept in städtebaulich sensiblen
Bereichen nicht nötig. Lediglich am Lehrter
Bf. (Zentralbahnhof) sowie am Kulturforum
werden aufgrund deren verkehrlicher Bedeutung
bzw. der erwarteten verkehrlichen
Ausprägung (Zwischen-) Endpunkte erforderlich."
Verknüpfung von Ostberliner Tram
und Westberliner U-Bahn
“Neben der Komplettierung des innerstädtischen
Tramnetzes im Bezirk Mitte ist eine
sinnvolle und homogene Verknüpfung des
Ostberliner Tramnetzes mit dem Schienennetz
des Westteils der Stadt als weitere
Zielstellung eines Verkehrskonzeptes für
die Berliner Tram folgerichtig. Zur Integration
der beiden Verkehrsnetze sind folgende
Verlängerungen von Tramstrecken, die
zugleich als Lückenschlüsse anzusehen sind,
vordringlich und sollten daher ebenfalls unverzüglich
in Angriff genommen werden."
1996: Wiederherstellung der Straßenbahn
zwischen Wedding und Prenzlauer Berg
“Bisher endet die vom südlichen Endpunkt
Revaler Straße kommende Linie 3 an der
Bornholmer Straße Ecke Björnsonstraße im
Bezirk Prenzlauer Berg. Seit Öffnung der
Mauer hat sich an dieser Stelle der frühere
dichte Verkehr zwischen den Stadtbezirken
Wedding und Prenzlauer Berg wieder eingestellt.
Eine Wiedereröffnung des ehemaligen Straßenbahnnetzes
anstelle des
derzeitigen Busersatzverkehrs erscheint angesichts
der außerordentlich starken Inansbruchnahme
dieser Verbindung geboten.
Eine Verlängerung der Linie 3 über die Bösebrücke,
Bornholmer und Osloer Straße
zur Seestraße verbindet darüber hinaus die
wichtigen Nord-Süd-Schnellbahnlinien (S1,
8, 85, 86 und 10, U6, 8 und 9) in Ost-West-Richtung.
Die frühere Straßenbahntrasse auf dem
Mittelstreifen der Osloer Straße steht noch
zur Verfügung und kann entsprechend wieder
genutzt werden. Die Führung der Tram
muß auch im Bereich der Bösebrücke zweigleisig
sichergestellt werden, gegebenenfalls
ist eine Brückenerweiterung vorzusehen.
Eine eingleisige Streckenverlängerung, womöglich
aus statischen Gründen, entspräche
keiner modernen Lösung, ihr kann aus
verkehrlichen, betrieblichen sowie Sicherheitsgründen
nicht zugestimmt werden.
Im Bereich der Seestraße ist die Einrichtung
einer Gleisschleife erforderlich, zumal
hier eine Blockumfahrung möglich ist. Da
eine moderne Tram beinahe geräuschlos
fährtt, ist eine Lärmbelästigung der Anlieger
weitestgehend auszuschließen."
1996: Wiederherstellung der Straßenbahn
über die Sandkrugbrücke
“Derzeit verbindet die Linie 4 als Rest des
ehemaligen Straßenbahnringes noch den
Jahn-Sportpark im Bezirk Prenzlauer Berg
und den S-Bf, Warschauer Straße. Auch
hier bietet es sich an, die Linie über die
ehemalige Grenze hinaus zu verlängern,
Durch diese Verbindung würde in Richtung
Westen eine komplettierende Verbindung
vom Jahn-Sportpark über Bernauer
Straße, S-Bf. Nordbahnhof, Invalidenstraße
(U-Bf. Zinnowitzer Straße) und die Sandkrugbrücke
bis zum Lehrter Stadtbf. (Zentralbahnhof geplant)
hergestellt, Aufgrund
der oben geschilderten verkehrlichen Bedeutung
des Zentralbahnhofs und seines
Umfeldes ist eine leistungsfähige Trasse in
der Invalidensıraße und über die neuzubauende
Sandkrugbrücke unbedingte Voraussetzung."
1996: ÖPNV Erschließung des geplanten
Zentralbahnhofs in Ost-West-Richtung
“Der künftige Zentralbahnhof bedarf aufgrund
seiner hohen verkehrlichen Bedeutung unbedingt
einer ausreichenden Ost- West-Erschließung mit
einem Leistungsfähigen Schienenverkehrssystem.
Da es nicht denkbar ist, eine U-Bahn-Linie zeitgerecht
zu finanzieren und zu bauen, bietet sich -
wie bereits erwähnt - die vernetzte Erschließung
durch die Tram an.
Als einer der ersten Schritte wurde der Lückenschluß
vom Zentralbahnhof über das
Regierungsviertel, Ebertstraße, Brandenburger Tor
zum Potsdamer Platz bereits
vorgetragen. Damit wäre eine weitere Vermaschung
des Tramnetzes in der City zu erreichen und
eine effektive und leistungsfähige Verbindung
des künftigen Berliner Zentralbahnhofes mit dem Ostteil der Stadt
(Bezirke Prenzlauer Berg, Friedrichshain
Sowie Teile von Mitte und Wedding) sowie
eine Verknüpfung dieser Bereiche mit S-(Stadt-)Bahn
und Fernbahn gegeben.
