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Unverändert kontrovers diskutiert wird das sogenannte Pilzkonzept für
den Berliner Eisenbahnverkehr [abgedruckt
in SIGNAL 6 und 7/92 ], so
auch auf dem Stadtforum des Senators für Stadtentwicklung und Umweltschutz
am 21./22.1.94 zum Thema Eisenbahn. Aber auch dort wurde das größte Manko
des Projekts sorgfältig verschwiegen: Das Kernstück des "Pilzkonzeptes",
der Tiergartentunnel für die Eisenbahn, ist gekoppelt mit den Tunnelröhren
für eine mehrspurige Schnellstraße in der Art einer Nord-Süd-Autobahn,
einst als Westtangente bezeichnet, jetzt als Bundesstraße 96.
Wer sich heutzutage für den Eisenbahntunnel stark macht, handelt sich - auch
wenn er es nicht will - den Autotunnel mit allen Konsequenzen ein! Der
Berliner Senat benutzt den Bahntunnel als Trojanisches Pferd, um die
allein nicht durchsetzbare Autoschnellstraße durch den Großen Tiergarten
nach langen vergeblichen Bemühungen mit diesem Trick doch noch bauen zu
können. Dabei wissen alle Fachleute, daß dieser Autotunnel die
Innenstadtstraßen nicht entlastet, sondern Nord-Süd-Verkehr anzieht
und dadurch die Bezirke nördlich und südlich seiner Zufahrten von
einer Autowelle mit Staus, Lärm und Abgasen ungeheuren Ausmaßes
bedroht sind.
Da auch die Bundesregierung den Sinn dieses
Tunnels nicht einsieht, ist sie weiterhin nicht bereit,
ihn zu finanzieren. Deshalb plant der Senat, die erforderliche
Milliarde aus dem Landeshaushalt zu bezahlen. Angesichts der drastischen
Sparmaßnahmen bei der BVG, aber z.B. auch im sozialen und kulturellen
Bereich, ist dies ein ungeheuerlicher und instinktloser Plan, der
zudem den Eindruck aufdrängt, daß die Bundesregierung dem Land Berlin
noch lange nicht genug Gelder gestrichen hat, solange sich der Senat
einen solchen Luxus erlauben kann. Damit wird die gesamtstädtische
Bedeutung der fatalen Fehlplanung des Berliner Senates deutlich, der
anscheinend immer noch nicht wahrhaben will, daß das Modell der
autogerechten Stadt gescheitert ist und neue Straßen die Probleme
verschärfen und nicht lösen. VCD - Landesverband Berlin
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