Ein zweiter Streckenabzweig im Bereich
Lehrter Bahnhof über U-Bf. Turmstraße
zum U-Bf. Mierendorffplatz wäre eine wichtige
Verbindung des neuen Zentralbahnhofs
mit Moabit und Charlottenburg und Umsteigemöglichkeiten
zu wichtigen Schnellbahnen (U7 und U9) ...
Nur eine in der obigen Weise vorzunehmende
Erschließung des Zentralbahnhofs wäre
in der Lage, das zu erwartende Verkehrsaufkommen
von ca. 200.000 Fahrgästen/Besuchern etc. zu
bewältigen. Jede andere
nichtvernetzte Lösung, wie sie in ersten Planungsentwürfen
vorgelegt wurde, dürfte den
sich entwickelnden Bedarfsverhältnissen
nicht gerecht werden."
1994: Wiederherstellung der Straßenbahn
über die Oberbaumbrücke
“Der südlichste Endpunkt des ehemaligen
Berliner Straßenbahnringes der Linie 3 ist
derzeit an der Revaler Straße. Eine Verknüpfung
mit der S-Bahn am Bahnhof Warchauer Straße
ist nur bedingt vorhanden,
da eine Entfernung zwischen beiden Punkten
von rund 200 m als Fußweg überbrückt
werden muß. Eine weitere Heranführung
der Tram über die Warschauer Brücke und
ihre Weiterführung über die Oberbaumbrücke
bis zum U-Bahnhof Schlesisches Tor
wäre die richtige und der Bedeutung dieses
Knotens adäquate Maßnahme und zugleich
eine Wiederherstellung des alten Zustandes
... Die Weiterführung der Tram über die
Brücke bietet neben der Parallelverknüpfung
die Möglichkeit der Anlage einer ersten
Endschleife um die Grünanlage am
Gröbenufer.
Darüber hinaus bietet sich ... die Möglichkeit,
in einem weiteren Schritt vor allem in
Richtung Berlin-Mitte über die Köpenicker
Straße bzw. in Richtung Neukölln neue Angebote
zu schaffen und damit auch in diesem Teil
der Innenstadt vorhandene Lücken
zu schließen bzw, den Vernetzungseffekt zu
erhöhen."
2000: Wiederherstellung der Straßenbahn
über die Schillingbrücke
Der für 1996 vorgesehene Straßenbahnabzweig
von der Leninallee über Friedenstraße und
Straße der Pariser Kommune zum
Hauptbahnhof soll anschließend nach
Kreuzberg weitergeführt werden. Die Trasse
verläuft über Schillingbrücke, Engelbecken
und Adalbertstraße zum Kottbusser
Tor (U1, U8).
Netzverknüpfungen im Südosten
“Auch ab S-Bf. Adlershof bietet sich eine
neue Verbindung an. So sollte die Linie 84
anstatt nach Altglienicke - Am Falkenberg
besser in Richtung Westen verlängert werden
und zwar vom S-Bf. Adlershof über
Rudower Chaussee, Neudecker Weg bis
zum U-Bf, Rudow. Eine solche tangentiale
Verbindung schließt die Lücke zwischen
zwei südlichen Berliner Stadtbezirken mit
einem modernen und schnellen Verkehrsmittel
und trägt ihren Teil bei zum Zusammenwachsen
der Stadt. Darüber hinaus läßt
die beabsichtigte städtebauliche Neuordnung
des ehemaligen Flugplatzgeländes Johannisthal
sowie von dessen Umfeld eine
erhebliche zusätzliche Nachfrage für die
dargestellte Verbindung erwarten, so daß
ohnehin eine Anbindung in dieser Richtung
benötigt wird.
Der S-Bf. Schöneweide ist ein geeigneter
Ausgangspunkt für eine zweite Verbindung,
um die ehemaligen getrennten Verkehrssysteme
Ost und West attraktiv zu verknüpfen und zu
einem System zu integrieren. Die
bereits vorhandenen Strecken der Linien 17
und 85 ... sind bereits heute stark frequentierte
Abschnitte dieser Gesamtrelation.
Der derzeitige Endpunkt Haeckelstraße ist
Ohnehin verkehrlich ungünstig, da der
Hauptsiedlungsschwerpunkt im weiteren
Verlauf des Sterndammes bis zur Stubenrauchstraße
liegt. Eine Verlängerung bis
dorthin halten wir für unabdingbar und sollte
bereits kurzfristig vorgesehen werden.
Längerfristig könnte dann auch eine Verlängerung
über die Massantebrücke und
Stubenrauchstraße zum U-Bf. Zwickauer
Damm realisiert werden, um die gesamte
zweite Netzverknüpfung zwischen Rudow
und dem Industriegebiet Schöneweide sowie
den Stadtteilen Karlshorst und Friedrichsfelde
bzw. Köpenick herzustellen. Das
in der Stubenrauchstraße liegende Gleis
kann dabei miteinbezogen werden."
Neue Aufgaben für die Tram
im Raum Pankow/Weißensee
“Die Zukunft des Pankower Tramnetzes
wird maßgeblich bestimmt durch die künftige
städtebauliche Entwicklung und übergeordnete
Verkehrsplanung. In diesem Zusammenhang ist
es von Bedeutung, daß im Raum Blankenfelde/Buchholz
schwerpunktmäßig der Bau von ca. 16.500 Wohnungen
geplant und in Niederschönhausen
und Wilhelmsruh Verdichtungen von zusätzlich 1.300
bis l.700 Wohnungen vorgesehen sind, Über
die Entwicklung des Ortsteils Rosenthal in
Verbindung mit dem
Märkischen Viertel gibt es noch keinerlei
städtebauliche Konkretisierungen.
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Diese Karte zeigt, wie es nach den Vorstellungen der BVG im Jahr 2000 in Berlin-Mitte aussehen soll. Aus dem heutigen Torso ist ein richtiges Tramnetz geworden. Karte: BVG |
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Unter der Voraussetzung der unabdingbar
zu fordernden Verlängerung der U2 bis
Pankow Kirche kann eine modernisierte
Tram das weitere Grundgerüst des öffentlichen
Nahverkehrs im Norden Pankows bedeuten.
Dafür bestehen im Pankower Netzteil
günstige Voraussetzungen. Die in Nord-Süd-Richtung
verlaufenden Tram-Linien
können nach Verlängerung der U2 bis Pankow,
Kirche dort ideal verknüpft werden.
Die gesammelten Verkehrsströme können
von hier aus durch die U-Bahn in die Innenstadt
weitergeleitet werden. Damit entfällt
endlich auch die verkehrlich wie wirtschaftlich
äußerst unglückliche Parallelführung
von Tram und U2 in der Schönhauser Allee.
Das nördliche Tramnetz kann dennoch mit
dem übrigen Tramnetz verbunden bleiben.“
Zur Erschließung Buchholz/Blankenfelde
“ist festzuhalten, daß der nach erfolgtem intensivem
Wohnungsbau in Buchholz zu erwartenden starken
Nachfrageentwicklung
weiterhin durch eine modernisierte Tramstrecke
entsprochen werden muß. Bereits
heute befördert die in diesem Bereich verkehrende
Tramlinie 49 am Querschnitt Pankow, Kirche
werktäglich ca. 11.000 Personen. In Verlängerung
dieser Linie werden
heute bereits werktäglich mit der Buslinie
227 ca. 20.000 Fahrgäste befördert. Eine
Umstellung dieses Busbetriebes auf Trambetrieb
mindestens bis Osloer Straße ist
damit schon jetzt gerechtfertigt, dürfte aber
spätestens nach dem Ausbau von Buchholz/Blankenfelde
als verlängerte Tramstrecke
unabweisbar nötig werden. Insofern ist auch
schon eine kurzfristige Betriebsumstellung
dieser Art wirtschaftlich sinnvoll und würde
eine verbesserte Bedienungssituation darstellen."
“Im Zusammenhang mit der erwarteten intensiven
Bebauung des Gebietes Buchholz/Blankenfelde auch
eine Tangentialverbindung in Richtung Weißensee
erforderlich werden. Hierzu bietet es sich an, den
Nordabschnitt der Linie 49 (nach entsprechendem
Ausbau) über den Verknüpfungspunkt S-Bf. Heinersdorf
mit dem Nordabschnitt der Linie 71 und dem Endpunkt der
Linien 10/24 über die Rennhahnstraße zu
verbinden. Gleichzeitig entsteht damit eine
direkte Verbindung von Pankow nach Weißensee
bzw. weiter bis Hohenschönhausen.
Diese sowie die beschriebene Tangentiale
über Wollankstraße schließen die heute
noch fehlenden Schienenverbindungen zwischen
Pankow und Wedding sowie Pankow,
Buchholz und Weißensee."
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Baustelle der U8 unter dem Eichborndamm. Foto: Th. Billik |
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Weidendammer Brücke im Züge der Friedrichstraße. Mit Erneuerung der Brücke ab 1992 wird die Straßenbahn stillgelegt - nach den Plänen des Verkehrssenator für immer. Erfreulicherweise will sich die BVG damit nicht abfinden: Ausdrücklich wird die Befahrung der Friedrichstraße mit modernen geräuscharmen Trambahnen gefordert, heißt es im BVG-Konzept. Doch nicht nur in der Friedrichstraße engagiert sich die BVG pro Tram. Denn: Das innerstädische U-Bahn-Netz wird schon bald seine Kapazitätsgrenze erreichen und die Erweiterung des U-Bahn-Netzes ... sowie der Neubau von U-Bahn-Linien sind weder aus finanziellen noch aus zeitlichen Gründen ein gangabarer Lösungsweg. Foto: M. Horth |
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In östlicher Richtung soll diese “Nordtangente“
zum Jahr 2000 bis nach Ahrensfelde
verlängert werden.
Exkurs zur Linie 22
“Eine Verlängerung der Linie 22 durch das
Märkische Viertel (MV) zum S- bzw. U-Bf.
Wittenau (Nordbahn) erscheint dagegen
z.Z. noch nicht sinnvoll. Erst wenn die Bebauungsdichte
im Raum Rosenthal wesentlich zunimmt
und sich die Verkehrsbeziehungen zwischen
dem MV und Pankow verstärken, könnte
eine solche Maßnahme ins
Auge gefaßt werden. Ohne eine intensivere
Bebauung ist sogar von der derzeitigen unattraktiven
Straßenbahnbedienung zugunsten einer
nachfrageorientierteren Busbedienung Abstand zu nehmen.“
Perspektiven für die Tram in Köpenick
“Das Köpenicker Netzteil ... nimmt im Rahmen
des Berliner Straßenbahnnetzes eine
Sonderstellung ein, da es eine separate, auf
die Altstadt ausgerichtete, sternförmige
Grundstruktur besitzt und nur über eine
einzige Strecke mit dem übrigen Netz verbunden
ist. Die für die Straßenbahn relevanten städtebaulichen
und verkehrlichen
Entwicklungspotentiale betreffen zum einen
die Altstadt Köpenick als zu sanierendes
und denkmalgeschütztes städtebauliches
Ensemble und zum anderen den starken
Ausflugsverkehr.
Besonders die Stärkung des Oberzentrums
Köpenick ist eine stadtplanerisch bedeutsame
Aufgabe, bei der die Straßenbahn einen
wichtigen Anteil leisten kann. Dabei schließen
sich eine Aufwertung der Altstadt und
ein Erhalt der Tram keineswegs aus, da viele
Beispiele zeigen, wie Straßenbahnen in
sonst weitgehend verkehrsberuhigten, historischen
Arealen ein attraktives Verkehrsangebot sein können.
Die verkehrliche Zukunft in Köpenick liegt
demnach nicht in einer Netzerweiterung,
sondern in einer Modernisierung und Erneuerung
der Anlagen und Fahrzeuge sowie
ggf. Straffungen des Netzes.
Längerfristig ist die Frage zu stellen, inwieweit
die Entwicklung des Verkehrsaufkommens die
Beibehaltung aller Teile des Netzes in seiner
heutigen Form rechtfertigt.
Dabei muß man davon ausgehen, daß der
Abschnitt Adlershof - Altglienicke - Am
Falkenberg der Linie 84, der überwiegend
in eingleisiger Strecke einen relativ dünn
besiedelten Bereich bedient, langfrist
nicht mehr vertretbar sein wird ...
Ob eine Verbindung zwischen Friedrichshagen
und der Straßenbahn Schöneiche/Rüdersdorf
hergestellt werden kann, wird sich
erst in Zukunft zeigen. Zum einen gewinnt
das Köpenicker Oberzentrum zunehmend
an Anziehungskraft und zum anderen sind
die Kosten einer Umspurung der Schöneicher
Meterspur auf Berliner Normalspur zu
berücksichtigen und die Entwicklung im Bereich
Schöneiche/Rüdersdorf ausschlaggebend.
Problematisch erscheint aus betriebwirtschaftlicher
Sicht die Frage der Aufrechterhaltung des
Tram-Betriebs im Bereich Friedrichshagen.
Insbesondere die Strecke zwischen Friedrichshagen
und Rahnsdorf der
Linie 25 als S-Bahn-Parallelverkehr dürfte
auf lange Sicht nicht haltbar sein, da eine
Verlängerung, die der Strecke zusätzliche
Fahrgäste bringen würde, als wenig realistisch
anzusehen ist. Hier sind laufende Bedarfs- sowie
Kosten-Nutzen-Analysen erforderlich."
Tangentialverbindungen
“Neben den auf die Innenstadt ausgerichteten
Radialen sollte mit einer Tangentialverbindung
aus dem Bereich Hohenschönhausen nach Oberschöneweide
ein Wohn- und
Arbeitsstättenschwerpunkt miteinander verbunden
werden. Aus entwicklungspolitischen Gründen
sollten mit der Straßenbahnmodernisierung nicht
nur auf das Zentrum ausgerichtete Strecken
gefördert werden, sondern auch zwischenbezirkliche
Verbindungen zur Stärkung und Erhaltung der
Berliner polyzentrischen Struktur. Vor dieser
Ausbau-Entscheidung ist aber auf jeden
Fall eine Bedarfsberechnung sowie eine Kosten-Nutzen-Betrachtung
erforderlich, um
sicherzustellen, daß eine dauerhafte Auslastung gegeben ist.
Der neueste Entwurf zum Flächennutzungsplan (FNP)
für das gesamte Berlin sieht
ebenfalls eine deutliche Verdichtung des
Gebietes in Mahlsdorf vor. Die bisherige
Struktur von Wohnen und Arbeiten soll dabei erhalten
werden. Unter dieser Voraussetzung
kann die heutige Straßenbahnstrecke
Köpenick - Mahlsdorf erhalten bleiben
und bei entsprechender Nachfrage vom
Hultschiner Damm über die Ridbacher
Straße zum U-Bf. Hellersdorf verlängert
werden."
2,65-Fahrzeuge auf den Relationen
Marzahn bzw. Weißensee - Stadtmitte
“Im Osten Berlins befinden sich in den Bezirken
Marzahn, Hellersdorf und Hohenschönhausen
große Neubauwohngebiete.
Die verkehrliche Erschließung erfolgt bisher
mit einer U-Bahn-, zwei S-Bahn- und
zwei Straßenbahnstrecken. Angesichts des
goßen Verkehrspotentials von ca. 420.000
Einwohnern stellt sich die Frage nach weiteren,
besseren Verkehrsanschlüssen. Die
Vorstellungen, neue U-Bahn-Linien im
Zuge der Leninallee und Berliner Allee zu
bauen, lassen sich angesichts der hohen Kosten
und des langen Realisierungszeitraums
nicht vertreten. Wenn die vorhandenen
Straßenbahnstrecken Stadtbahnqualität eralten,
können sie diese Siedlungsschwerpunkte
angemessen in hoher Qualität bedienen.
Allerdings sollte die Option offengehalten
werden, die Verbindungen von Hohenschönhausen
und Marzahn zur Innenstadt längerfristig mit 2,65 m
breiten Stadtbahnwagen ausrüsten zu können, was der
hohen Nachfrage, aber auch den langen und
mittleren Reiselängen der Fahrgäste auf
dieser Relation besser entgegenkommen
dürfte.
Beide Linien könnten direkt zum Alexanderplatz
geführt werden, wobei die vorhandenen Gleispaare,
die ursprünglich für die
U10 geplant waren, benutzt werden. Die
Tunnelanlagen sind bereits für das U-Bahn-Großprofil,
also 2,65 m breite Fahrzeuge,
vorbereitet"
Gestaltungsgrundsätze zum Streckennetz
“Die Strecken des künftigen Berliner Tram-Netzes
müssen folgenden Grundsätzen entsprechen:
- zweigleisiges Strekennetz mit Durchmesserlinien
und Endlinien (Ein eingleisiger
Betrieb ist in jedem Fall zu vermeiden, da
er folgende Nachteile aufweist: Zwänge in
der Fahrplangestaltung mit negativen Auswirkungen
für Anschlüsse zu anderen Linien, Verspätungen
werden in das übrige
Netz übertragen, Taktverdichtungen bei
Spitzenstunden sind nicht möglich, Unfallschwerpunkte
bei Übergangspunkten von
Ein- zur Zweigleisigkeit.);
- Einrichtungsbetrieb mit Einfach- und
Doppeltraktion;
- weitesgehende Vorhaltung besonderer
Bahnkörper, und dort, wo dies aus baulichen
Gründen nicht möglich ist, Trennung
der Gleise vom Individualverkehr durch
Aufpflasterungen, Bordsteine oder Markierungen;
- Anlage von unterirdischen bzw. Unterpflaster-Abschnitten
nur in wenigen Ausnahmen; dabei muß sichergestellt sein, daß die
Anlagen auch längerfristig nutzbar sind;
- Anlage von Endschleifen zur Sicherstellung
des wirtschaftlichen Einrichtungsbetriebes."
Grundsätze zur Fahrzeugestaltung
“Die in Berlin vorhandenen
Fahrzeuge entsprechen in
keiner Weise den
heute gestellten Anforderungen an ein
modernes Tramsystem ... Folgende
Parameter für den
künftigen Fahrzeugtyp werden zugrundegelegt:
- Fahrzeuglänge: ca. 25 m
- Zugverband: grundsätzlich 2-Wagen-Zug, auf stark
frequentierten
Strecken auch 3-Wagen-Züge
- Zuglänge: grundsätzlich ca. 50 m, in
Ausnahmefällen bis
75 m
- Fahrzeugbreite: 2,30 m
- Fahtzeugbauart: 6-achsiges Niederflur-Gelenkfahrzeug
- Fußbodenhöhe: 350 mm über SOK,
im Einstiegsbereich
290 mm.
Grundsätzlich besteht die Wahl zwischen Ein- und
Zweirichtungsfahrzeugen ... Nach Abwägung der
Vorteile der beiden unterschiedlichen Wagentypen
sollen die neuen Fahrzeuge, wie bisher in Berlin
üblich, Einrichtungsfahrzeuge sein. Dies bietet sich schon
allein deswegen an, weil das vorhandene
Netz vollständig mit Endschleifen ausgestattet
ist und nur wenige neue Endschleifen
oder Dreieckskehren hinzugebaut werden
müssen, deren Kosten im Verhältnis zu allen
übrigen Streckenbaumaßnahmen zu vernachlässigen
sind. Nur ein geringer, ca.
l0%iger Anteil am Fahrzeugpark sollte in
Zweirichtungsversion ausgestattet werden,
um im Verstärkungs- und Störungsdienst
eingesetzt zu werden ... Die Kosten eines
neuen Niederflurwagens liegen je nach Ausstattung
zwischen 3,7 und 4,1 Mio. DM."
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Als dringendste und auch Wichtigste Maßnahme sieht das BVG-Konzept für 1995 die Fertigstellung der Tramverbindung Friedrich-/Leipziger Straße vor. Ein Trambetrieb in diesen Straßen wird von der BVG nicht nur für möglich, sondern für verkehrlich auch unbedingt erforderlich gehalten, zumal auch die U-Bahn-Linie 6 ihre Kapazitätsgrenze schnell erreicht haben wird und für Kurzstreckenfahrgäste keine Alternative zum Oberflächenverkehrsmittel darstellt. Bereits als Bestand eingetragen sind in der Karte Planungsjahr 1995 die Verlängerungen der Ringlinie zu den U-Bahnhöfen Zinnowitzer Straße und Schlesisches Tor, weil diese nach den Vorstellungen der BVG schon 1994 realisiert werden sollen. Karte: BVG |
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Realisierbarkeit und Kostenüberlegungen
“Die Kosten für die Modernisierungsmaßnahmen
können derzeit nur pauschal abgeschätzt werden.
Grundlage bilden die Ergebnisse der Gutachten
über die Wiedereinführung der Straßenbahn, die im Frühjahr
1991 der Senatsverwaltung für Verkehr vorgelegt
wurden. Aufgrund dieser Arbeiten
werden folgende Kosten angesetzt:
- Ausbau/Grundinstandsetzung von 1 km
Doppelgleis: 3,0 Mio. DM
- Neubau von 1 km Doppelgleis: 7,5 Mio
DM
- Neubau von 1 km Doppelgleis im Innenstadtbereich: 10,0 Mio, DM
Die Komplettierung und Modernisierung
des Netzes im Bereich Mitte umfaßt ca. 22
km Neubau und 4 km Modernisierung und
kostet rd. 230 Mio. DM.
Die Verknüpfung des vorhandenen Tramnetzes mit
dem Schnellbahnnetz im Westteil
der Stadt umfaßt den Neubau von ca. 21 km
und die Modernisierung von ca. 14 km mit
Kosten in Höhe von 200 Mio. DM.
Für die Modernisierung und den Ausbau
der wichtigsten vorhandenen Ostberliner
Tramstrecken auf Stadtbahnniveau und
Komplettierung des Netzes müssen ca. 150
Mio. DM angesetzt werden.
Die Grundinstandsetzung des gesamten übrigen
Tramnetzes wird mit 330 Mio. DM
veranschlagt.
Für das im Jahr 2000 konzipierte Netz werden
ca. 950 Fahrzeuge benötigt; davon werden etwa
500 Wagen Neubaufahrzeuge sein
müssen. Die Kosten für die Neubaufahrzeuge,
die bis dahin beschafft sein müssen, betragen
überschlägig ca. 1,85 Mrd. DM.
Die vorgeschlagenen Maßnahmen können
realisiert werden, wenn
- schnelle Entscheidungen für einen Erhalt
und Ausbau der Straßenbahn zur Stadtbahn
gefällt werden,
- mit den Planungen für die Netzkomplettierung
unverzüglich begonnen wird,
- bei jeder vorbereitenden Baumaßnahme
(z.B, Brückensanierungen) die Straßenbahn
baulich oder zumindest konzeptionell mit
berücksichtigt wird,
- tragfähige Finanzierungspläne beschlossen
werden."
***
Daß die BVG von sich aus die Initiative ergriff
und ein Konzept für die Modernisierung
und den Ausbau des Tramnetzes erarbeitete,
das spricht für die BVG und ist zu begrüßen.
Damit wurde - für manchen überraschend -
klar, daß neben den Fahrgast- und Umweltinitiativen
auch der Betreiber dem Verkehrsmittel
Straßenbahn eine große Bedeutung für
die Bewältigung des zukünftigen Berliner Verkehrs beimißt.
Bemerkenswert ist insbesondere die realistische
Einschätzung hinsichtlich des zukünftigen U-Bahn-Baus.
Hier spricht die BVG aus,
was Verkehrsexpenen seit Jahren wissen und
Fahrgäste seit Jahrzehnten zu spüren bekommen:
Die Baukosten neuer U-Bahn-Strecken
stehen in keinem Verhältnis zu deren Nutzen,
und wegen der hohen Kosten lassen sich Verbesserungen
für ÖPNV-Benutzer durch neue
U-Bahn-Strecken nur im Schneckentempo
realisieren. Im relativ wohlhabenden West-Berlin
waren es durchschnittlich gerade mal
1,5 km U-Bahn-Strecke pro Jahr, mit sinkender
Tendenz. Zukünftig braucht die sehr viel
ärmere Gesamtstadt jede Mark zur dringend
benötigen Wiederinbetriebnahme von außer
Betrieb gesetzten S- und U-Bahn-Strecken, so
daß Gelder für den U-Bahn-Neubau in diesem
Jahrhundert mit Sicherheit nicht mehr zur
Verfügung stehen werdenn Vor diesem
Hintergrund wird das U-Bahn-Bautempo
dem Stadtentwicklungstempo, insbesondere
im City-Bereich, nicht annähernd genügen
können, so daß die BVG zurecht gegen den
Neubau von U-Bahn-Strecken ist.
Die Erkenntnis anderer Städte, daß ein modernes
Straßenbahnnetz, ausgerüstet mit
überwiegend eigenen Bahnkörpern und Vorrangschaltungen
an den Ampeln, den Fahrgästen mindestens
die gleiche, wenn nicht sogar
eine höhere Attraktivität bieten kann, hat die
BVG zur Grundlage ihres Trambahn-Konzeptes gemacht.
Eckpfeiler im BVG-Tram-Netz in die Tramstrecke
durch Friedrich- und Leipziger Straße,
die schon aus Gründen der zu erwartenden
Kapazitätsengpässe auf den U-Bahn-Linien 2
und 6 unverzichtbar sein wird, die aber vor
allem auch eine direkte und umsteigefreie
Erreichbarkeit der Friedricchstadt, insbesondere
aus den drei östlichen Hauptradialen erlaubt.
Mit diesem bis zum Jahr 1995 zu realisierenden
Kernstück der Netzerweiterung im Bezirk
Mitte zieht die BVG auch die Konsequenzen
aus der zu erwartenden rasanten Bautätigkeit
in der City-Ost. Der vom Berliner Senat angestrebte
80%ige ÖV-Anteil ist nur auf diesem
Wege zu erreichen, weil allein mit der Tram
eine hohe Zahl von Direktverbindungen und
eine kleinräumige Vernetzung von Linienästen
zur Vermeidung von Umsteigezwängen
erreichbar sind. Zusammen mit den anderen
im Bereich Mitte geplanten Neubaustrecken
(insg. rund 22 km) ist ein hochattraktives und
leistungsfähiges Innenstadtnetz bis zum Jahr
2000 realisierbar; das mit geschätzten Kosten
von 230 Mio DM etwa so viel kostet wie 1,5
km Berliner U-Bahn-Neubau.
Unverständlich bleibt jedoch die Tunneloption
der BVG für die Verbindung Mollknoten
- Hans-Beimler-Straße - Alexanderplatz. Die
Nachteile einer derartigen unterirdischen Verknüpfung
zum Alexanderplatz sind bereits in
SIGNAL 8/91 dargelegt worden. Sowohl die
daraus resultierenden Investions- und Betriebskosten
als auch die städtebaulichen
Konsequenzen und der Realisierungszeitraum
sind unvereinbar mit den von der BVG selbst
formulierten, vorstehend erläuterten Zielen.
Und ob es überhaupt gelingt, die Linien aus
der am stärksten frequentierten Radiale
Leninallee über oder besser unter der Hans-Beimler-Straße
zum Alexanderplatz zu führen, bleibt im
BVG-Konzept offen. Städtebauliche Probleme
(2. Rampe zwischen Mollstraße und Alexanderplatz)
und vor allem die begrenzte Leistungsfähigkeit
des Tunnels würden möglicherweise dazu führen, daß die
Radiale Leninallee auch dauerhaft nur mit
unattraktiven und kostenträchtigen Umwegen
über Karl-Liebknecht-Straße zum Alexanderplatz zuführen wäre.
Der zweite wesentliche Baustein des BVG-Tram-Konzeptes
ist die kurzfristige Verlängerung der Tram nach
West-Berlin, um die Verknüpfung zum dort bestehenden System von
S- und U-Bahnen und zu den benachbarten
Bezirkszentren zu erreichen. Bis zum Jahr
2000 sollen weitere 21 km Neubaustrecke die
Grundlage für das verkehrliche Zusammenwachsen
der Stadt bilden. Positiv hervorzuheben ist auch,
daß das BVG-Tramkonzept die
polyzentrische Stadtstruklur Berlins berücksichtigt.
Wichtig ist ferner, daß die BVG (soweit dies
chon möglich ist) die zukünftige Siedlungsentwicklung
in ihrem Tramkonzept berücksichtigt hat. Während
Verkehrssenator Haase
noch vor kurzem das Pankower Netz ohne
Perspektive sah, gewinnt es unter Berücksichtigung
der enormen Wohnbaufächen bei der
BVG eine völlig neue Bedeutung. Der Wermutstropfen
im BVG-Konzept, daß die Tram
in der Schönhauser Allee nach Verlängerung
der U2 bis Pankow, Kirche eingestellt wird,
sollte nicht dramatisiert werden, denn bei genauerer
Analyse der bestehenden und zukünftigen
Verkehvrsbeziehungen wird sich der
BVG-Vorschlag als unhaltbar erweisen. Auf
der wichtigsten Einkaufsstraße im Nordosten
Berlins kann man bei U-Bahnhofs-Abständen
von mehr als 1 km die Tram nicht als
unwirtschaftlichen Parallelverkehr abtun.
Notwendig ist hier eine verbesserte Vernetzung
der Tramlinien über Bornholmer; Wisbyer
und Dimitroffstraße, um die Schönhauser Allee
aus den benachbarten Ortsteilen
besser zu erreichen.
Unverständlich bleibt die BVG-Position zum
Märkischen Viertel. Den Nachweis, daß sich
eine U-Bahn in das MV nicht rechne, erbrachte
die BVG selbst bereits vor Jahren.
Gleichzeitig gehört das MV mit Querschnittsbelastungen
von z.T. fast 10.000 Fahrgästen
je Tag und Richtung zu den Abschnitten im
BVG-Busnetz, bei denen die Wirtschaftlichkeit
einer Tram völlig außer Frage steht. Herr
Ludwıg, Leiter der Karlsruher Verkehrsbetriebe,
referierte auf der 1. Sitzung der Berliner
Verkehrswerkstatt, daß ab 5.000 Fahrgästen je
Richtung und Tag die Straßenbahn betriebswirtschaftlich
günstiger sei, als der Bus. Und
für einzelne Streckenverästelungen könnten
die Fahrgastzahlen durchaus noch niedriger
sein, wenn dies die Wirtschaftlichkeit des Gesamtsystems
verbessert, Gerade die an anderer Stelle in
den Vordergrund der BVG-Argumentation geruckten
wirtschaftlichen Gesichtspunkte sprechen daher für die Tram in
das MV!
Während die Tram von der BVG insgesamt
offensiv und zukunftsweisend vertreten wird,
stellt der Betrieb das Köpenicker Netz wegen
seiner Meinung nach - auch zukünftig niedriger
Fahrgastzahlen unter einen betriebswirtschaftlichen
Vorbehalt, ohne jedoch Überlegungen zur Attraktivitätssteigrung
und zur
Erhöhung der Fahrgastzahlen anzustellen.
Ein Blick in das von Fahrgast- und Umweltinitiativen
vorgelegte "Tra(u)mstadt Berlin"-
Konzept hätte da schon weiter geholfen. Mit
300 m Neubaustrecke durch die Müggelheimer Straße
würde man nicht nur eine Beschleunigung der Tram
erreichen, sondern
auch direkte Linienführungen zum S-Bf
Spindlersfeld. Und mit einer 1 km langen
Neubaustrecke ließe sich das Salvador-Allende-Viertel
mit seinen 20.000 Einwohnern fast
vollständig durch die Tram erschließen. Was
für die Gesamtstadt gilt, muß auch für Köpenick
gelten: Eine höhere Wirtschaftlichkeit
des Gesamtnetzes erreicht man nicht durch
Stillegung von einzelnen - eventuell auch
schwach frequentierten - Streckenästen, sondern
durch eine möglichst vollständige Verlagerung
aller ÖPNV-Benutzer auf die Tram.
Gerade Köpenick bietet die Chance dafür!
Zu diskutieren bleiben auch noch einige betriebliche
Aspekte im BVG-Konzept. Die Festlegung auf
Einrichtungsfahrzeuge ist auf der
Grundlage des vorhandenen Netzes sicherlich
zu vereteten jedoch dürfte die Durchsetzung
von neuen endeschleifen zumindest bei den
Verlängerungsstrecken nach West-Berlin zu
Ärger und Verzögerungen führen und die Akzeptanz
der Tram erschweren. Das Berliner
Tramnetz ist schon heute und erst recht zukünftig
groß genung, so daß die Zahl der notwendigen
Fahrzeuge problemlos den Bestand von
Einrichtungs- wie auch von Zweirichtungsfahrzeugen erlaubt,
die nach den spezifischen Anforderungen einzelner Linien bzw.
Strecken eingesetzt werden sollten. Im Interesse
der kurzfristigen Realisierbarkeit der Verknüfungsstrecken
nach West-Berlin sollten auf der Basis des Bremer Wagens zunächst
jedoch Zweirichtuns-Wagen beschafft werden, die von den
Frankfürter Stadtwerken bereits
als Serienfahrzeug bestell worden sind.
Schließlich ist noch die BVG-Option zur späteren
Umrüstung der Hauptradialen auf 2,65 m breite
Fahrzeuge kritisch zu hinterfragen.
Die Konsequenz wäre nämlich faktisch eine Aufteilung des Netzes in ein 2,30 und ein
2,65 m-Netz, da für Fahrgäste das Aus- und Einsteigen
in ein 2,30 m breites Fahrzeug an einer für
2,65 m ausgelegten Haltestelle aus Sicherheitsgründen
nicht zumutbar ist. Nur mit
einem unverhältsmäßigen konstruktiven
Aufwand an den 2,30 m- Fahrzeugen wäre dies Problem
zu lösen. Deshalb ist es wahrscheinlicher, daß ein wesentliche
Qualität des bestehenden Tram-Netzes, nämlich die
direkte Verknüpfung der Großsiedlungen mit
den radialen wie auch den tangentialen Verbindungen,
zerstört würde.
Dennoch: Insgesamt ist das BVG-Tramkozept
mehr als nur ein Strategiepapier, und es
ist mehr als nur eine gute Grundlage für die
Diskussion um die verkehrsspolitische Zukunft
der Stadt. Mit der Benennung von Kerpunkten
der Netzentwicklung hat die BVG im Eilverfahren
nachgeholt, was die Verkehrsverwaltung in den
letzten 2 Jahren versäumt hatte. Das BVG-Konzept hat die Tram in Berlin
ein gutes Stück vorangebracht.
IGEB
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